war vor längerer Zeit in einer Anstalt zur Untersuchung seines
Geisteszustandes interniert.
70
Reigen
And
G.
Schnihlers ))
Von
Gregor Pitoeff.
Diese Auffassung stellt den Regisseur natürlich vor gewaltige
Gespräch mit unserem Pariser C. B.=Korre¬
technische Probleme. Gewisse Momente durch Verfinsterung der
spondenten anläßlich der Pariser Erstaufführung von
Bühne und mit bloßer Pusik anzudeuten, schien mir unsagbar
Schnitzlers „Reigen“ im Théatre de l'Avenue.
unkünstlerisch, ich mußte daher der Stimmung und dem
Paris, im Oktober.
Charakter der einzelnen Szenen entsprechend zehn verschiedene
Théätre de l'Avenue in der Rue du Colisée. Hinter den
Varianten finden. Einfach war es in der ersten Szene, wo die
Kulissen, auf der staubigen Wendeltreppe, der enggewundenen
Dirne den Matrosen hinter die Kulissen schleift, oder im zweiten
Bild, wo der Soldat mit dem tanzenden Dienstmädchen im
Gängen entlang, tappe ich im Finstern in die Richtung des
Keller des Nachtlokals verschwindet und die bedeutungsvolle
fortwährenden, schrillen Telephongeläutes, das wie ein stechender
Lichtstrahl meinen Weg beleuchtet. Dann hört es plötzlich auf,
Pause durch den im erleuchteten Lokal beginnenden Tanz aus¬
als wäre es abgeschnitten, und ich stolpere in den winzigen
gefüllt wird. — Das Idyll des jungen Herrn mit dem Stuben¬
Bureauraum hinein, gerade als der Direktor die Muschel ans
mädchen belebt ein Bühnenspaß: sowohl Küche wie Zimmer
Ohr hebt: „Hallo ... ja ... Théätre de l'Avenue... Wie meinen
haben nur eine einzige Wand, welche von den Darstellern im
Sie? ... Polizeidirektion? Stehe zu Diensten ...“
heiklen Moment wie eine spanische Wand um ihre Achse
gedreht wird. — Die verheiratete Frau wird vom jungen Herrn
Dank des unvollkommenen Pariser Telephons vernehme
auf der geteilten Bühne im kleinen Salon empfangen, als er
ich verschwommen auch die Antwort. „Es handelt sich um Ihr
sie aber ins Schlafgemach geleitet, bewegt sich die ganze Kulisse
neues Stück „La Ronde“, ja. Es heißt, das sei irgendei
von links nach rechts: der kleine Salon erweitert sich und das
modisches Skandalstück. In Deutschland scheint die Aufführung
Schlafgemach verschwindet. — Zum Schauplatz des Liebes¬
verboten worden zu sein. Scheinbar schrecklich frivol . .. Wer ist
lebens kleinbürgerlicher Ehen aber habe ich — das Bade¬
denn dieser, hm... wie heißt er nur... Sknißlehr... der als
zimmer auserkoren. (Denn ist nicht das Badezimmer im Haus¬
Autor zeichnet?“
halt des Spießers das Sinnbild aller Nacktheit? Sein Liebes¬
„Mais je vons assure, Monsieur l’inspecteur, Sie können
leben ist und bleibt: Badezimmererotik!) Das Schlafzimmer
ganz beruhigt sein. Es ist ein ideal feines Stück. C’est classique.
