II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 285

er
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fruene Kakadu
Der
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hrichten, Bremen
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Seine ganze philosophisch=betrachtende, kritisierende, sich geliebte Frau (mit der Marianne Miersch sich viel Mühe
gegen die Härte des geschichtlichen Geschehens aufleh= gab, aber ohne über die äußerliche Geste, die vom Eros
bremer Stadttheater
nende, moralisierende Weltanschauung hindert das objek= zum Ethos führt, hinauszukommen), ist sie tragisch?
Spiel von Tod und Liebe.
tive Gestalten. Sein (ursprünglich zehnbändiger!) Jean
Wahrlich nicht; sie opfert sich aus Bedürfnis nach heroi¬
Christoph ist die Frucht seiner musikästhetischen Vor¬
scher Pose. Vielleicht hätte sie mit Hanna Fasser
n Romain Rolland.
lesungen und seiner beethovenschen Menschheitsliebe.
(Ladoiska) tauschen sollen; aber der Charakter=Bruch
akadu. Von Arthur Schnitzler. Beethovens Deutschtum innerhalb dieser Idee verschwin= würde doch bleiben. Im übrigen gibt es eine Reihe von
hösische Revolution ist das Thema dieses det darin. In der durch die Revolution entfesselten Nebenrollen, in denen sich der von Natur theatergewandte
mit Romain Rollands Spiel von Tod Bestialität sucht er nach Dokumenten der Menschlichkeit. Franzose und auch unser Ensemble bewährte. Die Regie
nd dem Schnitzlers Satyr=Spiel in der
Diese erbringen in dem Spiel von Tod und Liebe der führte Herr Oberspielleiter Waldemar Jürgens mit Um¬
neipe zum Grünen Kakadu. Die Revo=hochherzige sechzigjährige Gelehrte Jerôme von Cour¬
sicht und sicherem Gefühl für den Stil des Dichters.
am 14. Juli 1790 mit dem Verbrüde= voisier und seine fünfunddreißigjährige Frau, durch
Es folgte Schnitzlers Grüner Kakadu. Das Stück ist
Mationen auf dem Champs de Mars, im
Todeswillen und Entsagung. Zwischen beide schiebt sich
alt und jenseits von Gut und Böse. Es spielt grazlös,
roßen Menschheits=Utopien von Freiheit,der Eros, in der Gestalt des jungen Vallée, der aber als
witzig, bissig, zynisch und theaterschreckend mit Brand,
Brüderlichkeit ihr Ziel erreicht zu haben.
Egoist ausgeschifft wird und sich rettet. Das Todesduett
Totschlag, Bastillesturm, Aristokratenfäulnis und Revolu¬
es erst der Beginn. Der Verbrüderungs¬
des freiwillig der Guillotine entgegenschreitenden
tionsfieber; ohne tieferen Ernst, ohne eigene Überzeu¬
hsse weckte die Bestien, die in der Tiefe
Menschenpaares hat hohe Schönheit der Gefühle, oratori=gung. Um zu kitzeln. In unserer Zeit, nach den Leiben
*Herzen schlafen; der Zerstörungstanz
sche Musik wie Isoldens Liebestod, die große französische
und Lehren des letzten Massenwahnsinns der Völker, hat
ag zu Tag sich überstürzend, bis der all¬
Geste des herorischen Edelmuts — leider aber nicht so dies, einst nur als witzig empfündene Spiel viel von
sinn sich gegen sich selbst wandte, und die
sehr das überzeugende Gewicht innerer Wahrheit: diese seinem Reiz verloren. Aber in Verbindung mit Romain
twie der Zauberlehrling, im Blutstrom
junge Frau berauscht sich intellektuell an der Idee ihrer Rolland ist es historisch immerhin eine Ergänzung. Nur
sendlich der korsische Tierbändiger erschien,
Hochherzigkeit und ihres Ethos. Hoffentlich löscht das hätte man es an den Anfang stellen müssen; nicht nur
wieder an die Kette legte. Die Tragik
lorbeerbekränzte, silbern blitzende Fallbeil diesen ethischen
wegen der historischen Entwicklung der Revolution, son¬
nist die Vergewaltigung des Individuums
Rausch, bevor er sich wieder zum Eros wandelt, der ihr
dern zur Entwickelung einer übergeordneten ethischen
umes von der Menschheitserhöhung, das
Wesen besaß und der das Prinzip des Lebens und des
Idee und um der künstlerischen Steigerung willen. So,
keiner Weltbeglückung in Weltzerstörung.
