II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 160

eeen ee Tere fenden ernntlngt.
Jahre hat der junge Dr. jur. Losatti hinter dem
Rücken seiner höchst ehrenwerthen Familie ein
inniges Familienleben mit seinem Fräulein Frau
und dem Bübchen geführt. Da verunglückt er¬
eines Tages mit dem Pferde und wird sterbend
ins Haus seiner Eltern gebracht. Von Todesahnen
ergriffen, gesteht er alles, dringt darauf, daß man
die Geliebte und ihr Kindlein hole, und nimmt den
Eltern das Versprechen ab. Mutter und Sohn
dauernd in ihr Haus nehmen und für sie sorgen 7.50)
Für 50
Inclusive
100
zue wollent, afs gehöre sir zur Zumitie. Man er¬
Porto.
200 füllt den Wunsch des Sterbenden, und im nächsten 25.—
Zahlbar
500 Alt sehen wir die arme onk und ihr von allen 35.—] im Voraus
1060 verhätscheltes Kind gewissermaßen als Mittel=100.—)
punkt der trauernden Familie. Aber noch hat lausschnitte ist das
Al hne Tomt Schlimmeres zu erdulden. Auch ihr Kind: auch steht es den
Abonnejr ihr genommen, und durch dessen Toder zu ändern.
wendet sich
ihr
Geschick. Alles, was
Gerechtigkeitsgefühl, Milde und Edelmuth sich in —
den Familienmitgliedern regt, wird durch den
Wortführer der Opposition den geschraubt
moralischen Hausarzt, in Grund und Boden ge¬
redet, und so gieht man schüdhsich zu, daß dieser
wackere Herr dem um Geliebtesr und Sohn trauernden
Mädchen gerade heraus sant, daß es das Haus v
assen müsse. Durch allerlei freundliche
Telefon 12801.
ensarten und mateneür Versprechungen sucht
m dann der Bedauernswerthen die bittere
Ausschnitt
0 Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Pillesetwas zu
versüßen aber Toni
versteht, wie das im Grunde gemeintist Vers —
Nr. 4
zweifelt verläßt sie das Haus, und aus einem
„OBEERVEN
—.—
zurückgelassenen Zettel geht hervor, daß sie bestimmt
wschfussen sei dem Geliebten und ihrem Kinde.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
in den Tod zu folgen. Dem Hausarzteber brus
sein herzloses Handeln keinen Segen, entrüstet und
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
erkältetwendet die älteste Tochter des Hauses, Tonie
warme Fürsprecherin, sich von ihm und schließt mit
Fillale in Budapest: „Flgyelö“, ViII. Josefsring 31 a.
vielen warmherzigen und trefflichen Worten über das
an Toni begangene Unrecht das Schauspiel ab.
Schnitzler hat in dieser Handlung, die ich hier
nur in großen Zügen andeutete, ein Thema an¬
Ausschnitt aus: Magdeburgische Zing.
geschlagen, das wohl den Vorwurf zu einem
großen und dedeutsamen Bühnenwerk bilden konnte.
Aber der Sioff ist unter seinen Händon kein
an (1./ 48.
Drama, sondern ein dreiaktiges Stimmungs¬
bild geworden. Die Stellung der vom Sohn
der Familie als Vermächtniß hinterlassenen
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Geliebten und ihres Kindes — dieser eigenartige
Vorwurf gab Schnitzler nicht die Gelegenheit zu
einer bewegten dramatischen Entwicklung. Er
nahm sie nur als Auregung und Hintergrund zu
Theater und Musik.
breiter Stimmungsmalerei und tiefdringender
Charakteristik einiger Figuren. Toni, die leidet
Berlin, 9. October. „Das Vermächtniß“
und duldet, ist wohl die eigentliche Heldin,
ein monotones gequältes dreiactiges Schauspiel von
nicht aber die interessanteste Person des
Arthur Schnitzler, hat gestern im Deutschen
Stückes, die ist vielmehr das wackere Ober¬
[Theater, wie die „B. B.=Ztg.“ mittheilt, dank
haupt der Familie, der Herr Professor der
dem rührigen Eifer guter Freunde und dank einer
Nationalökonomie Adolf Losatti,

ein alter
vorzüglichen Darstellung dem Autor einen lauten
Poseur, der sich selbst und den Andern Komödie
1 Erfolg gebracht. Das Stück fängt gleich mit stark er¬
vorspielt, an dem jedes Wort und jedes Gefühl
regter Action an. Hugo Losatti, der Sohn eines
nnecht und dessen einzige wahre Empfindung der
diener Prolessors, verunglückt beim Reiten und wird 1.
