II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 235

10. Das Vernaechtnis box 16/4
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Aussennit aus: Munchnen belune
Wer Jahren überschieimm #
heute noch mit Begeisterung,
und die Stätten der Armuth
Uferaufschüttungen und den
vom ½
Ueberschwemmungen noch meh
zette
Franziska: Und auch wir,
wenn sie es beabsichtiaten, zu unbedeutende Geschöpfe. Aber über diesen
1
Münchener Schauspielhaus.
Betty: Ich vielleicht .ich hi
unbedeutenden Geschöpfen hängt, dem einen näher, dem andern ferner,
der Fluch der Liebedienerei vor den Vorurtheilen und den Urtheilen der
Franziska: Auch ich, Man
München, den 15. September.
Gesellschaft. Sie haben den redlichsten Willen, den Eingebungen ihres
gewesen, wir haben es ni
Das Vermächtnis.
es verdient hat. Gnade
natürlichen Empfindens zu folgen und müssen dies Empfinden doch un¬
wir! — Und hätten einf
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
weigerlich verleugners=sobald die Außenwelt von ferne mit dem Finger
Man wird nach alledem ver#
kosie feineren Naturen, die aus einem anderen,
Nun hat auch das Schauspielhaus seine Pfosten wieder aufge= droht. Und so fi
gewisse geräuschlose, höflich ironi
schlagen. Zur letzten Saison im alten Heim, wie man hört. Denn die aufrichtigeren Lebennen, Kränkung über Kränkung zu, ohne zu
lich getrennter Sphären, zwisch
Direktion Stollberg, welcher nur bis zum nächsten Sommer Asylrecht ahnen, welches Unheil#anrichten. Treiben ein junges, liebenswürdiges
Geschöpf in den Tod, ohne etwas Anderes zu beabsichtigen, als im
schlagen versucht. Und allerding
in der Neuthurmstraße verbrieft wurde, hat für die künftige Spielzeit
Sinne der Anschauungen, in welchen die Gesellschaft sie erzogen, ihre nomie der Dichtung kennzeichnet,
den Bau eines neuen Hauses in Aussicht genommen. Schon soll man
Pflicht zu thun. Kurz, es sind Menschen, die nur mit den Augen des bekräftigen. Aber ich glaube, da
sich üb Ort und Bauplan schlüssig sein. Und vielleicht wird man
Nachbars ihre eigenen Angelegenheiten sehen, nur nach den Gedanken,
die bereits stark konventionell gen
morgen diesem Gerücht den höchsten Grad von Wahrschein¬
vollere, individuellere zu suchen ist
ihrer Kaste ihre Handlungen einrichten, Menschen, die man uns nur
indem man es Lügen straft. Die Rathschlüsse der irdischen
recht eigentlich geschaffen. Ich
dann glaubhaft vorführen wird, wenn man in ihr Milieu die Außen¬
chten wie jene der himmlischen unergründlich sein.
Vorsehuh
welt mit tausend Augen und Ohren hineinlauschen, wenn man sie nur
wählerischer Herr, wie Schnitzle#
Inzw## die junge Schauspielkunst, wie gesagt, im Verein
sellschaftlichen Vorurtheile, den
zu Parade wohnen, zur Parade sich bewegen, zur Parade reden läßt.
mit ihrer Schwä#er, der jungen Litteratur, ihren ersten jour tix ver¬
widrige Liebe, die wir bereits ha
Ihre Möbel, ihre Kleider, ihre Manieren, Alles muß voller Affektation
anstaltet. Ich bekenneman hat sich redlich auf diesen Abend gefreut.
beabsichtigt haben sollte. Dage
und ängstlicher Rücksichtnahme sein. Nicht eine Spur jener Geradheit
beiden Schwestern, man fühlt sich so eigen¬
Man geht so gerne#
Weisen, die vielleicht blos für
und Simplizität, die man im Schauspielhaus so vortrefflich zu geben
dürftigen Empfangssalon. Das macht:
thümlich wohl #
eine ferne unsäglich holbe Musik
weiß, darf verlautbart werden.
