II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 947

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11. Reigen
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rierten“ zu gehören. Er ist selbstherrlicher Ehe¬
eins verlangt die Gerechtigkeit immer wieder
serhrei.
brecher. (Ohne Ehebruch gehts nun einmal nicht!)
festzustellen: Sudermann ist der schärsste Ken¬
Er hat eine Frau, in die verliebt sich der Pia¬
, Dezember 1921.
ner auch der geringsten Bühnenmittel. Er isi
nist, findet kein Gehör und erschießt sich. Was
ein Techniker des Theaters, wie er noch nicht
nkt „Reigen“.
Es
tut der „temperierte“ Ehemann, dem alle Dinge
dagewesen ist. Ungerecht ist auch, ihm, wie es
ie ein Dichter jahr¬
menschlich sind? Er schilt seine Gattin aus:
jetzt oftmals geschieht, Flüchtigkeit vorzuwerfen.
dann durch einen
warum weißt du ihn ab? Schön. Die Frau
Sudermann feilt an jedem Wort herum, ehe er
ände veranlaßi,
scheint an männliche Logik zu glauben und ist zu
es in den Druck gehen läßt. Das Merkwürdige
An dieser Popu¬
einem jungen Marinefähnrich erheblich entgegen¬
ist, daß die Kritik den Dichter einheitlich ablehnt
ge¬
icherlich wenig
kommender. Mit dem wohltemperierten Ehe¬
und das Theaterpublikum jedes Jahr aufs Neue
n dem Wiener Po¬
gemahl ist es aus. Der über die Affekte erhabene
eine Gaben dankbar in Empfang nimmt. Es
s Berliner Kleinen
Herr der Schöpfung wird ganz menschlich eiter¬
wird an diesem Beispiel besonders deutlich, wie
antiemen, insonder¬
üchtig. Er fordert den Jungen und erschießt
wenig im Gr genommen das Publikum durch
ichischen Valutaver¬
ihn. Er erschießt ihn, beseelt vom Haß des Rei¬
die zünftigen
nikaster beeinflußt wird. Im
gen kommen. Der
gen gegen die nachdrängende, verdrängende Ju¬
Theater in de. Königgrätzer Straße führt man
aber der Reigen
gend. Das ganze Stück ist ein großangeleates
Sudermann's „Notruf“ auf. Es ist das Drama
chen. Die Direktion
psychologisches Gemälbe, das eben nur ein Kopf
des Weitkrieges mit den Augen Sudermann's
s will sich das Ge¬
wie Schnitzler zusammenballen kann. Es ent¬
gesehen und mit seinen Mitteln dargestellt. Das
Ein Buch, das be¬
hält Momente stärkster Spannung und Theater¬
Stück fand starken Beifall.
Stück, das vor dem
wirkung.
espielt hat, sind die
Wir hatten eine Sudermann=Manie so gut wie
Wie jetzt Schnitzker, so war vor nicht
hüllt sich die Direk¬
eine Strindberg=Hausse. Wie lange ist es her,
langer Zeit Hermann Sudermann Gesprächs¬
klerische Mäntelchen
da spielte jedes Berliner Theater, das etwas auf
stoff der Berliner. Hermann Südermann!
