II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1065

box 18/3
Reigen
r Abendausgabe der Königsberger Hartungschen Zeitung.
Dienstag, 6. Dezember 1921.
eeen eee en ee
ie Veranstaltungen
Aneneeeeen
Wie
trittskarten zum Pressefest am 10. d. Mts. sind möglichst bald in
Anregung und För¬
herausstellte, ist es der Mann, der bei dem Einbruchsversuch in der
unserer Lokalredaktion von 9 bis 2 Uhr abzuholen.
chtgeistliche in
Kronprinzenstraße angeschossen worden war.
den, als Einzelmit¬
* Der Bau des Königsberger Künstlerhauses scheint nunmehr
Ausgesetztes Kind. Am 1. Dezember gegen 10 Uhr abends wollte
auf die Teilnahme
gesichert. Für sämtliche vermietbaren Büroäume, die hauptsäch¬
eine im zweiten Stock des Hauses Korinthendamm Nr. 15 wohnende
dt und Land. Daß
lich den Bau rentabel machen sollen, liegen bereits kehr wertvolle
Dame ihren Hund auf die Straße führen. Plötzlich hörte sie die
wohl selbstverständ¬
Anfragen vor, die sich auf Baudarlehen nach dem Muster des Han¬
Haustür schließen. Unmittelbar hinter der Haustür lag ein Bündel
ark angenommen.
delshofes und der Messe gründen. Welches Verständnis das Künst¬
mit einem Kind von etwadrei Wochen. Es wurde der
ng wenig b deutet,
lerhaus in Handwerkerkreisen findet, geht aus der Bemerkung eines
Schutzpolizei übergeben, die es in das Kinderasyl überführte. Das
nögensverhältnissen
hiesigen führenden Malermeisters hervor: „Je mehr die Kunst eines
kleine Wurm trug ein weißes dünnes Leinenhemdchen, ein ebensolches
Beitrag zeichnen
Landes sich entwickelt, desto höher steht auch das Handwerk.“
Jäckchen und war eingewickelt in eine ganz neue Schlafdecke aus
enen Monatsschrift
in weiten Kreisen der Bürgerschaft ist die Stimmung sehr günstig.
Flanellstoff, hellgrau, an denEnden mit braun=weiß=grau=weiß=braunen
S
erkältet sind. — Auch die Besetzung von zehn Episoden, die im
abendliche Schatten über das einst verklärte Bild. Beim ersten Satz
us.
Grunde Hauptrollen sind, bot mancherlei Schwierigkeiten. So ist
der Waldsteinsonate wollte es uns so bedünken. Dafür kam die
Helene Sauer eine fertige und gewandte Schauspielerin von
mystischeTiefe des Mittelteils („Introduzione Adagio molto“), geschaut
ulkiger Natürlichkeit, aber nicht gerade ein ausgesprochenes Ideal
vom Auge des Weisen, um so abgeklärter heraus. Von den Men¬
uns. Sie ist, wie
für Schnitzlers junge Frau, die einen Schritt vom Wege macht.
delssohnschen Liedern ohne Worte faßte der Künstler das be¬
Sperrmaßregeln,
Annie Vara ist im ländlichen wie im städtischen Bett von be¬
kannte „Frühlingslied“ anders, als man es sonst gewohnt ist. So
nerwünschte Gäste
rückender Deutlichkeit und göttlicher Grobheit; doch kann sie es nicht
klang es wie eine zierliche Spieldosenmusik aus der Biedermeier¬
te bestand darin,
verhindern, daß man sich Schnitzlers Primadonna ein wenig nobler
oder Rokokozeit. Zu Liszt hat Ansorge immer ein besonderes
8 Stücks“ Beifalls¬
und großzügiger vorstellt. Werner Kepich legt allen Ton auf
inniges Verhältnis bekundet. Das erste der Stücke aus „Venezia et
urfte, konnte auch
die Herzlichkeit des Dichters; sollte der Mann aber nicht noch einige
Napoli“ — „Gondoliero“ kam wieder ungemein duftig heraus. Das
wie dieser Abend
Töne mehr auf der Walze haben? Im allgemeinen haben es die
schmissige Effektstück „Canzone e Tarantella“ liegt ihm dagegen fer¬
ewußt hätte. Eine
Mannsen in diesen Zwiegesprächen leichter als die Frauen, die auch
ner. Technisch war alles da. Aber es fehlte die zündende Bravour,
rhaupt nicht mehr
seelisch in tiefem „Negligé erscheinen und meist ganz bestimmte In¬
die uns diese letzten Endes im Aeußerlichen verankerte Kunst einzig
genstand zahlloser
dividualitäten voraussetzen. Ausgezeichnet war Hans Peppler
erträglich macht. Was will das aber alles bedeuten, wenn ein Kon¬
weitläufigen Ge¬
als Ehegatte und Egoist, der auch in zärtlichem Beieinandersein nur
zert auch nur ein so starkes Erlebnis bringt, wie es Ansorge mit
tungen geworden
sich selbst liebt, recht annehmbar Wolfgang Langhoff, dessen
der ungemein plastischen Wiedergabe der Schumannschen C=Dur¬
werk sein müssen,
stummes Spiel gut durchgearbeitet war, stramm und schneidig der
Fantasie uns vermittelte. Hier war er wieder ganz jung. Diese
lten Erwartungen
Soldat Max Friedrichs und liebenswürdig=sein Oskar Wal¬
Wielt deutscher Romantik war ja immer ein Spezialgebiet von ihm.
