II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 262

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10. Das Vernaechtnis
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vor 1¼ 10 60.
„Das Vermächtniß“.
Arthur Schnitzler's Schauspiel
macht einen tiefen Eindruck.
Eine „Komödie“ nannte der Theater¬
zettel das neue Stück des jungen Wie¬
ner Naturzeichners und Menschenmalers
Arthur Schnitzler, eine Komödie und da¬
rum ging Papa und Mama und's Töch¬
terlein in's Theater, weil's ohnehin
Samstag Abend war und man außer¬
dem einmal wieder lachen wollte. Man
Für 50 Zeitungst
setzte sich recht breit und bequem auf die 5.—
inclusive
100
schönen Polsterfessel, lehnte sich weit zu=8 —
Porto.
200
Zahlbar
rück und lockerte das Taschentuch, um sich. —
500
die Nase zu schneuzen, damit man um.—] im Voraus.
„ 1000
so freier lachen konnte: Und nun den¬
Im Gegensa
ken Sie sich die Enttäuschung als die #sschnitte ist das
Abonnement durch
Komödie just nur eine jener Komödien #uch steht es den
Abonnenten frei die
war, wie sie alle Tage im Leben der zu ändern.
Gevatter Schneider und Handschuh¬
Der „OBSEI mancher vorkommt, eine jener Komödien, zug enthaltend die
Inhaltsangabe all in denen wir gar selbst schon die einesner Morgen¬
blätter (Tagesje oder die andere Rolle gespielt haben, „Wiener Zeitung“)
wodurch eine Uebers eine Gefühlskomödie modernster Art. thschaftliche Leben
des In- und Ausla Denken Sie sich nur, daß man das diese Mittheilungen
werden in Wien um Taschentuch einsteckte und schleunigst
wieder herausholen mußte, weil man sich
der herzzerfleischenden Macht des jun¬
gen Autors und der tiefen Wirkung des!
vorzüglichen Spieles der Darsteller nicht
erwehren konnte, weil unbemerkt und
ungewollt die Thränen sich in's Auge
stahlen und die Wangen hinabrollten.
Wir wollen lachen, lachen, deshalb ge¬
hen wir in die Komödie und dann sagt
man uns: „Ist das Leben doch eine trau¬
rige Erfindung!“ Ja, so lach' doch, lie¬
bes Publikum, lach doch über diesen
Witz, lache, wenn Dir ein junger Meister
eine Herzens= eine Familien=Tragödie
bis in die kleinten Theile vorführt, nache
voll Freude, daß es nur eine „Komödie“
ist, die man Tir da vorspielt und klopf“
an Deine Brust: „Ich danke Dir, Herr,
daß ich nicht bin wie diese da.“ Und
dann, in Deinen vier Wänden überdenk'
Dir's noch einmal und leiste Dir einen
heiligen Eid, Deine Nebenmenschen nicht
mit der Engherzigkeit zu Tode zu quä¬
len, wenn Du jemals vor solchen Kon¬
flikt gestellt wirst, schwöre es Dir und —
halte diesen Eid. Sieh, mein lieber Mit¬
mensch, das ist Alles, was Arthur
Schnitzler mit seinem Stücke — nenn' es
nun Schauspiel, nenn' es Komödie —
will.
Die Mitwirkenden, mit dem Regis¬
seur Hoffmann an der Spitze, unterstütz¬
ten den Dichter in vortrefflicher Weise.
In der sehr glücklich getroffenen Stim¬
mung, in diesem wehmüthigen, auf Ab¬
schied und Leid und Weh gestimmten
Accord traf jeder Einzelne den richtigen
Mollton zu einem tieftraurigen Noc¬
turno.
ielte das arme ae¬