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dierenden der Musikhochschule, sondern für die gesamte
Jugend vorbildlich werden würden. Nur so ließen sich die
für das Theater ungewöhnlich günstigen Vertragsbe¬
dingungen rechtfertigen. Frau Eysoldt hat denn auch den
Studierenden der Hochschule ermäßigte Eintrittskarten be¬
willigt. Tatsächlich ergab sich, daß für die Direktions¬
führung — im G.gensatz zu den gemachten Zusicherungen
geschäftliche Tendenzen maßgebend waren und sind. Diesen
Tendenzen gegeüber habe ich pflichtgemäß mein Haus¬
und Vertragsrecht und die Schulinteressen gewahrt, wie
ich das auch weiterhin tun werde. Mit Zenfur und polizei¬
lichen Maßnahmen hat mein Vorgehen nichts zu tun.“
Das Weitere vürfte ja die Entwicklung des Falls er¬
geben, der nach allem doch noch nicht abgeschlossen
zu sein scheint.
„1920 oder die Komödie vom Untergang
der Welt.“ Aus Halle a. S. wird uns berichtet:
Das neue Stück des jungen Oesterreichers Theodor
Tagger, „Harry“, der erste Teil des Dramen¬
yklus „1920 oder die Komödie vom Untergang der
Welt“, begegnete bei der Uraufführung im Halleschen
Stadttheater einem wohlgelaunten Publikum, das
für Komik mit Lachsalven quittierte, während Tagger
Er geißelt die
chmerzvolle Satire geben wollte.
Schwächen der Zeit das Schiebertum, die Geldgier,
die Vergnügungssucht, die Stillosigkeit. Er zeigt die
Praktiken der ubelsten Wucherer und Schieber, den
Backlub, die Foxtrottdiele. Vor allem ist ihm
daran gelegen, den Einfluß der zerrütteten Zustände
auf die Jugend auseinanderzusetzen. Die Jungens
geraten in Verzückung, wollen ebenfalls reich werden
und scheuen vor keinem Mittel zurück. Der Held,
der 17jährige Harry, erbricht den Schreibtisch seines
Vaters und verjuxt die gestohlenen 27,000 M. im
Spielklub. In den ersten Bildern ist der Dichter
stark beeinflußt von Wedekind; seine 16= und 17=
jährigen Jungens und Mädels sind vom selben
Stamm wie die Kinder aus „Frühlings Erwachen“.
hier wie dort die falschen Erzieher. Gegen Ende
zu aber wird Tagger sentimental. Er schließt mit
einem Versöhnungsaklord: Der Held sucht die
Während
Arbeit, verlpricht, Schlosser zu werden.
die ersten Akte einen Satiriker zeigen, der sich die
Tragikomidie in bitterstem Schmerz abringt, erweist
ich Tagger gegen Schluß als einen dem Publikum
entgegenkommenden Techniker, dem am Erfolg mehr
r.
gelegen ist, als an der Kunst.
Kurt Götz der Generalintendankur gegen¬
über nicht kontraktbrüchig. In dem Prozeß des
ehemaligen Königs von Preußen vertreten
durch die Generalintendantur der Staatstheater,
gegen den Schauspieler Kurt Götz auf Zahlung
einer Konventionalstrafe, hat die Zivilkammer des
Landgerichts III nunmehr nach dem Antrag des
Rechtsanwalts Dr. Walter Jaffé die General¬
intendantur mit ihrer Klage kostenpflichtig
abgewiesen. Es liegt somit die grundsetzliche
Entscheidung vor, daß Herr Götz nicht an den Ver¬
trag mit dem ehemaligen Königl. Schauspielhaus
gebanden und daher nicht kontraktbrüchig ist.
Berufung an das Münchener National¬
Wie man uns aus Nürnberg meldet,
theater.
wurde der 1. Kapellmeister des dortigen Stadt¬
theaters Robert Heger nach München an das Na¬
thionaltheater berufen, um neben Bruno Walter
die Oper zu leiten. Nürnberg verliert in Heger
außerordentlich viel.
Deutsche Opern= und Operetkenvorstel¬
lungen in New York. Wie, nach einer Pariser
Draytung, der „Chicago Tribune“ aus New York
gemeldet wird, veranstaltet der Impresario
Hammerftein in der Manhaitan Opera
im Lauf dieser Spielzeit deutsche Opern= und Ope¬
rettenvorstellungen. Am Heiligen Abend wurde
Humperdincks „Hänsel und Gretel“ ge¬
spielt. Im März wird Hammerstein in der Oper
in Chirago Wagners „Ring“ zur Aufführung
bringen.
