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Reigen
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konnte die Allierten dazu verleiten, eine strenge uktion2e!! Dahn. Die benische arbeiterschaft hal
Um Gut's zu tun, braucht's keiner Ueberlegung;
spricht und daher mit Recht in weiten Kreisen der Bevölle¬
Der Zweifel ist's, der Gutes böse macht,
rung Anstoß erregt. Um größeres Unheil zu ver¬
Bedanke nicht! — gewähre, wie du's fühlst.
hüten, mußten deshalb die weiteren Aufführungen auf
□5
Goethe.
Grund Art. 102 Ausführungsgesetz StPO. verboten werden.
Polizeidirektion: gez. Pöhner.“
" — Aus den gleichen
Gründen ist im vorigen Jahre Wedekinds „Schloß Wetter¬
Kunst und Wissenschaft.
stein“ verboten worden.
[Schluß mit Schnitzlers Reigen]] Im Münchener
ab [Volkstheater.] „Das Recht auf Liebe“ von
Echausprerhauomt### am Sntstag abend zu dem
Hans Sturm und Hans Bachwitz nennt sich „Plau¬
##ä#st gerwarteten) Theaterskandal gekommen. Man
derei“. Ein Titel, für den drei Akte etwas lang sind und
jab zu zehntenmal, Schnitzlers Reigen. Im drit¬
die Befähung unserer Bühnenautoren im allgemeinen und
en DRag erhob sich eine Dame und protestierte: „So eine
im besonderen viel zu kurz geraten ist. Für den ersten Alt
Schweuserei! Das bietet man uns Deutschen!" Der größere
reicht sie hier indes hin, um so mehr, als die Mitspielenden
Lerl Gäste stellte sich auf die Seite der Opposition. Man
den Ton gewandt trafen, Schück als ausrangierter, nur
hörte aufe: Schluß, Vorhang! Ein Teil des Parket' nahm
noch in Familienangelegenheiten praktizierender Diplomat
für die Vorstellung Partei, und es folgte eine mehr als leb¬
sogar recht elegant. Die Gesellschaftsszene, ein Privatissimum
haste Auseinandersetzung zwischen dem Parkett und dem
über weibliche und männliche Eheprivilegien, recte Eheirrun¬
säng. Ein faules Ei flog auf die Bühne, ein anderes platzte
gen und =wirrungen, sämtlich in Taschenformat mit Gold¬
ns Parkett, Stinkbomben wurden zur Explosion gebracht.
schnitt, wurde gut und amüsant gebracht. Koutenskys
Es gab ein wüstes Schimpfen. Die Aufführung konnte nicht
siebengescheiter Extraordinarius für Eherecht gab das Pro¬
fortgesetzt werden; um 8¼ Ihr wurde die Vorstellung abge¬
fessorale, worüber er die Kunst, zu lieben, verlernt hat, mit
brochen. Schutzleute räumten das Haus. — Gestern wurde
feinschattiertem Humor. Lundt den Herrenrechtler nach
Molnars Faschinz gespielt. Schnitzlers Reigen wurde näm¬
der Mode mit liebenswürdiger Selbstverständlichkeit. Manch
lich inzwischen von der Polizei verboten. Die Begründung
gutpointiertes Witzwort fällt im flinken Redegeplänkel zwi¬
nutet: Die weitere Aufführung von Schnitzlers Reigen wird
schen den beiden und ihren mehr oder minder gekränkten
erboten. „Gründe: Am 5. Febr. 1921 kam es bei der zehn¬
Eheliebsten. Diese. Frl. Lindecke und Frau Lundt,
en Aufführung von Schnitzlers Reigen im Schauspielhaus
rächen sich mit Grazie, die indes mehr auf Rechnung ihres
zu einem großen Skandal. Es wurde geschrien, gejohlt, ge¬
eigenen Schicks als der Erfindung der Autoren kommt.
