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9. 4. per gruche Kakadu ZukIus
e
reihe entgehen — und als der Vorhang fiel, dankte, einem Augenblick der Leidenschaft begangen. So lebendig
Abgründe der Seele.
man jedesmal mit lautem Beifall für die Anregun=sist ihre Erinnerung, daß der Gatte beinahe an die
gen, die das bedeutsame Bühnenspiel geboten.
Wahrheit des Erzählten zu glauben beginnt. Ver¬
— Einakter von Arthur SchuitlerParacelsus“. Die
loren scheint sie ihm mit dieser Erinnerung von
Das erste der Schauspiele bringt Paracelsus
Gefährtin“, „Der glüne Kakadu“. Aufgeführt im Wiener
heißen Küssen und ungeahnten Wonnen, und
auf die Bühne, den berühmten Arzt und Naturforscher
Hofburgkheater am 1. März. —
des sechzehnten Jahrhunderts, welcher der Erste ge¬
groß ist der Haß des Paracelsus gegenüber dem
OOriginal=Feullleton des „Neuen Pester Journal“.)
übermüthigen Pfahlbürger, daß er den Zauber nicht
wesen, der die Chemie in die Arzneikunde eingeführt,
Von Arthur Schnitzler, der unter den jungen
lösen will trotz aller Drohungen. Aber ein Umstand
auf die Schädlichkeit verdorbener Luft hingewiesen
Dramatikern Wiens die größten Hoffnungen erweckt
und noch manche andere ernste Neuerungen gebracht veranlaßt ihn doch dazu. In ihren Phantafien bringt
hat, und welcher mit jedem neuen Werk zeigt, wie
hat, die einen großen Fortschritt in der Medizin die Frau Manches vor von einer Laube im Garten,
sehr er nach Vertiefung strebt, wurden gestern drei
bedeuteten. Schnitzler stellt ihn als Hypnotiseur hin schwülem Blumenduft und berückendem Mondschein,
kleine Stücke gegeben, deren Kürze man beinahe als
und läßt ihn ein Spiel mit Seelenvorgängen auf= Dingen, von denen er ihr nichts suggerirt. Er
einen rein äußerlichen Zufall betrachten kann, denn sie
führen, das zu denken gibt. Als armer, verschüchterter
schläfert sie wieder ein und befiehlt ihr, bis zum
sind hwer an Gehalt. Es hätte den Verfasser nicht
Abend wahr zu sein in allen Worten und Empfin¬
Student hat Paracelsus, von einer unglücklichen
viel Mühe gekostet, die Vorgänge dieser drei drama¬
Liebe getrieben, Basel verlassen, als berühmter Ge¬
verhehlen, was in ihrer
dungen, und nichts zu
tischen Kleinigkeiten zu weitläufigeren Lebensbildern
lehrter kehrt er heim. Er betritt wieder das Haus
Seele vorgeht, auf deren Grund er lesen möchte.
auszugestalten, sie hätten vielleicht dabei noch ge¬
der Jugendgeliebten, welche die Frau eines Anderen
Von neuem zum Bewußtsein gebracht, gesteht sie
wonnen, jedenfalls nichts verloren. Denn an alle
geworden und kurz vor seinem Erscheinen die Liebes¬
Paracelsus, wie heiß sie ihn einst geliebt und wie
diese Vorgänge knüpft sich eine bewegte Vorgeschichte,
betheuerungen eines kecken Junkers anhören mußte.
