II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1063

0
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angetan sei, den Frieden im fernen Osten zu stören.
New-Bork, 6. Dezember. (W.=T.=B.=Funkspruch.) Der Generm¬
sekretär der chinesischen Delegation in Washington, Tiao, zeigte wie „Asso¬
ciated Preß“ meidet, nach Peking telegraphisch den Rücktritt als Mit¬
glied der Delegation als Protest gegen die negativen Ergebnisse
an, die China mit seinen Forderungen bisher erreichte.
Aus dem Neich.
Berlin, 6. Dezember. (Drahtmeldung.) Laut einer Meldung der
„Deutschen Allg. Zig.“ beschäftigte sich das Reichskabinett gestern
mit den laufenden Angelegenheiten. Die Reparationsfrage
war
nicht Gegenstand der Beratung,
Wie der „Vorwärts“ mitteilt, tritt am Vormittag in der Reichskanzlei
der interfraktionelle Ausschuß der Koalitionspar¬
teien zusammen, um die politische Lage und die Finanzreformvorschläg
des Reichskabinelts zu beraten.
Berlin, 6. Dezember. (Drahtmeldung.) Gestern begann im Leip¬
ziger Volkshaus der erste Reichsbetriebsrätekongreß für, die
Metallindustrie. Außer den Regierungsbehörden waren der inter
nationale Metallarbeiterverband, die Metallarbeiterverbände Norwegens,
Oesterreichs und der Tschechoslowakei, sowie die großindustriellen Unter¬
Alle diese Gespräche, ob sie banal oder geistvoll, ernst oder lustig,
wort= oder gedankenreich sind, steuern mehr oder weniger direkt auf ein und
dasselbe Ziel los: jenen heiklen Punkt, um den sich im letzten Grunde alle
Beziehungen zwischen Mann und Frau und, seit der Freigabe des „Reigens
für die Bühne, die Meinungskämpfe vieler Berufener und Unberufener drehen.
Diese Kämpfe sind, so sehr man ihre Ausartungen bedauern muß, verständlich,
wenn man bedenkt, daß der besagte Punkt hier nicht, wie sonst in Liebes¬
dramen, als unsichtbares Aktschlußzeichen fungiert, sondern, vom Dichter
zu unzweideutigen Gedankenstrichen verlängert, mitten in den Dialog gesetzt
wird. Eine solche dichterische Freiheit hat sich vor Schnitzler aller¬
dings kein Dramatiker erlaubt, nicht einmal Aristophanes, der
doch gewiß nicht prüde war, und die Frage, ob dergleichen
auf die Bühne gehört, läßt sich nicht von der Hand weisen.
Man braucht kein Pharisäer oder Philister, kein Mucker oder Astlochgucker
zu sein, um sie grundsätzlich zu verneinen. Gewisse intime Vorgänge ent¬
ziehen sich aus ethischen wie ästthetischen Gründen unter allen Umständen
der dramatischen Darstellung, darüber helfen keine beschönigenden Sprich¬
worte wie „Dem Reinen ist alles rein“, helfen auch keine Gerichtsurteile
hinweg. Nun bekommt man freilich in der Aufführung von diesen stummen
Zwischenakten de facto nichts oder nur die z. T. recht zaghaften Prälu¬
dien zu sehen, denn da, wo der Dichter die Gedankenstriche einschaltet,
schaltet der Regisseur die Lampen aus. Für das Bewußtsein des
Zuschauers ändert dieser Notbehelf aber nichts an der Peinlichkeit der
Situation, mag auch dem Auge das Schlimmste erspart bleiben. Die
Verdunkelung der Bühne erhellt den Tatbestand erst recht und das Ver¬
stummen des Gesprächts besagt ebenso deutlich, wie es Worte vermöchten,
was man sich bei den Gedankenstrichen im Buch zu denken hat.