Der Deutsche Musikpädagegische Verband
Vorsitzenden,
für seinen langjährigen
bevanstalteie
im Konzert¬
Gustav Kulenkampf
Professor
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dierenden der Musikhochschule, sondern für die gesamte
Jugend vorbildlich werden würden. Nur so ließen sich die
für das Theater ungewöhnlich günstigen Vertragsbe¬
dingungen rechtfertigen. Frau Eysoldt hat denn auch den
Studierenden der Hochschule ermäßigte Eintrittskarten be¬
willigt. Tatsächlich ergab sich, daß für die Direktions¬
führung — im G.gensatz zu den gemachten Zusicherungen
geschäftliche Tendenzen maßgebend waren und sind. Diesen
Tendenzen gegeüber habe ich pflichtgemäß mein Haus¬
und Vertragsrecht und die Schulinteressen gewahrt, wie
ich das auch weiterhin tun werde. Mit Zenfur und polizei¬
lichen Maßnahmen hat mein Vorgehen nichts zu tun.“
Das Weitere vürfte ja die Entwicklung des Falls er¬
geben, der nach allem doch noch nicht abgeschlossen
zu sein scheint.
„1920 oder die Komödie vom Untergang
der Welt.“ Aus Halle a. S. wird uns berichtet:
Das neue Stück des jungen Oesterreichers Theodor
Tagger, „Harry“, der erste Teil des Dramen¬
yklus „1920 oder die Komödie vom Untergang der
Welt“, begegnete bei der Uraufführung im Halleschen
Stadttheater einem wohlgelaunten Publikum, das
für Komik mit Lachsalven quittierte, während Tagger
Er geißelt die
chmerzvolle Satire geben wollte.
Schwächen der Zeit das Schiebertum, die Geldgier,
die Vergnügungssucht, die Stillosigkeit. Er zeigt die
Praktiken der ubelsten Wucherer und Schieber, den
Backlub, die Foxtrottdiele. Vor allem ist ihm
daran gelegen, den Einfluß der zerrütteten Zustände
auf die Jugend auseinanderzusetzen. Die Jungens
geraten in Verzückung, wollen ebenfalls reich werden
und scheuen vor keinem Mittel zurück. Der Held,
der 17jährige Harry, erbricht den Schreibtisch seines
Vaters und verjuxt die gestohlenen 27,000 M. im
Spielklub. In den ersten Bildern ist der Dichter
stark beeinflußt von Wedekind; seine 16= und 17=
jährigen Jungens und Mädels sind vom selben
Stamm wie die Kinder aus „Frühlings Erwachen“.
hier wie dort die falschen Erzieher. Gegen Ende
zu aber wird Tagger sentimental. Er schließt mit
einem Versöhnungsaklord: Der Held sucht die
Während
Arbeit, verlpricht, Schlosser zu werden.
die ersten Akte einen Satiriker zeigen, der sich die
Tragikomidie in bitterstem Schmerz abringt, erweist
ich Tagger gegen Schluß als einen dem Publikum
entgegenkommenden Techniker, dem am Erfolg mehr
r.
gelegen ist, als an der Kunst.
Kurt Götz der Generalintendankur gegen¬
über nicht kontraktbrüchig. In dem Prozeß des
ehemaligen Königs von Preußen vertreten
durch die Generalintendantur der Staatstheater,
gegen den Schauspieler Kurt Götz auf Zahlung
einer Konventionalstrafe, hat die Zivilkammer des
Landgerichts III nunmehr nach dem Antrag des
Rechtsanwalts Dr. Walter Jaffé die General¬
intendantur mit ihrer Klage kostenpflichtig
abgewiesen. Es liegt somit die grundsetzliche
Entscheidung vor, daß Herr Götz nicht an den Ver¬
trag mit dem ehemaligen Königl. Schauspielhaus
gebanden und daher nicht kontraktbrüchig ist.
Berufung an das Münchener National¬
Wie man uns aus Nürnberg meldet,
theater.
wurde der 1. Kapellmeister des dortigen Stadt¬
theaters Robert Heger nach München an das Na¬
thionaltheater berufen, um neben Bruno Walter
die Oper zu leiten. Nürnberg verliert in Heger
außerordentlich viel.
Deutsche Opern= und Operetkenvorstel¬
lungen in New York. Wie, nach einer Pariser
Draytung, der „Chicago Tribune“ aus New York
gemeldet wird, veranstaltet der Impresario
Hammerftein in der Manhaitan Opera
im Lauf dieser Spielzeit deutsche Opern= und Ope¬
rettenvorstellungen. Am Heiligen Abend wurde
Humperdincks „Hänsel und Gretel“ ge¬
spielt. Im März wird Hammerstein in der Oper
in Chirago Wagners „Ring“ zur Aufführung
bringen.
Der Deutsche Musikpädagegische Verband
Vorsitzenden,
für seinen langjährigen
bevanstalteie
im Konzert¬
Gustav Kulenkampf
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