wird nur durch den Lichtstreifen der Bettlampe angedeutet; die
Der Autor, Schnitzler Artur, klassischer Bühnenschriftsteller der
diskrete Handlung wird durch die halboffene Schlafzimmertür
Oesterreicher, verfaßte es vor etwa dreißig Jahren. Allerdings
verdeckt. — Im Séparée aber breite ich vor das heitere Paar
behandelt es die körperliche Liebe, doch in eine höhere Sphäre
einen Leinwandvorhang, auf dem die bewegliche Figur eines
versetzt, sozusagen auf psychologischer Grundlage. Ich gebe Ihnen
Niggerboys einen verrückten Step tanzt, und als Bibitz dem
sofort genauen Inhalt ...“
süßen Mädel, auf den Kissen hingestreckt, über Indien erzählt,
„Kleinigkeit“, sagt mir Gregor Pitoeff, der Regisseur mit
wird die Szene allmählich durch das bunte Lichtbild einer
dem Harold=Lloyd=Gesicht, nach erfolgreicher Drahtberuhigung der
phantastischen und grotesken Indienlandschaft mit Palmen und
beamteten Sittenbewahrer. „Was man alles ausstehen muß,
Löwen verhüllt. — Das ländliche Eden der Schauspielerin und
wenn man sich in den Kopf gesetzt hat, den „Reigen“ aufzuführen!
des Dichters erhebt sich im bedeutsamen Moment in die Luft;
Doch Schwierigkeiten erhöhen meine Lust zur Sache. Man muß
erst jetzt werden Erdgeschoß und Garten sichtbar und die Bühne
die französische Mentalität richtig begreifen. Ihr echt lateinisches
wird minutenlang von Vogelgezwitscher erfüllt. Die Liebes¬
Gefühl für das Klare und Exakte liebt die Mischung der Kunst¬
minuten des Grafen und der Schauspielerin schließlich — die
arten nicht. Die Revue hat trivial zu sein, das Lustspiel kann
heikle Pause wird durch die Aktion des winzigen weißen Salon¬
sich vieles (alles) erlauben, doch ein ernstes Stück hat hierzulande hündchens ausgefüllt, das sich mit eingezogenem Schweif scham¬
in keinem Punkt schlüpfrig zu sein. Als bekannt wurde, daß ich voll aus dem Schlafzimmer bis vor die Proszeniumlampen trollt.
den „Reigen“ auf die Szene bringen will, schrieb im
Dieser japanische Spielhund dernier eri sowie die durch¬
„Le Journal“ der große Antoine: „Ich gratuliere Pitoeff zu weg moderne Art der Zimmereinrichtungen oder gar das
diesem Unternehmen, schon weil ich mich selbst seit Jahrzehnten
Yo=Yo=Spiel des Dichters Bibitz während der affektierten Schlaf¬
mit dem Gedanken herumtrug, dieses außerordentlich wertvolle
vorbereitungen der Schauspielerin mögen die Verehrer des
Stück aufzuführen. Doch ist die Aufführung mit so heiklen und
klassischen Schnitzlers vielleicht verletzen. Ich kenne und liebe
nahezu unlösbaren Problemen der Regie verknüpft, daß ich den Wien und weiß sehr wohl, daß meine Kulissen im ersten Bild
Plan immer wieder fallen ließ.“ Auch ich träume schon seit
dem Donaukai durchaus nicht entsprechen, daß mein Ver¬
Jahrzehnten von der Aufführung des „Reigen“ weil ich sowohl
gnügungslokal eher einem Bal Musette als einer Heurigen¬
Schnitzler im allgemeinen, wie namentlich dieses Stück besonders
schenke ähnelt, daß das Mädel im Séparée eher eine Grisette
schätze. In Rußland wird es ja seit vielen Jahren gespielt. Das als ein süßes Wiener Mädel ist, daß die Uniform des Offiziers
„Schlüpfrige“ bedeutete für mich übrigens kein Problem, denn
mit dem k. u. k. Waffenrock nichts gemein hat — und es wäre
was ich vorhin der Polizei sagte, ist meine aufrichtigste Ueber¬
