II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 231

10. Das Vernaechtnis box 16/4

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in Kaumi, im von ihnen für nicht geeignet, der schiedsrichterlichensnand.
mit Geschützen] Entscheidung unterbreitet zu werden. Wenn über die Frage, die dauernde Beaufsichtigung 2. Kinder, wild
i ersten MaleMr. Reid nennt — hat seine Carrière als einfacher Maurer Schnitzler begegnen, sich von den groben Theatereffekten
und den schönredenden als Männer und Weiber verkleide¬
begonnen.
en Worten be¬
* Kleine Chronik. Der in Werki zur Erholungten Advokaten des Parisers vortheilhaft unterscheiden.
ji französisch
weilende deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe Man spürt eben doch, daß hier ein Dichter redet und nicht
d Schmidt im
macht in der Umgebung des Schlosses täglich mehrere blos ein geistreicher Sittenprediger. Wohl mag es ein
auch ihm viel
— viel mar= Spaziergänge und geht viel auf die Jagd. Der Fürst feineres künstlerisches Empfinden abstoßen, daß die ganze
fand sich eine stattete auch dem Generalgouverneur General Trozkij in] Handlung so gewaltsam auf das vorgefaßte Problem zu¬
geschnitten ist; wohl mag sich der Eine oder der Andere
unterstrichen] Wilna einen Besuch ab und besichtigte bei dieser Ge¬
darüber ärgern, daß alle Personen im Drama immer und
twar er stolz legenheit die dortige landwirthschaftliche Ausstellung. —
immer wieder so klug über die vom Dichter angeregie
Wie uns aus Budapest telegraphisch gemeldet wird, hat
eren und zu¬
Frage sprechen; wohl mag es für zartere Nerven peinlich
ten v. Kleist, sich der zweiundsiebzigjährige Dichter Maurns Jokai
sein, drei lange Akte hindurch nur vom Sterben reden und
t ausgestelltgestern mit der achtzehnjährigen Schauspielerin Bella Nagy
weinen zu hören. Aber jedenfalls ist „Das Vermächtniß“.
verheiratet und damit die Dementis, die auf die Nachricht
trotz aller Fehler, die ihm anhaften, ein muthiges Stück,
Man schreibt von seiner Verlobung gefolgt waren, Lügen gestraft. Das
und wenn es bei der Zuschauerschaft keine Begeisterung zu
sige Bettler=junge Ehepaar macht eine Hochzeitsreise nach Venedig. —
wecken vermag, so beweist das höchstens, daß die Hiebe,
wie er mit Das in Innsbruck erscheinende Tiroler Witzblatt „Der
die der Dichter austheilt, sitzen.
Scherer“ ist wieder einmal durch Konfiskation aus¬
ird, „Don
Hugo Losatti, der Sohn eines politisch kannegießernder.
igenartigen gezeichnet worden. Er hat eine „Schul=Nummer“ zu¬
Professors der Nationaldkonomie, hat von seiner Gelieb¬
#r niente“ sammengestellt, in der drei Stellen beschlagnahmt wurden.
ten, einem einfachen braven Bürgermädchen, das sich aus
50jährigen! Die eine ist in einer „Andreas Hofer Jubel=Hymne“ ent¬
der drückenden Enge und trostlosen Einsamkeit des väter¬
ie Kollegen halten und besteht aus den dort zum ersten Mal in Druck
lichen Heims in die Arme des lebenslustigen jungen
n Abschluß mitgetheilten anthemischen letzten Worten Hofers. Der
Mannes geflüchtet hat, ein Kind, an dem er mit ganzer
Neudruck der Nummer erscheint Montag.
eber se'nen
Seele hängt, und das ihn nun doppelt an die Mutter
isch herab
fesselt. Als er daher auf einem Spazierritt mit dem Pferde
chen, be¬
Theater und Musik.
stürzt und sein Ende herannahen fühlt, läßt er sich von
ihn auf
seinen Eltern auf dem Sterbebett das Versprechen geben.
zehn Ge¬
Das Vermächtniß.
