II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 176

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ruene Kakadu
Geliebten seiner ihm eben angetrauten
9.3. Der
nen P en S ene enenen
Frau ermordet, und man empfindet entsetzt das
Spiel als grausige Wahrheit. Da bricht plötz¬
lich das Triumphgeschrei des Pöbels, dem der
Sturm auf die Bastille geglückt ist, in
die
Szene hinein. lind ein hohnvolles Schicksal
spielt dem Komödianten wirklich den Geliebten
seiner kokettenhaften Frau in die Hände, und
aus dem eben noch geschauspielerten Mord wird
blutige Wahrheit. Ein gewaltiges und gewalt¬
sames — und deshalb groieskes — Durch¬
eina####ektoßen von höhnischem Spiel und bru¬
taler Wirklichkeit ist diese Szene: „Alle schein¬
Telephon 12.801.
baren Unterschiede sind sozusagen aufgehoben.
Wirklichkeit geht in Spiel über —
Spiel in
Wirklichkeit.“
Dee

Und in diesem iollen Wirbel
„UBSEIVER
liegt nicht nur ein zuckender Reslex der trunke¬
nen,
sinnlos=begehrlichen Stimmung, aus der
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
die
französische Revolution erwuchs, sondern
auch
ein ins Grotesie gesteigertes Abbild alles
Wien, I., Concordiaplatz 4.
menschlich=irdischen Treibens.
Vertretungen
Leider holte die Darstellung nicht die
kraftvolle Wirkung heraus, die dieser überaus
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
dramatischen Szeue innewohnt. Es war ein
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
flatterndes Nebeneinander und kein überwälti¬
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, öt. Petersburg.
gendes Ineinander. Personen und Gruppen
(Quellenangabe ehne Gewähr).
wollten sich nicht zum Gesamtbild aneinander¬
Ausschnitt aus:
fügen, und es half nichts, daß Ewald Bach
als Schauspieler Heuri seine besten Kräfte her¬
Geslnger Fremdenblatt
assat die Massen
mit theairalischer Wucht zusammenzureißen ver¬
vom: 20 2. 7910
suchte: die Bindung der Elemente blieb aus,
und somit die überzeugende Wirkung.
Was im
„Grünen Kakadu“ versäumt
wurde, hokte man in dem dreigktigen Schau¬
Schuitzler=Abend.
spiel „Liebelei“ glänzend ein. Man kennt
Der grüne Kakadu. — Liebelei.
Stück und Darstellung von vielen Aufführun¬
Altonger Stadt=Theater.
gen in Hamburg und Altona. Marie Ferron,
die ihre Ehristine zu ergreifender tragischer
Den Auftakt zum Arthur Schnitzler¬
Höhe hinaufhob, Wilhelmi, der seinem
Abend im Zyklus moderner Autoren, den
alten Musikus eine tiefe und reiche Menschlich¬
das Altonaer Stadttheater zurzeit veranstaltet,
keit zu geben wußte, Fräulein Kobold als
bildete die einaktige Groteske „Der grüne
entzückend = lebendsprühende Mizzi, Ewald
Kakadu“. Diese wilde Szene in der Spe¬
Bach und Arthur Wehrlin bereiteten dem
kunke des Bürgers Prospère, gehört trotz aller
bühnenwirksamen Schauspiel einen neuen, tief¬
grotesken Verzerrung zu den starksten drama¬
gebenden Erfolg.
tischen Bildern, die je ein Dichter aus dem
Wirbel und der tollen Trunkenheit der großen
Kurt Küchler.
französischen Revolution gestaltete. Schauspieler
mimen in einer Spelunke niederster Sorte einem
Publikum von aristokratischen Kavalieren als
besonderen, gruseligen Nervenkitzel genialische
Improvisationen wüster Verbrechen vor, und
ihrem Spiel gibt die wilde, zur Revolution
brängende Gärung des Volkes einen unheim¬
lich rollenden Unterton. In ekstatisch gespielter
Leidenschaft schildert ein Komödiant, wie er
Telephen 12.801.
Di
m
„ODSLIVEN—
##. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeltanga-Ansschaltte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christianla, Genk, Kopes¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolls, New-Vork.
Parls, Rom, öan Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gasllonaagabe ehne Gowäks).
Ausschnitt aus: Generalanzeiger für Hamburg-Alton
Hamburg
20FEB 1910
vom:
Theater und Musik.
Altonaer Stadt=Theater.
„Der grüne Kakadu“. Von Arthur Schnitzler.
Das Altonaer Stadttheater hat###
ine Reihe
wertvoller Vorstellungen herausgebracht. So ist es viellei# einer
Ueberspannung der Kräfte seines Ensembles zuzuschreiben, daß die
Wehrlinsche Neuinszenierung des „Grünen Kakadus“ eine sehr starke
Enttäuschung wurde. Sie fand sich aus Grobdrähtigem und Possen¬
haftem nicht zu dem nervösen, schillernden Revolutionstemperament,
von dem dieser farbige Einakter bewegt und getragen wird. Ver¬
fehlte Besetzungen, verfehlte Aufassungen häuften sich zu unerquick¬
licher Gesamtheit. — Nur der leidenschaftlich gefühlte Henry Ewald
Bachs traf mit mächtigen Akzenten die dichterische Absicht. — Die sehr
frische Liebelei=Vorstellung schloß sich, beifallsfreudig begrüßt, an..
A. 2