II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 93

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Fruene Kakadu
9.3 De
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
vom:
20. 10. 1er Humerist, WV.en
J—0.
(Deutsches Volkstheater.) Aus Kleists „Zerbrochenem
Krug“ sind längst interessgnte Scherben für das literarische Museum
geworden, deren einstige Schönheit wir noch gerne staunend gelten
lassen, ohne uns recht duran freuen zu können. Das Stück muß
auch ins halbgedämpfte Licht kleinfensteriger Biedermeierstuben ge¬
stellt und mattfarbig drapiert werden, soll in uns das rechte Verständnis
seines bescheidenen Humors geweckt werden. Nun ward es aber in
zu grelles Licht gerückt, zu farbig umkleidet und verfiel dem nicht
ganz verdienten Schicksal, bloß Studienobjekt zu werden. Herr
Höfer war in zu zeitgemäßen Verlegenheiten, statt in altväterischer
Angst, Frl. Galafrés lebhaft und frisch, aber wie ein Mädel
von heute. Ihr fehlte der naiv=zaghafte Zug von Anno dazumal.
Fast in denselben, wohl auf Rechnung der Regie zu setzenden
Fehler verfielen alle übrigen Mitwirkenden bis auf Frau Thaller,
der altväterische Gemütlichkeit besonders liegt. Ganz anders,
glänzender, farbstrotzend kam Artur Schnitzlers „Grüner Kakadu“ diese
keck=satirische Groteske, die in diesem Blatte anläßlich der Uraufführung
am Burgtheater ein trefflicher Kollege gebührend gewürdigt hat.
„Die Darstellung stand auf der Höhe. Die Damen Lucie Lißl und
Galafrés wirkten faszinierend durch ihre Schönheit und ihren
Esprit. Kramer überzeugte als liebestoller Seladon, Russek,
Czasta, Romanowsky und Birron waren in Spiel und
Maske gleich trefflich, Jensen und Raeder besonders charakte¬
ristisch, so daß die gewünschte Wirkung nicht ausbleiben konnte.
S
Telenkon 12891
DAL
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(Qusllenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt WWiener Salonblatt
21. 10.1905
vom:
Artur Schnitzler kam Samstag auch im Deutschen
Volkstheater zu Wörte. In geradezu glänzender Darstellung
wurde die wunderbar geschriebene, lebenswahre Wiedergabe der
grotesken Zustände zur Zeit des Ausbruches der Großen Revolution
in Paris, =Der grüne Kakadu= gegeben. Die Künstler schienen
sich in ihren prächtigen Leistungen überbieten zu wollen und man
weiß wirklich nicht, wem man von den Frl. Galafrés, Lißl
und Schaffer oder von den Herren Jensen, Romanowsky,
Birron, Kramer, Russek und Raeder die Palme zusprechen
soll. Grandios war Hans Homma als Grain.
Der Groteske
ging =Der zerbrochene Krug= von Kleist voran. Dieses
herzige klassische Lustspiel klingt ein wenig antiquiert; man kann
sich eben nimmer in holländische Dorfverhältnisse von anno dazu¬
mal hineinfühlen. Auch hier wurde, insbesondere von den Herren
Weiß und Höfer und Frl. Galafrés famos gespielt. Frau
Thaller jedoch outriert immer, wenn sie ein bissiges altes Weib
geben soll.
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