Kampfes ist und bleibt.
wie es war, schadete es der Nachwirkung von Romain
kolland, der Dichter des Jean Christoph
Rollands höheren Absichten. Die ebenfalls von Walde¬
Die epische Natur des Dichters Romain Rolland
nderer Mahgtma Gandis, ist sicher ein
mar Jürgens inszenierte Aufführung hatte buntes unter¬
zeigt sich in ihrer ganzen Naivität auch in der langen,
und Fre##o der leidenden Menschheit.
haltsames Leben; aber der scharfe Brandgeruch des
langen Erzählung, die Valleé noch im Augenblick töd¬
n der Revclation sich entfesselnden Kräfte,
Bastillesturmes und der Fieberhitze der Gesellschaft, die
licher Ermattung von seiner Flucht durch Frankreich
s Hölle und Himmel, auch in jeder ein¬
von unten nach oben, vulkanisch überkocht, war allzu
macht, und in dem ergreifenden, aber auch fühlbar langen
nbrust das Fundament seines Wesens
stark durch Ferdinand Ahnelts urkomischen Prospere ab¬
Bericht Courvoissiers von der Konventssitzung. Nur ein
gik bilden, und daß das Beispiel eines
gemildert. Die übrigen Rollen sind stark chargierte
eges der Güte nicht die Sündflut des Franzose und ein rhethorisch so begabter Franzose wie
Grotesk=skizzen, die nicht zu verfehlen sind.
k kann, will ihm nicht in den Sinn. Er Romain Rolland vermag sein Theaterpublikum so lange
Der lebhafte Beifall des Publikums galt vielmehr
und das auch nur, wenn er einen so
ie nicht lassen, daß einst der Einzelne die festzuhalten —,
dem hohen edlen Sprach= und Gedankenflug Romain
samtheit überwinden werde; kurz und mitreißenden, überlegenen Sprecher findet, wie hier bei
Rollands, als dem MacherArthur Schnitzler, vor allem
einst die wunderlichen Bezeichnungen uns in Hans Gerlach, der mit der Rolle innerlich von
aber den Darstellern.“
Deutsche, Juden und Christen verschwun= Szene zu Szene geistig und menschlich wuchs, bis er
Und nun genug, der Einakter und der Plänkeleien
n und nur noch Europäer sich holdselig Rollandsche Übermenschlichkeit der Güte und Willens¬
zum Einspielen des Ensembles. Strindbergs Rausch war
widmet er seinem liebsten Freunde in größe erhielt. Aber tragisch? Nein! Die anderen
eine Tat. Jetzt sind wir gespannt auf weitere Taten.
phan Zweig, dem warmherzigen Dichter Charaktere sind dichterisch nicht entfernt so groß, vor
Die Klassiker sind immer noch der höchste Reserveschatz
keines Volkes, Jeremias dem Freien im allem nicht ungebrochen. Vallée, der Liebhaber, hat die
ropa die Heimat und Freundschaft Reli=französische große Geste des heroischen, todesmutigen des Theaters, wenn die Lebenden versagen. Schillers
sein Spiel von Tod und Liebe. Welch Eros; er ist aber nur blind=sinnlicher Egoist, der die Ge= Don Carlos steht vor der Tür; er braucht ja nicht bis
licher Optimismus im waffenstarrenden liebte durch seine Rückkehr freventlich in sein Geschick zum Geburtstag Schillers zu warten. Dafür hat er ja
mit hineinreißt. Hier tritt der klaffende Unterschied noch mehr Stücke geschrieben. Und ich glaube, der Wunsch
kko liegt ja freilich nicht in Europa.
des Publikums geht auch auf große, erhebende Kunst.
zwischen dem französischen und deutschen Eros, dem All¬
nt man mit Menschenliebe und hohem
Dr. Gerh. Hellmers.#
sieger im Kampf, zutage: Tannhäuser und Wolfram!
och nicht immer eine Tragödie, d. h. im
nerer Notwendigkeit und Gesetzmäßigkeit. Und ist dieser Vallée (dem Willy Schmitt auch nicht hel¬
ist im Kern seines Wesens Epiker.fen konnte) tragisch? Nein; nur Egoist. Und sie, die