II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 35

uene Kakadu
9.3. Der
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Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
#ee Ausschnitt
„OBSEIVEN Nr. 84
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Ausschnitt aus:
Staa. Actsgs.-Zöitung, Berm
vom: % 705
K
Aus der Theater- und Kunstwelt.
Schiller=Thater O. Nur wenige Wochen noch, und
jauch die Schillerbühze hat ihre sommerliche Ruhepause. Sie hat
ffleißig gearbeitet und doppelt gearbeitet, da sie für das
Publikum im Osten sowohl, wie im Norden sorgen muß. Der
neue Einakter=Abend, mit welchem sie im O.=Theater soeben
hervorgetreten ist, legt dafür wieder das vollgiltigste Zeugnis
ab. Schnitzlen's überans personenreiche, tumultuarische
und schwer zu infzenierende Tragikomödie: „Der grüne
Kakadu“, vom Heutschen Theater her als eine der originellsten
und bedentsamsten Schöpfungen des Wiener, Dramatikers bekannt,
ist nunmehr auch dem Spielplan des Schiller=Theaters einver¬
leibt worden und fand die glänzendste Aufnahme, obwohl der
Bühne für die Hauptrolle des unglücklichen Schauspielers (nelusive
„Heuri, der den Verführer seines Weibes erdolcht, kein so hin= IPorto.
reißender Vertreter, wie Joseph Kainz, zur Verfügung steht. Zahlbar
Es lag im Wesem des genialen Kainz, daß damals bei der Im Voranz.
ersten Vorführtng des „grünen Kakadus“
jener Heuri
mit seinem idyllischen Glücks=Traum
e ist das
und seister-sht es den
wilden Eifersucht,
mit der grotesken Liebe zur sern.
Zeichtfertigsten aller Coulissen=Heldinnen und mit der durch
den revolutionären Bastille=Sturm noch estra erhitzten Phau= hitend die
tasie über die anderen Darsteller des wilden Kabaretts, in
welchem Schein und Wirklichkeit wie ein traumhaftes Nacht= Morgen¬
Zeitung")
bild zusammenfließen, um ein bedeutendes Maß hinauswuchs. bschaftliche
Der imposante Eindruck der Dichtung basierte in dem
Diese Mit¬
szenischen Wirkel und in des Dialoges Fülle an geistreichem Witz
und cynischem Spott vorwiegend auf die fesselnde Gestaltungs¬
kkraft eines gefeierten Virtnosen. Es darf nun zugestanden
werden, daß Rudolf Lettinger als Darsteller des
(„ Heuri“ im Schiller=Theater eine durchaus sehr schätzbare
Leistung bot, die naturgemäß, da sie weit mehr im Rahmen
des Cusembles stand, auch den erforderlichen Spielraum für
das
Interesse an den anderen Charakterfiguren übrig
ließ.
Das konnte man am besten an den treff¬
lichen
Leistungen der Herren Holthaus und Stein¬
rück in den Reuen des dramatischen Kneipenwirts
urd des reellen Tantenmörders wahrnehmen. Wenn schon
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Parole der neuen
Zeit war.—die mit dem Bastille=Sturm anhoo, so scheint der
Autor auch die Absicht gehabt zu haben, den vielen Personen
seiner revokutionär brodelnden Handlung ein gleiches Maß
von lebendig=charakteristischem Interesse seinzuräumen. So sei
denn allen Darstellern, ohne sie weiter persönlich noch
hervorzuheben, auch das gleiche Maß von Anerkennung nicht
vorenthalten. Sie waren sämtlich bestens bemüht, unter der
Leitung einer geschickten Regie, dem „grünen Kakadu“ auch in
der Wallirer=Theaterstraße einen durchgreifenden Erfolg zu
sichern. Die große dramatische Spannkraft und die er¬
schütternde Wirkung des militärischen Einakters von Hart¬
leben „Abschied vom Regiment": stellte sich ebenfalls bei
der gelungenen Neuaufführung im Schiller=Theater
ein,
wie dies seinerzeit im Lessing=Theater der
Fall war. Dieses überaus geschickt nach dem Leben
gezeichnete Nachtbild
mit der
düsteren Katastrophe
ist ein Vorgänger der Hartleben'schen Offiziers=Tragödie:
„Rosenmontag“. Rudolf Lettinger war in der Darstellung
des vom Liebesmahl seines Regiments heimkehrenden und als
Rächer seiner besndelten Mannesehre so tragisch in den Tod
getriebenen Hauptmanns tadellos, ja mehr als das, er stellte
mit dieser, so warm empfundenen, in jedem Stimmungs= und
Affekttone naturechten Leistung die des ersten Darstellers in
den Schatten. Da auch Frau Wasa als untreue Gattin,