9.3. Der
ene Kakadu
. nn. S . I en en en e nsen 1
ncn 12801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen.
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt si##rierie
gurg Wiener Ertrablaft
vom:
Tscato5
Theaterzeitung.
Deutsches Volkstheater. „Der zer¬
lbrochene Krug“ von Heinrich v. Kleist, das
classische Lustspiel der Deutschen, wurde von Richard,
Wallentin,
dem neuen
Regisseur des
Hauses,
sorgfältig und stylgerecht herausge¬
arbeitet. Das Publicum wollte aber
doch
nicht recht mit. Es langweilte sich stellenweise
so respectlos, als ob es bei „Minna von Barnhelm“
wäre. Es hatee Unrecht, es hätte sich ausgezeichnet
amusiren müssen. Hier kann in vorgerückter Abendstunde
nicht das Für und Wider analysirt, sondern blos die
Thatsache festgestellt werden. Herr Höfer, der sonst
tüchtige, verläßliche, verwandlungsreiche Herr
Höfer, war ein vollständig humorfreier Richter Adam.
Der lüsterne Ränkeschmied wurde bei ihm zum
ernsthaften Polterer. Einige waren im Hause,
die noch La Roche, Viele die Lewinsky ge¬
sehen hatten, und die ganz und gar Litera¬
rischen erinnerten an den denkwürdigen 2. März
1808, an dem im Weimarer Theater „Der
zerbrochene Krug“, von Goethe grausam in drei
Acte tranchirt, so kläglich durchfiel, daß er blos ein¬
mal hintereinander gegeben werden konnte. Goethe
mochte das Stück auch nicht! Es war ihm un¬
sympathisch, er goutirte so wenig seinen echten, kern¬
haften, derhen Humor wie
#
Höfer
oder das Publicum von gestern Abends. Frau
Thaller (Frau Marthe) keifte ziemlich uninteressant,
das schöne Fräulein Galafrès trug die
holländische Goldhaube des Evchen. Herr Amon
chielt den Schreiber Licht fein und
scharf
zwischen Secretär Wurm und Wirth (Minna) in
glücklicher Mitte. Prächtig war Herr Birron als
bäuerlich roher Liebhaber und Knecht Ruprecht,
ganz gut Herr Weiß als überlegener Gerichts¬
rath Walter. Herr Wallentin hatte sich die
köstlichsten Zeichnungen zum „Zerbrochenen Krug“
von Adolf Menzel vorher genau angesehen,
und das kam seiner Regiearbeit sehr zu¬
gute. Als die Darsteller herausgerufen wurden,
lfaßten sie sich an den Händen und zerrten sich,
Richter Adam voraus, der Anmeldelakai des Gerichts¬
rathes zuletzt, in fröhlich schwankendem Reigen über
die Bühne — es war die Schlußvignette, gezeichnet
von Adolf Menzel, aus der Prachtausgabe von
1877!
„Der grüne Kakadu“, die aus
dem Burgtheater leider=verstoßene, sehr geistreiche
Groteske von Arthur Schnitzler gefiel dafür
ganz außerordentlich. Man ergötzte sich an dem
sseinen Gankelspiel, das Komödie und Wirklichkeit
so witzig und scharfsinnig ineinanderschillern läßt,
und unterhielt sich vortrefflich im blutbesprenkelten
Cabaret, im Unterbrettel der Guillotine. Die
Regie
a
lentin hatte diesmal wirklich
Außerordentliches geleistet an Exactheit und Frische
und ihre wildbewegten Bühnenbilder waren schier
aufrührerisch. Die Darstellung: Präcisionsarbeit der
Scene. Die schlechten und unnatürlichen Schau¬
spieler — im Stück! — wirkten sehr erheiternd und
man darf, wenn man sie loben will, nicht ein¬
mal sagen, daß sie
natürlich waren. Herr
Homma schoß mit seinem sentimentalen Strolch
Grain, der der von ihm ermordeten Tante
gefühlvolle Reueträume nachweint, den Galgen¬
lvogel a
Der Dichter wurde unzähligemale
herausgejubelt! Das Publicum wollte seinen Lieb¬
llingspoeten für die—schönungsvollen Kritiken über
das „Zwischenspiel“ entschädigen.
