II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 261

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10. Das Vernaechtnis
3 —te
Jedenfalls war der Gesammteindruck der L.
was das Publikum nach den Aktschlüssen durch wahre D..
erkannte.
Das Vermächtniss.
Schauspiel in drei Akten von Arthur Schnitzler.
Aufführung am Stadttheater zu Halle a. S.
Das Werk brachte auf das Publikum einen starken Eindruck hervor.
Nachfolgend bringen wir einige Referate im Auszuge:
„Saale-Zeitung“.
„Das Vermächtniß". „Sterben“ — unter diesem Titel ver¬
öffentlichte der Wiener Dichter Arthur Schnitzler vor etwa einem
Jahrzehnt eine Novelle, die erste größere Arbeit nach seinem Erstling,
den „Anatol“=Dialogen. Möglich, daß das Verlangen, den Tod zum
Grundmotiv seiner Dichterwerke zu machen, besonderen Reiz auf den
Autor auszuüben vermochte, weil er vom Beruf Arzt ist, sicher aber ist
es in jenem Falle, daß er dieses Motiv immer mit großer Wirksamkeit
zu verwerthen verstand, nicht nur in jener Erzählung, sondern auch in
den beiden dramatischen Werken, die hierbei in Frage kommen. Es sind
dies die „Liebelei“, die wir im vorigen Jahre hier sahen, und „Das
Vermächtniß“ das gestern zum ersten Male in Halle über die Bretter
ging. Auf beiden Werken ruht der finstere Ernst des Todes. Aber
während in der „Liebelei“ das heitere, lebenslustige Element des
Wienerthums kräftig zum Durchbruch gelangt und einen vertiefenden
Gegensatz zu der feierlichen Todesstimmung bildet, fällt diese heitere Seite
im „Vermächtniß“ fort. Der Künstler ist inzwischen sichtlich gereifter
geworden; ernst, in strenger Abgeschlossenheit erscheint sein dramatischer
Grundgedanke, und alles, was nach Aufputz und Flitterkram aussehen
könnte, ist sorgsam ausgeschieden. Die Handlung ist, wie bei den meisten
dramatischen Arbeiten Schnitzler's sehr einfacher Art. Die Fabel ist
sehr einfach; aber sie ist meisterhaft behandelt. Die Stimmung, die das
Werk ausstrahlt, zieht jeden in ihren Bann, die Charakterzeichnung
frappirt durch ihre Feinheit, die sich bis auf die subtilsten psychologischen
Merkmale erstreckt, und daß der Autor das wienerische Kolorit prächtig
zu treffen gewußt hat, braucht kaum gesagt zu werden. Das „Ver¬
mächtniß“ ist ein Meistermerk im Aufbau und von erschütternder dra¬
matischer Wirkung; der stürmische Beifall, mit dem es ausgenommen
wurde, möge Herrn Direktor Mauthner dafür zeugen, daß unser Publikum
dankbar dafür zu sein versteht, daß er ihm die Bekanntschaft mit diesem
lebensvollen modernen Drama vermittelte. Die Darstellung verdient Beifall.
„Hallesche Zeitung“.
„Das Vermächtniß". Der Wiener Arthur Schnitzler ist uns
nicht völlig unbekannt. Bei ihrem letzten Gastspiele im Thalia¬
Theater hat Adele Sandrock in der „Liebelei“ desselben Verfassers
die Hauptrolle gespielt. Wie dies Stück, so hat auch „Das Vermächt¬
niß“ einen sehr ernsthaften Hintergrund; es ist auf Voraussetzungen auf¬
gebaut, die häufig genug vorkommen können und zeichnet sich durch eine
folgerichtige psychologische Entwickelung aus.
Das Stück hat eine span¬
nende Handlung und wirkliche Charaktere. Und was gethan werden
konnte, dem Schauspiel zu einem Erfolge zu verhelfen, das hat das
Ensemble des Thalia=Theaters auch reichlich geleistet.
„General-Anzeiger“
„Das Vermächtniß“. Den verschiedenen Bedenken, welche die
Handlung erweckt, stehen wieder große Vorzüge des Werkes gegenüber
und zu diesen gehört in erster Linie, daß nichts ausgeklügelt und auf
den Effekt berechnet scheint. Alle Seenen machen den Eindruck des wirk¬
lich Erlebten. Die Schwächen, die Vorurtheile, die Oberflächlichkeit der
vornehmen Gesellschaft sind nicht geschont und vielleicht hat der Dichter
hie und da etwas zu stark aufgetragen, aber jeder, mag er nun Gegner
oder Anhänger der neuen Richtung sein, wird ihm zugestehen müssen,
daß sein Schauspiel viel Wahres enthält und mit großer Menschenkennt¬
niß geschrieben ist. Die von Herrn Grentzer inszenirte Aufführung
war eine durchaus würdige.
Telefon 12801.
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
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Nr. 95
105
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Ausschnitt aus:
Bablonzer Zeitung
2C.CCos
vom
/(K Theater in Gablonz. Dienstag Abend ging
des dreiaktige Schauspiel „Das Vermächtniß“ von
Arthur Schnitzler über die Bretter unserer Bühne. Der
bekannte Wiener Autor geißelt in diesem Stücke die
moraltriefende Rohheit jener Philister vom Schlage eines
Losatti und Dr. Schmidt, welche die Sitte als Vorwand=
für ihre egoistischen Beweggründe in's Treffen führen.
Es ist ein Bild tief aus dem wirklichen Leben gegriffen
und wirkt packend bis zum Schlusse. Nur ging Schnitzler
wieder einmal zu sehr in die Breite und wird oft durch
schwulstige Redensarten und Einführung von, für dies
Handlung des Stückes ganz belanglosen Personen lang¬)
weilig. Gespielt wurde gut wie immer. Herr Kühne?
als Losatti und Herr Lippert als Dr. Schmidt ent¬
ledigten sich ihrer undankbaren Aufgabe zur vollsten Zu¬
Für
friedenheit. Die Darstellung derart unsympathischer Rollen #ve —
ist für den Schauspieler an und für sich sehr schwer, da
er schon im Vorhinein mit der Antipathie des Publikums
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zu kämpfen hat. Umso lobenswerther ist ein völliges
das
Aufgehen in einer solchen Rolle, wie wir es von den
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den
beiden genannten Herren zu sehen bekamen. Herr
Abonne
Frieberg fand sich mit seiner Rolle sehr gut ab und
spielte die Sterbeszeue ergreifend und lebenswahr. Herr
die
Inhalt! Werner als Dr. Bernstein war gut, Herr Karoli
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als Brander, wie seine Rolle, langweilig.
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Damen sei in erster Reihe Frl. Palme genannt. Diese
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gen
junge Dame zeigt in jeder Rolle mehr die routinirte,
werden
tüchtige Schauspielerin, und ist wirklich eine gediegene,
höchst brauchbare Kraft, zu welcher wir der Direktion nur
gratuliren können. Auch die anderen Rollen wurden
durch die Damen Krähling, welche sehr brav spielte,
Maschek, Hanusch, Barthelemy und Frl. Riedl
gut gegeben. Erwähnt sei noch Herr Krahl welcher
trotz seiner völlig unbedeutenden Rolle eine sehr nette
Maske machte. So stwas ist immer zu loben, da es
sehr selten vorkommt.
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