II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 750

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11. Reigen
„Reigen" und Kultusminister. Wie wir auls bester
Quelle erfahren, sind alle Gerüchte, die bekannte Aktion gegen den
„Reigen“ sei auf die Jnitative des Ministers Haenisch zurück¬
zuführen, völlig gegenstaddslos. Zwar hält auch der Minister die
Zurückführung des Shiatersaales der Hochschule für Musik zu seinem
ursprünglichen ##für wünschenswert, er hat aber von vornherein
die Verguchung dieser Angelegenheit mit der Aufführung des
„Reigensdukschieden mißbilligt. Es versteht sich von selbst,
Kultusminister auch niemals die Hand dazu geben wird,
der Frau Eysoldt angedrohte Haftstrafe vollstreckt wird.
Die Nachtsitzung der Schauspieler, über deren Zweck
wir gestern kurz berichtet, führte, wie wir von beteiligter Seite er¬
fahren, zu dem Ergebnis, daß eine Kommission, der die Herren Burg,
Deutsch und Licho angehören, ein Programm ausarbeiten wird. Es
Kunft und Wisse
aft.
id. Im Schiller=Thealey= Charlottenburg
ist Kadelburg=Gordons Schaht „Der ehe¬
malige Leutnant“ —
##wirbereits unter
der Sommerdirektion Sladel###ngeert hatten
— neueinstudiert in den Spieldln aufgenommen
worden. Er gefiel auch diesmal dink der sehr guten,
geschlossenen Darstellung, und nch befreundete sich
schnell mit den beiden Oberleutnants, die, aus ihrer
Offizierskarriere gerissen, nun in bürgerlichen Be¬
aufen ein neues Leben beginnen müssen. Die An¬
gelegenheit der „ehemaligen Leutnants
ist ja
eigentsich furchtbar ernst, und in der Wirklichkeit
gluckt es ihnen nicht immer, so schnell ein anderes
Unterkommen zu finden, aber Kadelburg und Gor¬
don haben das Thema taktvoll behandelt, und der
Humor tut nicht weh. Alfred Braun und Reinhold
Köstlin waren die Vertreter des zweierlei Tuches, die
sich mit eigem Ruck eine neue Position zu erringen
verstehen; beide wären ohne Prätension und trafen
sicher den leichten. Lustspielton. Arthur Menzel sehr
charakteristisch als Fabrikbesitzer Kramve, Albert
Ullrich als Lüdecke. und die Damen Dossing, Würtz
und Wolff fügten sich unter Franz Bonnos sicherer
Spielleitung zu einem ganz vortrefflichen Ensemble.
*
Der „Reigen“=Prozeß. Vor dem Land¬
gericht III fand gestern abermals Termin wegen des
Verbotes von Schnitzlers „Reigen“ statt. Gegen das
Verbot, das auf Ansuchen det Hochschule für Musik,
der Vermieterin des Kleinen Schauspielhauses, er¬
lassen worden war, hatte Frau Eysoldt Widerspruch
erhoben, und das Gericht hatte einen Verhandlungs¬
termin anberaumt, für den verschiedene Gutachten
eingefordert worden waren. Der Vertreter der Klä¬
gerin Rechtsanwalt Dr. Alsberg will festgestellt
wissen, daß der Reigen“ gegen die Bestimmungen
des Mietvertrages verstößt. In diesem nämlich war
festgelegt worden, daß Stücke, die in irgendeiner Be¬
ziehung sittlichen Anstoß erregen, nicht aufgeführt
werden dürfen. Die Klagerin ist nun der Ansicht,
daß der Inhalt des „Reigens“ die Klane auf Ver¬
ketzung des Mietvertrages rechtfertigt. Das Gericht
beschloß, das Urteil am Donnerstag mittag
uum 12 Uhr zu verkünden.
Vou den Berliner Bühnen. Franz Schrekers „Die Giczeich¬
beten“, deren Erstaufführung morgen (Mittw.) stattfindet, wirch
in fast allen Partien doppest besetzt sein. Haupttollen: die Da¬
men Kemp und Heckmann=Bettendori 1Carlotta), die Herren:
Mann und Oskar Bolz al G. (Alvtanv), Schlusnus und
Schünendorf (Tamare), Armiter und Zador (Adorno und Capi¬
aneo).
Hugo v. Hofmannsthals Einaker „Florindo“
der
d. M. in den Kammerspielen zur Uraufführung
kommt, ist die ursprüngliche Fassung des Lustspiels „Chmstinas
Heimreise“.
Im zugleich ausgeführten Drama, „Der Aben¬
teurer und die Sängerin oder Die Geschenke des Lebens“ wird
der zweite Alt, der bei der Brahmschen Uraufführung fort¬
gelassen wurde zum erstenmal zur Darstellung kommen. Die
Hauptiollen beider Stücke spielen die Herren Moissi, Gülstorff,
Lange, Paulsen, und die Damen Kronert, Lossen, Terwin,
Deneka, Seipp=Otto, Carina, Ebeny, Pagay.
Die Direktion des Großen Schauspielhauses
wacht ausdrücklich darauf aufmerksam, daß die Premiere von
Herhart Hauptmanns „Floxian Geyer“ morgen (Mittwoch) be¬
reits um ¼47 Uhr begenni.
— Es wird ferner harauf hinge¬
wiesen, daß die Aufführungsserie des zweiten Abonnements¬
tückes 12. Abend) am 28. Dezember 1920 beendet wurde. Die
Serie des dirtien Abonnementsstückes (3. Abend) „Florian
Gever“ beginnt Donnerstag, 6. d. M., und zwar mit der
19. Abteilung. Die Reihenfolge der Abteilungen für den
3. Abend ist nachstehende: 10.—25. Abieilung, dann Abteilungen
27, 20, 31 und 39, hierauf Abteilungen 1—9.
-Friedrich=Wilhelmstädtisches Theater.
Die Operette „Hoheit die Tänzerin“ gelangi heute (Mitt¬
wvoch) zur 200. Aufführung in der Besetzung mit Elifabet
hasger, Käte Jungherr, Gustav „jährbeck, Kurt Milulski, Fritz
Schulz, Max Mendsen. Carl E. Schaum. Dirigent Ewald
hutß.
Im Central=Theater
wird „Frau Bärbel“ bis
End: des Monats zur Darstellung gelangen doch schweben
Verhandlungen, daß das Werk noch im Laufe dieser Spiel¬
jeit an eine andere Berliner Bühne übersiedelt.
„Macoiichen“ Walter Brommes neue Operene, deren Buch
Beorg Okonkowski und Will Steinberg geschriehen haben, ge¬
angt am 15. d. M. am Thaiia=Thrater zur Erst¬
ufführung.