box 18/3
11. Reigen
Dr. Max Goldschmidt
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Teleion: Norden 3051
Pester ##oyu. Sudapent. d. 24. Z. 26,
Theater, Kunst und Literatur.
„Reigen.
Die letzte Hoffnung der Schauspieler des Innerstädte:
Theaters auf die Aufführungsbewilligung von Schnitzlers
„Reigen“, diesem Gegenwartsdekameron eines modernen,
feinsinnigen und geistvollen Boccaccio, ist“unser Innen¬
minister. Diesem eignet die konziliante Auffassung über
literarische Hervorbringungen, die im Rufe, eigentlch im
Verrufe der Sittlichkeitsgefährdung stehen, gerade nicht in
überaus hohem Maße. Die Schauspieler tun daher gut, wenn
sie der Erledigung ihres Appellats gegen den Magistrats¬
beschluß, der die Aufführung des „Reigen“ nicht gestattet, mit
der gebotenen Resignation entgegenharren.
Die Absicht der Konsortialleitung, das lose Schnitzter¬
Werk aufzuführen, entsprang der Notlage der Angehörigen
des Innerstädter Theaters und war von Haus aus nicht be¬
sonders hoffnungerweckend. Aus den Mißhelligkeiten der
Theater, die das Stück zur Aufführung brachten, hätten die
Schauspieler die Erfahrung schöpfen können daß die Buda¬
pester Vorstellung auch nicht glatt ablaufen dürfte. Die
ersten Versuche unserer einstigen Freien Bühne, das Stück
auf dem Repertoire zu erhalten, mißlangen, ebenso die An¬
strengungen des in Gott ruhenden Direktors Kövesi, zer
seinen materiellen Ruin zum großen Teil den Opfern zu¬
schreiben mußte, die er seinem dem „Reigen“ gewidmeten
Aufführungseifer gebracht hatte. In Wien, in Berlin
und in Mannheim, wo die Aufführungen der dialogi¬
sierten Novellenfolge erzwungen werden konnten, begleiteten
Theaterskandale den Bühnenweg des „Reigen“ und selbst in
Italien hat ein Aufführungsverbot der Bühnenkarriere
des „Reigen“ ein rasches Ende bereitet.
Artur Schnitzler dachte beim Schreiben seines Buches
nicht im entferntesten an eine Versinnlichung auf der Bühne
und hat manchen Protest hören lassen gegen die von ihm
perhorreszierte Bühnenverwendung der Spitzbübereien seiner
Dichterlaune. Er hatte die richtige Witterung für gewisse Un¬
abänderlichkeiten seiner Szenen, die ihres Lebenselements
verlustig gegangen wären, wenn man sie aus dem Verbor¬
genen des Brückenbogens, dem Halbdunkel des Alkovens und
des Rendezvousinterieurs in das Grelle des Rompenlichtes
geschleift hätte.
Und kein „Reigen“ ist un lieber, als ein zen¬
urierter „Reigen: Denn die Verfechter der „Reigen"¬
Aufführung erklärten sich bereit, den Einwendungen des als
Zensor erbetenen Bürgermeisters Konzessionen zu machen.
Das hätte zu einem entstellten und verstümmelten „Reigen“
geführt. Auch fehlte uns das richtige Zutrauen zu der Wir¬
kungssicherheit einer ungarischen Uebersetzung des
„Reigen“ bei der die Farbe eines durch und durch ein¬
gewienerten Stückes unbedingt verschwunden wäre.
Die derzeitigen Leiter des Innerstädter Theaters wer¬
den sich mit dem zweifellos abweisenden Bescheid des Innen¬
ministers abfinden müssen. Dieser Fall ist für sie günstiger
als ein eventuelles Ende mit Skandalschrecken. Und dem
Theater bleibt nichts übrig, als sich an die Arbeit zu machen
und seine schaffende Energie an die Vorbereitung des folgenden
Stückes zu wenden. Unzählige Beispiele in unserer Nähe wie
in der Fremde haben es bewiesen, daß das einzige Heilmittel
gegen die Theaternot die unverdrossene Arbeit ist.
