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uene Kakadu
P
9.3. De. Krushunnanaun
Intion scheuchen die Volksmassen wie Mückenschwärme
Ungarisches Theater.
„A zöld kakndu“ („Der grüne Kakadu*). Gro= auf, schon versammelt man sich vor der Bastille,
schon wird da und dort einer geköpft, Häuser werden
teske in einem Allfzug von Arthur Schnitzler, übersetzt
geplündert, in Brand gesteckt und in die Schänke des
von Josef Prém. — „Régi jó idök“ („Die gute
alte Zeit"). Komödle in drei Aufzügen von Charles
Prospére stürmen die Mitglieder der Truppe und
Marlowe. Ungarisch von Ernst Salgö.
bringen die neuesten Nachrichten von Brand und
Es ist dies die zweite Schnitzler=Premiere, die von Mord und eine kleine aristokratische Gesellschaft
in der diesjährigen Saison auf unseren Bühnen in ergötzt sich ahnungslos an der Tüchtigkeit dieser
Szene geht. „Der grüne Kakadu“ dessen General=Schauspieler. Die Frau Marquise, die die Neugierde
probe gestern im Ungarischen Theater stattfand, auch hieher gelockt hat, findet alles reizend: die joh¬
dürfte im Beifallsregister eine weit höhere Nole er=lende Volksmenge, die Raubmördererlebnisse und
halten, als die vor einigen Wochen im National=selbst als Henri, der Held der Truppe, den Gelieb¬
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theuter aufgeführte „Liebelei“. Für alle, die die# ten seiner Frau, den Prinzen Cardignan, vor ihren
Dinge blos gerne auf der glatten Oberfläche be= Augen ersticht, hat sie nicht einen einzigen warmen¬
trachten, wird das Drama nichts anderes, als ein Herzenston. „Ach,“ ruft sie aus, „man sieht nicht
waxnes und wahres Bild aus der blutigen Revo=alle Tage einen Herzog erstechen.“ Die Gestalt die¬
Itiensperiode Frankreichs bedeuten, mit kühner Fe=ses Henri ist eine Kabinettfigur und nicht minder
der geschrieben, mit festem Denken aneinanderge=interessant ist die des Mörders Grain. Schade, daß
fügt. Doch die tiefsten Tiefen des Lebens erblicken die Darsteller ihre Rollen nicht in dem Maße durch¬
darin nur jene, welche nicht blos sehen, sondern auch fühlt und im Sinne des Autors begriffen haben,
schauen können. In einem einzigen pastös gemal= wie wir dies im Ungarischen Theater gewöhnt sind.
ten bunten Bilde zeigt uns Schnitzler den elenden Herr Csortos war nicht ganz der Henri, den wir
in ihm gerne gesehen hätten, und Herr Rätkay —
Ulk des Lebens, in dem Wahrheit und Komödie so
unzertrennlich und unverkennbar verquickt sind. obzwar seine Maske gelungen wor — traf auch nicht
In der Weinspelunke des Bürgers Prospére immer den überaus schwierigen Ton. Das Zusam¬
kommt eine Schauspielertruppe zusammen, die mit menspiel war etwas lose, doch dürfte sich das bei
ihren improvisierten Vorträgen die Aufmerksamkeit der Premiere bessern. Es wäre im Interesse des
und das Interesse der aristokratischen Herrenwelt er=ganzen und großen Erfolges zu wünschen. —
regt, die sich gerne in der Schänke durch Zönn
Mädchen und veristische Vorträge die Zeit ver¬
treiben läßt. Die Schauspieler spielen mit grinsen¬
der Miene, was ihnen blutiger Ernst ist, was sie:
bewegt, erfüllt und hinter des lachenden Maske
Aguert das Elend und der bittere Groll gegen die Aus¬
erwählten des Lebens. Die ersten Klänge der Revo¬
uene Kakadu
P
9.3. De. Krushunnanaun
Intion scheuchen die Volksmassen wie Mückenschwärme
Ungarisches Theater.
„A zöld kakndu“ („Der grüne Kakadu*). Gro= auf, schon versammelt man sich vor der Bastille,
schon wird da und dort einer geköpft, Häuser werden
teske in einem Allfzug von Arthur Schnitzler, übersetzt
geplündert, in Brand gesteckt und in die Schänke des
von Josef Prém. — „Régi jó idök“ („Die gute
alte Zeit"). Komödle in drei Aufzügen von Charles
Prospére stürmen die Mitglieder der Truppe und
Marlowe. Ungarisch von Ernst Salgö.
bringen die neuesten Nachrichten von Brand und
Es ist dies die zweite Schnitzler=Premiere, die von Mord und eine kleine aristokratische Gesellschaft
in der diesjährigen Saison auf unseren Bühnen in ergötzt sich ahnungslos an der Tüchtigkeit dieser
Szene geht. „Der grüne Kakadu“ dessen General=Schauspieler. Die Frau Marquise, die die Neugierde
probe gestern im Ungarischen Theater stattfand, auch hieher gelockt hat, findet alles reizend: die joh¬
dürfte im Beifallsregister eine weit höhere Nole er=lende Volksmenge, die Raubmördererlebnisse und
halten, als die vor einigen Wochen im National=selbst als Henri, der Held der Truppe, den Gelieb¬
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theuter aufgeführte „Liebelei“. Für alle, die die# ten seiner Frau, den Prinzen Cardignan, vor ihren
Dinge blos gerne auf der glatten Oberfläche be= Augen ersticht, hat sie nicht einen einzigen warmen¬
trachten, wird das Drama nichts anderes, als ein Herzenston. „Ach,“ ruft sie aus, „man sieht nicht
waxnes und wahres Bild aus der blutigen Revo=alle Tage einen Herzog erstechen.“ Die Gestalt die¬
Itiensperiode Frankreichs bedeuten, mit kühner Fe=ses Henri ist eine Kabinettfigur und nicht minder
der geschrieben, mit festem Denken aneinanderge=interessant ist die des Mörders Grain. Schade, daß
fügt. Doch die tiefsten Tiefen des Lebens erblicken die Darsteller ihre Rollen nicht in dem Maße durch¬
darin nur jene, welche nicht blos sehen, sondern auch fühlt und im Sinne des Autors begriffen haben,
schauen können. In einem einzigen pastös gemal= wie wir dies im Ungarischen Theater gewöhnt sind.
ten bunten Bilde zeigt uns Schnitzler den elenden Herr Csortos war nicht ganz der Henri, den wir
in ihm gerne gesehen hätten, und Herr Rätkay —
Ulk des Lebens, in dem Wahrheit und Komödie so
unzertrennlich und unverkennbar verquickt sind. obzwar seine Maske gelungen wor — traf auch nicht
In der Weinspelunke des Bürgers Prospére immer den überaus schwierigen Ton. Das Zusam¬
kommt eine Schauspielertruppe zusammen, die mit menspiel war etwas lose, doch dürfte sich das bei
ihren improvisierten Vorträgen die Aufmerksamkeit der Premiere bessern. Es wäre im Interesse des
und das Interesse der aristokratischen Herrenwelt er=ganzen und großen Erfolges zu wünschen. —
regt, die sich gerne in der Schänke durch Zönn
Mädchen und veristische Vorträge die Zeit ver¬
treiben läßt. Die Schauspieler spielen mit grinsen¬
der Miene, was ihnen blutiger Ernst ist, was sie:
bewegt, erfüllt und hinter des lachenden Maske
Aguert das Elend und der bittere Groll gegen die Aus¬
erwählten des Lebens. Die ersten Klänge der Revo¬