II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 70

Kakadu
box 15/1
uene
Der
9.3. Le Kuamma
Bühne und Welt.
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Der Text, der ebenfalls vom Komponisten
Feuilletscher und Augierscher Werke träumten.
stammt, bietet in seinem ersten, unleugbar
Die Lebenden gehen vor, ich nonne d her nur
geschickteren Teil durch den hereingetragenen
das rasch verschwundene Lustspiel „L’homme
Gegensatz von heiterer und tragischer Stimmung,
du jour“ (Grmnase), eine seichte Glossierung
die Schilderung der urwüchsigen umständlichen
politischen Strebertums; von der folgenden Dar¬
Hochzeitsbräuche der Musk gute Momente, der
bietung dieses alten Hauses, in dem vor Zeiten
zweite Akt läßt die Handlung zu sehr stocken
Seribe herschte und wo auch Sardon einige
und macht uns den eigentlichen belden, Franz,
seiner gelungensten Erfolge feiert, läßt sich
der im ersten Teile unser tiefstes Mitleid erregt.
nichts Gutes sagen. Es heißt „L' Epave:
höchst unsympathisch, während Heinrich immer
(Das Wrack), der Verfasser ist Gugenheim,
mehr imponiert und sein Geschick unsere Teil¬
der nicht ungeschädigt an Geist und Geschmack
nahme findet. Was nun die Dertonung angeht,
für das Ambigutheater, das Heim inscenierter
so handelt es sich, bei ganz hübscher Begabung.
Kolportageromane, „arbeitete“. Es handelt sich
doch um ein wenig lebensfähiges Werk, was
um einen General Napoleons I., der nach dem
auch der schwache Erfolg bestätigte. Die Be¬
Sturze des Adlers fünf Jahre im Irrenhaus
handlung des Orchesters leidet vor allem an
verbringt. Das ist traurig, viel trauriger und
einer starken Monotonie, es gibt keine Höhe¬
grausamer erscheint aber der Gedanke des Ver¬
punkte, die Instrumentation ist nicht klar, weil
fassers, dieses trostlose Ueberbleibsel ins kilte
überladen, dabei fehlt es an Glanz. Die Auf¬
Licht der Rampe zu zerren. Die Handlung
führung unter Prof. Kleffel war im allgemeinen
kann natürlah nur eine Verschwörung gegen
recht lobenswert. Die beste Leistung unter den
die Restauration sein, schließlich tobt der Greis
Hauptrollen bot Frau Felser als tief em¬
im Wahnsinn auf einem Tische. Das Publi¬
pfindende Chrisige. Der anwesende Komponist
kum lachte. Der Autot hatte es anders gemeint.
konnte nach jedem Akt erscheinen.

Das Theater lebt von Ueberraschungen.
Neueinstudiert in der Oper gingen
Leider brachte das „Daudeville“ keine
u. a. in Seene „Aida“, in der sich Fräulein
mit dem vorläufig letzten „Réjanestück“.
Die
Offenberg in der Titelrolle auszeichnete, ferner
Hausfrau läßt sich vom Direktor scheiden,
am 20. November erstmalig im Neuen Hause
diesmal anscheinend umeiderruflich. Dies ist die
mit herrlicher scenischer Ausstattung „Tristan
große Sensallen der hiesigen Theaterwelt. Herr
und Isolde“. Willy Birrenkoven, dessen Stimme
Porel wird vielleicht künftig Stücke geben, nicht
leider an Klangschönheit doch empfindliche Ein¬
Roilen mit Beiwerk, wie dies zu Ehren seiner
buße erlitten, bot als Tristan eine verständig¬
Ergattin so lange zum Schaden der Bühnen¬
vornehme Leistung. Frau Pester=Prosksp die
literatur geschab, und Frau Gabrielle wird ander¬
die ausgeschiedene Primadonna Fräulein Marie
weitig in Dramen ihr Calent betätigen. Das
Brandis ersetzen soll, war eine großzügig¬
wäre ein versöhnender Schluß, über den man
leidenschaftliche Isolde.
sich freuen könnte.
Im Schauspiel wurde am 28. No¬
„LAdversaire“ (Der Gegner ein
vember Beperleins „Zapfenstreich“ zum
vieraktiges Tustspiel von Capus und Arêne
ersten Male in ausgezeichneter Darstellung,
(Theaterreferent des „Figaro“, Abgeordnete 2c.)
an der besonders die Herren Leprer, Aßmann,
spielen Guitry und die Brandés in dem Re¬
Borcherdt, Marr, Siebert, Weinmann und Fräu¬
naissancetheater ... vielleicht bis zum Ende der
lein Winkler (Klärchen) beteiligt waren, gegeben
Saison. Der Erfolg ist unbestreitbar. Aber
und fand starken Erfolg.
2. 2.
aues Talent ist an einen schematischen Normal¬
stoff vergendet, dem sich nun einmal nichts
Tüneburg. Im hiesigen Stadttheater er¬
Neues abgewinnen läßt, und wenn sich ein
lebte ein fünfaktiges Lustspiel „Der kleine
Genie darüber den Kopf zerbräche. Diesmal
Zacharias“ von Dietrich Eckart am 7. Mo¬
liebt die Frau des A. ihren Mann, gibt sich
vember seine Uraufführung. Das Stück, das
jedoch in einer momentanen Verstimmung dem B.
die typischen Eigenschaften des Anfängertums
Dies ist nicht wieder gut zu machen, meinen
aufweist, fesselt gleichwohl in mancher Scene
die Autoren, die durch den Alund der Mutter
durch flotte Bühnenmäche und bietet auch in der
der Frau A. ihr Dertikt abgeben. Die Gatten
Charakteristik der beiden kontrastierenden Dichter¬
lassen sich scheiden. Das ist alles! Dier Akte!
gestalten, des darbenden Idealisten und des er¬
Zwei Rollen! Tausende von gut geprägten
folgreichen Modeautors, sowie der schelmischen
Worten.
Soubrette, die die Rolle von Heinrich Heines
Im Palais Ropal spielt man den be¬
kleinem Zacharias mit dem Sack voll barter
rühmten zweiten Schwankakt. Das Werk hat
Calern spielen möchte, manchen feinen Zug, so daß
ein körperliches Phänomen als Voraussetzung.
dem Stück eine freundliche Aufnahme beschieden
Auch alt. In der „Famille Pontbiquet“
war.
von Bisson wird der alte Richter auf Stunden
taub; in einem andern Dandeville stockt dem
Parts. Es erübrigt sich, den unbedeuten¬
Herrn, der eben alles enthüllen will, die Sprache.
den Novitäten der Sommersaison einen Nachruf
wie immer, wenn ein Gewitter am Himmel
zu halten, mögen sie in Frieden ruhen! Außer
aufzieht. Der Titelheld der „Marmotte“
diesen Toten sind zwei andere zu erwähnen,
(Murmeltier) schläft, #r hat früher viel mit
die ungleich mehr Interesse bieten: Gustave
Dämchen gewacht, nun schläft er zur Ver¬
Larroumet, der Theaterkritiker des „Temps“,
zweiflung seiner Gattin, die liebesdurstig, aber
dessen Amt nunmehr Adolphe Brisson einnimmt,
nicht schlaftrunken ist. Den Schwankmachern
und Delannav, der einstige jenne premier
ge#t unweigerlich nach dem zweiten Akt der
der Comédie Francaise, von dem die jungen
Arem aus, in diesem Falle den Herren Mars
Mädchen in seinen Gestaltungen Mussetscher, und Xanrof. Noch viel alberner ist „Le