II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 129

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10. Das Vermaechtnis
# v. Chamant
#offiziere. Die Debatte über den Bergarbeiterschutz war uns Chaionet. f. Him u. d. Dur
a. d. Gorse (2 Kg. m.), 3j., 58 Kg. C. Martin. 7. Fürst Hohenlohe¬
geradezu erhebend. Streitigkeiten sind ja hier nur über
Oehringens br. H. Rival, 3j., 62½ Kg. Warne. 3. Herrn C. Hanaus
Theorieen entstanden. Die bürgerliche Presse mag sich dar¬
4. Zu einem todten Rennen
br. H. Mentor, 3j., 52½ Kg. Jones.
über lustig machen, aber sie betrügt sich selbst. In den
Endzielen sind wir ja vollkommen einig, nur in der Darstellungs= herausgeritten. Rival drei Längen hinter dem Paar Dritter, eine
weise weichen wir etwas ab. Nur keine Angst vor Versumpfung! Länge vor Mentor. — Der Preis wurde getheilt. Werth 1876 M. —
1876 M. — 308 M. — Tot. 22 (Kontador) und 19 (Hagedorn): 10;
Aber auch die theoretischen Bäume werden nicht in den Himmel
wachsen, wenn wir auf dem Boden der thatsächlichen Ver= Pl. 40 (Kontador) und 34 (Hagedorn): 20.


Seee
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mal rangiren, und ihm eine auskömmliche Rente
Stammpublikum des Königlichen Schauspielhauses diskret fern
zahlen. Der Onkel hat aber auch ein Jagdgut
hielt. Es hat sich damit keinen besonderen Kunstgenuß ver¬
neben dem Freiherrlich Sandorfschen Familiengute. Da will
sagt, denn etwas Trivialeres haben Blumenthal und Kadel¬
nun Brick sich zum Jäger und Forstmann ausbilden und dann
burg noch nie auf die Bühne gebracht. Kein einziger Vor¬
die schöne und resolute Baronesse heirathen, wozu diese schon
gang in diesem sehr langen und noch breiteren Stücke hat
jetzt ja sagt. Um die Schlußharmonie vollständig zu machen,
Erklügelt und er¬
eine Spur von innerer Wahrscheinlichkeit.
kehrt Wulkow von der Trüffel und dem Sekt zur Klappstulle
quält ist die ganze Handlung, sind die Charaktere und die ein¬
und zur kleinen Weißen zurück, und sein Schwiegersohn ver¬
gestreuten zwei bis drei Witze.
spricht feierlich, mit Wulkow und seinem alten Freunde, dem
Botho Frhr. von Sandorf ist ein Lebemann, der immer
Zimmermeister, leidenschaftlich Skat dreschen zu wollen.
nur die „Sonnenseite des Lebens“ aufgesucht hat, und unter
Für das öde Machwerk traten die edlen künstlerischen
Kräfte des Schauspielhauses mit ihrem besten Können ein.
dieser Sonnenseite versteht er den Genuß ohne Arbeit. Nun
ist er mit seinem Vermögen fertig. Aber er vertraut auf den
Herr Christians bemühte sich, dem von den Autoren be¬
lieben Gott. Der werde ihm in der höchsten Noth schon einen
sonders vernachlässigten Sandorf Laune und Wärme zu ver¬
Engel schicken, um ihn von neuem auf die Sonnenseite zu
leihen. Herr Vollmer machte aus dem verbummelten Brick
führen. Sein bester Freund ist Richard von Brick, ebenfalls
eine feine und beinahe glaubwürdige Charakterstudie. Für
tief verschuldet, aber des Kontrastes wegen Pessimist. Er hofft
den Töpfermeister Wulkow trat Herr Emil Thomas a. G.
