II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 337

ruene Kakadu
9. 3. Der
box 15/4
Dei grache Kakaun
daß auch Aus¬
hab
tion
Knchse zu Tage treten, welche schließlich selbst
K
D im Kreise Offiziers= und Unterdistzletskorps welches rund das Gros der gebildeten und vernünftigen
der
seiner Freunde als verträglicher und liebens=]85,000 Mann betragen mag, die Reserveoffiziere Offiziere tief erschrecken, die doch glücklicherweise lun
würdiger Kamerad aufs beste geschätzt wurde, und =Unteroffiziere nalbriich nicht mitgezählt.
Ent
die erdrückende Mehrheit bilden.

setzungen gebunden. Ein folcher Publikum aber gibt es
deutsche Renaissance%, seine ersprießliche Tätigkeit als
zutr
Feuilleton.
heute nicht mehr. Und eie mnehmütiges Gefühl, ähnlich
Dramaturg am Hoftheater in Dresden und die liebe¬
den
wie bei den Literaturkomödlen Platens, ergreift uns:
volle, beharrliche Teilnahme für die Werke Heinrich
der
soviel glückliche Einfälle, soviel Poesie, soviel Be¬
Ludwig Tieck.
von Kleists, der ohne ihn wohl kaum so rasch sich durch¬
gle
geisterung, Entrüstung und Spott — und all dies
gesetzt hätte.
Mäd
Zur 50. Wiederkehr seines Todestagel
verschwendet an ein mehr sher weniger unfruchtbares
und
Also, wird man ausrufen, ist nach diesem Dichter
(28. April).
Pamphlet gegen einige hornierte Literaturleute, nach
nichts zurückgeblieben? Und nichts Lebendiges verbindet
denen wenige Jahre spä#en kein Hahn mehr kräht! Es
Ich habe bei der romantischen Ironich die man
ihn mehr mit unserer Zeit? Doch. Denn durch all
weiter über A. W. Schlegels „Ehrenbogen und Triumph¬
ist in der Tat wahr, w#s man von diesen Literatur¬
das Vergängliche der Tieckschen Dichtung leuchten wie
pforte für Kotzebue“, über Jean Paul, über Brentanos
komödien gesagt hat: sie blelben wohl eine Delikatesse
herrliche Juwele seine „Volksmärchen“ durch. Noch
mu
„Godwi“ und „Gustav Wasa“ bis auf Heine verfolgen
für den Kenner, aber ein zum großen Teil unver¬
vor fünfzehn Jahren hätte man gar nicht den Mut
Vog
kann, länger verweilt, nicht bloß, weil sie in Tiecks
dauliches Gericht für den, der so glücklich ist, den
gehabt, auf sie hinzuweisen. Aber das heutige Ge¬
zieht
Komödien so stark zur Gi ung kommt, sondern auch
literarisch=theatralischen Lumpenkram jener Jabre nur
schlecht, in dem ja so manche Sehnsucht wieder er¬
das
deswegen, weil von hiet aus Fäden von Tieck zu
vom Hörensagen zu kennen.
wacht, die man bereits für immer begraben glaubte,
unserer jüngsten Literatur sich spinnen. Theater auf
ist dem Märchen wieder hold. Und dies scheinen auch
Ritth
dem Theater, wie es Tieck aus Goethes Jugendsarcen,
andere einzusehen, denn erst vor kurzem kündigte ein
flatte
aus Shakespeare, aus Gozzi und vor allem aus Hol¬
Jene Dichtungen Tiecks also, die von den Zeitge¬
rühriger Verlag eine Sammlung romantischer Märchen
Tan
berg gelernt hat, insbesondere aber die Vorliebe für die
nossen am meisten bewundert wurden, gehören heute
von Tieck und Brentano an, von der der erste Band
haben
Verwischung der Grenzen zwischen Spiel und Wirklich¬
bereits vorliegt.**) Und was sind das doch für
nur noch der Geschichte an. Der Klingersche Stich
sich
keit — in Hofmannsthals Dramoletten kommen sie
fällt uns wieder ein. .. Tote Geschichte! Und in dieser
wunderbare Gebilde, diese Tieckschen Mörchen! Sie
die
wieder und in Schnitzlers „Grünem Kakadu“. Den
Totenkammer, die andere euphemistisch Pantheon
machen wahrlich all das Viele wieder welt, was von
seine
„Grünen Kakadu“ möchte ich besonders hervorheben,
nennen mögen, ruht auch so manches andere, das Tieck
den übrigen Werken unseres Dichters im Laufe der
herun
denn indem man diese wunderbare „Groteske“ den Lust¬
in seinem rastlosen Leben geschaffen und geleistet:
Zeit untergangen isi. Es sind wahre Perlen der Poesie,
spielen Tiecks gegenüberstell., fällt uns das Wesen der
seine Novellen, die zusammen mit der Zeit, deren
die wir an ihnen haben. Und so zart sind sie und von
letztern erst recht deutlich ins Auge. Während Schnitzlers
Interessen sie einst vertraten, verschwunden sind; sein
so zauberischem Duft umhaucht, daß man sich gar
„Kakadu“ überall die gleiche Wirkung hervorrufen
Künstlerroman „Franz Sternbald“, der eigentlich mehr
nicht getraut, an sie etwa mit kritischer Sonde heran¬
wird, indem hier der Dichter durch die romantische
eine Sammlung von aneinandergereihten Künstler¬
Art des verwirrenden Schnebens zwischen Ernst und
Ueber „Ludwig Tieck und die altdeutsche Kunst“
geschichten ist; seine „Genoveva“ und sein „Oktavian“,
handelt ein gehaltvoller Aufsatz von Dr. Hans
Spiel zur höchsten Tragik vordringt und zudem einen
die beiden maßlos ausgedehnten Dramen, die nur noch
Bloesch im „Sonntagsblatt des Bund“ vom 19.
Ausblick auf das ewige Leben, auf die geheimnisvoll
für den Philologen als ein orbis pictus der roman¬
April 1903.
sich durchkreuzenden Wege des Geschickes eröffnet, sind
tischen Bestrebungen einen Wert haben. Und leider
2
**) Romantische Märchen von Brentano und
die engbegrenzten romantischen Stücke von Tieck an
erwähnt auch nur noch die Geschichte seine großen] Tieck. I. Reihe. In Auswahl und mit Einleitung
schien
ein bestimmtes Publikum mit bestimmten Voraus= Verdienste um die Erweckung des Sinns für die von Bruno Wille. Leipzig, Eugen Diederichs, 1902.
Grun