ruene Kakadu
box 15/1
Der
9. 3. K Sn
nuna. u — —
7120
262
Bühne und Welt.
Jumeau“ (Der Zwillingsbruder), verwandt Inhalt zur Gattung der sogenannten „Heimat¬
dem „Doppelgänger“ und einem Dutzend ähn¬
künst“, der sich der Dichter neuerdings gänzlich
licher Gedankengänge, er treibt sein Wesen in
zügewendet zu haben scheint. Die Hauptvorzüsge
den „Folies Dramatiques“ Verfasser
der Dichtung, welcher der osterlindische Dialet
sind Monnier und Larcher. Noch viel geistloser
eine proon zielle Färbung verleibt, liegen zu¬
ist „I.Héritier“ (Der Erbe) von Soulaine
meist in der liebevollen Kleinmalerei und in
im Odéon.
Der Schilderung eines Seelenlebens, das zu¬
Eine späte Liebe zeitigt selten Gutes, die
weilen durch vorüberhuschende Wolkenschatten
junge Reigung von Frau Sarah für Deutsch¬
verdüstert erscheint. Doch ein aus der Tiefe des
land beweist dies neu. Nicht genug, in der
Gemütes emporströmender Humor vergoldet am
vorigen Saison den Werther zum Kinderspott
Ende das Ganze, dem als Art gesellschafts¬
machen zu lassen, führte sie wiederum einen
politische Cendenz, als „pragmatische Marime“
Deutschen auf, aber wen? Felir Philippi!
die weise Mahnung angehängt ist, es möge der
Hat die große Rünstlerin keinen Geschmack,
Beamte aus seiner Stellung scheiden, wenn die
oder tragisches Dech, oder ist sie von einem
Kräfte zu schwinden beginnen, einmal, um eine
Chauvinisten beraten, der die „deutsche Muse“.
jüngeren Generation den Platz zu räumen, vus
auf den „Dornenweg“ nach Jena lockte?
dann, um nicht dem Schicksale der ausge¬
Einen glänzenden Sieg erfocht bei
quetschten Zitrone anheimzufallen. Der Dichter,
Antoine hingegen Schnitzlers „Grüner
von dem vor einigen Jahren hier ein mit
Kakadu“, was eine definitive Probe für das
großem Erfolg aufgeführtes, später aber durch
prächtig getroffenen Lokalkolorit bedeutet. Wie
ministerielle Entscheidung leider verbotenes
gern hätte ein Kritikaster dem Eindringling
Stück „Um die Scholle“ noch in frischer Er¬
Fehler in dem Pariser Milien der Bastillenacht
innerung lebt. hat wohl das Zeug, ein Chürin¬
vorgeworfen! Der Hausherr hatte die Gabe
Tgischer Anzengruber zu werden. Die Aufnahme
des Wiener Gastes mit wundervoller Kunst
des von Carl Grube trefflich inscenierten
und wahrer Liebe zum Werke insceniert.
Stückes, um das sich besonders Heltzig als
Wagh.
Stadtmusikus Lindner und Frau v. Szpinger
als dessen Ehefrau verdient gemacht haben,
Dotsdam. Im Königl. Schauspiel¬
fand eine sehr freundliche Aufnahme.
hause fand am 4. Dezember die Uraufführung
Otto Francke.
des in „Bühne und Welt“. Jahrg. V, Heft 11
Wiesbaden. Mit Philippis Sensations¬
abgedruckten Einakters: „Schatten des Zwei¬
drama „Das dunkle Tor“ begann die Saison
fels“ statt, des ersten Teiles einer Crilogie,
des Hoftheaters. Allerdings konnte auch die
die Hans von Wentzel um Friedrich den
im ganzen recht tüchtige Aufführung über die
Großen gewoben hat. Historisch wie menschlich
zweifelhaften künstlerischen Qualitäten des
ist der Vorwurf wahr und ergreifend. Der
Stückes nicht hinwegtäuschen. Bedeutsamer war,
Krieg 1745 ist beendet, den König umbraust
daß dann „Rosmersholm“ dem Spielplan ge¬
der Jubel Berlins, aber seinen sterbenden Er¬
wonnen wurde, ein Zeichen, daß der neue Dize¬
zieher Duhan de Jandun quält banger Zweifel,
intendant, Herr von Metzenbecher, soweit eben
ob nicht Friedrich den Krieg um des Krieges
die Traditionen der Hofbühne es gestatten, auch
willen liebt und seine Lehren vom reinen
der Gegenwartskunst ihr Recht vergönnt. Capus
Menschentum vergessen hat. Da tritt der König
„Schloßherrin“ konnte weniger interessieren,
Han das Krankenlager. Während draußen die
während Hofmannsthals Scenen „Der Aben¬
Siegesfeuer flammen, hat er Zeit zum Besuche
teurer und die Sängerin“ von literarisch Ge¬
seines Lehrers gefunden und dadurch den
geildeten aufs dankbarste begrüßt wurden. Die
Zweifelnden von seiner tiefen Aenschlichkeit über¬
Stünstlerische Iutelligenz unseres neuen Bühnen¬
zeugt. Duhan stirbt beseligt in diesem Bewußt¬
leiters hat sich schon jetzt gezeigt, dagegen hatte
sein, in der Ahnung von Friedrichs Größe.
