II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 159

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Sheunhnesm
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Das Vernaechinis
Telefon 12801
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Nr. 92
10 SOBSERVER“

I. österr. behördl. concess., Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Telefon 12801.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Aus:
M 105

Nr.
„OBSERVER“
Ausschnitt aus: Berliner Abendzeitung
I. österr. behördl. concess, Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachn
Wien, IX/1 Türken: rasse 17.
vor 11. 10. 70
— Filiale in Budapest: Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
„Das Vermächtniß“.
Im deutschen Theater bereitete gestern
das stark mit Freunden des Autors durch¬
Ausschnitt aus: Berliner Morgen-Zeitung
setzte Publikum dem neuen dreiaktigen Schau¬
spiel Arthur Schnitzlers: „Das Vermächt¬
niß“ einen sehr lebhaften Erfolg.
Der leise
vom 2 2P.
Widerspruch, der sich bemerkbar machte, galt wohl
hauptsächlich dem Ueberschwang der Beifallspender,
die sich in lauten Zeichen der Zustimmung gar
nicht genug thun konnten und von den Schwächen
Theater.
des Werkes keine Ahnung zu haben schienen. Der
1 B.d. Das Deutsche Theater brachte am Sonnabend ein
Dichter nahm natürlich in Person nach jedem Alt
#emes Bühnenwerk Arthur Schnißlers, das dreiaktige Schauspiel
die Huldigungen entgegen.
Das Vermächtniß“, erstmalig zur Aufführnag. Wäre der Werth
Schnitzler ist ein starkes und vornehmes Talent,
eines Stukes lediglich nach der größeren oder geringeren Sta#fe des
das hat er auch in diesem neuen Schauspiel be¬
Arpinases zu beurtheilen, den es hervorruft, so müßte „Das Berman
wiesen. Wieder ist's eine „Verhältniß=Komödie“;
niß" zu dem Besten gehören, was seit langem auf die Bühne gebracht
aber der Verfasser hat es verstanden, auch diesem
worden ist, denn selten habe ich so intensives Beifallsklatschen gehört.
von unseren Modernen so arg gemißbrauchten
Rufen. Aber gerade das
wie diesmal, Klatschen und
Thema eine neue Seite abzugewinnen. Er schildert
Zuschauern
bletztere kommt mir verdächtig vor. Unter
uns das „Verhältniß“ als ein Vermächtniß
beren Ränge, von wo in der Hauptsache die Rufe nach dem
an die Familie des betreffenden Jünglings. Vier
iögen sich nicht wenige ganz besonders feurige Ver¬
Tichter herdamen
Jahre hat der junge Dr. jur. Losatti hinter dem
ehrer des Verfassers befunden haben, die einen Erfolg um jeden Preis
Rücken seiner höchst ehrenwerthen Familie ein
zu Stande bringen wollten. Rnn, was sie gewollt, haben sie erreicht
inniges Familienleben mit seinem Fräulein Frau
einen sehr lauten Erfolg hat „Das Vermächtniß“ ouhabt,
uund dem Bübchen geführt. Da verunglückt er
d#rüber aber, daß die Handlung des Stuckes mit zu dem Unde
eines Tages mit dem Pferde und wird sterbend
lichsten gehört, was je auf die Bühne gebracht worden ist, kann Seer
ins Haus seiner Eltern gebracht. Von Todesahnen
lante Erfolg nicht hinwegtauschen.
ergriffen, gesteht er alles, dringt darauf, daß mann
ist die Tragödie der hinterlassenen Geliebten, die ans Schuen
die Geliebte und ihr Kindlein hole, und nimmt den
#in seinem Vermächtniß“ vor Augen führt. Das wühlt in bumsn
P
Eltern das Versprechen ab, Mutter und Sohn
#ad f#elischem Schmerz und in Verzweinung, daß Aroenschwache
dauernd in ihr Haus nehmen und für sie sorgen 7.50)
#Sute geradezu vor dem Besuch dieses Stückes zu warnen sind. Jeder
Für 50
Alt hat seine Leiche — das mag recht frivol klingen, entspricht aber
100 zu wollen, als gehöre sie zur Familie. Man ers
Thatsachen. Im ersten All stirbt der jugendliche Dr. jur. Hugo
Teäüber
200 füllt den Wunsch des Sterbenden, und im nächsten 25.—
Mösatti im iterlichen Hause infolge
eines Sturzes vom
500 Alt sehen wir die arme Tonk und ihr von allen 55.—] im Voraus
Pferde. Da#er sein Ende herannahen fühlt, macht
„ 1000 verhätscheltes Kind gewissermaßen als Mittel=100.—
schur
Mutter das Geständniß, daß er ein Kind hat
n punkt der trauernden Familie. Aber noch hat ausschnitte ist das
einen vierjährigen Jungen. Er will dieses Kind und dessen Mutter
Aboume Tom Schlimmeres zu erdulden. Auch ihr Kinds auch sicht es den
Tyni Weber, noch einmal'sehen. Beide werden herbeigeholt, und Hugo
Abonne,wird ihr genommen, und durch dessen Toder zu ändern.
kann beruhigt stuben: seine Eltern haben ihm versprochen. Soni und
wendet sich
ihr
was an
Geschick. Alles,
Haus aufzunehmen. Das Versprechen int ammt
Gerechtigkeitsgefühl, Milde und Edelmuth sich i
geben und iuß siun nuch geyatten chrben. und un letde dute
den Familienmitgliedern regt, wird durch den
verschiedenen Angehörigen des Losattischen Hauses um so
lusive
als sie alle den kleinen Bubi von Herzen gern haben. Um seinet= irto.
Wortführer der Opposition; den geschraubt
#willen wird der Mutter verziehen. Da plötzlich — der Verfasser intet hlbar
moralischen Hausarzt, in Grund und Boden ge¬
Voraus
Auns im Unklaren darüber, wieso? —
irbt das Kind, zum Glück
redet, und so gieht man schließlich zu daß dieser
*
31111
wie sein Vater auf der Bühne, sonhern n
wackere Herr dem um Geliebten und Sohn##nden
ist dlas
mi siiem Schlage isi au
ie Sympathi
Mädchen gerade heraus sagt, daß es das Haus
zes den
unglücklichen Malter entgegenbrachte, verschwunden.
Durch allerlei freundliche
Ahba#
e eines Dr. Terdinand Sch
Redensarten und materielle Versprechungen sucht

