II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 385

9.4. Der Bruehe Kakadu Zuklus
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte. Aus
„OBSERVER“ Nr.
4 47 österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachri
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus: Neuee eser Teschan
„ ½½. 77.
Theater, Runst und Titeratur.
WBnrtheater. Seit Sudermann's „Morituri“
siegrdich den Bann durchbrochen haben, der auf den ver¬
pönten Einacterabenden lag, fängt diese Art von schnell
abgewickelten Trilogien wieder an zu blühen. Gestern
bekamen wir zum ersten Male drei höchst lebendige, geist¬
volie und sinnige kleine Stücke von Arthur Schnitzler
zu sehen, die gleichsam die Aufforderung enthatten, einen
vom Dichter unterschlagenen Generaltitel für sie zu
suchen. Sie bedingen und setzen einander zwar ebenso
wenig voraus, wie jene „Morituri“, aber sie
könnten sich dech mit derselben Berechtigung auf
ihre innere Zusammengehörigkeit berufen. In allen dreien
wird eine halbe Wahrheit zu einer ganzen gemacht, der
Schein vom Wesen abgelöst und einem kurzsichtigen Ehe¬
mann der Staar gestochen. Jedesmal ist es ein Zufall,
der die Katastrophe herbeiführt, und dieser Laufbursche des
Schicksals, der sonst die Geschäfte des komischen Dichters
besorgt, erscheint hier in schwarzer Liorée, um die An¬
gelegenheiten des ernsten mit philosophischer Miene zu
ordnen. Die beiden Prachtstücke „Paracelsus“ und „Der
grüne Kakadu“ sind nicht nur bei weitem interessanter
und gehaltreicher, sondern auch ungleich dramatischer als
die novellistische „Gefährtin“, doch da sie sie
in die Mitte genommen haben, so geht Se mit.
für Wenn ein solcher trauriger Fall, dem das Absichtliche 50,
inclus!
„ 4 der Construction allzu deutlich anzumerken ist, —
Porte
Zahlb
5 so beredt und überzeugend erörtert wird, wie kier von —
„ 10 Herrn Sonnenthal, Fräulein Bleibtren und — im Vor
Herrn Zesk., so vergessen wir nach seiner tieferen?
chnitte ist
Abom poetischen Berechtigung zu fragen. Auch in den anderen ih steht es
Abonl beiden Stücken wurde vortrefflich gespielt von Frau j ändern.
Schratt, Fräulein Haeberle, Frau Mitter¬
wurzer, Fräulein Witt, und den Herren Krastel,
Thimig, Robert, Frant, Reimers, Paulsen,
Treßler, Gimnig, Hartmann, Römpler.¬
Hofmeister und Moser. Als Schauspieler Heury im
„Grünen Kakadu“ glänzte noch einmal Herr Sonnen¬
thal hervor, der die schwierige Aufgabe, die gespielte;
und die wahre Eifersucht darzustellen, genial löste.
Schnitzler, der schon nach dem ersten Stücke gerufen
wurde, ließ den Regisseur, Herrn Hartmann, für sich
danken und erschien nach dem zweiten und am Schlusse
M. K.
immer wieder in eigener Person.—
box 15/5
Telefon 12801.
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte,
„OBSERVER Nr. 88
I österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31a. —
91
Ausschnitt aus: 69le
vore 4½/. 77.
Kunst und Wissenschaft.
Burgtheater. Drei Einakter von Arthur
r wurden gestern zum erstenmale aufge¬
Schnitz
führt. Nach dem ersten Stück; dankte Herr Hart¬
mann für den Dichter und nach den beiden folgenden
übernahm Herr Schnitzler perjönlich die Quittirung des
der von
Dankes für den Beifall, ungeachtet
angezettelten Ausorenverschwörung,
Herrn
sich dem Publikum nicht mehr zu zeigen. Bunte Bilder
wirbelten an uns vorüber, ernst und heiter, sentimental
und satirisch, aber Alles mit dem unvermeidlichen Stich
in's Ewig=Ehebrecherische. Das erste Stück nennt sich
„Paracelsus“ und führt uns zu Beginn des XVI.
Jahrhunderts nach Basel, wo der Wunderdoktor Theo¬
phrastus Bombastus Paracelsus in Schnitzlerisch glatt¬
polirten Versen das Kunststück produzirt, einen im Gedanken
begangenen Ehebruch einer ehrsamen Bürgersfrau durch
Magnetisirung aufzudecken und gnädig wieder zu ver¬
wischen, damit der Hausfriede keinen Schaden erleide
Das zweite Stück „Die Gefährtin“ führt uns in die
Gegenwart zurück, an die Bahre einer Ehebrecherin,
deren Mann den Geliebten zur Thüre hinauswirft
weil dieser seine Frau nicht wirklich geliebt, sonder
mit ihr sich nur einen kleinen ehebrecherischen Scher
erlauht hatte. Und das dritte Stück „Der grün
Kakadu“ eine „Groteske“, wie es der Verfasse
nennt, versetzt uns nach Paris in die große Zeit de
Revolution. Es schildert uns den Abend in jener berühmter
50 : Kellerwirthschaft, wo der Herzog von Cadignau von einen
inclurive
Für
Schauspieler erstochen wurde, während draußen die Bastille porte
100
erstürmt worden worden war. Spiel und Wirklichkeit, Zahlder
200
im Vor#as
Komödie und Wahrheit mischen sich da wie die bunte¬
500
Steine in einem Kaleidoskop, daß Einem im Kopfe
1000
##ist das
im ganz wirblich wird. Lauter Feuilletonkniffe, aber nurzent es den¬
Abonnem kein Drama. Die Darstellung bemühte sich redlichgern.
Abonnent um die Absichten Arthur Schnitzler's. Ob die Mühe
ihren Lohn finden wird, werden die späteren Auf¬
führungen erweisen müssen. Das Publikum will einen¬
Eindruck, aber nicht Eindrücke, zumal wenn sie so
gemischt sind, daß sie sich schließlich gegenseitig ver¬
——
wischen.