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box 17/6
Reigen
ZROTtN
Wien, Dennerstag
Wiener Stimmen
17. Februar 1921
Arbeiter und Angestellte, Achti
Am 19. und 20. Februar Kammerwahl! Alle müs
höhnung der sittlichen Empfindungen aller anständigen
Die „Reigen=Auf¬
nationale wie christliche,
Menschen. Wohlan, die Wiener christliche Jugend hat
allen mitverwirkten Nöte
führungen eingestellt!
getan, was einbekanntermaßen in einem viel belangloseren
Empörung über die
Falle Juden sogar gegen Nationsgenossen zu tun nicht
Volkstheaters“ öffentl
Ein Erfolg der Wiener christlichen Jugend.
zögern würden.
Für die deutsch=arisch
Die Polizei hat die „Reigen“=Aufführungen bis
Prof. Dr. Heinz
auf weiteres, das ist wohl bis zur Entscheidung des Ver¬
Das sozialdemokratische Echo.
fassungsgerichtshofes, zur Verhinderung einer Wieder¬
Das „N. Wr. Tagbl.“
holung der gestrigen Vorfälle verboten.
Die „A.=Z.“ verlautbart folgende Kundmachung an
Tagen Befürchtungen ge
Damit hat ein Skandal sein vorläufiges Ende
die „Wiener Bezirksobmänner der politischen Organi¬
wegen der Aufführungen
alion“:
erreicht, den von vorneherein zu verhüten die berufenen
spielen zu- Demonstratione
„Heute Donnerstag, 3 Uhr nachmittags sehr wich¬
Hüter der Ehre Wiens verpflichtet gewesen wären. Es
der Gewissenszustand der A
tigeSitzung in der Gewerkschaftskommission. Be¬
wäre aber auch klüger vom Herrn Landeshauptmann¬
stimmtes und vollzähliges Erscheinen notwendig!“
ausreichend gekennzeichne
Bürgermeister gewesen, die Stadt Wien durch ein recht¬
Das „N. W. Jour
zeitiges Aufführungsverbot vor dem „Reigen"=Skandal
ausgabe höchst freiheitlich:
Die deutsch=arischen Vereine
zu bewahren. Die Marxistenfürsorge für die abendlichen
beschuldigt die Demonstra
gegen den Theaterschmutz.
Schieberbedürfnisse in Ehren — aber es macht sich nicht
lich auf die kostbaren P#
gut, wenn dann gelegentlich eines Ausbruchs des Volks¬
Eine Eingabe an den Verein „Deutsches
„Reigen“=Gesellschaft abge
Volkstheater“.
zorns ob der frechen öffentlichen Verhöhnung der
Die „W. Mittag
zerns appelliert an die B
Die Vertreter der deutsch=arischen Vereinigungen
deutschen Sitte und christlichen Moral, des primitiosten
kraten und behauptet u. a.
Oesterreichs haben mit dem 14. d. folgendes Schreiben
gesellschaftlichen Anstands in dem Publikum, das auf
nicht gescheut hatten, eini
an den Verein „Deutsches Volkstheater“
derartige „Unterhaltungen“, nicht verzichten zu können
gerichtet:
solchen Exzessen aufzuford
glaubt, neben den vielen jüdischen Schiebern und ihren
eine leicht erweisliche Unw
Die in den Räumen des Deutschen Klubs“ ver¬
Begleiterinnen und neben dem von der sozialdemokrati¬
Schwärmerin.
sammelten Vertreter der deutsch=arischen Vereinigungen
schen Presse oft genug als „monarchistischen Provokateur“
Oesterreichs,
die zum Großteil auch Kultur¬
Die Lic
angesprochenen Grafen Louis Salm auch der Stell¬
belange der in den Ländern wohnenden Stammes¬
Im Finanz= und Bud
vertreter des Herrn Bürgermeisters, Genosse Vize¬
deutschen zu hüten perpflichtet
sind, beehren
Bericht der Liquidie
bürgermeister Emmerling agnosziert wird!
sich hiemit, demVerein „DeutschesVolkstheater“ in Wien
Verhandlung gezogen. Es
Solche Sachen können dem Marxismus unmöglich
folgenden Schritt nahe zu legen: Der Verein möge, ein¬
erstatter Pauly und L##
zum Vorteil gereichen, unmöglich zur Hebung seines
gedent seiner im Gründungsjahre des D. V. fest¬
neter Smitka.
