II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 747

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11. Reigen
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Amtliches Blatt des Deutschen Bühnen=Vereins
13. Jahrgang: Heft 1
3. Januar 1921
Amtliche Bekanntmachung.
Auf Verfügung des Reichsarbeitsministeriums ist unter dem 14. Dezember 1920
die nachstehende Verfügung auf Blatt 1837 des Tarifregisters eingetragen worden.
Der zwischen dem Deutschen Bühnen-Verein und dem Deutschen Chorsänger¬
und Ballettverband am 4. Juni 1919 abgeschlossene Tarifvertrag zur Regelung der
Gehalts- und Anstellungsbedingungen für das Chorsänger- und Ballettpersonal
wird hinsichtlich der das Arbeitsverhältnis regelnden Bestimmungen und für das
Gebiet des Deutschen Reiches gemäß § 2 der Verordnung vom 23. Dezember 1918
(Reichsgesetzbl. S. 1456) für allgemein verbindlich erklärt. Die allgemeine Ver¬
bindlichkeit beginnt mit dem 1. September 1920. Sie erstreckt sich nicht auf
Ziffer V des Tarifvertrages.
Berlin, den 14. Dezember 1920.
Der Reichsarbeitsminister.
In Vertretung:
Geib.
sich an die äußere und innere Vorschrift
Schnitzlers Reigen.
des Dichters hielt, das Geistige in den
Wie in den Tageblättern berichtet wurde,
Vordergrund rückte und das Rohstoffliche
ist dem Kleinen Schauspielhaus in Berlin
nur als Anlaß der Charakterstudien an¬
die Aufführung von Schnitzlers „Reigen“
deutete, war frei von allen erotischen Aus¬
verboten worden. Ueber die Berechtigung
schreitungen, die das Schamgefühl reifer
dieses Verbotes ist auf Ersuchen des
Menschen verletzen könnten, und hielt sich,
„Deutschen Bühnen=Vereins“ von Professor
was die intime Annäherung zwischen Mann
Dr. Alfred Klaar folgendes Gutachten
und Weib anlangt, in den für viele dramatische
erstattet worden:
Motive unerläßlichen, auf der Bühne längst
„Die Frage, ob die Bilderreihe „Reigen“
eingebürgerten Darstellungsformen, die kei¬
(zehn Dialoge von Arthur Schnitzler), die
nerlei Anstoß erregen. Was aber die geistige
gestern, den 23. Dezember 1920, im
Wirkung der Dialoge anlangt, so zeigte die
Aufführung auf das deutlichste, daß die
„Kleinen Schauspielhause“ vorgeführt wurde,
als sittlich anstößig von der Bühne fern¬
Dichtung Schnitzlers von der Tendenz, das
Laster verführerisch darzustellen, vollkommen
gehalten werden soll, kann ich nur mit
frei zu sprechen ist. Im Gegenteil: Die
„Nein“ beantworten. Jemand, der die
Dichtung Schnitzlers nur aus dem Buche
geistige Satire zielt darauf ab, den flüchtigen
Rausch der Genußgier sowie den Selbst¬
kennen lernt und dessen Einbildungskraft
betrug und die Heuchelei, die rein sinnliche
zur Ausmalung sinnlicher Vorstellungen
Begehrungen mit falscher Sentimentalität
neigt, kann vielleicht zu der Annahme ge¬
und erlogener Vornehmheit umkleiden, dem
langen, daß die szenische Darstellung der
Gelächter und der Geringschätzung preis¬
Vorgänge, an die die Dialoge geknüpft
zugeben. Zu der komischwirksamen Ver¬
sind, sittlich anstößig werden dürfte. Der
pottung gesellschaftlicher Lüge gesellt sich
gestrige Eindruck aber hat eine derartige
in den Szenen, die uns durch die ver¬
Annahme widerlegt. Die Aufführung, die