Iihrungsrerm sich kraß öffenvaren Werde. Die
deutsche Regierung wird also bei ihrem
Nein bleiben müssen, auch wenn die feindlichen
Mächte so gütig sein sollten, sich 50 oder 60 Milliarden
abhandeln zu lassen, wozu sie jedoch nicht die geringste
Bereitwilligkeit zeigen. Der Reichstagspräsident er¬
örtert sodann die Anschauung, daß vielleicht schon in
den ersten Märztagen die Aussicht auf einen Ausweg
verbaut sein könnte und die Alliierten ihre Drohungen
wahr zu machen beginnen würden. Wird das Ruhr¬
gebiet besetzt, so dürfte weder die Arbeitsfreudigkeit der
Bergleute gehoben werden, noch die Qualität der Kohle
sich bessern. Die Wirkungen einer verminderten För¬
derung würden nicht nur die Franzosen spüren, in
Deutschland selbst würde das Heer der Arbeitslosen so
wenig Steuern zahlen, wie die stillgelegten Betriebe.
Die gesunkenen Produktionskräfte würden allen Aus¬
fuhrabgaben ein schnelles Ende machen. Ob aber die
neuen Wirren, in die Deutschland gestürzt würde, auf
unser Land beschränkt bleiben, erscheint sehr unwahr¬
scheinlich. Ein krankes Glied an dem großen europäi¬
schen Körper steckt die anderen an. Halbinvalide Staa¬
ten liegen genug vor unseren Toren, die schnell von dem
Fieber ergriffen sein werden.
Der Schaden des Streiks in Leverkusen.
Der Bezirks=Schlichtungsausschuß in Köln hat den
wilden Streik bei den Farbwerken vormals Friedrich
Bayer & Co. in Leverkusen für einen schweren Ta¬
rifbruch erklärt. Die gesamte Oleumanlage ist
außer Betrieb gesetzt, eine ganze Ofenreihe erkaltet.
Der Schaden beträgt nach bisheriger Schätzung drei¬
ßig Millionen Mark, der mittelbare ist unüher¬
sehbar, denn es wird Monate dauern, bis die
Schwefelsäureerzeugung, die Grundlage der gesamten
Farbenerzeugung, wieder aufgenommen und die Arbei¬
ter wieder beschäftigt werden können. Die Farb= und
Medikamentenerzeugung in Leverkusen dient vornehm¬
lich für die Lieferungen der Wiederherstellung. Die
freien Gewerkschaften, die den Streik verurteilen, haben
jede Unterstützung und Verantwortung abgelehnt, wa¬
ren aber nicht in der Lage, die Notstandsarbeiten durch¬
zusetzen, die von einer geringen Zahl freiwilliger Ar¬
beitskräfte unter genügendem Schutz hätten verrichtet
werden können. Eine technische Nothilfe gibt es im be¬
setzten Gebiete nicht, da ihre Bildung von der Rhein¬
landkommission verboten worden ist.
Preisabbau in Deutschland.
Nach den Feststellungender Großhandelsindexzif¬
fern, für die nunmehr bei der Berechnung 75 Waren be¬
rücksichtigt werden, ergibt sichtbe einem Preisstande von
100 am 1. Jänner 1920 für den Jänner laufenden Jah¬
res ein Rückgang von 150 auf 136. Es ist somit eine
Abschwächung von 14 Punkten eingetreten gegenüber
dem Stande zu Anfang des Jahres und von 19 Punk¬
ten gegenüber der Rekordhöhe zu Anfang Dezember.
Im letzten Monate ist der Preisabbau am stärksten in
der Gruppe Lebensmittel.
Ein Schweizer über die Pariser Forderungen.
Im „Tag“ schreibt Dr. E. Jenny, ein Schweizer:
Es ist zum Axiom der Franzosen geworden, daß
Deutschland von nun ab dazu da sei das Loch in ihrem
Staatsbudget zu stopfen. (Es sind heute über 16 Mil¬
liarden Franken.) Das ganze Volk ist besessen von dem
Wuchergeist, der sich selbst im „Temps“ dahin äußern
konnte, es seien die Entschädigungssummen so hoch an¬
zusetzen, daß sie auch im günstigsten Falle die von
Deutschland zu erlangenden Beträge noch fühlbar über¬
steigen; es ist ja auch in Paris danach gehandelt wor¬
den. In solche Geistesverfassung ist das französische
Volk geraten durch die Agitation, die die innere Unzu¬
friedenheit ablenken und die die Massen beschwichtigen
sollte. Die Zauberformel lautet: Der Boche wird
alles zahlen.