ein leichtes gewesen, die „Rue de la Fayencerie“ als Porzellan¬
zeugung: die „Ronde“ ist nicht frivol. In meiner Inszenierung
gasse beizubehalten, wie ich auch an einigen Stellen den Namen
spielt das Bett eine sehr untergeordnete Rolle und während der
Wiens und der Donau festgehalten habe und sogar Madame
zehn Liebesabenteuer kam es bloß zu einer einzigen Entkleidungs¬
Pitoeff als Stubenkätzchen ihr Liedchen aus der „Lustigen
szene (in der mit dem Schriftsteller Bibitz). Leider war es mir
Witwe“ in deutscher Sprache summen ließ... Doch wollte ich
nicht mehr beschieden, die Regie mit Schnitzler persönlich zu
beileibe nicht „ein Wiener Schauspiel aus den neunziger Jahren“
besprechen, doch die Uebersetzerin, Ihre ungemein bezaubernde,
auf die Bretter des Théätre de l'Avenue bringen. Artur
hervorragend intelligente Landsmännin Frau Suzanne Clauser,
Schnitzler ist für mich mehr als ein Lokaldichter des kaiserlichen
schwört, daß sich meine Auffassung mit Schnitzlers Gedanken¬
Wiens. Die Gestalten des „Reigen“, diese typischen Charakter¬
gang vollständig deckt. Schnitzler, der Dichter und Arzt, wollte
figuren Ihrer einst so scharmanten Kaiserstadt sind für mich
meiner Ansicht nach im „Reigen“ nicht Unschicklichkeiten und
Menschen aus Fleisch und Blut, Schöpfungen eines Gott¬
Liebeleien, vielmehr die Psychologie des geschlechtlichen Ver¬
begnadeten, deren Leben über wechselnden Raum und ver¬
kehrs veranschaulichen. Den großen Reigen der Sexualität, der
gängliche Zeit erhaben ist. Schnitzlers Wien gehört einer zu
sich von der Dirne zur Gattin und mondänen Künstlerin empor¬
Staub gewordenen, strahlenden Vergangenheit an, doch der
hebt, um schließlich wieder in der Dirne, in der drastischsten,
„Reigen“ ist jung, als wäre er heute verfaßt. Ibsens Probleme,
jedoch ausdruckvollsten, weil aufrichtigsten Verkörperung des
Wedekinds scharfgeschliffene Verblüssungseffekte wirken heute
Geschlechtsverkehrs auszuklingen.
vergreist und modrig, doch Schauspieler, Matrosen, Grafen und
Geisteszustandes interniert.
70
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And
G.
Schnihlers ))
Von
Gregor Pitoeff.
Diese Auffassung stellt den Regisseur natürlich vor gewaltige
Gespräch mit unserem Pariser C. B.=Korre¬
technische Probleme. Gewisse Momente durch Verfinsterung der
spondenten anläßlich der Pariser Erstaufführung von
Bühne und mit bloßer Pusik anzudeuten, schien mir unsagbar
Schnitzlers „Reigen“ im Théatre de l'Avenue.
unkünstlerisch, ich mußte daher der Stimmung und dem
Paris, im Oktober.
Charakter der einzelnen Szenen entsprechend zehn verschiedene
Théätre de l'Avenue in der Rue du Colisée. Hinter den
Varianten finden. Einfach war es in der ersten Szene, wo die
Kulissen, auf der staubigen Wendeltreppe, der enggewundenen
Dirne den Matrosen hinter die Kulissen schleift, oder im zweiten
Bild, wo der Soldat mit dem tanzenden Dienstmädchen im
Gängen entlang, tappe ich im Finstern in die Richtung des
Keller des Nachtlokals verschwindet und die bedeutungsvolle
fortwährenden, schrillen Telephongeläutes, das wie ein stechender
Lichtstrahl meinen Weg beleuchtet. Dann hört es plötzlich auf,
Pause durch den im erleuchteten Lokal beginnenden Tanz aus¬
als wäre es abgeschnitten, und ich stolpere in den winzigen
gefüllt wird. — Das Idyll des jungen Herrn mit dem Stuben¬
