II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 849

11. Reigen
Nieder mit dem „Reigen“!
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UND KRAFT
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Zu Arthur Schnitzlers „Reigen:
Es kommt alles auf die eine Frage an: ob bei diesem Ringelspiel der
Erotik eine tiefe Erkenntnis geheimster Zusammenhänge oder bloß ein
witziger Einfall die zeugende Kraft gewesen ist. Auch im letzteren Falle
bliebe Schnitzler immer noch ein blendender Former des erotischen Dialogs,
wie deren heute die Literatur deutscher Zunge keinen zweiten aufzuweisen
hat. Sich durch die szenische Wiedergabe dieser zehn Dialoge dem Haß und
der Verdächtigung pharisäischer Fanatiker und ihrer ahnungslosen, ver¬
führten Gefolgschaft auszusetzen, dafür indessen schiene dieser Fall kaum
hinreichenden Grund zu bieten.
Aus innerster Ueberzeugung aber sage ich: Hier hat ein Dichter und
einer, dessen Güte, Reinheit und seelische Keuschheit nach einem Menschen
alter köstlichster Gaben vor deutschen Kulturbürgern keiner Beglaubigung
mehr bedürfen sollte — tendenzlos, eben weil er ein Dichter ist
Erkenntnis gestaltet und Weisheit gespendet, die wohl wert erscheint,
erariffen zu werden von allen, die da guten Willens sind, sich ergreifen zu
lassen.
Stoff und Form dieses Totentanzes um das Irrlicht der Erotik, um
den bitter=süßen Trug der Liebesvereinigung von Mann und Weib, sind,
als des Dichters persönlichstes Eigentum, von jeder hergebrachten Behand¬
lung auf der Bühne allerdings meilenfern. Das leugnen, hieße auf jeden
Zöllner einen Pharisäer setzen. Gerade weil Schnitzler, der Pfadfinder im
weiten Lande der Seele, mit der verstehenden Hand des Arztes mild über
Wunden streicht, in die ein Wedekind und Strindberg unbarmherzig
schneiden, weil er noch überlegen lächeln und lächeln machen kann, wo diese
chaotischen Liebeshasser in ihrer Qual verstummen oder aufstöhnen
gerade darum ist für jene, die sich reif genug fühlen, ohne billiges Grinsen
über das gewisse Etwas die Mystik und die tiefere Bedeutung
dieses Totentanzes auf sich wirken zu lassen, der Wille zum äußersten
Ernst, zu vorurteilsfreier Hör= und Lernbereitschaft gegenüber der Bühnen¬
wiedergabe erstes und einziges Gebot.
Laß es dir sagen, Publikum: Die Gedankenstriche im Buch und die
verdunkelten Stellen in der Aufführung sind nicht das Wesentliche dieses
Abends. Sondern einzig die Erkenntnis eines Dichters und seine Bot¬
schaft an euch, die lautet:
Auch alle sinnliche Liebe ist platonische Sehnsucht nach Vollendung
im Anderen. Und noch der flüchtigste Rausch und Sinnesgenuß trägt schon
den Keim der fanstischen Enttäuschung unentrinnbar in sich. Dieser Erb¬
fluch des Ewig=Unvermeidlichen, dieses Verurteiltsein zu immer wieder¬
kehrender Ernüchterung, diese schmerzliche Scham darüber, was die
Menschen aus der Liebe gemacht haben, und was die
Liebeausden Menschen macht — das ist es, worauf es Schnitzler,
dem Dichter, ankommt. Und das ist, Bürger des 20. Jahrhunderts,
unsere Sache: als Kinder einer götterlosen Zeit, denen die Sehnsucht
nach dem verlorenen Paradies der Reinheit wahrlich heißer und ehrlicher
in der Seele brennt, als sich die Schulweisheit aller amtlich angestellten
Sittlichkeitsbeschirmer träumen läßt.
Richard Rosenheim.
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