II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1008

box 18/3
11. Reigen
Theaterstandal in München, Aus München wird un Febrahtet:
Wei der 10. Aufführung von Arthur Schnihlers
SEI
im
Münchner Schauspielhause ist es nun doch noch zu#dem schon bei der
ersten Auffühn###ameten großen Skandal gekommen. Währand der
dritten Szene adem Puhtkums So etwas dietet man
einer deuischen Frau!“ Nun kam es #### Aneiakersetzungen zwischen
Anhängern und Gegnern der Aufführung, die im Polizeibericht
folgendermaßen geschildert werden. Es wurde geschrien, gejohlt, ge¬
pfiffen. Stinkbomben wurden geworfen, so daß die gesamte Hauptwache
eingreifen und die Vorstellung polizeilich geschlossen werden mußte. Die
Gefahr einer Panik war nicht ausgeschlossen. Vor der Kasse gab es
dann noch erregte Auseinandersetzungen mit Besuchern, die ihr Ein¬
trittsgeld zurückverlangten, bis schließlich das Theater geräumt werden
konnte. Die Polizei hat weitere Aufführungen des Stückes ver¬
boten, weil erfahrungsgemäß dem ersten Skandal neue Tumulte folgen
und die Polizeimannschaft nicht zahlreich genug sei, die ruhige fluf¬
führung des Stückes zu gewährleisten.
Schnitzlers „Reigen“ in Mhphen verboten.
□ Mänchen— Febrng# (Drahtmelt#uing unsere
Körresronkenten) Art'ur Schwiklers, Reien“ von
dessen le#ter Au führung wi: schen beiichtetn. dal sie durch
eine arrangierte Temenstratien mit Stink ombei, Geschret
und Gejohle gestört und abgebrocksn worden sei, ist jetzt
von der Polizei verboten worßen.
Es ist also, obgleich es in Zeutschland keine Zensur
mehr gibt, nichts leichter, als hintinherum eine Zensur zu
handheben, nämlich auf dem Weges wie es die Münchener
Polizeidirektion schon wiederholte Male beliebte. Deutsch¬
sich
nationale Rüpel. Studenten und Antisemiten, begeben
nach diesem einfachen Rerept in eine Vorstellung, machen
sifert stellt
den größten Krach, schmeißen Stinkbomben und
sich die Polizei ein, aber nicht etwa gegen die Ruhestörer,
sondern gegen das Theater, und verbietet auf Grund
eines Kautschukparagraphen eine Vorstellung,
weil die Polizei nicht mehr die Macht hat, gegen
solche Ruhestörer mit Strafen vorzugehen.
Wir selbst
haben in unserer kiischen Anmerking zu Schnitzlers Rei¬
gen durchaus nicht die Meinung verhe't, das dieses im
Buch hübsch lesbare Stücklein auf der Bühne nicht gerade
besonders möglich ist, #ber unmöglich bleibt es auf jeden
Fall, auf solche Art mit Skandalen, S inkbomben und Ver¬
boten in einem zensurfreien Deutschland gegen Künstler
und gegen ihre Werke vorzugehen.
Dr. 1 Kr.
1
u1
müßte aber im Frieden leben und sich
#ttig beistehen)
„Reigen“=Skandal in Mün
München, 9. Februar. (E. D.) Bei der Wie¬
derholung von Schnitzlers „Migen“ im Schaus
spielhaus kam es zu eingty unerhörten
Skandal. Nach dem dliten Bilde rief bei
Verdunklung der Bühne ein Dame im ersten
Rang laut ins Publikum: 7 „Das ist eine
Schweinerei! So was wagt man deut¬
schen Frauen zuzumuten!" Dies war
offenbar das Signal zu enem längst vorbereite¬
ten Skandal. Rufe wie: Saustall! Gemein###t!
Unverschämtheit! Frechheit! durchschwirrien den
Raum; auf mitgebrachten Trillerpfeifen brach ein
ohrenzerreißender Lärm los.
Das gesomte Publikum geriet in eine furcht¬
bare Erregung, die in ein wüstes Toben aus¬
artete, als plötzlich vom ersten Rang Stink¬
bomben auf die Bühne geschleudert
wurden.
Der eiserne Vorhang mußte fallen und das
Publikum verließ das Haus.
Auf Grund der planmäßig inszenierten
Sprengung der „Reigen"=Vorstellung im Schau¬
spielhaus hat Polizeipoäsident Pöhner die
weitere Aufführung des Stückes verboten.
In der Begründung des Verbotes heißt es sehr
charatteristisch:
„Obwohl die ersten neun Auf¬
führungen des „Reigen“ ruhig verliefen, ist er¬
fahrungsgemäß nach der erston Störung mit Si¬
cherheit zu erwarten, daß auch die weiteren Auf¬
führungen tumultuarisch verlaufen werden. Die
Polizeidirektion ist ohne Vernachlässigung wichti¬
ger Aufgaben nicht in der Lage, der Leitung des
Schauspielhauses dauernd ein so großes Polizei¬
aufgebot zur Verfügung zu stellen, um die ruhige
Aufführung des Stückes zu gewährleisten, das
#
jedem gesunden Volksempfinden
Hohn spricht (!) und daher mit Recht in
2
weiten Kreisen der Bevölkerung Anstoßlerregt (1),
r
Um größeres Unheil zu verhüten, mußten des¬
r
halb weitere Aufführungen auf Gund des Arti¬

kels 182 verboten werden.“
re
ie e