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Telephon 12801.
55
„OBSEIVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Tork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Qullenangabe ehne Gowähr.)
Ausschnitt aus Viener Montags Journal,
Wien
16 10. 1905
vom:
Im „Deutschen Volkstheater“ erschien gestern der
„Grüne Kakadu“ auf der Bildfläche. Die temperament¬
volle Jugenbzeichnyng Schnitzlers aus der wilden Jakobiner¬
zeit. Daßedie, Farben noch nicht verblaßt sind, der ungewohnte
Ton noch heute wie ehedem wirkt, beweist die Lebenskraft des
kleinen, aber meisterlich gezeichneten Bildes. Die Regie
Vallentins bewährte sich. Das Stück wirkte wie eine
Novität. Unter den Darstellern ragten Herr Kramer und
Frl. Galafres hervor. Auch das kleine Frl. Ritscher,
das bereits bei seinem ersten Auftreten auf sich aufmerksam
machte, erregte wieder sichtbares Interesse. Hat man keine
Rollen für sie? Und Herr Homma war zum erstenmal auf
seinem Platze, den er auch ganz ausfüllte. — Kleist's „Zer¬
brochener Krug“ leitete den Abend mit köstlichem Humor
ein, präparierte sozusagen die Zuhörer für das Nachfolgende.
Und wurde von den Damen Thaller, Galafres uns
Schweighofer, den Herren Höfer, Amon und Biron
mit erquickender Frische gespielt. Wenn das Tempo aufs
Konto des neuen Regisseurs gehört, dann hat er seinen Be¬
fähigungsnachweis erbracht. Ach, es tut so wohl, einmal
einen Abend voll Lob sein zu können. Keine Galle zu ver¬
n.
spüren
—
—
ene Kakadu
. nn. S . I en en en e nsen 1
ncn 12801.
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen.
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quallenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt si##rierie
gurg Wiener Ertrablaft
vom:
Tscato5
Theaterzeitung.
Deutsches Volkstheater. „Der zer¬
lbrochene Krug“ von Heinrich v. Kleist, das
classische Lustspiel der Deutschen, wurde von Richard,
Wallentin,
dem neuen
Regisseur des
Hauses,
sorgfältig und stylgerecht herausge¬
arbeitet. Das Publicum wollte aber
doch
nicht recht mit. Es langweilte sich stellenweise
so respectlos, als ob es bei „Minna von Barnhelm“
wäre. Es hatee Unrecht, es hätte sich ausgezeichnet
amusiren müssen. Hier kann in vorgerückter Abendstunde
nicht das Für und Wider analysirt, sondern blos die
Thatsache festgestellt werden. Herr Höfer, der sonst
tüchtige, verläßliche, verwandlungsreiche Herr
Höfer, war ein vollständig humorfreier Richter Adam.
Der lüsterne Ränkeschmied wurde bei ihm zum
ernsthaften Polterer. Einige waren im Hause,
die noch La Roche, Viele die Lewinsky ge¬
sehen hatten, und die ganz und gar Litera¬
rischen erinnerten an den denkwürdigen 2. März
1808, an dem im Weimarer Theater „Der
zerbrochene Krug“, von Goethe grausam in drei
Acte tranchirt, so kläglich durchfiel, daß er blos ein¬
mal hintereinander gegeben werden konnte. Goethe
mochte das Stück auch nicht! Es war ihm un¬
sympathisch, er goutirte so wenig seinen echten, kern¬
haften, derhen Humor wie
#
Höfer
oder das Publicum von gestern Abends. Frau
Thaller (Frau Marthe) keifte ziemlich uninteressant,
das schöne Fräulein Galafrès trug die
holländische Goldhaube des Evchen. Herr Amon
chielt den Schreiber Licht fein und
scharf
zwischen Secretär Wurm und Wirth (Minna) in
glücklicher Mitte. Prächtig war Herr Birron als
bäuerlich roher Liebhaber und Knecht Ruprecht,
ganz gut Herr Weiß als überlegener Gerichts¬
rath Walter. Herr Wallentin hatte sich die
köstlichsten Zeichnungen zum „Zerbrochenen Krug“
von Adolf Menzel vorher genau angesehen,
und das kam seiner Regiearbeit sehr zu¬
gute. Als die Darsteller herausgerufen wurden,
lfaßten sie sich an den Händen und zerrten sich,
Richter Adam voraus, der Anmeldelakai des Gerichts¬
rathes zuletzt, in fröhlich schwankendem Reigen über
die Bühne — es war die Schlußvignette, gezeichnet
von Adolf Menzel, aus der Prachtausgabe von
1877!