Bureauraum hinein, gerade als der Direktor die Muschel ans
mädchen belebt ein Bühnenspaß: sowohl Küche wie Zimmer
Ohr hebt: „Hallo ... ja ... Théätre de l'Avenue... Wie meinen
haben nur eine einzige Wand, welche von den Darstellern im
Sie? ... Polizeidirektion? Stehe zu Diensten ...“
heiklen Moment wie eine spanische Wand um ihre Achse
gedreht wird. — Die verheiratete Frau wird vom jungen Herrn
Dank des unvollkommenen Pariser Telephons vernehme
auf der geteilten Bühne im kleinen Salon empfangen, als er
ich verschwommen auch die Antwort. „Es handelt sich um Ihr
sie aber ins Schlafgemach geleitet, bewegt sich die ganze Kulisse
neues Stück „La Ronde“, ja. Es heißt, das sei irgendei
von links nach rechts: der kleine Salon erweitert sich und das
modisches Skandalstück. In Deutschland scheint die Aufführung
Schlafgemach verschwindet. — Zum Schauplatz des Liebes¬
verboten worden zu sein. Scheinbar schrecklich frivol . .. Wer ist
lebens kleinbürgerlicher Ehen aber habe ich — das Bade¬
denn dieser, hm... wie heißt er nur... Sknißlehr... der als
zimmer auserkoren. (Denn ist nicht das Badezimmer im Haus¬
Autor zeichnet?“
halt des Spießers das Sinnbild aller Nacktheit? Sein Liebes¬
„Mais je vons assure, Monsieur l’inspecteur, Sie können
leben ist und bleibt: Badezimmererotik!) Das Schlafzimmer
ganz beruhigt sein. Es ist ein ideal feines Stück. C’est classique.
wird nur durch den Lichtstreifen der Bettlampe angedeutet; die
Der Autor, Schnitzler Artur, klassischer Bühnenschriftsteller der
diskrete Handlung wird durch die halboffene Schlafzimmertür
Oesterreicher, verfaßte es vor etwa dreißig Jahren. Allerdings
verdeckt. — Im Séparée aber breite ich vor das heitere Paar
behandelt es die körperliche Liebe, doch in eine höhere Sphäre
einen Leinwandvorhang, auf dem die bewegliche Figur eines
versetzt, sozusagen auf psychologischer Grundlage. Ich gebe Ihnen
Niggerboys einen verrückten Step tanzt, und als Bibitz dem
sofort genauen Inhalt ...“
süßen Mädel, auf den Kissen hingestreckt, über Indien erzählt,
„Kleinigkeit“, sagt mir Gregor Pitoeff, der Regisseur mit
wird die Szene allmählich durch das bunte Lichtbild einer
dem Harold=Lloyd=Gesicht, nach erfolgreicher Drahtberuhigung der
phantastischen und grotesken Indienlandschaft mit Palmen und
beamteten Sittenbewahrer. „Was man alles ausstehen muß,
Löwen verhüllt. — Das ländliche Eden der Schauspielerin und
wenn man sich in den Kopf gesetzt hat, den „Reigen“ aufzuführen!
des Dichters erhebt sich im bedeutsamen Moment in die Luft;
Doch Schwierigkeiten erhöhen meine Lust zur Sache. Man muß
erst jetzt werden Erdgeschoß und Garten sichtbar und die Bühne
die französische Mentalität richtig begreifen. Ihr echt lateinisches
wird minutenlang von Vogelgezwitscher erfüllt. Die Liebes¬
Gefühl für das Klare und Exakte liebt die Mischung der Kunst¬
minuten des Grafen und der Schauspielerin schließlich — die
arten nicht. Die Revue hat trivial zu sein, das Lustspiel kann
heikle Pause wird durch die Aktion des winzigen weißen Salon¬
sich vieles (alles) erlauben, doch ein ernstes Stück hat hierzulande hündchens ausgefüllt, das sich mit eingezogenem Schweif scham¬
in keinem Punkt schlüpfrig zu sein. Als bekannt wurde, daß ich voll aus dem Schlafzimmer bis vor die Proszeniumlampen trollt.