ofiffen, Stinkbomben geworfen, so daß die gesamte
Denn diese läßt sie völlig ich Stich bei dem Stelldichein
Hauptwache eingreifen und die Vorstellung polizeilich ge¬
der Rheinschenke, wo die Damen just so viel vom Verbotenen
schlossen werden mußte. Die Gefahr einer Panik war
naschen wollen, um ihre Männer herbeizulocken. Aber sie
nicht ausgeschlossen. Vor der Kasse gad es dann noch erregte
langweilen nur sich und das Publikum in der Verlegenheits¬
Auseinandersetzungen mit Besuchern, die ihr Eintrittsgeld
szene mit zwei Galans ältester Possenfraktur, die auch der
zurückverlangten, bis schließlich das Theater geräumt werden
Lustigkeitsaufwand Karlweis und die Sentimentalität
konnte. Obwohl die erster neun Aufführungen des Reigen
Hofmanns nicht modern oder lebendig zu machen ver¬
ruhig verliefen, ist erfahrungsgemäß nach der ersten Stö¬
mochte. Gut wirkte Raab als behaglicher Wirt.
Der
rung mit Sicherheit zu erwarten, daß auch die weiteren
Schlußakt winnt durch Episodisches, wie Frl. Blachians
Aufführungen tumultuarisch verlaufen werden. Die Polizei¬
und Aichbichlers Dienstbotentypen, etwas Farbe und
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger Aufgaben nicht
wird wie das Ganze unter Thieles Regie von der Dar¬
in der Lage, der geschäftstüchtigen Leitung des Schauspiel¬
stellung nach Möglichkeit gehoben, versandet aber zuletzt in
hauses dauernd ein so großes Polizeiaufgebot zur Verfü¬
eitel Gartenlaubenglückseligkeit, die „das Recht auf Liebe“
gung zu stellen, um die ruhige Aufführung eines Stückes
einzig den Kindern einräumt, wenn sie nur da sind, ob von
zu gewährleisten, das jedem zasunden Volksempfinden Hohn
rechts oder links, einzeln oder zu Hauf. Wie beglückt ist
S eene Aee.
1.—
———
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—
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beichstagbargebrenere-De
also die Frau Professorin, daß ihr Eherechtslehrer gleich
„fix und fertig“ ein siebenjähriges Zwillingspärchen ihr zu
präsentieren in der Lage ist! Ja, ja, das deutsche Gemüt,
im Lustspiel schon garl. ...
Reigen
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konnte die Allierten dazu verleiten, eine strenge uktion2e!! Dahn. Die benische arbeiterschaft hal
Um Gut's zu tun, braucht's keiner Ueberlegung;
spricht und daher mit Recht in weiten Kreisen der Bevölle¬
Der Zweifel ist's, der Gutes böse macht,
rung Anstoß erregt. Um größeres Unheil zu ver¬
Bedanke nicht! — gewähre, wie du's fühlst.
hüten, mußten deshalb die weiteren Aufführungen auf
□5
Goethe.
Grund Art. 102 Ausführungsgesetz StPO. verboten werden.
Polizeidirektion: gez. Pöhner.“
" — Aus den gleichen
Gründen ist im vorigen Jahre Wedekinds „Schloß Wetter¬
Kunst und Wissenschaft.
stein“ verboten worden.
[Schluß mit Schnitzlers Reigen]] Im Münchener
ab [Volkstheater.] „Das Recht auf Liebe“ von
Echausprerhauomt### am Sntstag abend zu dem
Hans Sturm und Hans Bachwitz nennt sich „Plau¬
##ä#st gerwarteten) Theaterskandal gekommen. Man
derei“. Ein Titel, für den drei Akte etwas lang sind und
jab zu zehntenmal, Schnitzlers Reigen. Im drit¬
die Befähung unserer Bühnenautoren im allgemeinen und
en DRag erhob sich eine Dame und protestierte: „So eine
im besonderen viel zu kurz geraten ist. Für den ersten Alt
Schweuserei! Das bietet man uns Deutschen!" Der größere
reicht sie hier indes hin, um so mehr, als die Mitspielenden
Lerl Gäste stellte sich auf die Seite der Opposition. Man
den Ton gewandt trafen, Schück als ausrangierter, nur
hörte aufe: Schluß, Vorhang! Ein Teil des Parket' nahm
noch in Familienangelegenheiten praktizierender Diplomat
für die Vorstellung Partei, und es folgte eine mehr als leb¬
sogar recht elegant. Die Gesellschaftsszene, ein Privatissimum
haste Auseinandersetzung zwischen dem Parkett und dem
über weibliche und männliche Eheprivilegien, recte Eheirrun¬
säng. Ein faules Ei flog auf die Bühne, ein anderes platzte
gen und =wirrungen, sämtlich in Taschenformat mit Gold¬
ns Parkett, Stinkbomben wurden zur Explosion gebracht.
