II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 123

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10. Das Vernaechtnis
wenn sich die Anderen“ gerade in ihren das Auerbieter
seichten Schwätzereien ausgegeben haben. Man kannfthätig zu sein,
im dritten Act zum Beispiel genau die Secunde Freund Rich
erscheinen wird, wittert hier
in der sie
vorherbestimmen,
sich schließlich
und sie ist auch pünkitich zur Stelle. Ebenso ist
mache ich!“
der übliche angenehme, brave, theilnehmende Freund
sich in einem N
des Helden, der im Uebrigen fast ganz entbehrt werden
sieht. Jetzt rü
kann im Stücke, eine alte Theaterfigur. Hier ist er einfach
reizenden Töcht
aus der „Liebelei“ herübergenommen. Die Regelmäßig¬
seinen eigenen e
keit, mit der zum Actschluß stets der nöthige Todesfall
durchschaut ihn
sich einstellt, läßt auch die Berechnung zu sehr durch¬
schauen. Am eigenthümlichsten und lebensvollsten ist Blicke mit so sich
liche, aber tade
vielleicht der verknöcherte Arzt, Dr. Schmidt, gezeichnet,
daß ahnungsvoll
wie überhaupt die sehr seine Gegenüberstellung von
„Aha!“ Der er
Hausarzt und Gelegenheitsarzt, das Mißtrauen, mit
würdig, enthielt
dem sie sich betrachten, die Eifersucht des Hausarztes
Bemerkungen, i
in Dr. Arthur Schnitzler den Mediciner erkennen
Hand erscheinen
läßt. Wenn er aber gegen Schluß des zweiten Actes, in
Vorhang rief.
wohlerwogener Absicht, diesen Doctor alte Geschichten
Leider ginge
breittreten läßt, indeß nebenan das sterbende Kind
Der zweite Act,
liegt, zu dem er gerufen wird, so fühlt man, daß sich
Herrn von Brit
der Autor da von seinem Plane zu weit verführen
Wulkow's schilde
Mittelchen un
Wo ihn selbst statt der bedächtigen Speculation ein
Schwank=Fabrik¬
starkes Empfinden leitet, da weckt er auch im Zu¬
Art gesellschaft
schauer Empfindung. Es wurde thatsächlich viel ge¬
Leben immer
weint im „Deutschen Theater“, ohne daß Speculation
dabei auf
und äußere Rührseligkeit diesen Effect hervorrief.
Werken, den 2
Freilich hat gestern die Künstlerschaft des „Deutschen
immer zu spät ar
eaters“ ihren alten Ruhm wieder neu und glänzend
zurückgekommen
ährt. Den vor sich selbst posirenden, die innere
wärtigen Beigese
ltlosigkeit mit schönen Phrasen umkleidenden
einen Korb gege
Professor Losatti, den Wiener Hjalmar Ekdal, spielte
dorf, die
Reicher weit echter, weit lebensvoller noch als den
den Standpunk
norwegischen. Man fand sich sofort in dieser hohlen
fänger sieht de
Figur zurecht und jedes Wort, jede Miene erschien in
welche bösen Ab¬
streugen Zusammenhang mit dem ganzen Charakter¬
bilde. Im dritten Act folgte denn auch stürmischer Spiegel an der
Beifall einer trefflich gespielten Scene. Frau Elsa wie man dies
Lehmann gab der Agnes, dem „Vermächtniß“, Seele stets zu thun pf
und echtes Empfinden, den ganzen Schatz ihrer zu werden.
geformte Töpfert¬
Innerlichkeit. Den sterbenden Sohn spielte Herr
Rittner und er wußte im Ton allein, — denn Be= Freiherren bekan
großen Mitgift
wegung, Spiel ist ihm verwehrt, — die Gewalt
modellzeichner
und doch auch die Resignation einer großen
Frau von Pöllnitz Gesellschaft gen
Leidenschaft auszudrücken.
bringt endlich
lieh der Mutter den rührendsten Ton und Fräulein
Wulkow und
Dumont verstand es, der charaktervollen Emma
Der biedere W
Winter eine ausgeprägte Physiognomie zu geben.
gar nicht beha
Einen verwandten jüngeren, weicheren Charakter
trüffelten Geric
spielte Fräulein Sarrow recht sicher und bewußt.
und seiner dito
Herr Sauer zeichnete den Dr. Schmidt mit festen,
Abgesehen v
klaren Strichen, eine Gestalt voller Leben. Herr
lichen Naivität
v. Winterstein in der Rolle des Freundes,
letzten Acten a
Fräulein Elsinger als munterer Schulbub, Fräu¬
komik. Nur c
lein Lux vervollständigten das treffliche Ensemble.
Moment, der
ein besonderes
Sogar das Kind spielte sehr gut —
fasser wieder
Verdienst der sorgsamen Lessing'schen Regie.
sind schief
So ist denn der große Erfolg immerhin erklärlich, der
hat einiger
den Verfasser nach jedem Act mehrfach auf die Bühne
schlimmer ab
rief und dem „Deutschen Theater“ ein ganz ergiebiges
sogenannte C
J. 2.
„Vermächtniß“ verhieß.
Nicht ein ec
Im ersten Act des Lustspieles „Auf der Sonnen= Alles ist gezi
den beiden le¬
seite" von Oscar Blumenthal und Gustav
sich ein The
Kadelburg, das gestern Abend im königlichen
Schauspielhause seine Erstaufführung erlebte,lamüsirte und
sitzen zwei gute Freunde und lustige Cumpane bei derlunter dem hör
Gespielt n
letzten Champagner=Flasche des Kellers zusammen,
schuf eine Gest¬
und als sie das edle Naß bis auf die Neige geschlürft
weit dies mögl
haben, sagen sie sich:
Herr von Bwie
„Wir haben das Gold mit vollen Händen ausge¬
Schramm le
streut, aber jetzt sind wir im tiefsten Dalles! Was
der Wulkow'n.
auf's Neue flott und ange¬
fangen wir nun an, um
burg nahmen
nehm leben zu können?“
Christians
Aehnlich wie diese beiden sorglichen Berather vor
Salon=Rock zu
der geleerten Sektflasche, haben Blumenthal und
Kadelburg sich hingesetzt und sich gesagt: