II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 74

box 16/2
10. Das Vermacchtnis
thun lassen in den Abgrund von religiöser Gesinnungs= Katechismustexte nicht ausgeführt, sind aber so selbst= der katholischen Religion der „not#
losigkeit, ja von Religionshaß, in den ein keineswegs verständlich, daß kein einigermaßen entwickelter Re¬
Das geht noch evidenter au
kleiner Theil unserer Lehrerschaft versunken ist. Leideri ligionsunterricht sie übergehen kann, und früher natür= Aeußerungen hervor. „Interessant
nöthigen Competenz entbehrt; aber ich unterdrücke aus vertheidiger gewinnen die erste, handgreifliche Vorstellung bildend zur Geltung kam. Nicht
Artigkeit meine schnöden Bedenken und glaube der guten von dem Wesen des modernen Staates.
männischen „Manieren“ fanden Nach
Franzi und dem guten Arthur aufs Wort. Nur kenne ich
Inzwischen hat ein gut Theil der also Erzogenen
Frankreich allein), sogar auch sein #
mich dann erst recht nicht aus. Der „gute Mann“, das
seine Erziehung selbst betrieben, indem er sich an be¬
Bewegungen, seine „unerschütterlich
ist doch der böse Verführer, der die weibliche Unschuld
sonderen Vorbildern oder — Idealgestalten heranbildete.
undurchdringliches „verschleiertes“
ins Garn gelockt und jahrelang darin festgehalten hat?
Selbstständigkeit, Originalität findet man nicht bei Knebelbart.
Das ist doch der Repräsentant der Gesellschaftsordnung,
den modernen Menschen; oder nur noch in Ausnahms¬
Die großen politisch=militärisch
die von Herrn Schnitzler so energisch bekämpft wird?
fällen.
Ereignisse der Neuzeit brachten den #
Und einen solchen muß man glücklich machen, mit dem
Die talentvollen und die mit schwachen Kräften
Modelle, Bismarck und Moltk
Einsatze seiner ganzen Person und seines ganzen Lebens?
ausgestatteten suchen nach einem Modell, nach einem
schen Compagnie marschirt in Reih
Und wenn man ihn glücklich macht, ist das keine Sünde,
Vorbilde, an welches sie sich anlehnen können und die oder andere verschwiegene, blasse, s
sondern eine edle That? Ja, dann hat ja eigentlich die
Schwachen (nicht immer physisch Schwachen) werden im Zukunft mit. Auf jedem deutschen G#
verdonnerte Gesellschaft recht und darf sich noch
Eifer des Nachahmens oft genug zu ergötzlichen Cari=] Universität und nicht zuletzt, auf jedem
brüsten, daß sie ihren Opfern so reichlich Gelegenheit
caturen ihrer Modelle. Bei allen Culturnationen kann ein neuer Bismarck, der in der stillen
gibt, keine Sünden zu begehen? Der Verführer ist
man dieselbe Erscheinung wahrnehmen und nach ihrer handelt, redet, daß er das Zeug zu
ein „guter Mann“, die Verführte ist ein „braves ernsten und komischen Seire studiren. Das parlamentarische Bismarck habe.
Mädel“ und die freie Liebe ist eine Tugend; folglich
Volk der Engländer nimmt mit Vorliebe seine Vorbilder
Das schöne Gerede von einem
leben wir in der besten aller Welten, und es bleibt ab= aus dem „Hause der Gemeinen“. Die Fox und die zieher,“ ist im Grunde eitel und über
solut unbegreiflich, weshalb polemische Schauspiele ge= beiden Pitt und Lord „Pam“ wurden die Vorbilder für
gehen nicht zurück in die Vergangen
schrieben werden, die nach mehreren Menschenopfern jeden jungen Gentleman, der Etwas in sich spürte. Auf aber in dem Bereiche der Politik, um
schließlich sich selbst und ihre eigene Tendenz umbringen.
der Schulbank schon übt sich der kleine Sprecher. Anders
suchen; sie nehmen diese aus der näch

die Vorbilder der Franzosen. In der Zeit der großen Eindrücke sind zu lebendig und die
französischen Revolution kamen die radicalen Ideale auf,
lockend, als daß man geneigt wäre,
die Volksredner und die Montagnards; ein Mirabeau,
und schwierigen Weg zu betreten. Die
Bismarck als Erzieher.
Danton, Marat. Diesen mußten die volksthümlichen
großen classischen Vorbildern treu zu
B—o. Die Familie, die Schule und der Staat Soldaten weichen und die kühnen Generäle von Von Hoche
sind, können vorweg als besondere
bis Bonaparte!
plagen sich heute ab mit der Erziehung der Jugend. Die
werden, die in Wahrheit und Wirklich
Familie will brave, ordentliche, gehorsame Kinder haben,
Durch die ganze Geschichte der französischen Nation
haben. Die Menge geht mit dem je
aus welchen Etwas werden soll; die Kirche kommt kaum
von der Revolutionszeit bis zum heutigen Tag, kann
mit den Bewegungen der Zeit und gil
in Betracht; die Schule will intelligente und möglichst
man diese militärischen Vorbilder registriren — bis zum
gefangen. Das Ideal, welches man
gebildete Schüler haben, die ihr Ehre machen; der Staat
General Vonlanger, welches nicht das letzte sein dürfte.
kann, ist das beliebte.
will solide, wackere und möglichst opferwillige Bürger
Der dritte Napoleon wurde für die Franzosen
Für die Deutschen wurde Bis
haben. Die Armee nimmt daher eine zeitlang die Er¬
wieder zu einem besonderen Modell. Es war der feine,
Mentor, sondern auch Vorbild, und n
ziehung in die Hand und die imgen Met###ands #überlegene und überschlaue Staatsmann der hier nar= daß seine Gestalt viele Züge und