15 Gia
ig nick
A en rgenenen en enen en ene enenee
den =Reigen“ nicht gesehen und bin deshalb mit
kennen zu können, ov jemand „lästern“ lacht oder
dem Regierungsrat Biermann in die Vorstellung
aus Freude an dem im Stück ständig zutage
gegangen. Ich habe im Theater sofort den Ein¬
treienden Humor. Sie sagen, daß das Stück in
druck gehabt, daß etwas Anstößiges, Aergernis er¬
keiner Weise abschreckend gewirkt habe. Ist Ihnen
regendes vorgeführt werde. Ich kann sagen, daß
vielleicht klar geworden, daß der ethische Gebanke,
ich an jeder Szene Anstoß genommen have; ins¬
der in dem Stück liegt, auch etwas anderes sein
besondere wurde durch die fünfte Szene das Ge¬
kann als bloß die abschreckende Wirkung? Haben
fühl vieler Kreise auf das tiefste verletzt. Diese
Sie sich schon gefragt, weshalb das Stück „Reigen“
ethisch völlig indifferente Behandlung gewisser
heißt?
Zeuge: Weil ein gewisser ero#scher Rhythmus
durch das ganze Stück geht.
Rechtsanwalt Heine: Haben Sie nicht das
Empfinden gehabt, daß sich durch das ganze Stück
ein melancholischer Gedanke über die Nichtig
keit dieses gewöhnlichen Geschlechtdlebens hin¬
durchzieht
und
daß dieses Treiben
ein
Zirkel ist, aus dem nichts herausführt? Ist Ihnen
nicht der melancholisch leidende Humor aufgefal¬
len, der über dem ganzen liegt, und daß das der
künstlerische Sinn des ganzen Stückes ist?
Zeuge: Nein, das ist mir nicht klargeworden.
Ich habe nur den Eindruck der völligen ethischen
Indifferenz.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Ist vor¬
her in Ihren Kreisen über das Stück gesprochen
worben, was daran anstößig ist usw.?
Zeuge: Die Sache ist damals ausführlich be¬
sprochen worden. — Rechtsanwalt Dr. Rosen¬
berger: Sie haben selbst gesagt, daß die Staats¬
anwaltschaft den Anstoß gegeben hat, sich das
Stück anzusehen? — Zeuge: Ich bin aber nicht
im Auftrag meiner Organisation, sondern aus
eigener Inttiative hingegangen. — Rechtsanwalt
Dr.
Rosenberger: Als Sie hingingen,
wußten Sie aber schon, daß es sich um ein Stück
handelt, an dem Sie Anstoß nehmen würden?
Zeuge: Jawohl, das mußte ich aus den Vor¬
besprechungen entnehmen.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Haben
Sie die Elntrittskarten selbst gekaust?
Zeuge: Nein. Sie waren vom Polizeipräsi¬
dium besorgt worden.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Wer hat
Ihnen die Karten gegeben?
Zeuge: Herr Professor Brunner. (Be¬
wegung.)
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Es han¬
delt sich also um ein. wohlorganisiertes Aerger¬
nidnehmen. Die Verteidigung spielt hier
mit
offenen Karten und spricht es offen aus:
Wir
werden jeden Zeugen danach fragen, ob sich hier
Herr Professor Brunner als Organisator und
Aaspirator dieses Systems vorher bestellten
Aergernisnehmens betätigt hat.
Rechtsanwalt Wolfgang Heine: Die Staats¬
anwaltschaft hat an zweiundzwanzig Organi¬
sationen die Anfrage gerichtet, ob sie Anstoß
nehmen.
Als Zeugin wird hierauf die
Generalsekretärin der Deutschen
Bahnhofs=Mission.
Fräulein Reineck, vernommen, welche ebenfalls
den „Reigen“ zweimal gesehen hat. Die Zeugin
bekundet: Mein Beruf zeigt mir stets die großen
Gefahren, welche die naturalistische Lebens¬
anschauung mit sich bringt. Ich bin zum ersten
Male auf meine Kosten in die Vorstellung ge¬
gangen, und ich kann nur sagen, daß mein sitt¬
liches Empfinden von Anfang bis Ende durch
dieses Stück auf das tiefste gekränkt wurde. In
zehn Bildern wurden Frauen vorgeführt, welche
ihre weibliche Ehre und Würde völlig vergaßen.