nicht auf einen hülfreichen Engel, sondern glaubt, sich selber
wieder zu Sekt und Jen verhelfen zu müssen, und koste es die Ehre. frisch und in bester Haltung ein. Frau Schramm gab die
Protzenfrau aus der Chausseestraße überaus drastisch. Auch
Zunächst wird er Schmarotzer bei dem reichen Töpfer¬
Fräulein Poppe als Thessa von Sandorf, Fräulein v. May¬
meister a. D. Wulkow, richtet ihm eine elegante Wohnung in
burg als Käthe und Herr Hartmann als hochnäsiger herr¬
der Thiergartenstraße ein, dressirt ihn auf Gesellschaftsfähig¬
schaftlicher Diener boten vollendete Leistungen.
keit und will ihm sogar seine Klubfreunde zu einem Diner
Der verhältnißmäßig frische erste Akt, der dem genauer
herbeischaffen. Alles gegen gutes Honorar. Der Leser ahnt,
Zusehenden aber schon die ganze lahme und tendenziöse Mache
daß Wulkow zwar eine ordinäre, protzige Frau, Namens Carry,
verrathen mußte, fand viel Beifall. Später wurde mehr das
geborene Karline, aber auch ein in Genf ausgebildetes
vortreffliche Spiel, als das Stück applaudirt, und am Schluß
und herzensgutes Töchterchen Numens Käthe besitzt. Brick
überwog die Enttäuschung und der Aerger, wenn auch der
will sie heirathen, um sein Verhältniß zu Wulkows
Beifall einiger Blumenthal=Enthusiasten die Verfasser noch
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M.=F.
Checkbuch unkündbar zu machen. Aber der Freiherr von San¬
drei Mal vor den Vorhang rief.
dorf sticht ihn bei Käthe aus. Und zwar hat der Freiherr
Deutsches Theater.
#reellere Absichten. Er besitzt künstlerische Anlagen genug, um
Modellzeichner in Wulkows Fabrik zu werden, und erst als
„Das Vermächtniß". Schauspiel in 3 Akten von Arthur
er sich davon durch eine Probe überzeugt und einen ganzen
Schnitzler. Erste Aufführung am 8. Oktober.
Man spricht heuzutage viel von Milieustücken; es giebt jetzt auch
Hundertmarkschein für den ersten Kamin=Entwurf aus¬
es nicht mehr für
Milieuerfolge, d. h. Erfolge, die nur vor einem bestimmten Publikum
hält er
gezahlt bekommen hat,
denkbar sind. Einen solchen erlebten wir Sonnabend im Deutschen
ja nun
die
unehrenhaft, der Millionärstochter,
Theater. Nicht, daß Schnitzlers Werk den rauschenden Beifall nicht
standesgemäß ernähren kann, einen Heirathsantrag zu
ist¬
verdient hätte, der ihm zu theil wurde, aber dieser Beifall schien uns
ihr machen. Was aber wird aus Herrn von Brick? Natürlich
mehr der Tendenz, als dem Dargebotenen zu gelten, und da die ge¬
muß auch er unter die Haube kommen. Zum Glück hat sein
nd
Freund, der Freiherr, eine resolute Schwester. Die führt Brick predigte Lehre keineswegs zu den allgemein unzuerkennenden gehört, so be¬
darf sie auch einer bestimmten Klasse von Zuhörern. Der Inhalt des Stückes
en
ist leicht erzählt. Ein junger fescher Wiener verunglückt auf einem
zu Gemüthe, daß er Begriff ist, ein Lump zu werden;
nd
er geht in sich und# ernimmt eine Sekt=Agentur. Aber siehe Spazierritt; sterbend wird er in das Haus seines Vaters, des Professors
che
in- da, diese „ehrliche Arbeit“ erscheint seinem von Blumenthal Losatti, gebracht. Von der Angst des Todes gefoltert, legt er seiner
jen] in petto gehaltenen Onkel nicht standesgemäß; ehe der Neffe Mutter die Sorge um sein uneheliches Kind und dessen Mutter ans
ere sich an die Arbeit wegwirft, will ihn der Onkel noch ein= Herz. Er begehrt die beiden noch einmal zu sehen, und die Eltern
Krene-Meer