Egoismus ist. Wie er für und wider Toni
mit zerschmetterten Gliedern in das Haus der ent¬
redet, wie er sie duldet, als „Vater“ liebt
setzten Aeltern gebracht. Vor dem Sterben gesteht
und bald darauf herzlos verstößt, wie er
ser, daß er eine Geliebte und ein Kind hat, und ver¬
den Tod des Sohnes und des Enkels auf¬
langt, als sein Vermächtniß, daß Beide in das Haus
nimmt — das bildet die interessantesten
der Aeltern ausgenommen werden. Der Vater, ein
Momente und den hauptsächlichsten Inhalt des
schwatzender alter Narr, will davon nichts wissen,
Stückes. Daraus erhellt wohl zur Genüge, in
aber die gutmüthige Mutter und die Schwester
welcher Art Schnitzler seinen in den Grundzügen
willigen ein, und mit dem Tode des Unglücklichen
so stark dramatischen Stoff behandelt. Darunter
zieht der unerwartete Familienzuwachs in das Haus
leidet auch die Glaubwürdigkeit der Handlung.
ein. — Im zweiten Act finden wir die Geliebte des
Die volle und skrupellose Hingabe der Familien¬
Sohnes, Toni Weber, und ihr Kind mitten in der
mitglieder an Toni erscheint ebenso bedenklich wie
Professorensamilie wieder. Man behandelt sie freund¬
der rasche und brutale Umschlag in den Em¬
lich und schonend, aber die ganze Liebe wendet sich
pfindungen der Personen und die schleunige, lieb¬
doch ihrem Kinde zu, dem herzigen Bubi. Das Bubi
lose Verabschiedung des Mädchens, das sich
wird als die eigentliche Hinterlassenschaft des Todten
eben erst durch seinen längeren Aufenthalt
angesehen und die Mutter darf so mit nebenbei ihren
im Hause als gut und würdig erwiesen.
Theil an dem „Vermächtniß“ haben. So wäre
Betrachtei man aber das Schauspiel Schnitzlers
Alles schön und freundlich, wenn der Dichter nicht
auf seinen Werth als dramatisches Stimmungs¬
Für 50 Zeitung
auf einen tragischen Couflict hinarbeitete. Für diesen inclusive
Porto.
bild, auf Gehalt an warmer Empfindung und
Zweck aber giebt es nur ein Mittel: das Bubi muß Zahlbar
schönen Worten, dann wird man den gestern
200
weg. Und richtig, mitten im zweiten Act wird das im Voraus
gespendeten Beis#l einigermaßen begreiflich finden.
500
Kind urplötzlich krank, ohne daß uns ein Mensch
Mit vornehm abgetönter Reaustik schildert der
" 1000
Im Gegen gesagt hätte, warum und wieso, und weuige Minuten je ist da
Autor Menschen und Dinge gerade in den kleinsten
später läßt der Autor das arme Wesen hinter der ght es den
und intimsten Zügen ungemein scharf und
Im dritten Act ist dann, wie fern.
Abonnement dure
Scene sterben. —
lebensvoll, und einige Charaktere,
Abonnenten frei
vorauszusehen war, die Familie der ganz Verwaisten;
sonders der alte Herr Professor, sind in ihrer
gegenüber herzlich kühl und ##ist ihr unter einem !
breiten, prächtig nügneirten Ausgestaltung wahre
Schwall salbungsvoller Worte die Thür. Die arme
Meisterwerke dramatischer Charakteristik. Die
Toni=aber geht ins Wasser.
Sprache ist schlicht und natürlich, wird aber nie¬
mals absichtlich trivial und hält sich von der
brutalen Effekthascherei des modernen Naturalis¬
mus völlig fern. Wer im Theater nur echte
Stimmung und treffliche Reden sucht und empfind¬
same Frauen, die gern weinen — der wird in
dem „Vermächtniß" Schnitzlers mit seiner tiefen
Sentimentalität und seinem warmen Empfinden
ein wahrhaft erhebendes Drama erblicken.