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bergruche KakaduZukins
Telefon 12801.
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
Ausschnitt
Telefon 12801.
Nr. 93
„OBSERVER“
Ausschnitt
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
# l Sösterr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten¬
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„OBSERVER“ N.
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus:
ensiakt. W
Zellenig,
Ausschnitt aus:
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Theater und Kunst.
(Burgtheater.) Arthur Schnitzler hat uns gestern mit
drei neuen Einaktern unterhalten. Fast könnte man sagen: amüsirt,
„ Wien, 2. März. (Eig. Mitth.) Arthur Schnitzler hat
obgleich er in allen dreien ein sehr ernstes Gesicht macht. Zwei davon
gestern im Burgtheater mit drei Einaktern Erfolg gehabt. Sie
sind richtige Tragikomödien, und diese haben am stärksten gewirkt. Nach
sind indeß im Werth ebenso verschieden wie in Stoff und Form.
dem Schauspiel: „Die Gefährtin“ hatte der Dichter eine Menge Hervor¬
„Paracelsus“ muthet wie eine Jugend=Arbeit an, die durch
rufe, und auch die Groteske: „Der grüne Kakadu“, die den Schluß
Geistreichelei die noch mangelnde Gestaltungkraft zu ersetzen sucht.
machte, erwies sich dankbar. Doch beginnen wir bei dem Einleitungs¬
Sie zeigt uns den berühmten Theophrastus Bombastus als Hyp¬
notifeur, der mit seinen Künsten eine kleine Frau zwingt, die
stück: „Paracelsus“. Es ist eine in hübsche Verse gebrachte Anekdote,
geheimsten Wünsche ihres Herzens auszuplandern. Das Stück ist
wie Paracelsus die tugendsame Frau eines Waffenschmieds in regel¬
nicht viel mehr als eine Paraderolle, um die ein Endchen Handlung
rechter Hypnose alle ihre sündhaften Anwandlungen ausplaudern läßt.
herumgedichtet ist. Herr Robert spielte den Wundermann
Herr Robert war selbstverständlich ein unheimlicher Hypnotiseur und
in der Maske des Paufanias, interessant, aber wohl zu schwer.
In dem zweiten Stücke, das ich für das bedeutendste von den
Frau Schratt ein desto anheimelnderes Medium. Herr Thimig
dreien halte, erkennt man den Einfluß der modernen italienischen
wurde als Stadtarzt von damaliger Pedanterie nicht recht warm. Das
Schule. „Die Gefährtin“ nennt es Schnitzler. Ein grau¬
Schauspiel „Die Gefährtin“ ist ein kleines Meisterstück. Eine mit so
haarige: Gelehrter hat soeben seine junge Frau begraben.
vollendeter innerer und äußerer Oekonomie dramatisirte Novellette, daß
weiß, daß sie nie seine Gefährtin war und daß er auch ih
selbst die pessimistische Pointe ihr nicht schaden konnte. Ein Professor
äußerliche Tieue bald nach der Vermählung verloren hatte. Als
vornehme und milde Natur verstand er ihre Liebessehnsucht
hat soeben seine Frau begraben. Er weiß, daß sie ihm nicht tren
und duldete ihre Beziehung zu seinem Assistenten. Ja,
gewesen ist. Er ist alt und sein Assistent weit jünger. Er hat sich als
er hatte erwartet, das junge Paar werde seine Freiheit
Philosoph uns Physiologe von Anfang an darein ergeben. Er hätte
In einem Gespräch mit dem von
von ihm erbitten.