In drei Szenen handelte es sich um Frauen im
Beit vor und nach einem unsittlichen Verkehr.
In dem ganzen Stück kommt, gewissermaßen als
Ausgleich, nicht eine einzige anständige
Frau oder Mädchen vor, es handelt sich stets
nur um die Darstellung der niedrigsten sexuellen
Triebe der Menschen, durch welche jede anständige
Frau in ihrer Frauenehre tief beleidigt sein muß.
In dem ganzen Stück handelt es sich von Anfang
bis Ende um den Geschlechtsverkehr niedrigster
Art. Besonders anstößig war die Stelle, an der
ein Soldat ein junges Dienstmädchen verführt und
dann auf bessen Frage: Hast du mich auch lieb?
zynisch antwortet: „Das hast du doch eben ge¬
merlt!“ Ebenso anstößig ist die Szene, in der die
Schauspielerin alle Mittel anwendet, um den
„Grafen“ zu einem Verkehr zu veranlassen und
dadurch an sich zu keiten. Das war das peinlichste
und demütigste, was einer Frau passieren kann,
sehen zu müssen, daß öffentlich dargestellt wird,
wie sich Frauen erniedrigen.
Vorsitzender: Haben Sie auch durch unsittliche
Gesten oder die Kleidung der Schauspielerinnen
Austoß genommen?
Zeugin: Nein. Ich habe den Eindruck ge¬
habt, daß die Künstler selbst durch den Inhakt des
Stückes jene Gesten so bringen mußten, um das
Stück so zu spielen. Auch bezüglich der Musik
kann ich nicht sagen, daß ich sie besonders be¬
strickend gefunden habe.
Ich möchte doch hier¬
gelegi. Leon Sklarz habe wider Tieu und Glaupen
gegen sie gehandelt. u. a. eigenmächtig nicht in
das Geschäft gehörende Buchungen bei der Firma
veranlaßt, ferner auch ein viele Millionen be¬
tragendes Valutgengagement in der
Schweiz heimlich unterhalten. Fer¬
ner habe er die Firma ohne Wissen der anderen
Sozien als Bank= und Buchhaltung für Genig
Sklara benutzt. Der Urteilsspruch ist im Laufe¬
des Monats zu erwarten.
ig nick
A en rgenenen en enen en ene enenee
den =Reigen“ nicht gesehen und bin deshalb mit
kennen zu können, ov jemand „lästern“ lacht oder
dem Regierungsrat Biermann in die Vorstellung
aus Freude an dem im Stück ständig zutage
gegangen. Ich habe im Theater sofort den Ein¬
treienden Humor. Sie sagen, daß das Stück in
druck gehabt, daß etwas Anstößiges, Aergernis er¬
keiner Weise abschreckend gewirkt habe. Ist Ihnen
regendes vorgeführt werde. Ich kann sagen, daß
vielleicht klar geworden, daß der ethische Gebanke,
ich an jeder Szene Anstoß genommen have; ins¬
der in dem Stück liegt, auch etwas anderes sein
besondere wurde durch die fünfte Szene das Ge¬
kann als bloß die abschreckende Wirkung? Haben
fühl vieler Kreise auf das tiefste verletzt. Diese
Sie sich schon gefragt, weshalb das Stück „Reigen“
ethisch völlig indifferente Behandlung gewisser
heißt?
Zeuge: Weil ein gewisser ero#scher Rhythmus
durch das ganze Stück geht.
Rechtsanwalt Heine: Haben Sie nicht das
Empfinden gehabt, daß sich durch das ganze Stück
ein melancholischer Gedanke über die Nichtig
keit dieses gewöhnlichen Geschlechtdlebens hin¬
durchzieht
und
daß dieses Treiben
ein
Zirkel ist, aus dem nichts herausführt? Ist Ihnen
nicht der melancholisch leidende Humor aufgefal¬
len, der über dem ganzen liegt, und daß das der
künstlerische Sinn des ganzen Stückes ist?
Zeuge: Nein, das ist mir nicht klargeworden.
Ich habe nur den Eindruck der völligen ethischen
Indifferenz.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Ist vor¬
her in Ihren Kreisen über das Stück gesprochen
worben, was daran anstößig ist usw.?
Zeuge: Die Sache ist damals ausführlich be¬
sprochen worden. — Rechtsanwalt Dr. Rosen¬
berger: Sie haben selbst gesagt, daß die Staats¬
anwaltschaft den Anstoß gegeben hat, sich das
Stück anzusehen? — Zeuge: Ich bin aber nicht
im Auftrag meiner Organisation, sondern aus
eigener Inttiative hingegangen. — Rechtsanwalt
Dr.
