II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 930

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Pr. gerihtel, drm darnder Berralch der Menschheit
richtung der Verwaltung begonnen. Die gesamte
schwerde geführt wird, daß aus Anlaß der jüngsten
über die Abrüstung
Zivilverwaltung kann aber erst funktionieren, bis die
Komplikationen zwischen Ungarn und den Nachbarstaaten vom
weil sie unter den he
militärische Aktion gänzlich abgeschlossen ist. Das dürfte Völkerbund die Vorkehrungen unterlassen worden seien, die
als Frankreich
einem Verfahren gegen Schnitzler lechze, ganz im Gegen¬
hätte der „Reigen
teil, man lasse den Dichter so unbehelligt wie möglich.
davon bin ich fest
Feuilleton.
Ich stelle es nur fest, um die Absurdität dieses Gerichts¬
nicht für die Ma
verfahrens zu kennzeichnen.
Trauer. Die grobe
wollten, haben ih
oder die
Die Grundfrage: Soll man den „Reigen“ auf¬
Der Reigen der Zeugen
Direktor hatte gan
führen? möchte ich jetzt nicht wieder aufrollen. In der
Zeugen des „Reigen“.
fast alles.
Frage ist das Problem der populären Massenwirkung
Die Zeugen,
Von Stefan Großmann.
überhaupt enthalten. Gewiß eignet sich der „Reigen
Erscheinungen: G
besser zur Lektüre, und ich glaube, daß ein Leser,
Berlin, Mitte November.
der
Berliner Lehrer
abends in seinem Fauteuil das Buch durchblättert,
sich
Ich
„Glückliche Leut', haben zu so was a Zeit.
versitätsprofessor,
die passendste Vorstellung machen kann, nämlich
eine
mußte den alten Wiener Conpletrefrain summen, als ich
sitzende eines Ver#
seinen Bedürfnissen nach Dezenz angemessene.
Die
davon hörte, daß im Landgericht Moabit wirklich ein
mus und einige #
Preisgabe eines Kunstwerkes an eine uneingeschränkte
ausgedehnter Prozeß gegen die Direktoren des Kleinen
Oeffentlichkeit ist immer ein Problem. Wie bitter war
Schauspielhauses, die den Schnitzlerschen „Reigen“ auf¬
leben fernstehende
es, ein paar Jahre lang die Schubertschen Lieder durch
geführt haben, stattfindet und nicht nur gegen die Direk¬
ständigen fragte ei
toren, sondern auch gegen den Regisseur, nicht nur gegen
Operettenpopularität zur Musik der Leierkasten und
St.
letztenmal im The
den Regisseur, sondern auch gegen die Schauspieler. Ja
Höfe herabgewürdigt zu sehen, und die Böcklinsche
Verwirrung und
folgerichtig hätte dann der Prozeß auch gegen die
Toteninsel ist durch allzuviele Reproduktionen schal
Endlich, nach läng
Bühnenarbeiter und gegen die Garderobefrauen geführt
geworden. Der Gedanke, daß der Schnitzlersche „Reigen“
Lautensacks „Gel
werden sollen, denn wenn die Direktoren durch die An¬
das Sonntagsvergnügen der Berliner Handelsgehilfen
Autoren, bei den
nahme des Stückes ein Verbrechen begangen haben und
würde, ist nicht erquickend.
Der Zeuge, wie
die Schauspieler durch die Darstellung sich mitschuldig
Aber keine delikate Kunst, keine ästhetische Be¬
offenbar nur dani
gemacht haben, dann müßten folgerimtig auch die
trachtung kann im Zusammenhang stehen mit der Ab¬
Anstoß zu nehmen
Friseuse und die Garderoviere und der Souffleur an¬
surdität dieser Gerichtsverhandlung. Ein Dutzend An¬
von dem Sittlich
geklagt werden, die diesem Verbrechen Vorschub geleistet
geklagte, ein Dutzend Sachverständige, eine Unzahl
präsidiums, Herrn
haben, und schließlich auch die Sitzanweiser, ohne die das
Zeugen. Die Zeugen teilen sich in zweierlei Kategorien:
gut gesinnten Ma
Verbrechen nicht hätte zustandekommen können, weil sie
aufgebürdet hat, d
die einen Zeugen sind solche, die Anstoß genommen
das Element der Oeffentlichkeit, nämlich die Zuschauer,
spät abends Ansto
haben, und die andern solche, die sittlich gehoben waren.
erst hineingelassen haben. Nicht genug damit, eröffnet der
Film, er nimmt A
Ich selber wäre für diesen Prozeß als Zeuge unbrauch¬
Prozeß gegen den „Reigen“ die Perspektive auf eine
stoß im Theater. E
bar gewesen, denn ich habe weder sittlich Anstoß ge¬
Massenmaßregelung deutscher Schauspieler. Dasselbe
bewältigen und ha
nommen, noch bin ich aus dem „Reigen“ sehr geläutert
Verbrechen, das die angeklagten. Schauspieler in Char¬
trupp geschaffen.
herausgegangen. Wichtig wäre es, Zeugen zu ver¬
lottenburg begangen haben, haben andre Schauspieler in
sichtigen die Zeicht
nehmen, die sich bei der ganzen Vorstellung wirklich
Frankfurt, Hamburg, Leipzig, München, Dresden
fliegen die Novelle
amüsiert haben. Ich halte den „Reigen“ für ein
begangen, und wenn alle deutschen Darsteller, die in
Heinse, sie zensiere
melancholisches Werk und fürchte, daß solche Zeugen
Schnitzlers „Reigen“ mitgewirkt haben, verfolgt und ver¬
Feuilletons der Z
urteilt würden, so könnte es geschehen, daß in den
schwer zu finden wären. In dem ersten Verhör mit dem
den Berliner Sta
nächsten Monaten gut ein Drittel der deutschen Schau¬
angeklagten Direktor Sladek fragte der Vorsitzende, ob
den Komponisten
spieler hinter Schloß und Riegel gesetzt werden.
der „Reigen“ ein gutes Geschäft gewesen wäre, worauf
zum „Reigen“ per
Der einzige Mann, der bei diesem Massenprozeß
der angeklagte Direktor Sladek antwortete: „Ja, dank
Musiker, Schauspich
unbebelligt bleibt und an dessen Verfolgung kein Mensch
der Reklame des Staatsanwaltes“. Und diese Er¬
wurde, daß er in
auch nur denkt, ist Artur Schnitzler, aus dessen Kopf
widerung war keineswegs als Provokation empfunden
gefunden habe, der
schließlich dieser ganze „Reigen“ entsprungen ist. Ich
und ausgenommen, sondern sie traf wohl den richtigen
dem Rhythmus e
stelle das wahrhaftig nicht deshalb fest, weil ich nach
Tatbestand. Ohne die Empörung der Anstoßnehmer
entspreche. Asa H
A.br & TPt,