II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 212

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10. Das Vernaechtnis
vom Liede, lautel der Bericht, sei gewesen, daß Busch irgend etwas sondern auch durch eine entschiedene Opposikion, iod solche sächlich deneschen Besgarberter
„alter" Verband) hatte bekanntlich
geboten ist. So hat es das Centrum bisher gehalten und so wird
erhielt und das Manuskript von Brockhaus zurückzog. Mein
1 mehrerer großer Bergarbeiter=Ver
es das Centrum auch ferner halten, den eigenen Grundsätzen ent¬
Freund setzt hinzu: „Die Monologe Bismarck's liegen ohne
sprechend und nach reiflicher Erwägung, was dem wahren Wohle waltungen die Forderung einer Lo#
Zweifel früher als das meiste, was jetzt veröffentlicht wurde, und
des Vaterlandes dienlich ist. Wenn das Centrum in der letzten! alle Bergleute gerichtet. Kurz nacht
wahrscheinlich hat Busch, wenn er auch das Manuskript ausliefern
an der Enttäuschung, die der heutig
lirte Voraussetzung hätte der Dichter festhalten sollen, und wahr¬
sie wenig gethan hat, um dem Wer#
scheinlich wäre ihm der Nachweis gelungen, daß die Gesellschaft,
Kleines Feuilleton.
feste Ueberzeugung. Herr Bolz
wenn die ersten Rührungen vorüber sind, auch aus einem so ganz
A. Müller (er möge uns un
besonderen Anlaß mildernde Umstände auf die Dauer nicht zuge¬
waren, genau betrachtet, die Einzig
steht. Allein er läßt das Kind im zweiten Akt sterben und schiebt
Frankfurt, 2. Januar.
ihrer Rollen wirkten. Minder gen
badurch das Thema genau wieder auf die Stelle zurück, wo er es in
die Damen Boch und Klink
der „Liebelei“ verlassen hat. Und leider wiederholt er blos dieses
= [Frankfurter Schauspielhaus.] Außer dem sichtbaren
Frl. Pollner machte in ihr
sein Motiv und nicht auch seine frühere Kunst. Wohl fühlt man
Theile des Spektrums zwischen Dunkelroth und Lavendel

