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Reigen
21746
Anzeigenpeeise
I amn hoch.
40 „breit K 1.50
„Eingesendet“:
1 mis hoch,
30 „ breit K 6—
Auf Textseite:
115
6
ehter
3 m u 1 Pesle
Sozialdemokratisches Organ für Stadt und Land.
##waltung: Steyr, Kirchengasse 12. — Telephon 58. — Telegrammer Tagblatt Steyr. — Redaktionsschluß 12 Ahr mlttags
bends mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage. — Iuseraten=Annahme bis 8 Uhr abends des vorhergehenden Tages
22. Jahrgang,
Steur, Mittwoch, den 16. Februar 1921.
Stück „mit ihrem sittlichen Empfinden in scharfen
wenn man hinsieht, was sie eigentlich gegen das
der Muckerwelt.
Gegensätz steht“, sie sind Stimmen der Schüler
Stück einzuwenden haben. Erst wenn man die
dieser Moral, die es nicht dulden wollen, daß ihnen
Gründe gegen die Aufführung des Stückes geprüft
ns Die Spießer bis zum
vor aller Welt die Maske vom Gesichte gerissen
hat, dann kommt man zu dem richtigen Urteil über
Aufteaung geraten und
wird. Und in anderer Weise sind es auch jene, die
die sittliche Beschaffenheit jener Welt, die ihre
berg Gegeifer, daß die Moral
mit Wohlbehagen genießen, was der Dichter als
Moralbegriffe dem Katholizismus verdankt, einer
urch din Kot gezogen sei. Ein
Geißel gedacht hat.
Welt, deren Sprachrohr die christlichsoziale Presse,
#k geschrieben, das alle die
Mit welchem sittlichen Ernst spricht doch das
voran natürlich die Reichspost“ ist, die sich in der
Bühne bringt, die man doch
Urteil der Sechsten Zivilkammer des Berliner
Betrachtung des Stückes direkt im Drecke wälzt
man aber nicht spricht, es sei
Landgerichtes III von dem sittlichen Inhalt dieses
und dabei fortwährend schreit, man möge sie von
abenden, die ab und zu not¬
Stückes. Und mann kann nicht sagen, daß Deutfch¬
ihm befreien. Sie gibt dabei ein getreues Spiegel¬
Geist ensruhen zu lassen von
land ein Land ist, das frei vom Philistertum wäre.
bild derer, die ihrer Anschauung sind, die im
die das Leben, die gesellschaft¬
„Die körperliche Vereinigung“, so sagt das Urteil,
Grunde genommen dahin geht, schwärende Wunden
und würdevolle Hausväter¬
„sollte stets lediglich der natürliche Ausfluß der
am Körper der Gesellschaft nicht aufzudecken und
bereiten. Es besteht die Ge¬
innigsten seelischen Gemeinschaft sein. Ein Verfall
damit der Heilung zuführen, sondern zu verbergen
die Kinder das auf der Bühne
dieser Auffassung hat leider in weitesten Schichten
und fräße sich der giftige Eiter auch noch so tief
ler in der Verschwiegenheit der
Platz gegriffen. Diesen Kreisen wird durch diese
in das gesunde Fleisch ein. Aber auch der berühmte
lubräumlichkeiten bei lustigen
Aufführung die ganze Jämmerlichkeit des in ihrer
Verbotserlaß des Herrn Glanz zeigt uns dasselbe
knne selbst genossen hat. Das
Mitte mehr und mehr einreißenden sittlichen Tief¬
Bild, nur daß eben seine Worte nicht den Aus¬
Lumpen die ewigen Gesetze der
Diese Entwürdigung des
standes gezeigt ....
drucksmitteln der „Reichspost“ entstammen. (Er ist
tzen durch solche Aufführungen,
Geschlechtsverkehres (die in dem Stücke vorgeführt
in dem Reigen der aufgeregten Muckerwelt im
nnten, einem die Schamröte
wirkt erschütternd weil sie auf
wird. Red.)