der
eh Verlobter
Hugss s
man dann der Bedauernswerthen die bittere
Oder unglücktichen Mutter die neue Hefmath, die
Pille etwas zu versüßen aber Toni
gefunden, wieder genommen. Der To#or-ubermmtit
versteht, wie das im Grunde gemeint ist Ver¬
von der #othwendigkeit zu überzeugen, daß ihres Bleid
zweifelt verläßt sie das Haus, und aus einem
aussändigen Hause nicht
# und Hiese geht, nachdem sie alles.
zurückgelassenen Zeitel geht hervor, daß sie bestimmt
zweiflung, Demuthigung und Beschimpfung hat ereniben
#sei dem Geliebten und ihrem Kinden
in den Tod.
in den Tod zu folgen. Dem Hausarzt aber brin=?
u
einem Vermäh
herzloses Handeln keinen Segen, entrüsterun
#rtheit ausfassen, weune
erlältetwendet die älteste Tochter des Hauses, Tönis
handelt. Der Vertasser erweist sich auch in
euwert als ein schar
warme Fürsprecherin, sich von ihm und schließt mit
und
Ange geschaut, auch geschickt
vielen. warmherzigen und trefflichen Worten über das
SRETZANeRer
sen die mannigsachen wirtungenen
an Toni begangene Unrecht das Schauspiel ab.
Stucke einen gewissen literarischen
Schnitzler hat in dieser Handlung, die ich hier
bem #fuck an
nur in großen Zügen andeutete, ein Thema an¬
trefsich Darstellung
nen Eine herrliche Leistung hat
1 A 1
geschlagen, das wohl den Vorwurf zu einem
die
om
Figur dieser
vom Schiek
schm#
großen und bedeutsamen Bühnenwerk bilden konmte.
FALLN u
igesuchten, warmherzigeherben Frauen
Aber der Stoff ist unter seinen Händon kein
lasthen
Repräsentantin fnden Ebenso prächtig ion
Drama, sondern ein dreiaktiges Stimmungs¬
6
ziutlh
bild geworden. Die Stellung der vom Sohn
13
der Familie als Vermächtniß hinterlassenen
rigen Mitwirke
Geliebten und ihres Kindes — dieser eigenartige
Frow,
Vorwurf gab Schnitzler nicht die Gelegenheit zu
einer bewegten dramatischen Entwicklung. Er
nahm sie nur als Auregung und Hintergrund zu
breiter Stinnnungsmalerei und tiefdringender
Charakteristik einiger Figuren. Toni, die leidet
und duldet, ist
wohl die eigentliche Heldin,
nicht aber die
interessanteste Person des
Winer n an in. Mat# Se.
ilstert Scel