man mit den Neuengagements im Schauspiele
Das feine Stimmungsbild wirkte ersichtlich auf
wenig Glück. Nur Frau Reuier darf als er¬
die Zuhörerschaft, zumal Regie und Darsteller
freulicher Gewinn angesehen werden.
sich redlich bemühten. Alfred Granzer lieh
Das Residenztheater gab als Er¬
dem kranken Gelehrten charakteristische und er¬
Pöffnungsvorstellung Gorkis „Nachtaspl“; es
greifende Züge und Cöne, und Albert Schröder
folgten „Die Liebesschankel“ und das gemütvolle
gab, obgleich der Anblick des jugendlichen
Volksstück „Pater Jakob“ von Karl Morre.
Friedrich dem Dublikum immer etwas fremd
Eilli Petri gastierte als Lutti und Dora, mit
wirkt, jede falsche Hose vermeidend, eindrucks¬
Recht von Kritik und Hublikum aufs wärmste
voll den großen König.
A. v.
aufgenommen. Einen vollständigen Mißerfolg
hatte der Schwank „Die Sintflut“ von einem
Strelitz. Der Einakter „Ums tägliche
pfeudoupmen Gaillard, der, in Wirklichkeit
Brot“ von Ellinor Krossa, eine littauische
ein guter Deutscher, die gewagtesten Effekte
Bauernkomödie, ging am hiesigen Hoftheater
französischer Dossen kunterbunt durcheinander
als Uraufführung unter Beifall in Scene.
mengte. Das Schicksal dieser Uraufführung war
Weimar. Am 26. November ging zum
verdient. Heinrich Lees Lustspiel „Der 70. Ge¬
ersten Male Haul Quenfels Kleinstadt¬
burtstag“ gefiel trotz der stark aufgetragenen
komödie „Das Alter“, ein dreiaktiges Stück,
Rührseligkeit durch die treffliche Darstellung.
über die Weimarische Hofbühne. Auch dieses
Agnes Sorma absolvierte ein sehr beifällig
liebenswürdige Werk gehört nach Form und
aufgenommenes Gastspiel.
p.
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Der
9. 3. K Sn
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Bühne und Welt.
Jumeau“ (Der Zwillingsbruder), verwandt Inhalt zur Gattung der sogenannten „Heimat¬
dem „Doppelgänger“ und einem Dutzend ähn¬
künst“, der sich der Dichter neuerdings gänzlich
licher Gedankengänge, er treibt sein Wesen in
zügewendet zu haben scheint. Die Hauptvorzüsge
den „Folies Dramatiques“ Verfasser
der Dichtung, welcher der osterlindische Dialet
sind Monnier und Larcher. Noch viel geistloser
eine proon zielle Färbung verleibt, liegen zu¬
ist „I.Héritier“ (Der Erbe) von Soulaine
meist in der liebevollen Kleinmalerei und in
im Odéon.
Der Schilderung eines Seelenlebens, das zu¬
Eine späte Liebe zeitigt selten Gutes, die
weilen durch vorüberhuschende Wolkenschatten
junge Reigung von Frau Sarah für Deutsch¬
verdüstert erscheint. Doch ein aus der Tiefe des
land beweist dies neu. Nicht genug, in der
Gemütes emporströmender Humor vergoldet am
vorigen Saison den Werther zum Kinderspott
Ende das Ganze, dem als Art gesellschafts¬
machen zu lassen, führte sie wiederum einen
politische Cendenz, als „pragmatische Marime“
Deutschen auf, aber wen? Felir Philippi!
die weise Mahnung angehängt ist, es möge der
Hat die große Rünstlerin keinen Geschmack,
Beamte aus seiner Stellung scheiden, wenn die
oder tragisches Dech, oder ist sie von einem
Kräfte zu schwinden beginnen, einmal, um eine
Chauvinisten beraten, der die „deutsche Muse“.
jüngeren Generation den Platz zu räumen, vus
auf den „Dornenweg“ nach Jena lockte?
dann, um nicht dem Schicksale der ausge¬
Einen glänzenden Sieg erfocht bei
quetschten Zitrone anheimzufallen. Der Dichter,
Antoine hingegen Schnitzlers „Grüner
von dem vor einigen Jahren hier ein mit
Kakadu“, was eine definitive Probe für das
großem Erfolg aufgeführtes, später aber durch
prächtig getroffenen Lokalkolorit bedeutet. Wie
ministerielle Entscheidung leider verbotenes
gern hätte ein Kritikaster dem Eindringling
Stück „Um die Scholle“ noch in frischer Er¬
Fehler in dem Pariser Milien der Bastillenacht
innerung lebt. hat wohl das Zeug, ein Chürin¬
vorgeworfen! Der Hausherr hatte die Gabe
Tgischer Anzengruber zu werden. Die Aufnahme
des Wiener Gastes mit wundervoller Kunst
des von Carl Grube trefflich inscenierten
und wahrer Liebe zum Werke insceniert.