Verhältnisse zur Reichspost“ das, was in dem
von Dingen ins Gesicht zu
richtiger Beobachtung beruht. Die Wirkung der Auf¬
Theaterstück der Graf zum Deutschmeister ist). Er
hr manchmal ausnahmsweise
führung soll nach der erklärten Absicht der An¬
sagt: Abgesehen von der künstlerischen Bedeutung
an aber leugnet, daß man
tragsgegner gipfeln in der Erzielung eines sittlichen
des Stückes (also auch er getraut sich nicht, dem
aupt existieren. Man verbiete
Ekels vor dem Tiefstand der Haltung weitester
„Reigen“ künstlerische Bedeutung abzusprechen) be¬
bewerfe die Schauspielerinnen
Bevölkerungsschichten auf dem Gebiet des Geschlechts¬
deutet es eine arge Gefährdung der öffentlichen
sofern sie nicht zu teuer
lebens ... so bedeutet diese Aufführung eine sitt¬
Sittlichkeit. Welch abgrundtiefe Verkehrtheit offen¬
che dem unglaublichen Landes¬
liche Tat. Aus diesen Gründen hat das Gericht
hart sich doch da. Nie kann wahre Kunst, das ist
ndpunkt klar, der zuließ, daß
die Ueberzeugung gewonnen, daß durch die Auf¬
wahre Menschlichkeit, der wahren Sittlichkeit ent¬
de. Und der Spießer im
führung von Schnitzlers „Reigen“ in sittlicher Be¬
gegengesetzt sein. Sie kann nur unsittlich sein im
den Spießer aus der Re¬
ziehung bei dem geistig und moralisch
Lichte einer Moral, die ihre Postulate entnommen
Gesellenverein, versteht die
gesunden Menschen kein Anstoß erregt wird.“
hat der Moraltheologie eines Liguori, der sich der
der katholischen Jungfrauen¬
So urteilt das deutsche Gericht. Und man
Mühe unterzogen hat, die einzelnen Schweinereien
rklärt alle für Schweine und
vergleiche dazu die Aeußerung der Aftermoral der
zu kategorisieren und sie in ihrem Werte oder Un¬
gen die sich das Stück ansehen,
Spießer über Funder bis Glanz, um den Ekel vor
werte abzustufen, die Bußen für sie der Reihe nach
willigt haben und für es ein¬
solcher Auffassung voll genießen zu können.
festzusetzen. Der Mann wurde seinerzeit dafür heilig
verbietet. Es ist zwar ein
gesprochen. Die Zeiten haben sich seitdem geändert,
er: die Sittlichkeit und die
die Entwicklung ist dem Dunkel des Mittelalters
hr und wenn die Verfassung
enteilt, aber noch sind sie da, die Repräsentanten
bte“ verstößt, dann geht man
jener Pfarrhofmoral, die dem von der Ehe unbe¬
ber sie hinweg. So fegt ein
fleckten Diener Gottes gestattet seine Haushälterin
ng die Latrinengerüche hinweg,
zu umarmen, die im aber befiehlt die Kinder nie
gen. Freilich, wenn sich der
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30 „ breit K 6—
Auf Textseite:
115
6
ehter
3 m u 1 Pesle
Sozialdemokratisches Organ für Stadt und Land.
##waltung: Steyr, Kirchengasse 12. — Telephon 58. — Telegrammer Tagblatt Steyr. — Redaktionsschluß 12 Ahr mlttags
bends mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage. — Iuseraten=Annahme bis 8 Uhr abends des vorhergehenden Tages
22. Jahrgang,
Steur, Mittwoch, den 16. Februar 1921.
Stück „mit ihrem sittlichen Empfinden in scharfen
wenn man hinsieht, was sie eigentlich gegen das
der Muckerwelt.
Gegensätz steht“, sie sind Stimmen der Schüler
Stück einzuwenden haben. Erst wenn man die
dieser Moral, die es nicht dulden wollen, daß ihnen
Gründe gegen die Aufführung des Stückes geprüft
ns Die Spießer bis zum
vor aller Welt die Maske vom Gesichte gerissen
hat, dann kommt man zu dem richtigen Urteil über
Aufteaung geraten und
wird. Und in anderer Weise sind es auch jene, die
die sittliche Beschaffenheit jener Welt, die ihre
berg Gegeifer, daß die Moral
mit Wohlbehagen genießen, was der Dichter als
Moralbegriffe dem Katholizismus verdankt, einer
urch din Kot gezogen sei. Ein
Geißel gedacht hat.