es wird hier nich und Coulissen gepruntt, es werden hier
für die Besten verlohnen dürft
In dieses gekünstelte Milieu nun tritt die liebe, einfache Natur,
keine gesthetischen ##gedrechselt. Auf einer kleinen Bühne
eine junge Frau, die Geliebte des verstorbenen Sohnes der Familie,
schauen. Ich möchte das, was
wird mit wenig Mit##entliche, Echte, Ewige einer Dichtung
nennen, ein nur für verwöhnte
und ihr Kind, das Kind eben jenes Sohnes. Die beiden kommen arm
herausge, ellt; der Tch#### der Schneider dürfen sich nicht
Welt von Schönheit und Sonn
und verwaist; aber die Eltern haben dem sterbenden Sohne gelobt, den
zwischen den Autor und sif #dlikum drängen. „Was glänzt, ist für
mandem aufgefallen, wie der Di
Seinen eine sichere Zufluchtsstätte, ein Heim zu gewähren. Man em¬
den Augenblick geboren“ —####uspielhaus hat man nicht die Ab¬
findet, wenn er ven jenen Tage
pfängt die Ankömmlinge also freundlich und sogar mit einer gewissen
sicht, zu glänzen. Und so geh# getre“ in die Neuthurmstraße, so
über sind? Und kun merle ma
wie wir getrost in eine Gesellschaft gesc#ter Leute gehen, ohne Frack,
ia, voman e hnt, in Grunde Non aus Bumnnzelt. Richten vantel.
Zeichen dieser Tage, eines nach
sicheren Erwartung geistigen
aber mit aufrichtigem Herzen und iuhe
Grabe trägt: zuerst Hugo, dann
nur unsäglich alberne Worte werden bis zum Schluß des Stückes ge¬
Gewinns.
vor der Stadt, worin der klein
sprochen. Und doch wissen wir Alle gleich zu Anbeginn, zu welchem
Vielleicht ist das Schnitzler'sche „Verkchmiß' in diesem Sinne
hann Hugo's Zimmer, das Toni
Ende diese Vereinigung so heterogener Gesellschaftselemente führen
nicht eben das dem Schauspielhause angesse### Stück. Es will dem
niß einprägt, zuletzt, als nichts
wird. Die vor jedem thörichten on dit zitternden Professorsleutchen
bescheidenen Hause nicht recht zu Gesicht „Denn es erfordert
dieser stille Trauerzug, der weit
werden nicht halten können, was sie ihrem Sohn gelobten, und jene
direkt Prunk in der dekorativen Ausstattung###wsich in einer
von Liebe verzärtelten Geschöpfe eines standesamtlosen Glücks; woelche über Vordergründe hinw
Welt des falschen Scheins und der gesellschaft######theit, die
werden in der frostigen Herzlichkeit ihrer tugendsamen Umgebung als¬
leitet wird, ist etwas so Köstlich
des Tapezierers kaum entrathen kann. — Wir bes#en Heim eines
bald erfrieren. In der That stirbt der kleine Franzi in den ersten acht
erleben kann.
Professors und Abgeordneten, dessen ganzes Sein un Sinnen von der
Etwas so Köstliches allerdink
Tagen der großelterlichen Pflege, und abermals nach acht Tagen verläßt
Frage gesteuert wird, was „man“ darüber sagen möge. Im Grunde
mals recht gestalten wird. Die
seine kleine Mama das Haus, um ihrem todten Glück die Hand in's
###er ein. guter, dummer Kerl, dieser Professor und Abgeordnete, und Grab hinabzureichen. Das ist das Ende. Und dies sind die letzten übersehen und sich lediglich auf di
im Grunde sind auch seine Gattin und Tochter gute, zum Bösen, selbst Worte des Stückes:
verlegt. Und selbst bei dieser 9