gelegten ideellen Aufgaben, ehestens in einer
Ansehens im Proletariat beitragen. Wie sagte doch
außerordentlichen Vollversammlung seiner Mitglieder
Präsident Seitz in der „Reigen“=Debatte im Parla¬
den derzeitigen Direktor des D. V. Bernau für die
ment? Die Sittlichkeit der Wiener Arbeiter, sagte Seitz,
Aufführung der Sexualspiele „Flamme" und
könne durch den „Reigen“ nicht gefährdet werden, denn
„Reigen“ zur Verantwortung ziehen und
die Arbeiter gehen schon aus dem Grunde nicht hin, weil
auf Entfernung dieser Werke aus dem
ihnen der Eintrittspreis unerschvinglich sei. Wenn dem
Spielplane dringen. Die immer weiter greifende,
ist, dann ist es für einen „Proletarier¬
auf Verfasser wie Direktor in gleichem Maße bezügliche
Führer“ nicht gut, mitten unterm „Reigen"=Publikum
Entrüstung über die genannten Aufführungen stellt
ertappt zu werden. Proletarierführer gehören auch abends
keineswegs bloß die Aufmachung einer einseitig partei¬
dorthin, wo das Proletariat ist, nicht in die Schieber¬
politischen („bürgerlichen") Hetze oder Kraftprobe dar; sie
gesellschaft, gegen die man tagsüber in den Brusttönen
will vielmehr im Sinne des bodenständigen Wien,
oralischer Entrüstung gewettert! Die Arbeiterschaft wird
sowie des Kulturzusammenhanges mit
Deutschland und dem Norden beurteilt werden, wo
ch ihre Gedanken machen über Führer, die am Abend
Oesterreichs Not und Wiens Schande rein¬
von ihr nichts mehr wissen wollen und zur Erholung
lich geschiedene Erkenntnisse sind.
von den Mühen der Proletariatsführung Lokale,
aufsuchen, in denen sich das Schiebertum auf seine Weise
unterhält und von deren Besuch das Proletariat
sowohl durch seine höheren Sittlichkeit wie durch seine
geringern Zahlkraft ferngehalten wird.
Da die sozialdemokratische Regierung von Wien
an den Geboten der Sittlichkeit wie
an den Aufträgen der Bundes¬
regierung Sabotage übt, um bei allen
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Reigen
ZROTtN
Wien, Dennerstag
Wiener Stimmen
17. Februar 1921
Arbeiter und Angestellte, Achti
Am 19. und 20. Februar Kammerwahl! Alle müs
höhnung der sittlichen Empfindungen aller anständigen
Die „Reigen=Auf¬
nationale wie christliche,
Menschen. Wohlan, die Wiener christliche Jugend hat
allen mitverwirkten Nöte
führungen eingestellt!
getan, was einbekanntermaßen in einem viel belangloseren
Empörung über die
Falle Juden sogar gegen Nationsgenossen zu tun nicht
Volkstheaters“ öffentl
Ein Erfolg der Wiener christlichen Jugend.
zögern würden.
Für die deutsch=arisch
Die Polizei hat die „Reigen“=Aufführungen bis
Prof. Dr. Heinz
auf weiteres, das ist wohl bis zur Entscheidung des Ver¬
Das sozialdemokratische Echo.
fassungsgerichtshofes, zur Verhinderung einer Wieder¬
Das „N. Wr. Tagbl.“
holung der gestrigen Vorfälle verboten.
Die „A.=Z.“ verlautbart folgende Kundmachung an
Tagen Befürchtungen ge
Damit hat ein Skandal sein vorläufiges Ende
die „Wiener Bezirksobmänner der politischen Organi¬
wegen der Aufführungen
alion“:
erreicht, den von vorneherein zu verhüten die berufenen
spielen zu- Demonstratione
„Heute Donnerstag, 3 Uhr nachmittags sehr wich¬
Hüter der Ehre Wiens verpflichtet gewesen wären. Es
der Gewissenszustand der A
tigeSitzung in der Gewerkschaftskommission. Be¬
wäre aber auch klüger vom Herrn Landeshauptmann¬
stimmtes und vollzähliges Erscheinen notwendig!“
ausreichend gekennzeichne
Bürgermeister gewesen, die Stadt Wien durch ein recht¬
Das „N. W. Jour
zeitiges Aufführungsverbot vor dem „Reigen"=Skandal
ausgabe höchst freiheitlich:
Die deutsch=arischen Vereine
zu bewahren. Die Marxistenfürsorge für die abendlichen
beschuldigt die Demonstra
gegen den Theaterschmutz.