Als mildernden Umstand könnte man immerhin die künstlerischen
Werte des Werks gelten lassen. Sie sind natürlich vorhanden, denn
Schnitzler bleibt eben Schnitzler, auch wenn er einmal unter sein Niveau
sinkt. Trotzdem muß man auch von diesem Gesichtspunkt sagen: er hat
chon Besseres, seiner Würdigeres geschrieben. Gewiß bergen die Zwiege¬
präche manches feine und kluge Wort, blitzt hier ein dichterischer Ge¬
dankenfunke, dort ein witzig=satirisches Schlaglicht auf. Ein sehr feiner,
mit der trüben Unerquislichkeit der ganzen Situation versöhnender Zug
z. B., wenn im letzten Bild der Graf bedauert, daß er die Dirne, in
deren=Zimmer er sich findet, nicht nur auf die Augen geküßt hat. „Es wäre
beinah ein Abenteuer gewesen: Das ist der Schnitzler, den wir kennen
und lieben, der gemütvolle zartsinnige Poet und geistreiche Sinnierer.
Auch spürt man in der Zeichnung der Personen und ihren charakterologisch
aufschlußreichen Wechselbeziehungen zueinander die sicher formende Hand
des dramatischen Gestalters. Und die ganze Wortmusik zu diesem Reigen
durchzieht jener bekannte Unterton melancholischer Resignation und Genu߬
müdigkeit, der in allen Schnitzlerschen Dichtungen, auch den heiteren, irgend¬
wo anklingt und das erotische Leitmotiv des „Reigens“ gelegentlich fast
zum Leidmotiv macht. An sich ist diese Schnitzlersche Mischung aus Zynis¬
mus und Wehmut, aus Epikuräertum und Lust am Spintisieren überhaupt
nicht ohne Reiz. Wir kennen sie aus dem „Anatol“=Zyklus und es scheint
daß jenes Anatolien und das Bereich des „Reigens“ eng aneinander
grenzen. Hier wie dort malt sich in den mikrokosmischen Bildausschnitten
die der Dichter uns zeigt, die große Welt, die dahinter liegt, ab: Wien
mit allem, was zu diesem Begriff gehört. Auch der „Reigen“ wird stellen¬
weise mit jener spielerisch=müden Grazie getanzt, die Schnitzler so leicht
keiner nachmacht und die Musik, die man sich dann dazu wünschte, müßte
von Mozart oder Schubert sein. Schade nur, daß die mit infamer Regel¬
mäßigkeit einsetzenden „Gedankenstriche“ uns immer wieder mit bruigler
über den Gglichen Dsei esis chen in denen u. a, auch ein Wahre it
gehört, das die eutschen fast oöllig lahm legt) zu behaupten, die Deutschen
genießen völlige Gleichheit, den Deutschen Oberschlesiens sei dieselbe „Gleichbe¬
rechtigung“ eingeräumt, so kann uns das nur willkommen sein. Unsere
Vertreter an der Oberschlesienkonserenz können nun
mit doppeltem Nachdruck darauf hinweisen, wie abso¬
lut notwendig wirkliche Garantien für die Dürchsüh¬
rung des Minoritätenschutzes sind und daß nur, Genn
ein durchgreifender Wandel in Westpreußen und
Posen endlich einmal eintritt und dessen Dauer ver¬
bürgt wird, ein Sondergesetz für Oberschlesien sich
vielleicht erübrigen würde.
Neue Plünderungen in Berlin.
R Berlin, 6. Dezember. (Drahtmeldung unserer Berliner Redaktion.)
