box 15/1
Der
ruene Kakadu
9.3 ueaanaad
ovember. Der Senat nimmt die Vernandiung in diesem Jahle eiheen
über die volgeschtagene Abschaffung des Gesetzes Fallouxl worden. Bei der Verteilung der Geldmittel sollen solche LehrerI S
berücksichtigt werden, die in den Landesteilen mit gemischt¬
Wir gehen aus der Vorstellung mit unendlicher Hochachtung vor
sprächiger Bevölkerung mit besonderen Schwierigkeiten zu
dem Schriftsteller heim, der uns ohne Schulfuchserei und hohle Dekla¬
kämpfen haben. Eine größere Zahl von Lehrern hat kürzlich Re= Ei
mation so gesund zu bewegen gewußt hat.“ „Gaulois“ urteilt:
munerationen von 60 bis 100 Mk. ausgezahlt erhalten und zwar
„Johanna Wedekind ist eins jener sehr einfachen Stücke mit
in den Kreisen Allenstein, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode, La¬
schlichter Moral und schwermütiger, bekümmerter Führung, wie sie biau, Memel Land und Rössel. In einer Verfügung vom 21. April
seit einem Jahrhundert jenseit des Rheins in Schwang sind. Es
d. J. an die Kreisschulinspektoren hatte die Regierung zu Königs¬
sind Familien=Tragödien, bürgerliche Dramen. Kotzebue hat
berg die Absicht zum Ausdruck gebracht, daß für die Lehrer und
ursprünglich ihre Linien vorgezeichnet, die sich seitdem nicht viel
Lehrerinnen in den zweisprachigen Bezirken Ostpreußens beim Mi¬
Bei
geändert haben. Es ist übrigens in technischer Hinsicht, sehr gut
nister die Gewährung persönlicher Gehaltszulagen wie sie in Po¬
115
gearbeitetes Theater. Alles verkettet und verknüpft sich und leitet
sen und Westpreußen gezahlt werden, beantragt werden solle.l sem
sich mit mathematischer Genauigkeit eins aus dem andern ab. Man
Die Gewährung dieses Wunsches scheint auf Schwierigkeiten ge¬
Ban
denkt an ein sorgfältig geleimtes Nürnberger Spielzeug.“ Das ist
stoßen zu sein, so daß an Stelle der persönlichen Gehaltszulagen 12971
ungefähr der Ton von noch etwa zwei Dutzend anderen Kritiken.
Remunerationen getreten sind, die freilich wesentlich niedriger sind, Voll
Hart bis zur Ungerechtigkeit ist eigentlich nur Catulle Mandés
als die in Posen und Westpreußen gezahlten Ostmarkenzulagen.
Stir
im „Journal“, der Philippi grimmig vorwirft daß — er, Mandes,
Kiel, 10.
November. (Laffan =Meldung.) Bei den hiesigen
brackh
ihn nicht kennt! Ist das wirklich Philippis Schuld?
Stadtverordnetenwahlen sind die Sozialdemokraten überall
Trotz
Eine etwas andere Aufnahme als der „Dornenweg“ hat
gegen die bürgerlichen Parteien unterlegen.
bei
A. Schnitzlers — er muß es sich gefallen lassen, vom amtlichen
Aus dem Großherzogtum Sachsen=Weimar=Eisenach, Liber
10
Theaterzettel beharrlich „A. Schiutzler“, spricht „Schäheslär“,
9. November, wird uns geschrieben: Der Ausfall der am 6. d. M.
Nühr
genannt zu werden
„Grüner Papagei“
(„der grüne
stattgehabten Wahlmännerwahlen zum Landtag läßt sich bis zur
Grin
Kakadu“) bei Antoine gefunden. Dem Publikum gefiel
Stunde noch sehr unvollkommen übersehen, indes erhellt bereits,
den S
der
bewegte Einakter,
dem man hier die altertüm¬
daß die allgemeinen Wahlen, aus denen 23 der 33 weimarischen
mit 4
liche Bezeichnung „sotie“, den alten Namen für die mittel¬
Landtagsabgeordneten hervorgehen, der freisinnig=sozialdemokratisch¬
sichtslo
alterlichen Fastnachtsschwänke, gegeben hat, ausnehmend gut. Die
klerikalen Linken keinen Gewinn, vielleicht sogar einen Verlust
wegung
Kritik aber scheint nicht recht zu wissen wie sie sich zu dem Stücke
bringen werden. Zu verteidigen hatte die Linke sieben Sitze, näm¬
können.