Dr. Max Goldschmiet
Büro für Zeitungsausschnitte
BERLIN N4
Telelon: Norden 3051
Ausschnitt aus:
Berliner Lokal-Anzeiger
2 h Mörz 4920
* Ein „Reigen“=Verbot in Budapest.
Aus Budapest wird gemeldet: Arthur Schnitzlers
„Reigen“, der dieser Tage im Bü###
Innorstädtischen Theater aufgeführt
werden sollte, wurde verboten da das Stück
gegen die öffentliche Moral verstoße. Es ist schon
wiederholt der Versuch unternommen worden
dieses Stück in Budapest auf die Bühne zu brins
gen, doch wurde die Aufführung stets untersagt.
Dr. Man Goldschmidt
Büre für Zeitungsausschnitte
Teleion: Norden 3051
BERLIN N4
Ausschnitt aus:
Breslauer Neueste Nachrichten
2 5. Mön
921
4
Das
Schnitzlers „Reigen“ in Budapest verboten.
das
Budapester Innerstädtische Thcater,
von einer Arbeitsgemeinschaft der Schauspieler geführt
wird, hatte für den 27. März die Premiere von Schnitz¬
für
lers „Reigen“ angesetzt. Das Publikumsinteresse war
die Aufführung ungemein groß, da bekannt wurde, daß
Für
1100
Arthur Schnitzler der Premiere anwohnen werde.
die ersten drei Vorstellungen waren sämtliche Karten schon
seit drei Tagen ausverkauft. Nunmehr hat der Buha¬
Innerstädtischen
Leitung des
pester Magistrat die
Theaters davon verständiat, daß die Aufführung des
„Reigen“ zu unterbleiben habe. Zugleich wird darauf
ingewiesen, daß auch von seiten der Polizei ein Aus¬
ührungsverbot ergehen werde. Zurzeit gehen Verhand¬
lungen, die auf Vorstellungen vor geladenen Gästen
abzielen.
Dr. Max Goldschmidt
Saro für Zeitungsausschnite
BBRLIN N4
Telelon: Nerdan 3051
Ausschnitt aus:
Berliner Tageblatt
Meflit dane
S. Der „Reigen“ in Budapest verboten. Der Budapester
hauptstädtische Magistrat hat, wie unser Korrespondent uns drahtet,
gestern die Aufführung von Schnitzlers „Reigen“ verboten.
11. Reigen
Dr. Max Goldschmidt
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Theater, Kunst und Literatur.
„Reigen.
Die letzte Hoffnung der Schauspieler des Innerstädte:
Theaters auf die Aufführungsbewilligung von Schnitzlers
„Reigen“, diesem Gegenwartsdekameron eines modernen,
feinsinnigen und geistvollen Boccaccio, ist“unser Innen¬
minister. Diesem eignet die konziliante Auffassung über
literarische Hervorbringungen, die im Rufe, eigentlch im
Verrufe der Sittlichkeitsgefährdung stehen, gerade nicht in
überaus hohem Maße. Die Schauspieler tun daher gut, wenn
sie der Erledigung ihres Appellats gegen den Magistrats¬
beschluß, der die Aufführung des „Reigen“ nicht gestattet, mit
der gebotenen Resignation entgegenharren.
Die Absicht der Konsortialleitung, das lose Schnitzter¬
Werk aufzuführen, entsprang der Notlage der Angehörigen
des Innerstädter Theaters und war von Haus aus nicht be¬
sonders hoffnungerweckend. Aus den Mißhelligkeiten der
Theater, die das Stück zur Aufführung brachten, hätten die
Schauspieler die Erfahrung schöpfen können daß die Buda¬
pester Vorstellung auch nicht glatt ablaufen dürfte. Die
ersten Versuche unserer einstigen Freien Bühne, das Stück
auf dem Repertoire zu erhalten, mißlangen, ebenso die An¬
strengungen des in Gott ruhenden Direktors Kövesi, zer
seinen materiellen Ruin zum großen Teil den Opfern zu¬
schreiben mußte, die er seinem dem „Reigen“ gewidmeten
Aufführungseifer gebracht hatte. In Wien, in Berlin
und in Mannheim, wo die Aufführungen der dialogi¬
sierten Novellenfolge erzwungen werden konnten, begleiteten
Theaterskandale den Bühnenweg des „Reigen“ und selbst in
Italien hat ein Aufführungsverbot der Bühnenkarriere
des „Reigen“ ein rasches Ende bereitet.
