II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 242

10. Das Vernaechtnis box 16/4
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kann. Auch die Vertreter der Familie erscheinen mehr
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oder minder konstruiert, um eine wahrhaft staunenswerte
Münchner Schauspielhaus. Eröffnungs=Vor¬
Ueberfülle von verschiedenen Motiven für die gleiche Hand¬
stellung. „Das Vermächtnis“, Schauspiel von
lung vor Augen zu führen. Bei einigen dieser Personen,
Arthur Schnitzler, kommt ziemlich spät nach München:
besonders bei dem oberflächlichen Phrasendrescher Losatti,
es ist in der verflossenen Spielzeit schon über viele Bühnen
tritt Schnitzlers bedeutendes Talent für die satyrische
gegangen und u. a. in der Vaterstadt des Dichters elfmal
(und daher übertreibende) Behandlungsweise wieder recht
an der Burg gegeben worden. Es ist keines von jenen
deutlich hervor. So unwahr seine Charaktere im
abstrakten Werken, in denen ein echter Künstler unbeirrt
Grunde sein mögen, so glücklich sind doch andererseits
auf ein ihm vorschwebendes Ziel losgeht, es gehört nur
seine Einzelbeobachtungen: der ganze erste Akt ist eigent¬
zu den unterhaltenden und wirksamen Theaterstücken, die
lich überflüssig, denn dessen Inhalt könnte in einer Ex¬
unsere Direktoren besonders lieben: ein Routinier ver¬
position von zwei Worten wiedergegeben werden, aber es
teidigt da in scheinbar modernen Formen eine scheinbar
sind eben diese gut beobachteten Einzelzüge, die ihn wert¬
moderne These und er gewinnt sein Publikum durch
voll machen.
Sophismen, durch eine ungleiche Verteilung von Licht und
Die Aufführung im Schauspielhause befriedigte un¬
Schatten und — was das Schlimmste ist — durch eine
gemein. Es zeigte sich, daß Herr Stollberg mit seinen
ganz altmodische Spekulation auf Sentimentalität und
Engagements eine überaus glückliche Hand gehabt hat.
Thränendrüsen. Dies der Inhalt: Der Sohn einer
Die neuen Mitglieder, vor allem Herr Schwartze und
Professorenfamilie stürzt mit dem Pferde, in seiner
Frau de Scheirder dann aber auch Herr Lind, Frl.
Sterbestunde verpflichtet er seine Angehörigen, daß sie
von Kroll und Frl. Lange („Toni“) scheinen zum
seine Geliebte und sein Kind zu sich nehmen, man thut
mindesten gute Durchschnittskräfte zu sein, aus denen eine
es, aber als das Kind stirbt, da treibt man die „Maitresse“.
verständige Regie unendlich viel machen kann. Wo sich
die man bis dahin um des Kindes willen geduldet, aus dem
angelernte von angeborener Kunst scheidet, ließ sich nur
Hause und in den Tod. Die Figur dieser „Toni Weber“
bemerken, wenn Bré mit ihrem unnachahmlich natürlichen
ist ganz und gar verzeichnet. Würde sie nicht wie die
Ton in das Gespräch einzugreifen hatte. Herr Lang
„Christine“ in der „Liebelei“ desselben Verfassers als ein
war der einzige, der versuchte, den Wiener Ton zu treffen,
hypersensibles Wesen, sondern als das Mädchen aus dem
was die anderen mit gutem Grunde — weil sie nämlich
Volke, unfähig, sich in Sprache und Benehmen dem neuen
meist sden Dialekt doch nicht beherrschen würden — ver¬
Kreise anzupassen, dargestellt, so wäre ohne Zweifel das
mieden haben. Frau Fischer, der ehemalige Stern der
Wesen der Grisette besser getroffen und wären auch die
Operette, überraschte durch eine eigenartige Talentprobe, nicht
Beweggründe ihrer Gegner begreiflicher, die ganze Schild¬
nur im Klang der Stimme, stellenweise auch im Aus¬
erung unparteiischer. Statt dessen konstruiert Schnitzler
druck erinnerte sie an niemand geringeren, als an Frau
ein Grisetten=Ideal, das bestenfalls als Ausnahme gelten1 Ramlo.
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