II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 29

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Nr. 36
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Kunst und Wissenschaft.
Im Schiller=Theater O. gab es gestern
wieder einmal einen Einacter=Abend, und zwar einen
dreitheiligen. Der Abend wurde mit einer Novität
„Nach Jahr und Tag“ von Axel Steeubuch eröffnet
und mit zwei hier schon bekannten Einactern, Hart¬
lebens „Abschied vom Regiment" und Schnitzlers
„Grünem Kakadu“ fortgesetzt und beschlossen.
Der Däne Steenbuch, in seinem Vaterlande als
Bühnenschriftsteller sehr geschätzt, ist bisher auf der
Deutschen Bühne noch gänzlich unbekannt geblieben. Sein
„Nach Jahr und Tag“ ist eine kurze Scene zwischen
zwei alten Fräuleins, die ihre Jugend=Erinnerungen
austauschen und dabei entdecken, daß sie den¬
selben Mann geliebt haben, der die Eine um
Für
50
inclusive
der Anderen willen verlassen hat. Veranlassung
100
Porto.
zu der Entdeckung giebt ein Portrait, welches
200

500
Zahlbar


] im Voraus.
„ 1000
die zweite, die glückliche Rivalin, von ihm besitzt und hnitte ist des
Im
das sie der Ersten vorzeigt. Diese glaubt ebenfalls g steht es den
Abonnemer
ein Recht an das Bild zu haben und steckt es kurz¬
Abonnente
ändern.
weg zu sich. Es giebt eine kleine Zankscene, die damit
endet, daß die „Portraitdiebin“, gerührt durch die mil¬
Ithaltend die
Der den Vorhaltungen der anderen, das Portrait zurück¬
Inhaltsang giebt. Die anspruchslose Sceue, die lediglich Steen¬
r Morgen¬
Flätten buchs Fähigkeit erkennen läßt, leise, weiche Gemüths¬
mer Zeitung“)
wodurch
irthschaftliche
töne anzuschlagen, wurde von den Damen Bünger
Leben des und Gundra ganz in dem erforderlich schlicht=gemüth¬
1. Diese Mit¬
sheilungen
vollen Tone gesprochen und gespielt.
Hartlebens Drama „Abschieb vom Regiment“, das
nun folgte, ist vor elwa fünf Jahren zuerst im Lessing¬
Theater gegeben worden. Es gehört nicht zu den besten
11
Arbeiten des Rosenmontag=Dichters. So willurlich die
Lösung des Conflicts, so salopp ist die Charakteristik.
Hartleben, der sonst in dem Officiers=Milien so gut
zu Hause ist, hat hier mit seiner Figurenzeichnung ein¬
mal recht weit daneben gehauen. Dank der trefflichen!
Wiedergabe der beiden Hauptrollen durch Herrn Lettin¬
ger und Frl. Wasa, die beide ihrer Darstellung eine
kraftvolle, außerordentlich wirksame Steigerung zu
geben wußten, übte die kurze Scene gestern einen nach¬
haltigen Eindruck auf das Publicum, das, obwohl zu¬
erst durch den plötzlichen, unerwarteten Ausgang etwas
verblüfft, sich hinterher zu lebhaftem, langanhaltendem
Beifall aufraffte.
Das Schlußstück des Abends, Schnitzlers „Grüner
Kakadu“ vom Verfasser als „Groteske“ bezeichnet,
erschien vor mehreren Jahren zuerst im Deutschen Theater.
Der Stoff erinnert bekanntlich sehr lebhaft an
Leoncavallos „Bajazzi“ Hier wie dort eine Komödie
in der Komödie, hier wie dort eine raffinirte
Mischung von wahrer und gespielter Empfin¬
dung, ein plötzlicher Uebergang vom Schein der
Bühne zu grauser Wirklichkeit, nur daß bei Schnitzler
der Komödiant nicht seine Frau, sondern deren
Liebhaber ersticht. Außerdem aber hat Schnitzler seiner
„Groteske“ einen historischen Aufputz geben zu müssen
geglaubt, indem er die Scene auf dem düster=gewaltigen
Hintergrunde der großen Französischen Revolution sich
abspielen läßt.
In der Darstellung, die dem Schnitzlerschen Einacter
gestern im Schiller=Theater zu Theil wurde, kam die
schwüle Stimmung, die über dem Ganzen schwebt,
sowie der grausige
Humor der Scene zu
wirksamem Ausdruck.
Nur hätte in der sehr
lang ausgesponnenen Exposition das Tempo wohl
etwas schueller genommen werden müssen. Zu dem
vornehm=lässigen Herzog des Herrn Kuhnert bildete
der heiß=leidenschaftliche Heuri des Herrn Lettinger
einen scharfen Contrast, für den Humor sorgten
Herr Holthaus als origmnell=grober Spelunken=Wirth
und Herr Steinrück (Grain), der als Verbrecher zum
Hinauswerfen echt war. Herrn Runges Regie hatte
für ein flottes, sicheres Zusammenspiel und auch für
eine recht charakteristische Scenerie gesorgt.