II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 257

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ganz unpedantisch genommen — er zusteuert. Sein
passives Genie, ein Lyriker in der Lebensführung,
Weg ist mit Kompromissen gepflastert. Es wird ider lieber gut ißt, trinkt und liebt, als arbeitet, und
Zeit, daß er sich aufrafft.
der die Arbeit denen zuschiebt, die sonst nichts mit
Die Laune zu einer derartigen Betrachtung wäre dem Leben anzufangen wissen. Er heiratet die mit
nicht gekommen, wenn sie der Eindruck des gestrigen 737 Millionen Dollars erblich belastete Miß Mary¬
Abends verdrängt hätte. Man svielte den jungen Eleonore Tunderstam, die der ihr adäquaten Men¬
Strindberg und eine Revolutionskomodie schen (und sie suchte einen Menschen, dem sie all
Schnitzlers die zu den besten Eingebungen des ihr Geld und sich selbst schenken kann) in Hannibal
Dichters zählt. Beide Werke bieten Anlaß zu heiß at¬
gefunden hat.
mender, die Sinne entflammender Wirkung, wenn bei
Die Regie hatte Dr. Ernst Lert der seit Be¬
Strindberg die Leidenschaften naturhaft entzündet
ginn dieser Svielzeit unser Theater leitet. Mit künst¬
werden wenn bei Schnitzlers Komödie Witz und
lerischer Straffheit und Feingefühl arbeitet er ernst¬
Ernst bedeutungsvoll durcheinanderrumoren, wenn
lich am künstlerischen Aufstieg dei hiesigen Bühne.
der Trubel kunstvoll geschnürt in einen so farbenbun¬
Seine Regie gründet im Erfassen, Erwecken und
ten Wirbel gerät, daß Trug und Warheit sich tau¬
Aufmuntern von Solisten, Chor und all den ande¬
melstark verwirren. Beide Werke blieben hinter ihren
ren, die zur Vollendung einer gelungenen Vorstel¬
Möglichkeiten zurück. Stärker als Strindberg wurde
lung nötig sind. Wir sind hier auf dem besten
von Barnowsky Schnitzler ausgerüstet — aber auch
Wege, ein künstlerisch gefügtes Ensemble zu er¬
hier gah. das farbensatte Gewoge des Schlußbildes
halten. Lerts stärkste Seite war bis jetzt entschieden
mehr den Triumph einer wohlgeratenenAeußerlichkeit.
die Oper, die uns Glucs „Iphigenie“ (als Eröff¬
„Fräulein Julie“ ist der vulkanische Vorstoß eines
nungsvorstellung), Strauß' „Salome“ Humver¬
Kraters, in dessen Innern Geschlechterhaß und Groll
dincks „Königskinder“ als Hauptsächlichstes brachte.
der Enterbten glühte. Die Generation vor uns er¬
Im Schauspiel führte er uns einen sehr wirkungs¬
schrak davor und schien sich wieder zu beruhigen. Das
voll belebten „Coriolan“ vor. Ein Sturm= und
Problem Strindbergs wurde, obschon man den ersten
Drangiyklus, der das Gären der Zeit in der Litera¬
Ausbruch nicht übersah, doch irgendwie vertagt und
tur zeigen wird, folgt im Frühjahr, ebenso ein d'Al¬
erst unsere Zeit hat sich mit dem Phänomen Strind¬
H. K.
bert=Zyklus.
berg auseinandergesetzt. An der Kompliziertheit des
Der Fontane=Preis, der im Vorjahr nicht
Dichters gemessen erscheint das Problem des Trauer¬
nerliehen wurde, kommt in diesem Jahr doppelt zur
spiels „Fräulein Julie“ primitiv und einzellig auf
Verteilung. Er wurde vom diesjährigen Juror Erik
den erotischen Kampf zwischen Komtesse und Lakai,
Ernst Schwabach zuerteilt: Max Brod für sein jetzt
zwischen morscher Wohlgeborenheit und brutal trotzi¬
vorliegendes prosaisches Gesamtwerk, Emil Sin¬
Es er¬
Proletenbegehrlichkeit eingestellt.
ger
clair für seinen Roman „Demian, die Geschichte
hebt sich darüber durch Leidenschaftsgrade durch
einer Jugend“.
— Max Brod, der bekannte Prager
des
interessante Nebenzüge
Atmosphärischen,
Schriftsteller,
der mit seinem Roman „Schloß
Immerhin hat das Uebergewicht die Sensation
Nordepygge“ zuerst die Aufmerksamkeit auf sich
und ihr muß auch eine heutige Aufführung
lenkte und anfänglich als Flaubert=Schüler ange¬
dienen, trotzdem sie überlebte Motive historisch sieht.
sprochen wurde, hat in einer stattlichen Reihe epischer
Die gestrige Aufführung betome und unterstrich
Schöpfungen mit häufig selbstbiographischem Hinter¬
alles, was an dem Werke roh und reißerisch ist, ohne
grund ein zähes, ausdrucksvolles, die Probleme um¬
seine infernalische Glut dampfen zu lassen. Sie
grübelndes Talent durch einen energischen Willen zu
verfiel dem Geist der Schauspielerei. Die Rückkehr
steigern gewußt. Er hat auch als Lyriker den Trieb
der Frau Durieux nach Berlin ist begrüßens.
zur Eigenart in mehreren Werken bekundet. Emil
wert, da uns ihre nervöse Art, ihr phantasi volles
Sinclair ist ein junger Autor, der mit seinem Erst¬
Temperament, ihr mondäner Geist gefehlt haben.
ling schnell Beachtung gefunden hat.