Welt, deren Sprachrohr die christlichsoziale Presse,
#k geschrieben, das alle die
Mit welchem sittlichen Ernst spricht doch das
voran natürlich die Reichspost“ ist, die sich in der
Bühne bringt, die man doch
Urteil der Sechsten Zivilkammer des Berliner
Betrachtung des Stückes direkt im Drecke wälzt
man aber nicht spricht, es sei
Landgerichtes III von dem sittlichen Inhalt dieses
und dabei fortwährend schreit, man möge sie von
abenden, die ab und zu not¬
Stückes. Und mann kann nicht sagen, daß Deutfch¬
ihm befreien. Sie gibt dabei ein getreues Spiegel¬
Geist ensruhen zu lassen von
land ein Land ist, das frei vom Philistertum wäre.
bild derer, die ihrer Anschauung sind, die im
die das Leben, die gesellschaft¬
„Die körperliche Vereinigung“, so sagt das Urteil,
Grunde genommen dahin geht, schwärende Wunden
und würdevolle Hausväter¬
„sollte stets lediglich der natürliche Ausfluß der
am Körper der Gesellschaft nicht aufzudecken und
bereiten. Es besteht die Ge¬
innigsten seelischen Gemeinschaft sein. Ein Verfall
damit der Heilung zuführen, sondern zu verbergen
die Kinder das auf der Bühne
dieser Auffassung hat leider in weitesten Schichten
und fräße sich der giftige Eiter auch noch so tief
ler in der Verschwiegenheit der
Platz gegriffen. Diesen Kreisen wird durch diese
in das gesunde Fleisch ein. Aber auch der berühmte
lubräumlichkeiten bei lustigen
Aufführung die ganze Jämmerlichkeit des in ihrer
Verbotserlaß des Herrn Glanz zeigt uns dasselbe
knne selbst genossen hat. Das
Mitte mehr und mehr einreißenden sittlichen Tief¬
Bild, nur daß eben seine Worte nicht den Aus¬
Lumpen die ewigen Gesetze der
Diese Entwürdigung des
standes gezeigt ....
drucksmitteln der „Reichspost“ entstammen. (Er ist
tzen durch solche Aufführungen,
Geschlechtsverkehres (die in dem Stücke vorgeführt
in dem Reigen der aufgeregten Muckerwelt im
nnten, einem die Schamröte
wirkt erschütternd weil sie auf
wird. Red.)
Verhältnisse zur Reichspost“ das, was in dem
von Dingen ins Gesicht zu
richtiger Beobachtung beruht. Die Wirkung der Auf¬
Theaterstück der Graf zum Deutschmeister ist). Er
hr manchmal ausnahmsweise
führung soll nach der erklärten Absicht der An¬
sagt: Abgesehen von der künstlerischen Bedeutung
an aber leugnet, daß man
tragsgegner gipfeln in der Erzielung eines sittlichen
des Stückes (also auch er getraut sich nicht, dem
aupt existieren. Man verbiete
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„Reigen“ künstlerische Bedeutung abzusprechen) be¬
bewerfe die Schauspielerinnen
Bevölkerungsschichten auf dem Gebiet des Geschlechts¬
deutet es eine arge Gefährdung der öffentlichen
sofern sie nicht zu teuer
lebens ... so bedeutet diese Aufführung eine sitt¬
Sittlichkeit. Welch abgrundtiefe Verkehrtheit offen¬
che dem unglaublichen Landes¬
liche Tat. Aus diesen Gründen hat das Gericht
hart sich doch da. Nie kann wahre Kunst, das ist
ndpunkt klar, der zuließ, daß
die Ueberzeugung gewonnen, daß durch die Auf¬
wahre Menschlichkeit, der wahren Sittlichkeit ent¬
de. Und der Spießer im
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gegengesetzt sein. Sie kann nur unsittlich sein im
den Spießer aus der Re¬
ziehung bei dem geistig und moralisch
Lichte einer Moral, die ihre Postulate entnommen
Gesellenverein, versteht die
gesunden Menschen kein Anstoß erregt wird.“
hat der Moraltheologie eines Liguori, der sich der
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So urteilt das deutsche Gericht. Und man
Mühe unterzogen hat, die einzelnen Schweinereien
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zu kategorisieren und sie in ihrem Werte oder Un¬
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solcher Auffassung voll genießen zu können.
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gesprochen. Die Zeiten haben sich seitdem geändert,
er: die Sittlichkeit und die
die Entwicklung ist dem Dunkel des Mittelalters
hr und wenn die Verfassung
enteilt, aber noch sind sie da, die Repräsentanten
bte“ verstößt, dann geht man
jener Pfarrhofmoral, die dem von der Ehe unbe¬
ber sie hinweg. So fegt ein
fleckten Diener Gottes gestattet seine Haushälterin
ng die Latrinengerüche hinweg,
zu umarmen, die im aber befiehlt die Kinder nie
gen. Freilich, wenn sich der