II, Theaterstücke 10, Das Vermächtnis. Schauspiel in drei Akten, Seite 347

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Das Vernacchtnis
Österreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
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Ausschnitt aus:
Hus Prsstrast. Mial
ven: V I.SPP. 15055
(Katharina Schratt — die Achtzigjährige.) Welche
Abende des alten und unseres neuen Bürgtheäters, überschimmert
von natürlicher Heiterkeit, Laune, Esprit, Schalkheit und
angeborner Kultur zugleich, wenn Katharina Schratt auf dem
Zettel stand. Man denkt daran — immer, wenn man in der
Galerie des Burgtheaters ihr Porträt betrachtet, der blonden,
blühend schönen Frau — nicht bloß heute, da sie in der Stille
ihres von Kunst umwobenen Hietzinger Heims, dem Theater¬
getriebe seit mehr als drei Jahrzehnten entrückt, ihren achtzigsten
Geburtstag begeht. Viele dieser Abende stehen unauslöschbar in
unserem Erinnern, vielleicht, weil sie mit großen literarischen
Erlebnissen untrennbar verbunden sind. Da ist eine denkwürdige
Premiere im neuen Haus: „Das Vermächtnis“ von Arthur
Schnitzler, ein Jahr nach der „Liebelei". Zwei Gestalten daraus
leben noch immer, unverblaßt von der Zeit, in uns: schauspielerisch¬
dichterisch: Hartmann als dieser Professor und Abgeordnete, eine
wienerische Hjalmar=Ekdal=Figur, der die Geliebte es auf einem
Praterritt verunglückten Sohnes und ihr Kind in ein Haus auf¬
— Katharina Schratt. Man
nimmt, und diese junge Toni Weber
sieht sie noch, wie sie befangen an der Tür steht, scheu in die
bürgerlich wohlbehütete Sphäre tritt, wie Trauer in der ver¬
hangenen Stimme bebt, wie dann jäh aus ihr der Schmerz,
elementar wie aus Tiefen des Volkes selbst, hervorbricht. Wahr¬
haftig, hier war sie nicht bloß heitere Anmut, sondern eine über¬
raschende Charakterspielerin, so hatte sie Laube genannt. Und
wieder eine Schnitzler=Premiere, da sie die Justine in „Paracelsus“
gab, die Bürgersfrau, in der Tracht des sechzehnten Jahrhunderts
wie aus einem Dürer=Blatt mit jenem Stilgefühl, das sie immer
auszeichnete. Sie war mit ihrem ganzen, unvergleichlichen Charme
die Frau, die mit dem Feuer spielt, wie früher so oft ihre
„Cyprienne“. Entzückend, wie sie im „Letzten Brief“ im Salon
um die Vase kreiste, die ein gefährliches Geheimnis barg.
Daneben gab es ein Fach, ihr Naturfach, möchte man sagen —,
da ist sie ganz „die Schratt“ gewesen. Als Horlacherlies etwa,
heimatlich volkhaft, von naiver Frische, überquellender Kraft.
Das war sie auch, trotz des Shakespeare=Kostüms, in ihrer wohl
rolkstümlichsten Gestaltung, dem Käthchen in der „Gezähmten
Widerspenstigen“ und als Käthchen von Heilbronn. Die Szene
unter dem Hollunderbaum, diese Worte „mein hoher Herr“
eine Welt des naiven Empfindens war darin. Solche Bilder
ziehen an uns vorüber an diesem Tage und an ihr wohl noch
andere, leuchtende Schatten aus Jugendtagen. Sieht sie nicht dort,
in diesem Badner Gärtchen, ihren Vater, eine herbstliche Gestalt,
den hochansehnlichen Arzt Johann Christoph Schratt? Jetzt
applaudiert er dem Töchterchen, da sie mit einer Freundin Haus¬
theater spielt, und hat sie dann doch nach Köln in die Kloster¬
schule geschickt. Und wie sie dann drei Direktoren, Dingelstedt,
Laube und Ascher, vorsprach, und der Berliner Intendant sie
allen dreien wegfischte, wie sie dann an das Stadttheater engagiert
wurde und dreimal mit Laube kam und ging. Das Burgtheater¬
debüt dann, ihre Lorle, welch rauschender Beifall. Und jener
Abschiedsabend von dem geliebten Burgtheater, auf dessen Vor¬
hang man sie sieht, als blonde Komödie. Abschied von diesen
Brettern, die eine Welt des Frohsinns bedeuteten, wenn Katharina
Schratt sie betrat. Und dann die vielen anderen Abende, da man
sie unter dem Jubel des Publikums wieder holte, an das
Deutsche Volkstheater — die Maria Theresia — welche heitere
österreichische Grandezza . .. Aber nicht bloß solche Schattenbilder
werden sie heute umgeben. Ungezählte werden ihr sagen, was sie
einer ganzen Generation war und noch immer ist: ein Stück
P. w.
eigener, beschwingter Jugend.
box 16/6
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Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Dee Ausschnltt
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Nr. 89
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erimer Gürsencourior
vom: 70 7005
Hinker den Coulissen.
Ein Freund unseres Blattes schreibt uns: „Sie
bringen in Ihrer Mittwochs=Morgen=Nummer einen
Bericht über den Erfolg, den das erste Werk eines
jungen italienischen Dichters, Renato Simoni, „La
Vedova“ in Mailand gehabt hat. Gestatten Sie mir
nun, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß dieses
Werk bis auf den Schluß genau denselben
[Inhalt hat wie das Drama von Arthur
[Schnitzler „Das Vermächtniß“. Eine der¬
50 Z artige Ideengleichheit ist immerhin sonderbar.“ Die
Für
bis zur Gleichheit gehende Aehnlichkeit ist auch uns
Jusive
100
orto.
200
sehr aufgefallen.
25
500
110.— Zchlbar

9
„ 1000
„ 200.— im Voraus.


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