ungen rege, ließ aber späterh
da und dort, namentlich im ersten Aufzug, ihren raschen, heißen
lassen sich, wie man weiß, noch auf beiden Seiten Strahlen nach¬
und jedes Bedeutende vermisse
Athem; wohl sind seine Menschen echte Menschen, nicht „gut“ oder
weisen, die zwar für das Auge nicht wahrnehmbar sind, ihre
Freund, die nie versagt, wer
„böse“ wie in der alten Komödie, sondern sie stecken nur fest in
Existenz jedoch durch andere Aeußerungen darthun. Eine ähnliche
beschäftigt, sollte heut einen großen
ihrem Leben und können aus ihm nicht heraus; wohl ist er in der
Erscheinung (wenn die Anwendung eines Gleichnisses erlaubt ist)
allenfalls von Frl. Frank hätte bec
Art, wie er seine These auseinandersetzt und vertheidigt, so logisch,
zeigt sich in unserer bürgerlichen Gesellschaft: Zwischen Dunkelroth
sie natürlich hilflos vor ihrer Auf
so beredt und warm wie damals, — aber das Vermächtniß" ist
und Lavendel ist Alles, hell und bunt, für Jedermann sichtbar,
neten Pater familias, den Profe
kein so gutes Theaterstück wie die „Liebelei“ und die tech¬
aber abseits davon gibt es Strahlen, die nicht zu existiren scheinen.
Schwächling, der sich an seinen
nischen Mängel stechen die inneren Vorzüge aus. Vor Allem kann
Das heißt, sie existiren nicht, nicht weil man sie nicht sieht, sondern
pflegt, hätte vielleicht Herr Baue
sich der Dichter diesmal selber nicht genug thun und die Folge
man sieht sie nicht, weil man geflissentlich die Augen zumacht.
spielte er den nüchternen gemüt
davon ist, daß er zuviel thut. Die weise Oekonomie in Dialog
Zwischen Dunkelroth und Lavendel liegt die von Gesetzen
Herr Bauer Gemüth hat, gab er d
und Vorgang, die in der „Liebelei" die Handlung vorantrieb, fehlt
umzäunte, vom Herkommen gefestigte, von Privilegien ge¬
so fernelag, eine Schärfe, die ihm
dem neuen Drama. Was geschieht, wird nicht mehr ange¬
— und dicht dabei
stützte bürgerliche Welt der Legitimität,
einen Gymnasiasten, — von dem,
deutet und blos in den Hauptpunkten stark angefaßt,
die weite, weite Sphäre des Außerbürgerlichen, die man kennt,
infolgedessen konnt
nur wenig, —
sondern es verliert sich in Einzelheiten, wird breit, statt tief
aber nicht anerkennt, die ihr Lebensrecht hat wie Alles, was leben¬
haben, das junge Mädchen des Drama
und findet kein Ende mehr. Wir sprechen, wenn wir von einem
dig ist, die hell und bunt ist, wie Alles, was irdisch ist, die kämpft
sich Frl. Steimann so geschi
Poeten reden, nicht gern den Namen Sardou aus, aber dieser
und leidet, wie Alles, was menschlich ist. Die Grenzlinie
einer Künstlerin, die nicht mehr
Hexenmeister der Szene und beste Kenner des Publikums weiß, daß
nun, in der die bürgerliche und die außerbürgerliche Welt zu¬
reflektirt, nur irgend ermöglicht.
man in einem ersten Akt einen Menischen nicht eine halbe Stunde
sammenstoßen, sucht Arthur Schnitzler in seinen Dichtungen
und schlecht: nichts entsprach so
lang auf offener Bühne sterben lassen kann, und in seiner „Fedora“
mit Vorliebe auf. In der „Liebelei“ zeigte er an einem proleta¬
und alle Töne standen, in sich nich
hat er genau die Dosis abgemessen, die der Zuhörer ohne Wider¬
rischen Menschenschicksal den schroffen Gegensatz zwischen Kaste und
monisch nebeneinander. Das Publ
spruch verträgt. Dazu kommt, daß Schnitzler des so wichtigen
Outcasts und in seinem neuen Drama „Das Vermächtniß",
ohne Eifer, und dieser Mangel
]Wechsels der Stimmungen diesmal gar nicht achtet und mit
das heute mit theils zögerndem, theils schwankendem Erfolg bei uns
eigentlich das bedauerlichste Ergeb
einer Beharrlichkeit, die schließlich nervös macht, wieder und immer
zur ersten Aufführung gelangte, weist er an einem Einzelfalle, der
man fühlte bei diesem Anlaß auch,
wieder den gleichen Mollaccord greift. Dadurch wird das, was tragisch
so supponirt ist, daß er zu noch höherer Duldung einladen müßte,
personal unseres Theaters geworde
sein sollte, blos traurig und das #ostraurige wird larmoyant.
die ganze traurige Unversöhnlichkeit der beiden Lebensformen nach.
= [Die Finanzen eines en
Und daher kommt es, daß man de## nirgends recht frohwird
Es könnte anz wohl der Fall sein, daß der Protestschrei, mit dem
aus London: Wenige Leute ma
und daß alle guten Absichten d##e Sichters, an denen wir von
seine erste Heldin aus dem Bereich der dunklen Strahlen, Christine,
wie groß das Budget eines der vor
Herzen gern Antheil nähmen, erst ermüden und endlih uälen.
ihr Verhältniß zur Gesellschaft verdeutlichte: „Und wer bin ich?“
Londoner Mitarbeiter des Manch
1 Vermuthlich wird das Drama dort, wo die Darstellung das dieneri¬
den Dichter veranlaßt hätte, das früher behandelte Problem noch
interessante Nachricht zugegangen.
sche Milieu besser zu treffen weiß, auch ein besseres Schicksal haben,
einen Schritt weiterzuführen. Aus der Liebelei ist eine Liebe
Constitutional“, dessen Palast Pi
vermuthlich auch dort. wo man es einfach besser spielt, wo also
geworden, wirkliche ernste Liebe; zwei Menschen, die einander von
Klub begann seine Laufbahn mit
einerseits ein gut abgestimmtes Ensemble thätig ist, andererseits die
Herzen gernhaben, nehmen sich das Recht heraus, glücklich zu sein,
und hatte eine weitere Million dur
Feinheiten der Rede nicht direkt verlorengehen. Worauf beruht denn
ohne vorher die Kirche oder den Staat um Erlaubniß zu fragen.
I Er hat jetzt die Schuldenlast auf 1#
eigentlich die Vorbereitung eines Theaterstücks? Etwa darauf,
Wieder wie damals wird der bürgerliche Held von einem jähen
auf 920,000 ¼ verringert, was ih
daß die Möbel alle an der richtigen Stelle stehen? Oder darauf, daß
Tode ereilt, und da die Gesellschaft für die Nuancirungen der
lichen Zinsenlast von über 80,00
die Schauspieler ihre Rollen können und daß sie wissen, durch welche
illegitimen Zärtlichkeit kein Auge hat, würde dieser Fall genau so
Jahresausgaben sind 40,000 4
Thüren sie zu kommen und zu gehen haben? Unsinn! Eine Aufführung
verlaufen wie der erste. Aber eine Schwierigkeit ist jetzt zu über¬
Abgaben und Versicherungskosten,
ist unfertig, solange die Sprache der Dichtung nicht vollkommen
winden; diesmal kann die Kaste das Unbequeme nicht so leicht von
Livreen, 32,000 % Gas und elektr
durchgearbeitet ist, solange jeder Betheiligte den Ton bildet, wie
sich abschütteln: ein Kind ist da! Mit flehenden Worten
großen Auslagen hat der Klub ab
es ihm poßt und die Regie nicht unnachsichtlich darauf beharrt,
legt der Sterbende den kleinen Franz seinen Angehörigen ans
jschuß von etwa 60,000 c
daß dem Antor das erste und bedeutsamste seiner Rechte gewahrt
Herz, und da Mutter und Kind nicht zu trennen sind, entschließt
[Gestern und heute.] A
wird: nämlich verstanden zu werden. Wir möchten durchaus
sich die angesehene Familie Losatti, auch Toni Weber, die Geliebte
des Sohnes, zu sich ins Haus zu nehmm. Diese bestimmt formu¬ nicht die Meinung äußern, die Frankfurter Darstellung sei schuld berichtet: Vor dem Strafrichter

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