gerne sie ihm in der Nacht nach seinem Scheiden
die uns im Lause der Begebenheiten bewußt wird,
Der Junker muß am nächsten Tage abreisen und
Alles gegeben hätte, wonach er in jugendlicher
und zöge diese in packenden Auftritten an uns vor¬
Schüchternheit nicht zu langen gewagt, Ehre und Lebens¬
beschwört sie, ihm in der Nacht ein Stelldichein im
über, wir könnten uns ihrer Wirkung kaum ent¬
Garten zu gewähren. Paracelsus sieht bewegt das
glück hätte sie ihm willig geopfert. Dann gesteht sie
winden. Die drei Akte, die uns der Dichter bieiet
Weib seiner Jugendträume wieder. Neben ihr steht
dem Gatten, wie gut es sei, daß der Junker scheide
— er ist nun auch vom Burgtheater als solcher aner¬
der Gatte, ein Wassenschmied und Rath der Stadt,
jugendlich lebhaft glüht noch ihr Blut und hätte
kannt, denn als solchen verkündete ihn gestern ein
der sich stolz und satt seiner Kraft und seines Reich¬
sie verführt, den schmucken Mann in der Nacht in
Reue und
dankender Regisseur, nachdem ihn ein anderer Re¬
thums rühmt, alle Junker verlacht und alle „Gauk¬
erhören, und
der Laube zu
gisseur bei anderer Gelegenheit nur als „Autor“
ler“ von der Art des Paracelsus schmäht, deren Künste
Scham fürs ganze Leben wäre ihr doch nur davon
qualifizirt hatte —, sind wie die Gipselpunkte von
in seinem sicheren, wohlumhegten Hause nicht verfan¬
verblieben. Wer weiß, was der Gatte bis zum
Menschenschicksalen, die auch in ihrer Entwicklung
gen. Er reizt den Gast, von dessen unglücklicher
Abend, dem Endtermin der Wahrheit, noch zu hören
einen starken Reiz ausgeübt hätten. In diesen drei
Liebe er Kenntniß hat, und dieser nimmt eine grau¬
bekommt — er hat an der Lehre jedenfalls genug
Akten — drei letzten Alten, möchte man sagen —
same Rache. Er hypnotisirt die Frau und suggerirt
und beschließt, sie zu nützen. Das Stück berührt
leuchtet Arthur Schnitzler tief in die Abgründe der
ihr im Schlafe eine sträfliche Umarmung mit dem
wie die psychologische Studie einer Frauenseele und
Menschenseele hinein. Mit gespannter Aufmerksam¬
Junker, die in ihrer Erinnerung lebendig bleiben
wirkt in seinem knappen Rahmen mit lebendigen,
keit folgte ihm das Publikum, in mancher Szene
soll. Erwacht, ist die Frau beim Anblick des Gatten
manchmal grellen Farben. „Alles war nur Spiel“,
hielt man förmlich den Athem an, wie besorgt, es
von Entsetzen erfüllt und ersteht zu seinen Füßen sagt Paracelsus zum Schlusse tröstend zu dem Ehe¬
könnte Einem eine Figur in der fesselnden Gedanken= Verzeihung für den Fehltritt, den sie vermeintlich in mann. Es war aber mehr als Spiel, das fühlte die
ehentige Mummen umtabt #mansin Seiten
9. 4. per gruche Kakadu ZukIus
e
reihe entgehen — und als der Vorhang fiel, dankte, einem Augenblick der Leidenschaft begangen. So lebendig
Abgründe der Seele.
man jedesmal mit lautem Beifall für die Anregun=sist ihre Erinnerung, daß der Gatte beinahe an die
gen, die das bedeutsame Bühnenspiel geboten.
Wahrheit des Erzählten zu glauben beginnt. Ver¬
— Einakter von Arthur SchuitlerParacelsus“. Die
loren scheint sie ihm mit dieser Erinnerung von
Das erste der Schauspiele bringt Paracelsus
Gefährtin“, „Der glüne Kakadu“. Aufgeführt im Wiener
heißen Küssen und ungeahnten Wonnen, und
auf die Bühne, den berühmten Arzt und Naturforscher
Hofburgkheater am 1. März. —
des sechzehnten Jahrhunderts, welcher der Erste ge¬
groß ist der Haß des Paracelsus gegenüber dem
OOriginal=Feullleton des „Neuen Pester Journal“.)
übermüthigen Pfahlbürger, daß er den Zauber nicht
wesen, der die Chemie in die Arzneikunde eingeführt,
Von Arthur Schnitzler, der unter den jungen
lösen will trotz aller Drohungen. Aber ein Umstand
auf die Schädlichkeit verdorbener Luft hingewiesen
Dramatikern Wiens die größten Hoffnungen erweckt
und noch manche andere ernste Neuerungen gebracht veranlaßt ihn doch dazu. In ihren Phantafien bringt
hat, und welcher mit jedem neuen Werk zeigt, wie
hat, die einen großen Fortschritt in der Medizin die Frau Manches vor von einer Laube im Garten,
sehr er nach Vertiefung strebt, wurden gestern drei
bedeuteten. Schnitzler stellt ihn als Hypnotiseur hin schwülem Blumenduft und berückendem Mondschein,
kleine Stücke gegeben, deren Kürze man beinahe als
und läßt ihn ein Spiel mit Seelenvorgängen auf= Dingen, von denen er ihr nichts suggerirt. Er
einen rein äußerlichen Zufall betrachten kann, denn sie
führen, das zu denken gibt. Als armer, verschüchterter
schläfert sie wieder ein und befiehlt ihr, bis zum
sind hwer an Gehalt. Es hätte den Verfasser nicht
Abend wahr zu sein in allen Worten und Empfin¬
Student hat Paracelsus, von einer unglücklichen
viel Mühe gekostet, die Vorgänge dieser drei drama¬
Liebe getrieben, Basel verlassen, als berühmter Ge¬
verhehlen, was in ihrer
dungen, und nichts zu
tischen Kleinigkeiten zu weitläufigeren Lebensbildern
lehrter kehrt er heim. Er betritt wieder das Haus
Seele vorgeht, auf deren Grund er lesen möchte.