von zwölf Mona¬
leck als Graf, der das letzte Bild aber doch nicht vor einer gewissen
Und wenn wir dieses Stück auch noch so oft gehört haben —, in
Art Enttäuschung
gedehnten Mattigkeit bewahren konnte. Frau Mößl=Friedrich
diesem Winter allein schon zum dritten Mal —, wenn es so gebracht
ichte so einfach ist
beherrscht köstlich den Wiener Diglekt, und das ist schon das halbe
wird, erschließt es uns immer wieder neue Wunderwelten. Hier gab
at. Die Neugier,
„süße Mädel“ — dieser trivialisterte, modernisierte und verwienerte
Ansorge die denkbar beste Illustration zu dem Wort Beethovens:
gestillt, und jenes
Abkömmling der Gretchen und Klärchen. Erna König gab die
Die Musik muß dem Manne Feuer aus dem Geist schlagen. Im
ühne zu sehen
Dirne Leocadia mit berufsmäßigem Stumpfsinn, während Marg.
fortreißenden Zug seines Temperaments schreckte er sogar gelegentlich
Stumpft ab gerade
Holt=Walleck durch ihre herzig=gemütvolle Art das Bild im
nicht vor Härten zurück. Was tat es aber, wo so viel echte Musika¬
it sich an alles
Wirtshausgarten zu einem Lichtpunkt des Abends erhob und auch
lität und neben allem Schwung, aller chevaleresken Grazie (2. Satz)
t ausschaltet (sym¬
in dem so anders gearteten dritten Bilde ihren Mann stand. Wal¬
Geheimnisse zartester Poesie in Fülle uns erschlossen wurden. Der
Schnitzlers „Rei¬
lecks Regie, die sicher noch Direktor Rosenheim nach Möglichkeit
Meister wurde natürlich wieder lebhaft gefeiert und kam nicht um
rieben. Die Tat¬
unterstützt hat, erfüllte und überflügelte alle berechtigten Ansprüche.
die Zugabe herum.
O. B.
bleibt auch einem
Auch wenn der Sturm auf die Kasse vorhalten sollte wird man
ein Thema können
es hierorts wohl bei einigen Anstands= und Pflichtaufführungen be¬
Ein neuer Roman von Eulenberg. Im Verlag von J. Engel¬
m so eher zu er¬
horns Nachf. in Stuttgart ist ein neuer Roman „Auf halbem
wenden lassen. Und wenn der ganze Tanz um den „Reigen“
7 —
der
ist hier aber im
Wege“ von Herbert Eulenberg erschienen (in Halbleinen
ursprünglich mehr für den Genuß im stillen Kämmerlein bestimmt
Ene müßte die Auf¬
30, in Halbleder geb. 60 Mark). Der Dichter setzt sich in diesem
war als für den Massenverschleiß
— in einem Jahre vergessen sein
ersten Menschenroman — denn Kathinka, die Fliege“ war mehr ein
weder im Kleinen
L. G.
dichterisch umschnörkeltes Stück Tierkunde — mit Fragen der Welt¬
igsberg. Das ist
anschauung und unserer Zeit auseinander Er zeigt das gegenwär¬
and nicht reisen
S
tige zerspaltene Deutschland in all seinen Rätseln und Aufgaben, an¬
fangend von der Judenfrage bis zur schwersten Entscheidung, ob
beeinträchtigenbe
wir uns künftig auf Krieg oder Frieden einstellen sollen. Es wird
Rus Kunft und Leben.
leicht abstellen
zu gelegenerer Zeit noch einiges über den Roman Eulenbergs zu
krraum den ganzen
sagen sein; für heute genüge diese kurze Anzeige.
Klavierabend Conrad Ansorge.
zu sind die Ver¬
Hochschulnachricht 'n. In Münster i. W. ist am 26. Novem¬
sthilfe des Publi¬
ber der Honorarprofessor für klassische Philologie, praktische Päda¬
Dieser Meister gehörte von je zu den tiefinnerlichsten Klavier¬
um die Kenntnis
gogik, Didaktik und Geschichte des höheren Schulwesens an der dor¬
poeten der Gegenwart Merkwürdigerweise hat er sich in Königsberg
tigen Universität, früher Provinzialschulrat, Geh. Regierungsrat
fährlicher, als es
nie zu der Beliebtheit durchringen können, die er im übrigen Deutsch¬
Dr. Paul Cauer, Major a. L. a. D., im Alter von 67 Jahren
gar keine Musik
land besitzt.
Man hatte wohl zuweilen das Gefühl, als ob seine
gestorben.
ausgereicht; nicht
Konzerte ganz sachte auf den wehmütigen Unterton
schwindender
Vergessene Grimmsche Märchen. im Verlag der Hanse¬
älfte dezemberlich
Schönheit sich einzustellen begannen. Aber die alte Kraft blitzte doch
atischen Verlagsanstalt in Hamburg, beginnt soeben
immer wieder durch. Und sein hiesiges Konzert am Montag vollends
eine Bücherserie „Ausalten Bücherschränken“ zu erschei¬
be, Nr. 567.
gab der Beweise dessen genug. Es ist richtig: zuweilen huschen
nen, die allerlei vergessene oder unbeachtet gebliebene Schätze der