Die Frau soge frei gegeben, damit die Beiden sich heiraten können.
einer Ferienreise zurückkehrenden jungen Manne erfährt er, daß
Mun aber: lt ihm der Assistent mit, daß er sich kürzlich verlobt hat.
dieser schon seit Jahren verlobt sei und daß ihn also nicht die
Liebe zu der nun Verstorbenen getrieben habe. Er weist ihm die
Der Profenor ist entrüstet. „Also nicht Deine Geliebte, nur Deine
Thür, und jetzt entdeckt eine Freundin seiner Frau ihm, daß diese
Dirne hast Du aus ihr gemacht?" Er jagt ihn hinaus. Er
mit der Verlobung einverstanden war und daher nicht nur ihrer
glaubt die Frau an diesem Betrüger gerächt zu haben. Da
Schuld wegen, sondern auch in ihrer Gesinnung des Gatten
sagt ihm ihre vertraute Freundin, daß die Frau von der
unwerth gewesen sei. Alle diese rein innerlichen Vorgänge hat
Verlobung ihres Galans gewußt hat. Ihr war bas so recht.
der Dichter mit großer Feinheit und Wahrheit knapp und spannen
geschildert, so daß das heitle und gefährliche Thema in der von ihm
Der Professor stürzt aus den Höhen seiner Auffassung tief hinab:“
gewünschten Stimmung sich sicher entwickelte. Die Darstellung durch
einmal, zweimal. Daß diese Leute diese Dinge so leicht nehmen, hat:
„ die Herren Sonnenthal und Zeska und Fräulein Bleibtreu
Für
er doch nicht geahnt. Die kleine Geschichte ist voll von der Grau¬“
10 war meisterhaft. Beifall und Oppesition, zumeist aber Ver- usive
samkeit der Thatsachen. Sie hat die Zuschauer stark gepackt. Allerdings gus
20 wunderung und Befremden erregte das dritte Stück: der von der ##o.
albar
50 Berliner Zeusur verbotene „Grüne Kakadu“. Wir befinden voraus
war Herr Sonnenthal als Professor vorzüglich. Auch Herr Zeska den
100 uns am Tage der Erstürmung der Bastille in einer Pariser Spe¬
in der schwierigen Rolle des Assistenten. Fräulein Bleibtreu als
lunke, wo die verlotterte vornehme Welt sich an den Späßen st im
Vertraute sei nicht vergessen. Das dritte Stück: „Der grüne
einer seltsamen Komödiantenbande ergötzt, die unter großem es den
Kakadu“ kennzeichnen wir am kürzesten, wenn wir es einen „Bajazzo“
#honn Zulauf in der Maske von Verbrechern allerlei Schnick¬ u,
ohne Leoncavallo'sche Musik nennen. Oder einen anderen „Tabarin“.
vonn schnack treibt. Der Hauptspieler, der einen Mörder aus
Eifersucht darstellt, macht aus dem Scherz Ernst und
Eine Variante des Themas von der gespielten Eifersucht, die zur blutigen
streckt seinen Gegner zu Boden. Das Episodenbeswerk,
Wahrheit wird. Bei Schnitzler spielt die Sache in der Spelunke „zum
das neben dieser an „Bajazzo" und „Tabarin“ erinnernden
grünen Kakadu“, an dem Tage, da die Pariser die Bastille stürmen.
Handlung üppig und breit wechert, bringt einzelne ebenso kühne
Der Komödiant, der den verführerischen Herzog ersticht, ist eine
wie treffende Zuge aus jener wildbewegten Sturmzeit. Leider ist
Meisterrolle Sonnenthals. Vielleicht hat Schnitzler das Stück
aber das ganze Bild fahrig und unsicher durchgeführt, zahlreiche
Wiederholungen ermüden, und eine Unmenge lediglich grotesker
nur geschrieben, um ihm diese dankbare Szene zu machen. Als
Einfälle lähmt schließlich die dramatische Wirkung, so daß endlich
Rahmen dazu dient ein Zeitbild von jenem tin de siecle, aus dem
auch der politische Rummel keinen anderen Eindruck macht als
eine blasirte Marquise (Frau Mitterwurzer) besonders hervor¬
den eines geschickt inszeuirten Theaterlärms. Die Darstellung
ragt. Die Sache kommt aber trotz guter Einzelheiten nicht recht in
stand auch in diesem Stück zumeist auf vornehmer Höhe.