den „Reigen“ auf die Szene bringen will, schrieb im
Dieser japanische Spielhund dernier eri sowie die durch¬
„Le Journal“ der große Antoine: „Ich gratuliere Pitoeff zu weg moderne Art der Zimmereinrichtungen oder gar das
diesem Unternehmen, schon weil ich mich selbst seit Jahrzehnten
Yo=Yo=Spiel des Dichters Bibitz während der affektierten Schlaf¬
mit dem Gedanken herumtrug, dieses außerordentlich wertvolle
vorbereitungen der Schauspielerin mögen die Verehrer des
Stück aufzuführen. Doch ist die Aufführung mit so heiklen und
klassischen Schnitzlers vielleicht verletzen. Ich kenne und liebe
nahezu unlösbaren Problemen der Regie verknüpft, daß ich den Wien und weiß sehr wohl, daß meine Kulissen im ersten Bild
Plan immer wieder fallen ließ.“ Auch ich träume schon seit
dem Donaukai durchaus nicht entsprechen, daß mein Ver¬
Jahrzehnten von der Aufführung des „Reigen“ weil ich sowohl
gnügungslokal eher einem Bal Musette als einer Heurigen¬
Schnitzler im allgemeinen, wie namentlich dieses Stück besonders
schenke ähnelt, daß das Mädel im Séparée eher eine Grisette
schätze. In Rußland wird es ja seit vielen Jahren gespielt. Das als ein süßes Wiener Mädel ist, daß die Uniform des Offiziers
„Schlüpfrige“ bedeutete für mich übrigens kein Problem, denn
mit dem k. u. k. Waffenrock nichts gemein hat — und es wäre
was ich vorhin der Polizei sagte, ist meine aufrichtigste Ueber¬
ein leichtes gewesen, die „Rue de la Fayencerie“ als Porzellan¬
zeugung: die „Ronde“ ist nicht frivol. In meiner Inszenierung
gasse beizubehalten, wie ich auch an einigen Stellen den Namen
spielt das Bett eine sehr untergeordnete Rolle und während der
Wiens und der Donau festgehalten habe und sogar Madame
zehn Liebesabenteuer kam es bloß zu einer einzigen Entkleidungs¬
Pitoeff als Stubenkätzchen ihr Liedchen aus der „Lustigen
szene (in der mit dem Schriftsteller Bibitz). Leider war es mir
Witwe“ in deutscher Sprache summen ließ... Doch wollte ich
nicht mehr beschieden, die Regie mit Schnitzler persönlich zu
beileibe nicht „ein Wiener Schauspiel aus den neunziger Jahren“
besprechen, doch die Uebersetzerin, Ihre ungemein bezaubernde,
auf die Bretter des Théätre de l'Avenue bringen. Artur
hervorragend intelligente Landsmännin Frau Suzanne Clauser,
Schnitzler ist für mich mehr als ein Lokaldichter des kaiserlichen
schwört, daß sich meine Auffassung mit Schnitzlers Gedanken¬
Wiens. Die Gestalten des „Reigen“, diese typischen Charakter¬
gang vollständig deckt. Schnitzler, der Dichter und Arzt, wollte
figuren Ihrer einst so scharmanten Kaiserstadt sind für mich
meiner Ansicht nach im „Reigen“ nicht Unschicklichkeiten und
Menschen aus Fleisch und Blut, Schöpfungen eines Gott¬
Liebeleien, vielmehr die Psychologie des geschlechtlichen Ver¬
begnadeten, deren Leben über wechselnden Raum und ver¬
kehrs veranschaulichen. Den großen Reigen der Sexualität, der
gängliche Zeit erhaben ist. Schnitzlers Wien gehört einer zu
sich von der Dirne zur Gattin und mondänen Künstlerin empor¬
Staub gewordenen, strahlenden Vergangenheit an, doch der
hebt, um schließlich wieder in der Dirne, in der drastischsten,
„Reigen“ ist jung, als wäre er heute verfaßt. Ibsens Probleme,
jedoch ausdruckvollsten, weil aufrichtigsten Verkörperung des
Wedekinds scharfgeschliffene Verblüssungseffekte wirken heute
Geschlechtsverkehrs auszuklingen.
vergreist und modrig, doch Schauspieler, Matrosen, Grafen und