stellen soll. Einerseits hat sie vielleicht unbewußte Widerstände
lich vier freisinnige, zwei sozialdemokratische einen kleri= Auswa
gegen den Ausländer, den Deutschen, der sich erdreistet ein
kalen. Die Wahl des klerikalen Dr. Kiel=Grisa im 1 und E
französisches Stück, mit Franzosen als handelnden Personen, mit
katholischen Eisenacher Oberland steht fest wie der
um die
Paris als Schauplatz, mit einem unvergleichlich geschichtlichen
Zentrumsturm, ebenso ist die Wiederwahl der Sozial¬
der ei
Augenblick, dem Tage des Bastillensturmes als Zeit nicht nur zu
demokraten Bandert=Apolda und Neidt=Ilmenau mit
bisher
schreiben, sondern auch dem französischen Publikum selbst zur Be¬
großer Majorität gesichert, desgleichen auch die Wahl der bis¬
Stand
urteilung vorzulegen, andererseits kann sie sich der Erkenntnis
herigen freisinnigen Landtagsabgeordneten Meyer=Weimar und
Sepkei
nicht entziehen, daß das Stück an sich sehr geschickt und wirksam
Heim=Kaltennordheim. Aber in den bisher freisinnig vertretenen
auf 50
und auch, was Ortsfarbe, völkerpsychoiogische und geschichtliche Ge¬
Wahlkreisen Ruhla=Marksuhl und Eisenach=Stadt ist nur ein ein¬
Wahl
nanigkeit betrifft, einwandsfrei ist. Manche Kritiker loben denn
trächtiges ehrliches Zusammenwirken von Freisinn und Sozial¬
die K
auch, obschon ohne besondere Wärme, andere klammern sich an
demokratie imstande, die natonalliberalen Gegner zu schlagen. In
„Pom
das kleine Gebrechen daß die Sprache nicht richtig, zu modern,
Ruhla=Markfuhl dürften dem Freisinn nur wenige Stimmen der
Apfel
nicht in dem jedem belesenen Franzosen wohlbekannten Stil der
33 Wahlmänner zur absoluten Majorität fehlen, ungünstiger steht
libera
Revolutionszeit gehalten ist, ein Gebrechen, wofür man natürlich
es im Wahlkreise Eisenach=Stadt, wo den 39 nationalliberalen und
Sozio
nicht Schnitzler, sondern seinen Übersetzer Lutz verantwort¬
27 sozialdemokratischen Wahlmännern nur 13 freisinnige gegenüber¬
Außer
lich machen muß. Alle aber weisen auf die Ahnlichkeit des Vor¬
stehen, die auf den bisherigen Landtagsabgeordneten Redakteurnoch
wurfs mit dem von Catulle Mendés' „Femme de Tabarin“ hin, 1 PhilippKühner=Eisenach verpflichtet sind. Der Ausgang der Wahl in
lücker
welches Stück bekanntlich von Leoncavallo zum Buch für seine! Eisenach=Stadt ist übrigens ein drastischer Beweis für die Wider¬
gleichnamige Oper verwendet wurde. Die Ahnlichkeit ist eine seh.
nunigkeit unseres indirekten Wahlsystems. Trotzdem in den sechs
äußerliche, was aber hier nicht nachgewiesen zu werden braucht.
Bezirken des Wahlkreises die Freisinnigen mit insgesamt
„So weit so gut“ wie die Engländer sagen. Ich kann nur die
665 Stimmen die relative Mehrheit der an der Wahl beteiligten
beilat
geheime Angst nicht los werden, daß auch die französischen Dra¬
stimmberechtigten Bürger hinter sich haben, gewannen sie nur einen
Ver
matiker, wie neulich die italienischen, demnächst Entrüstungs¬
Bezirk, während die Sozialdemokraten mit 447 Stimmen 2 und
beige
verjammlungen gegen die Überschwemmung der Pariser Bühnen
die Nationalliberalen mit 614 Stimmen 3 Bezirke gewannen.!