Die Agitation hat die Ansprüche an einer Stelle
ins Volk gehämmert, an der sie gerade beim Franzosen
Nach einer Mitteilung der „Daily News“ betragen
die den Alliierten seit dem Beginn bis Ende November
1920 erwachsenen Besatzungskosten 35,9 Milliarden
Papiermark. Diese Summe entspricht den der deutschen
Regierung bereits bekannten Zahlen. Die Summe ist
doppelt so groß, als bei den Versailler Verhandlungen
dem deutschen Vertreter in Aussicht gestellt wurde. Da¬
zu kommt die ungeheure Steigerung der Besatzungs¬
kosten durch die Höhe der den Besatzungstruppen zu¬
stehenden Gehälter. Es erhält in der französischen Be¬
satzungsarmee z. B. ein Unterleutnant 52 440 Mark. ein
Major 104 880 Mark. Zum Vergleiche sei angeführt,
daß der deutsche Reichskanzler mit 110500 Mark nur
5620 Mark mehr als ein französtscher Major ethält.
Finanzielle Forderungen der Länder.
In Salzburg hat letzte Woche eine Konferenz der
Vertreter sämtlicher Länder stattgefunden, die zur Be¬
hebung der Finanznot der Länder eine Reihe von For¬
derungen an die Regierung stellte, darunter: Erhöhung
der Ueberweisungen auf das Dreifache. Uebernahme der
Hälfte des Gesamtaufwandes für Lehrerschaft und
Landesangestellte durch den Bund. Ueberlassung des ge¬
samten Valutagewinnes aus der Holzausfuhr oder Ein¬
führung von Landesausfuhrtaxen für Holz, Mitwirkung
der Länder bei den Gehaltsregulierungen der Staats¬
angestellten sowie die Erhöhung von anderen Bundes¬
beiträgen. Aehnliche Forderungen werden für die Ge¬
meinden erhoben. Sollten diese Forderungen binnen
vier Wochen nicht angenommen werden, so müßten die
Länder an die selbständige Ausübung ihres Steuer¬
hoheitsrechtes in erster Linie an die Wiedereinführung
früher bestandener Landessteuern schreiten.
deutsche Regierung wird also bei ihrem
Nein bleiben müssen, auch wenn die feindlichen
Mächte so gütig sein sollten, sich 50 oder 60 Milliarden
abhandeln zu lassen, wozu sie jedoch nicht die geringste
Bereitwilligkeit zeigen. Der Reichstagspräsident er¬
örtert sodann die Anschauung, daß vielleicht schon in
den ersten Märztagen die Aussicht auf einen Ausweg
verbaut sein könnte und die Alliierten ihre Drohungen
wahr zu machen beginnen würden. Wird das Ruhr¬
gebiet besetzt, so dürfte weder die Arbeitsfreudigkeit der
Bergleute gehoben werden, noch die Qualität der Kohle
sich bessern. Die Wirkungen einer verminderten För¬
derung würden nicht nur die Franzosen spüren, in
Deutschland selbst würde das Heer der Arbeitslosen so
wenig Steuern zahlen, wie die stillgelegten Betriebe.
Die gesunkenen Produktionskräfte würden allen Aus¬
fuhrabgaben ein schnelles Ende machen. Ob aber die
neuen Wirren, in die Deutschland gestürzt würde, auf
unser Land beschränkt bleiben, erscheint sehr unwahr¬
scheinlich. Ein krankes Glied an dem großen europäi¬
schen Körper steckt die anderen an. Halbinvalide Staa¬
ten liegen genug vor unseren Toren, die schnell von dem
Fieber ergriffen sein werden.
Der Schaden des Streiks in Leverkusen.
Der Bezirks=Schlichtungsausschuß in Köln hat den
wilden Streik bei den Farbwerken vormals Friedrich
Bayer & Co. in Leverkusen für einen schweren Ta¬
rifbruch erklärt. Die gesamte Oleumanlage ist
außer Betrieb gesetzt, eine ganze Ofenreihe erkaltet.