schnitt, wurde gut und amüsant gebracht. Koutenskys
Es gab ein wüstes Schimpfen. Die Aufführung konnte nicht
siebengescheiter Extraordinarius für Eherecht gab das Pro¬
fortgesetzt werden; um 8¼ Ihr wurde die Vorstellung abge¬
fessorale, worüber er die Kunst, zu lieben, verlernt hat, mit
brochen. Schutzleute räumten das Haus. — Gestern wurde
feinschattiertem Humor. Lundt den Herrenrechtler nach
Molnars Faschinz gespielt. Schnitzlers Reigen wurde näm¬
der Mode mit liebenswürdiger Selbstverständlichkeit. Manch
lich inzwischen von der Polizei verboten. Die Begründung
gutpointiertes Witzwort fällt im flinken Redegeplänkel zwi¬
nutet: Die weitere Aufführung von Schnitzlers Reigen wird
schen den beiden und ihren mehr oder minder gekränkten
erboten. „Gründe: Am 5. Febr. 1921 kam es bei der zehn¬
Eheliebsten. Diese. Frl. Lindecke und Frau Lundt,
en Aufführung von Schnitzlers Reigen im Schauspielhaus
rächen sich mit Grazie, die indes mehr auf Rechnung ihres
zu einem großen Skandal. Es wurde geschrien, gejohlt, ge¬
eigenen Schicks als der Erfindung der Autoren kommt.
ofiffen, Stinkbomben geworfen, so daß die gesamte
Denn diese läßt sie völlig ich Stich bei dem Stelldichein
Hauptwache eingreifen und die Vorstellung polizeilich ge¬
der Rheinschenke, wo die Damen just so viel vom Verbotenen
schlossen werden mußte. Die Gefahr einer Panik war
naschen wollen, um ihre Männer herbeizulocken. Aber sie
nicht ausgeschlossen. Vor der Kasse gad es dann noch erregte
langweilen nur sich und das Publikum in der Verlegenheits¬
Auseinandersetzungen mit Besuchern, die ihr Eintrittsgeld
szene mit zwei Galans ältester Possenfraktur, die auch der
zurückverlangten, bis schließlich das Theater geräumt werden
Lustigkeitsaufwand Karlweis und die Sentimentalität
konnte. Obwohl die erster neun Aufführungen des Reigen
Hofmanns nicht modern oder lebendig zu machen ver¬
ruhig verliefen, ist erfahrungsgemäß nach der ersten Stö¬
mochte. Gut wirkte Raab als behaglicher Wirt.
Der
rung mit Sicherheit zu erwarten, daß auch die weiteren
Schlußakt winnt durch Episodisches, wie Frl. Blachians
Aufführungen tumultuarisch verlaufen werden. Die Polizei¬
und Aichbichlers Dienstbotentypen, etwas Farbe und
direktion ist ohne Vernachlässigung wichtiger Aufgaben nicht
wird wie das Ganze unter Thieles Regie von der Dar¬
in der Lage, der geschäftstüchtigen Leitung des Schauspiel¬
stellung nach Möglichkeit gehoben, versandet aber zuletzt in
hauses dauernd ein so großes Polizeiaufgebot zur Verfü¬
eitel Gartenlaubenglückseligkeit, die „das Recht auf Liebe“
gung zu stellen, um die ruhige Aufführung eines Stückes
einzig den Kindern einräumt, wenn sie nur da sind, ob von
zu gewährleisten, das jedem zasunden Volksempfinden Hohn
rechts oder links, einzeln oder zu Hauf. Wie beglückt ist
S eene Aee.
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beichstagbargebrenere-De
also die Frau Professorin, daß ihr Eherechtslehrer gleich
„fix und fertig“ ein siebenjähriges Zwillingspärchen ihr zu
präsentieren in der Lage ist! Ja, ja, das deutsche Gemüt,
im Lustspiel schon garl. ...