Artur Schnitzler dachte beim Schreiben seines Buches
nicht im entferntesten an eine Versinnlichung auf der Bühne
und hat manchen Protest hören lassen gegen die von ihm
perhorreszierte Bühnenverwendung der Spitzbübereien seiner
Dichterlaune. Er hatte die richtige Witterung für gewisse Un¬
abänderlichkeiten seiner Szenen, die ihres Lebenselements
verlustig gegangen wären, wenn man sie aus dem Verbor¬
genen des Brückenbogens, dem Halbdunkel des Alkovens und
des Rendezvousinterieurs in das Grelle des Rompenlichtes
geschleift hätte.
Und kein „Reigen“ ist un lieber, als ein zen¬
urierter „Reigen: Denn die Verfechter der „Reigen"¬
Aufführung erklärten sich bereit, den Einwendungen des als
Zensor erbetenen Bürgermeisters Konzessionen zu machen.
Das hätte zu einem entstellten und verstümmelten „Reigen“
geführt. Auch fehlte uns das richtige Zutrauen zu der Wir¬
kungssicherheit einer ungarischen Uebersetzung des
„Reigen“ bei der die Farbe eines durch und durch ein¬
gewienerten Stückes unbedingt verschwunden wäre.
Die derzeitigen Leiter des Innerstädter Theaters wer¬
den sich mit dem zweifellos abweisenden Bescheid des Innen¬
ministers abfinden müssen. Dieser Fall ist für sie günstiger
als ein eventuelles Ende mit Skandalschrecken. Und dem
Theater bleibt nichts übrig, als sich an die Arbeit zu machen
und seine schaffende Energie an die Vorbereitung des folgenden
Stückes zu wenden. Unzählige Beispiele in unserer Nähe wie
in der Fremde haben es bewiesen, daß das einzige Heilmittel
gegen die Theaternot die unverdrossene Arbeit ist.
Dr. Max Goldschmiet
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* Ein „Reigen“=Verbot in Budapest.
Aus Budapest wird gemeldet: Arthur Schnitzlers
„Reigen“, der dieser Tage im Bü###
Innorstädtischen Theater aufgeführt
werden sollte, wurde verboten da das Stück
gegen die öffentliche Moral verstoße. Es ist schon
wiederholt der Versuch unternommen worden
dieses Stück in Budapest auf die Bühne zu brins
gen, doch wurde die Aufführung stets untersagt.
Dr. Man Goldschmidt
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Breslauer Neueste Nachrichten
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921
4
Das
Schnitzlers „Reigen“ in Budapest verboten.
das
Budapester Innerstädtische Thcater,
von einer Arbeitsgemeinschaft der Schauspieler geführt
wird, hatte für den 27. März die Premiere von Schnitz¬
für
lers „Reigen“ angesetzt. Das Publikumsinteresse war
die Aufführung ungemein groß, da bekannt wurde, daß
Für
1100
Arthur Schnitzler der Premiere anwohnen werde.
die ersten drei Vorstellungen waren sämtliche Karten schon
seit drei Tagen ausverkauft. Nunmehr hat der Buha¬
Innerstädtischen
Leitung des
pester Magistrat die
Theaters davon verständiat, daß die Aufführung des
„Reigen“ zu unterbleiben habe. Zugleich wird darauf
ingewiesen, daß auch von seiten der Polizei ein Aus¬
ührungsverbot ergehen werde. Zurzeit gehen Verhand¬
lungen, die auf Vorstellungen vor geladenen Gästen
abzielen.
Dr. Max Goldschmidt
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Berliner Tageblatt
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S. Der „Reigen“ in Budapest verboten. Der Budapester
hauptstädtische Magistrat hat, wie unser Korrespondent uns drahtet,
gestern die Aufführung von Schnitzlers „Reigen“ verboten.