Der Schaden beträgt nach bisheriger Schätzung drei¬
ßig Millionen Mark, der mittelbare ist unüher¬
sehbar, denn es wird Monate dauern, bis die
Schwefelsäureerzeugung, die Grundlage der gesamten
Farbenerzeugung, wieder aufgenommen und die Arbei¬
ter wieder beschäftigt werden können. Die Farb= und
Medikamentenerzeugung in Leverkusen dient vornehm¬
lich für die Lieferungen der Wiederherstellung. Die
freien Gewerkschaften, die den Streik verurteilen, haben
jede Unterstützung und Verantwortung abgelehnt, wa¬
ren aber nicht in der Lage, die Notstandsarbeiten durch¬
zusetzen, die von einer geringen Zahl freiwilliger Ar¬
beitskräfte unter genügendem Schutz hätten verrichtet
werden können. Eine technische Nothilfe gibt es im be¬
setzten Gebiete nicht, da ihre Bildung von der Rhein¬
landkommission verboten worden ist.
Preisabbau in Deutschland.
Nach den Feststellungender Großhandelsindexzif¬
fern, für die nunmehr bei der Berechnung 75 Waren be¬
rücksichtigt werden, ergibt sichtbe einem Preisstande von
100 am 1. Jänner 1920 für den Jänner laufenden Jah¬
res ein Rückgang von 150 auf 136. Es ist somit eine
Abschwächung von 14 Punkten eingetreten gegenüber
dem Stande zu Anfang des Jahres und von 19 Punk¬
ten gegenüber der Rekordhöhe zu Anfang Dezember.
Im letzten Monate ist der Preisabbau am stärksten in
der Gruppe Lebensmittel.
Ein Schweizer über die Pariser Forderungen.
Im „Tag“ schreibt Dr. E. Jenny, ein Schweizer:
Es ist zum Axiom der Franzosen geworden, daß
Deutschland von nun ab dazu da sei das Loch in ihrem
Staatsbudget zu stopfen. (Es sind heute über 16 Mil¬
liarden Franken.) Das ganze Volk ist besessen von dem
Wuchergeist, der sich selbst im „Temps“ dahin äußern
konnte, es seien die Entschädigungssummen so hoch an¬
zusetzen, daß sie auch im günstigsten Falle die von
Deutschland zu erlangenden Beträge noch fühlbar über¬
steigen; es ist ja auch in Paris danach gehandelt wor¬
den. In solche Geistesverfassung ist das französische
Volk geraten durch die Agitation, die die innere Unzu¬
friedenheit ablenken und die die Massen beschwichtigen
sollte. Die Zauberformel lautet: Der Boche wird
alles zahlen.
Die Agitation hat die Ansprüche an einer Stelle
ins Volk gehämmert, an der sie gerade beim Franzosen
Nach einer Mitteilung der „Daily News“ betragen
die den Alliierten seit dem Beginn bis Ende November
1920 erwachsenen Besatzungskosten 35,9 Milliarden
Papiermark. Diese Summe entspricht den der deutschen
Regierung bereits bekannten Zahlen. Die Summe ist
doppelt so groß, als bei den Versailler Verhandlungen
dem deutschen Vertreter in Aussicht gestellt wurde. Da¬
zu kommt die ungeheure Steigerung der Besatzungs¬
kosten durch die Höhe der den Besatzungstruppen zu¬
stehenden Gehälter. Es erhält in der französischen Be¬
satzungsarmee z. B. ein Unterleutnant 52 440 Mark. ein
Major 104 880 Mark. Zum Vergleiche sei angeführt,
daß der deutsche Reichskanzler mit 110500 Mark nur
5620 Mark mehr als ein französtscher Major ethält.
Finanzielle Forderungen der Länder.
In Salzburg hat letzte Woche eine Konferenz der
Vertreter sämtlicher Länder stattgefunden, die zur Be¬
hebung der Finanznot der Länder eine Reihe von For¬
derungen an die Regierung stellte, darunter: Erhöhung
der Ueberweisungen auf das Dreifache. Uebernahme der
Hälfte des Gesamtaufwandes für Lehrerschaft und
Landesangestellte durch den Bund. Ueberlassung des ge¬
samten Valutagewinnes aus der Holzausfuhr oder Ein¬
führung von Landesausfuhrtaxen für Holz, Mitwirkung
der Länder bei den Gehaltsregulierungen der Staats¬
angestellten sowie die Erhöhung von anderen Bundes¬
beiträgen. Aehnliche Forderungen werden für die Ge¬
meinden erhoben. Sollten diese Forderungen binnen
vier Wochen nicht angenommen werden, so müßten die
Länder an die selbständige Ausübung ihres Steuer¬
hoheitsrechtes in erster Linie an die Wiedereinführung
früher bestandener Landessteuern schreiten.