II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 82

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10. Das Vermaechtnis
Fallos in bownden, wie er ihn gegangen. Gs der „Wilbenter dorahten. Fran Schratt war
giebt heute kaum einen deutschen Dichter, der eine
als Toni von wärmster Einfachheit des Tones und
so sorgsame, edle, an Feinheiten überreiche Arbeit
echtester Empfindung. Der herrlichen Agnes der Frau
liefern könnte. Die im Stoffe ja symphatischere
Hohenfels hat der Dichter für den Erfolg des
„Liebelei“ muß zurück Acten gegen diese Aus¬
letzten Actes ganz besonders zu danken: von welch'
arbeitung der Charaktere, der man hier besonders in
überzeugender Kraft war ihr leidenschaftlicher
der Figur des Professor Losatti begegnet. Eine so
Ausbruch. Anmuthig wirkte Fräulein Me¬
volle und runde Gestalt, die im besten Sinne von
sdelsky als Franziska, und der frische Bube
Ibsen's jungen Ekdal und dem Vater des „Fritzchen“
Ds Fräulein Metzl. Herr Treßler brachte
bei Sudermann gelernt hat, hat keiner der jungen
die wenig dankbare, aber äußerst schwierige Todes¬
Dramatiker noch geschaffen. Weniger lebensvoll
scene Hugo's ohne jede Uebertreibung mit er¬
erscheint Frau Emma, die zu sehr als Sprachrohr
schütternder Wahrheit zur Anschauung, Herr De¬
des Dichters dienen muß und gelegentlich sich allzu
prient war als Dr. Schmidt entsprechend un¬
laut von dr Lona aus Ibsen's „Stützen der Gesell¬
angenehm und Herr Paulsen als Gustav ent¬
schaft“ souffliren läßt. Unendlich reizvoll sind die
sprechend sympathisch, nur muß der Letztere noch
Mädchengestalten, ein frischer Humor wie eine liebe,
lernen, sich in dem Hause verständlich zu machen.
traute Sentimentalität durchzieht das Werk, dessen
Ein kleines Bedenken erregte nur die Besetzung der
echte Künstlerschaft auch viele der kritischen Bedenken
Rolle der Frau Losatti durch Frau Schmittlein:
zum Schweigen bringen kann.
sie ist zu kräftig und zu hoch für die schwache nach¬
Es war, als hätten auch die Darsteller Freude
giebige Frau. Stattlich repräsentirte Fräulein Bleib¬
an der Arbeit eines echten Dichters gehabt Eine
treu die Frau Emma, ihre klare Rede wirkte sehr
so gerundete Vorstellung hat das Burgtheater lange
eindringlich. Wir nennen schließlich noch Herrn
nicht geboten. Eine freudige Ueberraschung bereitete
Römpler, der schon zum Doctor honoris causa
der Professor Losatti des Herrn Hartmann, der
von der Facultät ernannt werden könnte, wie die
mit dieser Rolle einen Uebergang in's ältere Fach
kleine Blaha, um Niemand zu vergessen, der sich
vollzog, wie er nicht leicht vielversprechender genannt
um den schönen Erfolg des Abends verdient gemacht
werden kann. Seine meisterhafte, durchaus liebens¬
A. v. Weilen.
würdige Charakteristik des Großsprechers und
Komödianten läßt seinen vorzüglichen Hjalmar in !
aerre