Stückes, um das sich besonders Heltzig als
Wagh.
Stadtmusikus Lindner und Frau v. Szpinger
als dessen Ehefrau verdient gemacht haben,
Dotsdam. Im Königl. Schauspiel¬
fand eine sehr freundliche Aufnahme.
hause fand am 4. Dezember die Uraufführung
Otto Francke.
des in „Bühne und Welt“. Jahrg. V, Heft 11
Wiesbaden. Mit Philippis Sensations¬
abgedruckten Einakters: „Schatten des Zwei¬
drama „Das dunkle Tor“ begann die Saison
fels“ statt, des ersten Teiles einer Crilogie,
des Hoftheaters. Allerdings konnte auch die
die Hans von Wentzel um Friedrich den
im ganzen recht tüchtige Aufführung über die
Großen gewoben hat. Historisch wie menschlich
zweifelhaften künstlerischen Qualitäten des
ist der Vorwurf wahr und ergreifend. Der
Stückes nicht hinwegtäuschen. Bedeutsamer war,
Krieg 1745 ist beendet, den König umbraust
daß dann „Rosmersholm“ dem Spielplan ge¬
der Jubel Berlins, aber seinen sterbenden Er¬
wonnen wurde, ein Zeichen, daß der neue Dize¬
zieher Duhan de Jandun quält banger Zweifel,
intendant, Herr von Metzenbecher, soweit eben
ob nicht Friedrich den Krieg um des Krieges
die Traditionen der Hofbühne es gestatten, auch
willen liebt und seine Lehren vom reinen
der Gegenwartskunst ihr Recht vergönnt. Capus
Menschentum vergessen hat. Da tritt der König
„Schloßherrin“ konnte weniger interessieren,
Han das Krankenlager. Während draußen die
während Hofmannsthals Scenen „Der Aben¬
Siegesfeuer flammen, hat er Zeit zum Besuche
teurer und die Sängerin“ von literarisch Ge¬
seines Lehrers gefunden und dadurch den
geildeten aufs dankbarste begrüßt wurden. Die
Zweifelnden von seiner tiefen Aenschlichkeit über¬
Stünstlerische Iutelligenz unseres neuen Bühnen¬
zeugt. Duhan stirbt beseligt in diesem Bewußt¬
leiters hat sich schon jetzt gezeigt, dagegen hatte
sein, in der Ahnung von Friedrichs Größe.
man mit den Neuengagements im Schauspiele
Das feine Stimmungsbild wirkte ersichtlich auf
wenig Glück. Nur Frau Reuier darf als er¬
die Zuhörerschaft, zumal Regie und Darsteller
freulicher Gewinn angesehen werden.
sich redlich bemühten. Alfred Granzer lieh
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dem kranken Gelehrten charakteristische und er¬
Pöffnungsvorstellung Gorkis „Nachtaspl“; es
greifende Züge und Cöne, und Albert Schröder
folgten „Die Liebesschankel“ und das gemütvolle
gab, obgleich der Anblick des jugendlichen
Volksstück „Pater Jakob“ von Karl Morre.
Friedrich dem Dublikum immer etwas fremd
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Recht von Kritik und Hublikum aufs wärmste
voll den großen König.
A. v.
aufgenommen. Einen vollständigen Mißerfolg
hatte der Schwank „Die Sintflut“ von einem
Strelitz. Der Einakter „Ums tägliche
pfeudoupmen Gaillard, der, in Wirklichkeit
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ein guter Deutscher, die gewagtesten Effekte
Bauernkomödie, ging am hiesigen Hoftheater
französischer Dossen kunterbunt durcheinander
als Uraufführung unter Beifall in Scene.
mengte. Das Schicksal dieser Uraufführung war
Weimar. Am 26. November ging zum
verdient. Heinrich Lees Lustspiel „Der 70. Ge¬
ersten Male Haul Quenfels Kleinstadt¬
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komödie „Das Alter“, ein dreiaktiges Stück,
Rührseligkeit durch die treffliche Darstellung.
über die Weimarische Hofbühne. Auch dieses
Agnes Sorma absolvierte ein sehr beifällig
liebenswürdige Werk gehört nach Form und
aufgenommenes Gastspiel.
p.