II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 289

10. Das Vernaechtnis
Telephon 12801.
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
0
Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
# in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
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hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
in Ausschnitt aus:
PESTER LLOYF
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4. DEX 1908
vom:
1
Theater und Kunst.
Budapest, 3. Dezember.
(Thalia=Theater.) Es gab eine Zeit, da Arthur
Schnitzber sich noch über soziale Fragen aufregte. Heute
# er sich ganz allerfeinsten und allerkompliziertesten, rein
psychologischen Problemen zugewandt; aber aus jener Zeit
blieben uns immerhin Werke übrig wie „Freiwild“, „Märchen“,
„Liebelei“ (das demnächst im Nationaltheater gespielt werden
soll) und „Das Vermächtnis“ dessen Bekanntschaft
man heute in der Thalia=Gesellschaft machte. Auch hier ist
es das Problem des „süßen Mädels“, das so gar nicht
nach Problem aussieht und doch so viel tragische Keime
birgt, das den Wiener Dichter beschäftigt. Der erbgesessene
Patrizierdünkel, der dem Sohne aus gutem Hause so abgeklärt

und gnädig seine jugendliches „Verhältnis“ verzeiht, solange
man nicht damit behelligt wird, der sich aber absolut nicht dazu
aufschwingen kann, dem „gefallenen Mädchen“ und seinem
Kinde menschlich unbefangen entgegenzutreten
dieser oft un¬
bewußte Dünkel wird im Schnitzlerschen Stücke
grausam scharf
beleuchtet. Und der Dichter hat es so gewollt,
daß die arme
Toni, die der sterbende Dozentensohn seiner Familie ans
Herz legt, an den kleinen und großen Nadelstichen der
bürgerlichen Moral zugrunde geht. Das Stück, das einen ehr¬
lichen Erfolg errang, wurde mit viel Liebe und Talent gespielt,
wenn auch die Realistik Schnitzlerscher Beobachtung besser
herauskam als der feine Wiener Hauch der großen Welt, der
als Folie zum menschlichen Alltagsschicksal dienen sollte. Die
Damen Indik und Kelemen und Herrn Doktor möchten
wir besonders hervorheben, doch auch die übrigen, unter ihnen
eine ganz junge Schauspielerin, Frl. Bardöcz, leisteten sehr
Respektables.
E. St—1.
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Wien, I., Concordtapfatz 4.
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Vertretungen
### in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Gent, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New Vork,
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62 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellepangabs ohne Gewel“.)
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Ansechnichifähoster, lagblatt
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5· DEL 100
gomi
(Thalia.) Im Thalia=Theater fand gestern
abends die Erstaufführung des dreiaktigen Draue
„Das Vermächtnis“ von Schnip#esgte. Ein
Tendenzstück, dessen Spitze“sich gegen die keinliche
Spießbürgermoral richtet, welche als unsinnig und
verachtenswert in die Erscheinung tritt. Die ein¬
fachen Bürger, die das „Vermächtnis“ ihres sterbenden
Sohnes, seine Geliebte in der Familie aufnehmen,
wenden sich nach und nach wieder von ihr ab, um
sie zum Schluß, uls ihr Kind stirbt, gänzlich von
sich zu stoßen. Die Darstellung war keine gelun¬
gene. Annehmbar können nur die Leistungen von
„Doktor, Marie Kelemen und Luchoig Gel¬
Aert bezeichnet werden.
OetniZi.