In Berlin und in einzelnen Vororten kam es gestern wieder mehr¬
fach zu Plünderungen. Der Schutzpolizei gelang es, nach schweren
erfolglosen Bemühungen, endlich etwa 110 Plünderer beiderlei Geschlechts
festzunehmen. Man befürchtet für heute und die nächsten Tage Wieder¬
##der Plünderungen. Die Schutzpolizei ist daher wieder in erhöhte
Alarmbereitschaft gesetzt worden. Auch vor dem Berliner Rathaus
hatte sich gestern eine große Menge versammelt, die eine Abordnung, die sich
Deutlichkeit an den animalischen Endzweck alles Sehnens und Sinnens er¬
innern und die körperlichen Dinge völlig ihrer geistigen Luftschicht ent¬
kleiden. Einzelne dieser Bildchen würden sich viellecht im Rahmen eines
geschlossenen Dramas recht hübsch ausnehmen. Die ewige Wiederholung
des gleichen Motivs aber wirkt abstoßend und schließlich abstumpfend, er¬
müdend, also auch im höchsten Grade undramatisch. Was nützen einzelne
Lichtblicke wie diese wirklich reizenden Süße=Mädel=Szenen, wenn man
mit ihnen solche Zumutungen in Kauf nehmen muß, wie die ersten Dialoge,
die uns in alltagsplatter, gedankenarmer Sprache die nackte Tatsächlichkeit
animalischer Angelegenheiten vor Augen führen. Ist das wirklich der
Zweck der Bühnenkunst? Ganz gewiß nicht; und Schnitzler ist sich an¬
scheinend auch völlig klar darüber gewesen, denn alles deutet darauf hin,
daß er seine Dialoge ursprünglich gar nicht für die Bühne geschrieben
hatte. Ihn selbst, den Dichter trifft also die Hauptschuld an all' dem über¬
flüssigen Lärm, den er durch die nachträgliche Freigabe des „Reigens
entfesselt hat und der die doch immerhin unter die Kunstwerke rangierende
Dichtung auf die Stufe paradoxerweise unbeanstandeter Nackttänze und
französischer Zotenschwänke herabdrückt.
Wie dem auch sei: die Tatsache der öffentlichen Aufführung auch
in Königsberg liegt einmal vor und wir haben uns mit ihr abzufinden.
Ob Direktor Rosenheim sich lediglich aus künstlerischen Gründen dazu
entschlossen hat, interessiert uns dabei nicht. Begreiflich wär's in dieser
schweren Zeit, wenn auch geschäftliche Motive dabei mitsprechen sollten.
In jedem Falle müssen wir es ihm Dank wissen, daß er alles Erdenk¬
liche aufgeboten hat, um der Vorstellung durch die bekannten Vorsichtsma߬
regeln wie durch eine durchaus dezente und vornehm abdämpfende Regie
jeden sensationellen Charakter zu nehmen. Die ganze Reigen=Musik ist
von Regisseur Walleck auf Moll abgestimmt, das Erotische zugunsten
es Künstlerisch=Psychologischen nach Möglichkeit in den Hintergrund ge¬
rückt. Die Verdunkelungspausen, die das Unzeigbare dem Blick entziehen,
sind von einer Kürze, in der nicht Würze, sondern im Gegenteil diskret
verschleiernde Symbolik liegt. Ein fahleres Licht nach den Pausen ver¬
innbildlicht die Ernüchterung, die den männlichen Teil regelmäßig beim
aprés“ überkommt. Stilvolle, kammerspielmäßig eng umrahmte Teil¬
interieurs bilden den Schauplatz der Gespräche. Die sie führten, waren
großenteils an ihrem Platze. Die Dirne — Erna König: keine be¬
onderen Merkmale. Der Soldat — Max Friedrich, erfolgreich be¬
nüht, wienerisch zu schwadronieren. Das Stubenmädchen — Margarete
Holtz=Walleck: durch warmen, innigen Ton das Heikle der Situation
mildernd. Der junge Herr — Wolfgang Langhoff: wie halt so jungs
Herren sind. Die junge Frau — Helene Sauer: liebenswürdig und
elegant, aber mit einem Stiche ins Halbweltlerische. Der Ehegatte
Hans Peppler: treffend den gelangweilt dozierenden Ton der eigenen
Frau und die werbende Liebenswürdigkeit dem süßen Mädel gegenüber
unterscheidend. Das süße Mädel — Mizzi Mößl=Friedrich: mit ihrem
warmem frischen Plauderton ein wirklich süßes Mädel, vielleicht die
beste Leistung des Abends. Der Dichter — Werner Kepich, nett, aber
nicht lyrisch=verschwärmt genug. Die Schauspielerin — Annie Vara:
köstlich ordinär und riesig echt in ihren falschen Tönen. Der Graf

Oskar Walleck: in Uniform Kavalier vom' Scheitel bis zur Sohle, in
Zivil schwermütig=philosophierender Anatol=Mensch.
Das Publikum ließ die verschiedenen Pas de deux des „Reigens“
schweigend an sich vorüberziehen und entfernte sich schweigend. Wieder
Mancher, der vielleicht Pikanterien oder Zwischenfälle erwartet hatte, mag
von dieser mechanisierten Massenerotik enttäuscht gewesen sein.
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