II, Theaterstücke 11, (Reigen, 0), Reigen. Zehn Dialoge, Seite 1096

11. Leigen
box 18/3
achrick
Brosiaue
Bre
6 - MAT1
Arthur Schnißler: „Reigen
Schauburg (Vilkorratheater).
Wenn man vor ein paar Monaten der „Reigen“
fführnyo jns Krietern nur mißtrauisch nahte und sich
nachher seing heftige Gereiztheit über eine böse Kompro¬
mittierung des Dichters Schnitzler nicht gerade sanft von
der Seele schrieb, so ist von der Aufführung in der Schau¬
burg durchaus als von einer künstlerischen Tatsache zu
sprechen. Das gastierende Ensemble von zumeist Ber¬
liner Darstellern zeigt überall Niveau, die Regie des
Herrn Hubert Reusch ist nicht nur um löbliche Dis¬
kretion, sondern auch um Atmosphäre der Szene, um
Klangfarbe der Dialoge, um Geschlossenheit der künstle¬
rischen Wirkung mit Erfolg bemüht, die Bühne päsentiert
sich reiz= und geschmackvoll, der Rahmen ist von be¬
onderer (freilich im einzelnen irrender) Festlichkeit. So
hemmt nichts den delikaten Zauber dieses witzigen Ringel¬
sviels um die mancherlei Melancholien, Drolerien, Töl¬
eleien des Liebeserlebnisses, welches unter verräterisch
schillernden Worthülsen einem lächelnd verstehenden und
unerbittlich besillusionierenden Blick den armseligen
menschlichen Kern preisgibt. Hemmt den Zauber nichts
als die Tatsache, daß diese Szenen ursprünglich gar nicht
für die Bühne gedacht waren. Manche leisere Besinnlich¬
keit verpufste, und die huschende Leichtigkeit und Be¬
hendigkeit der Dialoge wird an der Kompaktheit der
Bühne immer ein bißchen Schaden nehmen. Erstaunlich
bleibt dennoch, wie diese zehn Variationen desselben
Themas szenisches Leben gewinnen und auch als Bühnen¬
gestalt fesseln, wie dieser witzige Liebes=Kreislauf ohne
eigentliche dramatische Spannkraft doch dramatische Be¬
begtheit hat, wie die lose Folge zusammengefaßt und vor¬
Der „Reigen“ zählt zu
wärts treibend akzentuiert ist.
Schnitzlers Bestem. Und es gehört schon einige Um= und
Abwegigkeit dazu, hier „Anstoß“ zu nehmen.
Ein reizender Theaterabend von liebenswürdiger
und nachdenklicher Heiterkeit. Besonders Gutes kam von
Die schöne Sybill Smolowa gibt die
den Frauen.
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junge Frau mit entzückend naiv=verspielter Raffiniert¬
heit und neugieriger Koketterie in Stimme und Gesicht
im Hin und Her entdeckungsfreudiger Unrast.
Müller als süßes Mädel ist von waschechtestem Wiener¬
tum, das sich zu humorvoller und frischer darstellerischer
Bewegtheit löst. Sehr amüsant und schmissig, ohne nahe¬
liegende Vergröberungen legt Jutta Versen das ge¬
mütvolle Pathos der Schauspielerin hin und die Damen
Olga Zuchs und Trude Norgard siedeln Dirne und
Stubenmädchen in den zuständigen Sphären glaubhaft an.
Auf der männlichen Seite ist Herr Gustav Heppner
zuerst zu nennen, dessen Graf von verblüffender Dichtig¬
keit der Typisierung und famoser stiller Witzigkeit ist
wenn auch sein Profil nicht gerade nach einem Grafen
ausschaut). Herr Mikulski ist als Dichter in der Er¬
scheinung etwas deplaziert, bringt aber durch dar¬
tellerische Rontine darüber hinweg. Herr Tautz, sehr
lustig als nur ratenweise lustiger Ehemann, die Herren
Tilo und Horn beschließen den Reigen.
Die Begleitmusik des vielseitigen Forster=Lar¬
rinaga tut an stimmungsvoller Melancholie ein wenig
des Guten zu viel, schafft aber eine sympathisch
distanzierende Untermalung der Vorgänge. Das Publi¬
kum gab sich den mancherlei Reizen des Abends wider¬
p. 1—3.
nruchelns hin