mit fremden Stücken abhalten werden, wenn die Verpflauzung Alles in allem wird der weimarische Landtag auch in Zukunst ein] Ver
deutscher Werke in hiesigen Boden häufiger werden sollte. M. N. #streue junkerliches, reaitionäres Gesicht zeigen, und es wird auch¬
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Der
ruene Kakadu
9.3 ueaanaad
ovember. Der Senat nimmt die Vernandiung in diesem Jahle eiheen
über die volgeschtagene Abschaffung des Gesetzes Fallouxl worden. Bei der Verteilung der Geldmittel sollen solche LehrerI S
berücksichtigt werden, die in den Landesteilen mit gemischt¬
Wir gehen aus der Vorstellung mit unendlicher Hochachtung vor
sprächiger Bevölkerung mit besonderen Schwierigkeiten zu
dem Schriftsteller heim, der uns ohne Schulfuchserei und hohle Dekla¬
kämpfen haben. Eine größere Zahl von Lehrern hat kürzlich Re= Ei
mation so gesund zu bewegen gewußt hat.“ „Gaulois“ urteilt:
munerationen von 60 bis 100 Mk. ausgezahlt erhalten und zwar
„Johanna Wedekind ist eins jener sehr einfachen Stücke mit
in den Kreisen Allenstein, Neidenburg, Ortelsburg, Osterode, La¬
schlichter Moral und schwermütiger, bekümmerter Führung, wie sie biau, Memel Land und Rössel. In einer Verfügung vom 21. April
seit einem Jahrhundert jenseit des Rheins in Schwang sind. Es
d. J. an die Kreisschulinspektoren hatte die Regierung zu Königs¬
sind Familien=Tragödien, bürgerliche Dramen. Kotzebue hat
berg die Absicht zum Ausdruck gebracht, daß für die Lehrer und
ursprünglich ihre Linien vorgezeichnet, die sich seitdem nicht viel
Lehrerinnen in den zweisprachigen Bezirken Ostpreußens beim Mi¬
Bei
geändert haben. Es ist übrigens in technischer Hinsicht, sehr gut
nister die Gewährung persönlicher Gehaltszulagen wie sie in Po¬
115
gearbeitetes Theater. Alles verkettet und verknüpft sich und leitet
sen und Westpreußen gezahlt werden, beantragt werden solle.l sem
sich mit mathematischer Genauigkeit eins aus dem andern ab. Man
Die Gewährung dieses Wunsches scheint auf Schwierigkeiten ge¬
Ban
denkt an ein sorgfältig geleimtes Nürnberger Spielzeug.“ Das ist
stoßen zu sein, so daß an Stelle der persönlichen Gehaltszulagen 12971
ungefähr der Ton von noch etwa zwei Dutzend anderen Kritiken.
Remunerationen getreten sind, die freilich wesentlich niedriger sind, Voll
Hart bis zur Ungerechtigkeit ist eigentlich nur Catulle Mandés
als die in Posen und Westpreußen gezahlten Ostmarkenzulagen.
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im „Journal“, der Philippi grimmig vorwirft daß — er, Mandes,
Kiel, 10.
November. (Laffan =Meldung.) Bei den hiesigen
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ihn nicht kennt! Ist das wirklich Philippis Schuld?
Stadtverordnetenwahlen sind die Sozialdemokraten überall
Trotz
Eine etwas andere Aufnahme als der „Dornenweg“ hat
gegen die bürgerlichen Parteien unterlegen.
bei
A. Schnitzlers — er muß es sich gefallen lassen, vom amtlichen
Aus dem Großherzogtum Sachsen=Weimar=Eisenach, Liber
10
Theaterzettel beharrlich „A. Schiutzler“, spricht „Schäheslär“,
9. November, wird uns geschrieben: Der Ausfall der am 6. d. M.
Nühr
genannt zu werden
„Grüner Papagei“
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stattgehabten Wahlmännerwahlen zum Landtag läßt sich bis zur
Grin
Kakadu“) bei Antoine gefunden. Dem Publikum gefiel
Stunde noch sehr unvollkommen übersehen, indes erhellt bereits,
den S
der
bewegte Einakter,
dem man hier die altertüm¬
daß die allgemeinen Wahlen, aus denen 23 der 33 weimarischen
mit 4
liche Bezeichnung „sotie“, den alten Namen für die mittel¬
Landtagsabgeordneten hervorgehen, der freisinnig=sozialdemokratisch¬
sichtslo
alterlichen Fastnachtsschwänke, gegeben hat, ausnehmend gut. Die
klerikalen Linken keinen Gewinn, vielleicht sogar einen Verlust
wegung
Kritik aber scheint nicht recht zu wissen wie sie sich zu dem Stücke
bringen werden. Zu verteidigen hatte die Linke sieben Sitze, näm¬
können.