Zur Darstellung der Comtesse Julie benötigt man
Das Schicksal der Wiener ehemaligen. Hof¬
einen anderen Jahrgang. Diesem Anprall erster
bühnen ist nunmehr entschieden. Nach einer Drah¬
stürmischer Wallungen ist sie entwachsen. Selbst
tung aus Wien hat die Regierung beschlossen, sie als
wenn man sich über die äußere Erscheinung der
Nationaltheater fortzuführen. Zugleich wird
Gereiftheit hinwegsetzt hätte man Anspruch auf
gemeldet, daß Heine an der Spitze des Burg¬
Töne, die sich durch Raffinement und Umschreibung
theaters bleibt.
nicht ersetzen lassen. Frau Dureicux blieb die Her¬
rin, die sich herabläßt. Aller Taumel, aller Groll,
Theateraufführungenw. am Bußtag und
alle Verzweiflungen hielten sich in Grenzen von
Totensonntag. Am Bußtag sind, nach einer eben
Launenhaftigkei. Erst bei Schnitzler wurde man'
ergangenen Verfügung, wie am Karfreitag die
ihrer Mitwirkung froh. Da gab sie die lüsterne
Theater, Kanzertsäle Habaretts, Lichtsvieltheater usw.
Gattin des Margius von Lansac, und dieses kapriziöse
grundsätzlich geschlossen zu halten. Bei den Theatern!
Bild glaubte man ihr.
findet eine Ausnahme nur zugunsten ernster, der
Eugen Klöpfer hat auf die Darstellung des
Weihe des Tages Rechnung tragender Stücke statt.
Lakaien Jean starke Anrechte. Es steckt in ihm An¬
Für den Karfreitag sind demgemäß Werke wie „Par¬
wartschaft auf Nachfolge Bassermanns, seine raube
sifal“ und das Fuchssche Christusdrama nicht bean¬
Kehle verfügt über Exponenten der Leidenschaft. Die standet worden. In den Koniertsälen kann neben
Distanz zwischen ruhiger Charakteristik und auf¬
rein geistlicher auch ernste Musik dargeboten werden,
wallander Glat ist bei ihm noch unausgeglichen. Im
sofern das Programm und die äußere Veranstaltung
Gleichgewichtszustand versimpelt er, und gestern warldes Konzerts der Bedeutung des Tages gerecht wer¬
er zwischen den Temperamentsausbrüchen fast süßlich.
den. Am Totensonntag sind wie am Donnerstag
und Sonnabend der Karwoche bei allen genannten
Eine bessere Führung hätte aus ihm mehr heraus¬
geholt. Auch die Besetzung der Christine mit Ilka
Unternehmungen nur ernste Darbietungen zuge¬
Szenisch fehlte
Grününg leuchtete nicht ein.
lassen mit der Maßaabe daß Theater, die schließen
zwischen Nacht und morgen der Einschnitt. Trotzdem
müßten, wenn sie ihr Repertoirestück nicht geben
setzte sich Strindberg durch — doch mit Stockungen,
dürften an dessen Aufführung nicht gehindert wer¬
die man früher nicht wahrnahm.
den sollen. Am Karfreitag, Bußtag und Totensonn¬
Schnitzlers „Grüner Kakadu“ ist ein technisches tag sind Nachmittagsvorstellungen verboten. Bei
Meisterstück, das die Bühnen zum intensivsten Wett= Zweifeln über den Umfang dieses Verbots wird die
bewerb aufreizt. Barnowsky hätte hierzu der ehe¬
Theater=Abteilung des Polizcivräsidiums Auskunft
maligen Garde bedürft, unter denen Erscheinungen
erteilen. — Also die gleiche Verfügung wie im vori¬
wie Gottocot dominierten. Seine gestrigen Absichten
gen Jahr.
scheiterten an Halbheiten der Episooe. Schon der
In der Staatsoper finden in der kommenden Woche
Wirt Prospere, der wie eine Stimmgabel den
folgende bemerkenswerte Gastspiele statt: Herr Fritz
Hans
Grundton angeben müßte, enttäuschte.
[Feinhals singt als dritte und letzte Rolle am kommen¬
die
den Dienstaa im „Fliegenden Holländer“
Fischer scheint in Dresden denn doch etliches ver¬
Titelvartie, Herr Roffmann als 2. Rolle auf Engage¬
Aernt zu haben. Auch ein Komödiantenvater muß
M., den Grasen Almaviva im
ment am Freitag, 7
Ergendwie echt sein. Man darf es sich versagen, ähn¬
Barbier von Sevilla“. Am Montag. 10 d. M
liche Feststellungen bei jedem Einzelnen des figuren¬
beginnt Frl. Maria Ivogün vom Münchener National¬
reichen Stückes zu wiederholen. Bloß Frl. Daigny
theater ein al
Abende berechretes Gastspiel und zwar
Servaes und die bereits erwähnte Frau Durieux
als Gilda in Verdis Rigoletto.
waren Ausnahmen. Auch Herr Klöpfer war in
Deutsches Theater. In der am Freitag statt¬
der Zeichnung des eigentlichen Strolches halbwegs
findenden Erstaufführung von Richard Beer=Hof¬
interessant. Conrad Veidt spielte, so treffend rein manns Dichtung Jaakobs Traum“ wirken in den !
äußerlich der Typus des Stars herauskam, denn Hauptrollen mit: Alexander Moissi. Maria Fein, Paul I