II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 254

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10. Das Vernaechtnis
Telefon 12801.
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I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelé“ -
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Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm
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„OBSERVER“ Nr. 32
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I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeld“
fihmling
Cheater.
Vertretungen in Berlin, Chicago, London, Newyork, Paris, Stockholm.
Das Vermächtniß.
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Schauspiel in 3 Aufzügen von Arthur Schnitzler:
Auf Wiener Boden spielt das Schauspiel
„Das Vermächtniß“, welches gestern auf unserer
vom %%
Bühne zum ersten Male gegeben wurde, und der
Dichter hat es meisterlich verstanden ihm echten
Wiener Erdgeruch zu geben. Nicht bloß der leichte
Anflug von Dialect, den die Personen des Stückes
zumeist sprechen, sondern ihre ganze Struktur ist
echt wienerisch, und wienerisch ist auch die Ent¬
Theater und Musik.
wicklung des Stückes, das ein sociales Problem
R. Dresden, den 10. August. Während die
behandelt, die Frage, ob die Geliebte des Sohnes,
beiden Hoftheater seit Längerem feiern, hat das
die sich mit diesem vergangen, in dessen Familie
Residenztheater beharrlich auch noch den August
Aufnahme finden dürfe. Es ist kein Familien¬
zu einer Reihe sehenswerther Bühnenstücke verwerthet,
drama, das uns Schnitzler damit bietet, sondern
darunter in sehr ansprechender Rollenbesetzung Arthur
Schnitzler's tiefernstes Schauspiel „Das Vermächtniß“.
eine große, allgemeine sittliche Frage stellt der
Wir wrden gleich im Beginn des Stücks in einen
Dichter in seinem Schauspieldar, in dem sich kalt¬
Wirbel von Aengsten versetzt: durch einen schrecklichen
herzige Philistermoral und schönrednerische Gesin¬
Unfall hängt das Leben eines jungen Juristen nur
noch an einem dünnen Faden; er ist gestürzt, seine
nungslosigkeit, die sich in den Mantel gesellschaft¬
eit
Angehörigen umstehen sein Lager; endlich findet
licher Vorurtheile bequem zu hüllen verstehen, inelusive
er die Kraft mit den letzten Athemzügen den Seinigen
dem Leben und seinen Verhältnissen gegenüber Porto.
ein Geheimniß zu enthüllen; er hat ein Kind; für
sollen die Seinigen
dies und dessen Mutter
befinden. Die Handlung spielt in der Familie Zahlbar
haben und die junge
sorgen. Als sie eingewilligt
des liberalen Phraseurs, Professor Losatti, Voraus.
Mutter und das Kind zur Stelle geschaft
dessen Sohn Hugo bei einem Ritte in den tie ist das
beruhigt.
Aber nicht alle
sind, stirbt
Betheiligten haben mit ihrer Einwilligung die Auf¬
Prater verunglückt und todtwund ins Vaterhaus steht es den
fassung verbunden, die uneheliche Mutter als nun
gebracht wird. Er fühlt das Nahen des Sensen=Frn.
zur Familie gehörig aufzufassen. Die hier ent¬
mannes und hat nur noch eine Sorge, die Zu¬
stehenden Meinungsgegensätze und Gefühlswirrsale
kunft seiner Geliebten und ihres Kindes dadurch
bilden den spannenden und oft rührenden, oft zu
quälerischen Verwicklungen sich steigernden Vorgänge
zu sichern, daß er sich deren Aufnahme in die
des Stücks, bis der Tod des Kindes und der Selbst¬
Familic sterbend von seinen Eltern versprechen
mord der Mutter des unglücklichen Geschöpfes die
läßt. Das ist das „Vermächtniß.“ Man versucht
traurigen Familienwirrnisse zum Schweigen bringt.,
Für
50 7=ie Rollen waren durchweg vortrefflich besetzt und
inclusive
es im Hause Losatti zu halten. Toni Weber ist¬
100
nicht viele Bühnen dürften im Stande sein, die
Porto.
im zweiten Acie im Hause Losatti; allein sie
schwierige Aufgabe, welche der Verfasser ihnen in
200
Zuhlbar
500
fühlt es, daß sie da nur eine Geduldete ist, und
diesem dem Leben unnachsichtig abgelauschten Stücke i Verraue
„ 1000
doch fürchtet sie fortzugehen; denn draußen ist
stellt, vollkommen gerecht zu werden.
Iin Gegensatze zu underen Bureauk ür—Leitungsausschnitte ist dus
sie allein mit ihren Gedanken, einsam inmitten
Abonnement durch keine bestimmte Zeitdauer begrenzt; — auch steht es den
der großen Stadt. Ihre Empfindung hat tiefen
Abonnenten frei die aufgegebenen Themen zu ergünzen oder zu ändern.
Grund. Denn, wie sehr auch Hugo's Mutter
und seine Schwester Franzi ihr geneigt sind, es
liegt etwas Fremdes zwischen ihr und dem Hause,
insbesondere zwischen ihr und Hugos Vater, der
nur widerstrebend ihrer Aufnahme ins Haus zu¬
gestimmt, und namentlich zwischen ihr und Franzis
Bräutigam, Dr. Schmidt, einem Egoisten, dem
in seiner Selbstsucht menschlich reines Empfinden
wvöllig fehlt und der nur die Härte der gesell¬
schaftlichen Moral predigt. Der Tod des Kindes,
das Toni Weber mit ins Haus gebracht, zerreißt
bald das letzte Band zwischen ihr und der Familie,
in welcher die Gegenwart der verwaisten Mutter,
die doch Kkeine Witwe ist, drückend empfunden
wird, nachdem man merkt, wie sich die Freunde