stellen soll. Einerseits hat sie vielleicht unbewußte Widerstände
lich vier freisinnige, zwei sozialdemokratische einen kleri= Auswa
gegen den Ausländer, den Deutschen, der sich erdreistet ein
kalen. Die Wahl des klerikalen Dr. Kiel=Grisa im 1 und E
französisches Stück, mit Franzosen als handelnden Personen, mit
katholischen Eisenacher Oberland steht fest wie der
um die
Paris als Schauplatz, mit einem unvergleichlich geschichtlichen
Zentrumsturm, ebenso ist die Wiederwahl der Sozial¬
der ei
Augenblick, dem Tage des Bastillensturmes als Zeit nicht nur zu
demokraten Bandert=Apolda und Neidt=Ilmenau mit
bisher
schreiben, sondern auch dem französischen Publikum selbst zur Be¬
großer Majorität gesichert, desgleichen auch die Wahl der bis¬
Stand
urteilung vorzulegen, andererseits kann sie sich der Erkenntnis
herigen freisinnigen Landtagsabgeordneten Meyer=Weimar und
Sepkei
nicht entziehen, daß das Stück an sich sehr geschickt und wirksam
Heim=Kaltennordheim. Aber in den bisher freisinnig vertretenen
auf 50
und auch, was Ortsfarbe, völkerpsychoiogische und geschichtliche Ge¬
Wahlkreisen Ruhla=Marksuhl und Eisenach=Stadt ist nur ein ein¬
Wahl
nanigkeit betrifft, einwandsfrei ist. Manche Kritiker loben denn
trächtiges ehrliches Zusammenwirken von Freisinn und Sozial¬
die K
auch, obschon ohne besondere Wärme, andere klammern sich an
demokratie imstande, die natonalliberalen Gegner zu schlagen. In
„Pom
das kleine Gebrechen daß die Sprache nicht richtig, zu modern,
Ruhla=Markfuhl dürften dem Freisinn nur wenige Stimmen der
Apfel
nicht in dem jedem belesenen Franzosen wohlbekannten Stil der
33 Wahlmänner zur absoluten Majorität fehlen, ungünstiger steht
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Revolutionszeit gehalten ist, ein Gebrechen, wofür man natürlich
es im Wahlkreise Eisenach=Stadt, wo den 39 nationalliberalen und
Sozio
nicht Schnitzler, sondern seinen Übersetzer Lutz verantwort¬
27 sozialdemokratischen Wahlmännern nur 13 freisinnige gegenüber¬
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lich machen muß. Alle aber weisen auf die Ahnlichkeit des Vor¬
stehen, die auf den bisherigen Landtagsabgeordneten Redakteurnoch
wurfs mit dem von Catulle Mendés' „Femme de Tabarin“ hin, 1 PhilippKühner=Eisenach verpflichtet sind. Der Ausgang der Wahl in
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welches Stück bekanntlich von Leoncavallo zum Buch für seine! Eisenach=Stadt ist übrigens ein drastischer Beweis für die Wider¬
gleichnamige Oper verwendet wurde. Die Ahnlichkeit ist eine seh.
nunigkeit unseres indirekten Wahlsystems. Trotzdem in den sechs
äußerliche, was aber hier nicht nachgewiesen zu werden braucht.
Bezirken des Wahlkreises die Freisinnigen mit insgesamt
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665 Stimmen die relative Mehrheit der an der Wahl beteiligten
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stimmberechtigten Bürger hinter sich haben, gewannen sie nur einen
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matiker, wie neulich die italienischen, demnächst Entrüstungs¬
Bezirk, während die Sozialdemokraten mit 447 Stimmen 2 und
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verjammlungen gegen die Überschwemmung der Pariser Bühnen
die Nationalliberalen mit 614 Stimmen 3 Bezirke gewannen.!
mit fremden Stücken abhalten werden, wenn die Verpflauzung Alles in allem wird der weimarische Landtag auch in Zukunst ein] Ver
deutscher Werke in hiesigen Boden häufiger werden sollte. M. N. #streue junkerliches, reaitionäres Gesicht zeigen, und es wird auch¬
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