Rosenberger: Als Sie hingingen,
wußten Sie aber schon, daß es sich um ein Stück
handelt, an dem Sie Anstoß nehmen würden?
Zeuge: Jawohl, das mußte ich aus den Vor¬
besprechungen entnehmen.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Haben
Sie die Elntrittskarten selbst gekaust?
Zeuge: Nein. Sie waren vom Polizeipräsi¬
dium besorgt worden.
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Wer hat
Ihnen die Karten gegeben?
Zeuge: Herr Professor Brunner. (Be¬
wegung.)
Rechtsanwalt Dr. Rosenberger: Es han¬
delt sich also um ein. wohlorganisiertes Aerger¬
nidnehmen. Die Verteidigung spielt hier
mit
offenen Karten und spricht es offen aus:
Wir
werden jeden Zeugen danach fragen, ob sich hier
Herr Professor Brunner als Organisator und
Aaspirator dieses Systems vorher bestellten
Aergernisnehmens betätigt hat.
Rechtsanwalt Wolfgang Heine: Die Staats¬
anwaltschaft hat an zweiundzwanzig Organi¬
sationen die Anfrage gerichtet, ob sie Anstoß
nehmen.
Als Zeugin wird hierauf die
Generalsekretärin der Deutschen
Bahnhofs=Mission.
Fräulein Reineck, vernommen, welche ebenfalls
den „Reigen“ zweimal gesehen hat. Die Zeugin
bekundet: Mein Beruf zeigt mir stets die großen
Gefahren, welche die naturalistische Lebens¬
anschauung mit sich bringt. Ich bin zum ersten
Male auf meine Kosten in die Vorstellung ge¬
gangen, und ich kann nur sagen, daß mein sitt¬
liches Empfinden von Anfang bis Ende durch
dieses Stück auf das tiefste gekränkt wurde. In
zehn Bildern wurden Frauen vorgeführt, welche
ihre weibliche Ehre und Würde völlig vergaßen.
In drei Szenen handelte es sich um Frauen im
Beit vor und nach einem unsittlichen Verkehr.
In dem ganzen Stück kommt, gewissermaßen als
Ausgleich, nicht eine einzige anständige
Frau oder Mädchen vor, es handelt sich stets
nur um die Darstellung der niedrigsten sexuellen
Triebe der Menschen, durch welche jede anständige
Frau in ihrer Frauenehre tief beleidigt sein muß.
In dem ganzen Stück handelt es sich von Anfang
bis Ende um den Geschlechtsverkehr niedrigster
Art. Besonders anstößig war die Stelle, an der
ein Soldat ein junges Dienstmädchen verführt und
dann auf bessen Frage: Hast du mich auch lieb?
zynisch antwortet: „Das hast du doch eben ge¬
merlt!“ Ebenso anstößig ist die Szene, in der die
Schauspielerin alle Mittel anwendet, um den
„Grafen“ zu einem Verkehr zu veranlassen und
dadurch an sich zu keiten. Das war das peinlichste
und demütigste, was einer Frau passieren kann,
sehen zu müssen, daß öffentlich dargestellt wird,
wie sich Frauen erniedrigen.
Vorsitzender: Haben Sie auch durch unsittliche
Gesten oder die Kleidung der Schauspielerinnen
Austoß genommen?
Zeugin: Nein. Ich habe den Eindruck ge¬
habt, daß die Künstler selbst durch den Inhakt des
Stückes jene Gesten so bringen mußten, um das
Stück so zu spielen. Auch bezüglich der Musik
kann ich nicht sagen, daß ich sie besonders be¬
strickend gefunden habe.
Ich möchte doch hier¬
gelegi. Leon Sklarz habe wider Tieu und Glaupen
gegen sie gehandelt. u. a. eigenmächtig nicht in
das Geschäft gehörende Buchungen bei der Firma
veranlaßt, ferner auch ein viele Millionen be¬
tragendes Valutgengagement in der
Schweiz heimlich unterhalten. Fer¬
ner habe er die Firma ohne Wissen der anderen
Sozien als Bank= und Buchhaltung für Genig
Sklara benutzt. Der Urteilsspruch ist im Laufe¬
des Monats zu erwarten.