„Der grüne Kakadu“, die aus
dem Burgtheater leider=verstoßene, sehr geistreiche
Groteske von Arthur Schnitzler gefiel dafür
ganz außerordentlich. Man ergötzte sich an dem
sseinen Gankelspiel, das Komödie und Wirklichkeit
so witzig und scharfsinnig ineinanderschillern läßt,
und unterhielt sich vortrefflich im blutbesprenkelten
Cabaret, im Unterbrettel der Guillotine. Die
Regie
a
lentin hatte diesmal wirklich
Außerordentliches geleistet an Exactheit und Frische
und ihre wildbewegten Bühnenbilder waren schier
aufrührerisch. Die Darstellung: Präcisionsarbeit der
Scene. Die schlechten und unnatürlichen Schau¬
spieler — im Stück! — wirkten sehr erheiternd und
man darf, wenn man sie loben will, nicht ein¬
mal sagen, daß sie
natürlich waren. Herr
Homma schoß mit seinem sentimentalen Strolch
Grain, der der von ihm ermordeten Tante
gefühlvolle Reueträume nachweint, den Galgen¬
lvogel a
Der Dichter wurde unzähligemale
herausgejubelt! Das Publicum wollte seinen Lieb¬
llingspoeten für die—schönungsvollen Kritiken über
das „Zwischenspiel“ entschädigen.
box 15/2
Telephon 12801.
55
„OBSEIVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Tork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Qullenangabe ehne Gowähr.)
Ausschnitt aus Viener Montags Journal,
Wien
16 10. 1905
vom:
Im „Deutschen Volkstheater“ erschien gestern der
„Grüne Kakadu“ auf der Bildfläche. Die temperament¬
volle Jugenbzeichnyng Schnitzlers aus der wilden Jakobiner¬
zeit. Daßedie, Farben noch nicht verblaßt sind, der ungewohnte
Ton noch heute wie ehedem wirkt, beweist die Lebenskraft des
kleinen, aber meisterlich gezeichneten Bildes. Die Regie
Vallentins bewährte sich. Das Stück wirkte wie eine
Novität. Unter den Darstellern ragten Herr Kramer und
Frl. Galafres hervor. Auch das kleine Frl. Ritscher,
das bereits bei seinem ersten Auftreten auf sich aufmerksam
machte, erregte wieder sichtbares Interesse. Hat man keine
Rollen für sie? Und Herr Homma war zum erstenmal auf
seinem Platze, den er auch ganz ausfüllte. — Kleist's „Zer¬
brochener Krug“ leitete den Abend mit köstlichem Humor
ein, präparierte sozusagen die Zuhörer für das Nachfolgende.
Und wurde von den Damen Thaller, Galafres uns
Schweighofer, den Herren Höfer, Amon und Biron
mit erquickender Frische gespielt. Wenn das Tempo aufs
Konto des neuen Regisseurs gehört, dann hat er seinen Be¬
fähigungsnachweis erbracht. Ach, es tut so wohl, einmal
einen Abend voll Lob sein zu können. Keine Galle zu ver¬
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