daß sie Mutter und Kind in ihr Haus aufnehmen und als
dacht hat,
die Ihrigen betrachten werden. Das geschieht denn auch
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
wärtigen
sung von Zum ersten Male aufgeführt im Münchner Schauspielhaus trotz aller Vorstellungen die der künftige Schwiegersohn
des Professors, ein sehr korrekter Verfechter des Anstandes
am 15. September. 20
ßiggange
„Wir sind feig gewesen, wir haben es nicht gewagt, und der guten Sitte, dagegen erhebt. Und solange das
wollten,
Kind lebt, läßt man auch die Mutter ruhig gewähren. Ja,
de dieser [ sie so lieb zu haben, wie sie es verdient hat. Gnaden haben
man weiß sich sogar darüber zu trösten, daß Freunde und
wir ihr erwiesen, Gnaden — wir! — Und wir hätten ein¬
jegen die
Bekannte den Umgang einer Familie, die die ehemalige
uf Erden sach gut sein müssen, Mama!“ In diesen schlichten Worten
„Maitresse“ des Sohnes beherbergt, plötzlich meiden. Der
eebenso der wackeren Franzi ist die ganze Moral des Schnitzler'schen
Steuer=] Dramas enthalten. Es ist ein Thesenstück, das das moral=] phrasentrunkene Professor, dem bei alledem nie recht we
ische Pharisäerthum unserer Gesellschaft geißelt und die ist, schwelgt in dem Gedanken, ein Held und Märtyre
landläufigen Begriffe von Anstand und Sittlichkeit grell! Pflicht zu sein, und seine Frau und seine Tochter gehen
Sinne
ganz in der Liebe zu dem Kleinen auf. Da stirbt
„Ein beleuchtet. Wie Dumas, bringt Schnitzler das sogenannte
das schwächliche Wesen plötzlich, und nun wendet sich mit
rt. , Du gefaller Weib auf die Bühne, damit sie uns Anständigen
einem Mal das Blatt. Dr. Schmidt bekommt Oberwasser.
emals,“ und Gesiiteten zurufe: „Seht, wir Wilden sind doch bessere
Alle fühlen mit einem Mal, daß Toni Weber, in der man
zu doch Menschen". Nur aß bei Schnitzler uns das Weib, das
bisher die Mutter von Hugos Kind geachtet hatte, eine
sich aus freier Lieb, dem Manne bingab, diese Wahrheit
den ich
Fremde sei, die nicht in's Haus hineingehöre. Alle sehen in
mehr durch ihre Handlungen, als durch ihre Worte
hätte.“
ihr plötzlich nichts als die ehemalige Maitresse des ver¬
predigt. Gewiß, auch „Das Vermächtniß“ ist, genau ge¬
blüfft
nommen, nichts als ein warmherziges Plaidoyer zu storbenen Sohnes und Bruders. Und so wird sie denn mit¬
Mr. Gunsten jener Verachteten und Ausgestoßenen, auf die die leidslos, indem man sich mit Geld mit ihr abzufinden
meri= selbstgerechte Tugend mit Fingern deutet; aber die scharfel sucht, hinausgestoßen und in den Tod getrieben. So wird
das „Vermächtniß“ des Verstorbenen heilig gehalten!
Welt Milienzeichnung des Schnitzler'schen Dramas läßt uns all'
„Haben wir denn Alle vergessen, was sie ihm war?“
New= die verschiedenartigen Menschenkinder, die uns der Dichter
schluchzt unter Thränen die wackere Franzi, Hugos
alten, vorführt, doch ganz anders verstehen, als die ge¬
Schwester. „Alles bewahren wir auf, was uns an ihn
ie die färbte Parteibrille, durch die der Franzose die Welt
wird betrachtet. Ganz abgesehen davon, daß die zarte Stimm= erinnnert, Alles, was er geliebt hat — das Nichtigste! Da
Der ung, die über das Ganze ausgegossen ist, und die sind die Bilder — die Bücher — und man hat an diese
iresse prächtigen lebenstrotzenden Charaktere, denen wir bei Dinge nicht gerührt — mit Andacht treten wir Alle in
N.V. V.