ssen die Möglichkeit
sich hielt, seinen Strindberg. Die Begeisterung
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem
as Theater mit dem
hat wesentlich nachgelassen, wenn auch der Antor
Wind! Es war einmal ... Einmal, da stand
verkauft ist, so muß
noch immer ständige Bühnenerscheinung ist und
Sudermann im Brennpunkt des Interesses. Das
nz Berlin nur aus
sicherlich mit einer Anzahl von Stücken auch
Sudermann'sche Stück war das Ereignis der
bleiben wird. Ich glaube aber, daß Werke, wie
Berliner Theaterzeit. Sudermanns Bild in
n lange vor der Re¬
sein „Ostern“, das das Deutsche Theater heraus¬
allen Zeitungen! Und heute! Herr Jeßner er¬
Bühnen ein gern
brachte, in wenigen Jahren vom Spielplan ver¬
klärt, daß er keinen Schauspielern und seinem
doch mit einiger Ge¬
schwunden sein werden. „Ostern“ ist der zweite
Publium ein Sudermannsches Stück nicht zu¬
daß der Reigen¬
Teil der „Jahresfestspiele“. Es ist auf frommen
muten könne. Das erklärt Herr Jessner vor dem
ücken des geistreichen
Ton gestimmt und wurde deshalb vom Deutschen
Gerichtshof. Auch nach der Revolution schreibt
st. Besonders Ber¬
Theater am Bußtag gegeben. Ob es nicht doch
Sudermann für jede Winterspielzeit getreulich
ißt schnell. Da ist
vielleicht eines der schwächsten Arbeiten des
seine Stücke. Die Berliner Kritik aller Farben
uffrischung ganz an¬
Schweden ist? Der Inhalt ist kurz folgender:
eater wird Arthur
lächelt Hohn, bespricht ihn wie ein kraules Kind.
Der Vater hat Mündelgelder unterschlagen und
Es gehört sich nun einmal für jeden honorigen
Das weite Land“ ge¬
sitzt im Gefängnis. Die Frau gibt sich absicht¬
das Ergebnis vor¬
Theaterkritiker, Sudermann spöttisch eiwas ins lich der Täuschung hin, daß ihr Mann ganz un¬
ein Mann, der da
Stammbuch zu schreiben. Man mag zu den Su¬
schuldig ist. Der Sohn empört sich gegen diese
ubt, zu den „Tempee dermann'schen Problemen stehen, wie man will, Schande, die der Vater auf die Familie gebracht
hat. Die Tochter hat in der Fürsorgeerziehungs¬
anstalt nicht viel Gutes dazu gelernt. Als dro¬
handes Gespenst wandelt zunächst unsichtbar der
böse Hauptgläubiger des Vaters durch die Hand¬
lung. Dann erscheint er schließlich doch in Per¬
son und präsentiert die Schuldscheine. Nun aber
kommt die Rettung. Der jetzt eingekerkerte Vo¬
ter hat vor längerer Frist dem harten Gläubiger
110
eine Guttat erwiesen. Um deren Willen verzich¬
tet der unliebsame Gast auf alle seine Forderun¬
gen. Wäre das Stück von einem anderen ver¬
faßt, man würde es unbedenklich für unwichtig
erklären. Da es von Strindberg ist, sucht man
bei der Aufführung in jedem Wort ein Geheim¬
nis, zumindest eine Weltweisheit.
Und nun „Kümmere dich um Amelie“! Lasse
den sachlichen Ernst beiseite. Gehe zu den Ge¬
brüdern Rotter ins Trianon=Theater. Das ist
die Amelie. In Berlin neu, in der Probinz
chon vor Jahren bekannt. Es gab in Deutsch¬
land ja eine Zeit, wo man Pariser Schmarren
liebte und diese Zeit scheint wiederzukehren
Man imponiert in letzter Zeit, wahrscheinlich,
die Valuta noch schlechter zu stellen, französisch
Machwerke. So wurde in „Neuen Theater“ am
Zoo das französische, angebliche Lustiviel „Da#
ewig Männliche“ gegeben. Indessen sah das neue
Theater, das im alten Landwehr=Kasino ein
hübsches Heim gefunden hat, sehr bald ein, daß
noch nicht die Zeit ist für französische Pilen¬
teriestücke und es wandte sich dem alten Fulda¬
schen „Dummkopf“ zu. Das war ein Erfolg für
das neue Theater, umsomehr, als der „Dumm¬
kopf“ vor nicht langer Zeit verfilmt worben ist
und es viele reizte, zwischen Film und Bühne,
zwischen Bild und Wort einen Vergleich zus
zichen.
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