auszugestalten, sie hätten vielleicht dabei noch ge¬
der Jugendgeliebten, welche die Frau eines Anderen
Von neuem zum Bewußtsein gebracht, gesteht sie
wonnen, jedenfalls nichts verloren. Denn an alle
geworden und kurz vor seinem Erscheinen die Liebes¬
Paracelsus, wie heiß sie ihn einst geliebt und wie
diese Vorgänge knüpft sich eine bewegte Vorgeschichte,
betheuerungen eines kecken Junkers anhören mußte.
gerne sie ihm in der Nacht nach seinem Scheiden
die uns im Lause der Begebenheiten bewußt wird,
Der Junker muß am nächsten Tage abreisen und
Alles gegeben hätte, wonach er in jugendlicher
und zöge diese in packenden Auftritten an uns vor¬
Schüchternheit nicht zu langen gewagt, Ehre und Lebens¬
beschwört sie, ihm in der Nacht ein Stelldichein im
über, wir könnten uns ihrer Wirkung kaum ent¬
Garten zu gewähren. Paracelsus sieht bewegt das
glück hätte sie ihm willig geopfert. Dann gesteht sie
winden. Die drei Akte, die uns der Dichter bieiet
Weib seiner Jugendträume wieder. Neben ihr steht
dem Gatten, wie gut es sei, daß der Junker scheide
— er ist nun auch vom Burgtheater als solcher aner¬
der Gatte, ein Wassenschmied und Rath der Stadt,
jugendlich lebhaft glüht noch ihr Blut und hätte
kannt, denn als solchen verkündete ihn gestern ein
der sich stolz und satt seiner Kraft und seines Reich¬
sie verführt, den schmucken Mann in der Nacht in
Reue und
dankender Regisseur, nachdem ihn ein anderer Re¬
thums rühmt, alle Junker verlacht und alle „Gauk¬
erhören, und
der Laube zu
gisseur bei anderer Gelegenheit nur als „Autor“
ler“ von der Art des Paracelsus schmäht, deren Künste
Scham fürs ganze Leben wäre ihr doch nur davon
qualifizirt hatte —, sind wie die Gipselpunkte von
in seinem sicheren, wohlumhegten Hause nicht verfan¬
verblieben. Wer weiß, was der Gatte bis zum
Menschenschicksalen, die auch in ihrer Entwicklung
gen. Er reizt den Gast, von dessen unglücklicher
Abend, dem Endtermin der Wahrheit, noch zu hören
einen starken Reiz ausgeübt hätten. In diesen drei
Liebe er Kenntniß hat, und dieser nimmt eine grau¬
bekommt — er hat an der Lehre jedenfalls genug
Akten — drei letzten Alten, möchte man sagen —
same Rache. Er hypnotisirt die Frau und suggerirt
und beschließt, sie zu nützen. Das Stück berührt
leuchtet Arthur Schnitzler tief in die Abgründe der
ihr im Schlafe eine sträfliche Umarmung mit dem
wie die psychologische Studie einer Frauenseele und
Menschenseele hinein. Mit gespannter Aufmerksam¬
Junker, die in ihrer Erinnerung lebendig bleiben
wirkt in seinem knappen Rahmen mit lebendigen,
keit folgte ihm das Publikum, in mancher Szene
soll. Erwacht, ist die Frau beim Anblick des Gatten
manchmal grellen Farben. „Alles war nur Spiel“,
hielt man förmlich den Athem an, wie besorgt, es
von Entsetzen erfüllt und ersteht zu seinen Füßen sagt Paracelsus zum Schlusse tröstend zu dem Ehe¬
könnte Einem eine Figur in der fesselnden Gedanken= Verzeihung für den Fehltritt, den sie vermeintlich in mann. Es war aber mehr als Spiel, das fühlte die
ehentige Mummen umtabt #mansin Seiten