Schieberbedürfnisse in Ehren — aber es macht sich nicht
lich auf die kostbaren P#
gut, wenn dann gelegentlich eines Ausbruchs des Volks¬
Eine Eingabe an den Verein „Deutsches
„Reigen“=Gesellschaft abge
Volkstheater“.
zorns ob der frechen öffentlichen Verhöhnung der
Die „W. Mittag
zerns appelliert an die B
Die Vertreter der deutsch=arischen Vereinigungen
deutschen Sitte und christlichen Moral, des primitiosten
kraten und behauptet u. a.
Oesterreichs haben mit dem 14. d. folgendes Schreiben
gesellschaftlichen Anstands in dem Publikum, das auf
nicht gescheut hatten, eini
an den Verein „Deutsches Volkstheater“
derartige „Unterhaltungen“, nicht verzichten zu können
gerichtet:
solchen Exzessen aufzuford
glaubt, neben den vielen jüdischen Schiebern und ihren
eine leicht erweisliche Unw
Die in den Räumen des Deutschen Klubs“ ver¬
Begleiterinnen und neben dem von der sozialdemokrati¬
Schwärmerin.
sammelten Vertreter der deutsch=arischen Vereinigungen
schen Presse oft genug als „monarchistischen Provokateur“
Oesterreichs,
die zum Großteil auch Kultur¬
Die Lic
angesprochenen Grafen Louis Salm auch der Stell¬
belange der in den Ländern wohnenden Stammes¬
Im Finanz= und Bud
vertreter des Herrn Bürgermeisters, Genosse Vize¬
deutschen zu hüten perpflichtet
sind, beehren
Bericht der Liquidie
bürgermeister Emmerling agnosziert wird!
sich hiemit, demVerein „DeutschesVolkstheater“ in Wien
Verhandlung gezogen. Es
Solche Sachen können dem Marxismus unmöglich
folgenden Schritt nahe zu legen: Der Verein möge, ein¬
erstatter Pauly und L##
zum Vorteil gereichen, unmöglich zur Hebung seines
gedent seiner im Gründungsjahre des D. V. fest¬
neter Smitka.
gelegten ideellen Aufgaben, ehestens in einer
Ansehens im Proletariat beitragen. Wie sagte doch
außerordentlichen Vollversammlung seiner Mitglieder
Präsident Seitz in der „Reigen“=Debatte im Parla¬
den derzeitigen Direktor des D. V. Bernau für die
ment? Die Sittlichkeit der Wiener Arbeiter, sagte Seitz,
Aufführung der Sexualspiele „Flamme" und
könne durch den „Reigen“ nicht gefährdet werden, denn
„Reigen“ zur Verantwortung ziehen und
die Arbeiter gehen schon aus dem Grunde nicht hin, weil
auf Entfernung dieser Werke aus dem
ihnen der Eintrittspreis unerschvinglich sei. Wenn dem
Spielplane dringen. Die immer weiter greifende,
ist, dann ist es für einen „Proletarier¬
auf Verfasser wie Direktor in gleichem Maße bezügliche
Führer“ nicht gut, mitten unterm „Reigen"=Publikum
Entrüstung über die genannten Aufführungen stellt
ertappt zu werden. Proletarierführer gehören auch abends
keineswegs bloß die Aufmachung einer einseitig partei¬
dorthin, wo das Proletariat ist, nicht in die Schieber¬
politischen („bürgerlichen") Hetze oder Kraftprobe dar; sie
gesellschaft, gegen die man tagsüber in den Brusttönen
will vielmehr im Sinne des bodenständigen Wien,
oralischer Entrüstung gewettert! Die Arbeiterschaft wird
sowie des Kulturzusammenhanges mit
Deutschland und dem Norden beurteilt werden, wo
ch ihre Gedanken machen über Führer, die am Abend
Oesterreichs Not und Wiens Schande rein¬
von ihr nichts mehr wissen wollen und zur Erholung
lich geschiedene Erkenntnisse sind.
von den Mühen der Proletariatsführung Lokale,
aufsuchen, in denen sich das Schiebertum auf seine Weise
unterhält und von deren Besuch das Proletariat
sowohl durch seine höheren Sittlichkeit wie durch seine
geringern Zahlkraft ferngehalten wird.
Da die sozialdemokratische Regierung von Wien
an den Geboten der Sittlichkeit wie
an den Aufträgen der Bundes¬
regierung Sabotage übt, um bei allen
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