Zug, erst die große Sonnenthal=Szene lohnt das Spiel. Diese aber
reichlich
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Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte.
# l Sösterr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten¬
40
„OBSERVER“ N.
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
I. österr. behördl. concess. Bureau für Zeitungsberichte und Personalnachrichten
Filiale in Budapest: „Figyelö“, VIII. Josefsring 31 a. —
Wien, IX/1 Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyelö“. VIII. Josefsring 31a. —
Ausschnitt aus:
ensiakt. W
Zellenig,
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## 73 7).
vom /300
Theater und Kunst.
(Burgtheater.) Arthur Schnitzler hat uns gestern mit
drei neuen Einaktern unterhalten. Fast könnte man sagen: amüsirt,
„ Wien, 2. März. (Eig. Mitth.) Arthur Schnitzler hat
obgleich er in allen dreien ein sehr ernstes Gesicht macht. Zwei davon
gestern im Burgtheater mit drei Einaktern Erfolg gehabt. Sie
sind richtige Tragikomödien, und diese haben am stärksten gewirkt. Nach
sind indeß im Werth ebenso verschieden wie in Stoff und Form.
dem Schauspiel: „Die Gefährtin“ hatte der Dichter eine Menge Hervor¬
„Paracelsus“ muthet wie eine Jugend=Arbeit an, die durch
rufe, und auch die Groteske: „Der grüne Kakadu“, die den Schluß
Geistreichelei die noch mangelnde Gestaltungkraft zu ersetzen sucht.
machte, erwies sich dankbar. Doch beginnen wir bei dem Einleitungs¬
Sie zeigt uns den berühmten Theophrastus Bombastus als Hyp¬
notifeur, der mit seinen Künsten eine kleine Frau zwingt, die
stück: „Paracelsus“. Es ist eine in hübsche Verse gebrachte Anekdote,
geheimsten Wünsche ihres Herzens auszuplandern. Das Stück ist
wie Paracelsus die tugendsame Frau eines Waffenschmieds in regel¬
nicht viel mehr als eine Paraderolle, um die ein Endchen Handlung
rechter Hypnose alle ihre sündhaften Anwandlungen ausplaudern läßt.
herumgedichtet ist. Herr Robert spielte den Wundermann
Herr Robert war selbstverständlich ein unheimlicher Hypnotiseur und
in der Maske des Paufanias, interessant, aber wohl zu schwer.
In dem zweiten Stücke, das ich für das bedeutendste von den
Frau Schratt ein desto anheimelnderes Medium. Herr Thimig
dreien halte, erkennt man den Einfluß der modernen italienischen
wurde als Stadtarzt von damaliger Pedanterie nicht recht warm. Das
Schule. „Die Gefährtin“ nennt es Schnitzler. Ein grau¬
Schauspiel „Die Gefährtin“ ist ein kleines Meisterstück. Eine mit so
haarige: Gelehrter hat soeben seine junge Frau begraben.
vollendeter innerer und äußerer Oekonomie dramatisirte Novellette, daß
weiß, daß sie nie seine Gefährtin war und daß er auch ih
selbst die pessimistische Pointe ihr nicht schaden konnte. Ein Professor
äußerliche Tieue bald nach der Vermählung verloren hatte. Als
vornehme und milde Natur verstand er ihre Liebessehnsucht
hat soeben seine Frau begraben. Er weiß, daß sie ihm nicht tren
und duldete ihre Beziehung zu seinem Assistenten. Ja,
gewesen ist. Er ist alt und sein Assistent weit jünger. Er hat sich als
er hatte erwartet, das junge Paar werde seine Freiheit
Philosoph uns Physiologe von Anfang an darein ergeben. Er hätte
In einem Gespräch mit dem von
von ihm erbitten.
Die Frau soge frei gegeben, damit die Beiden sich heiraten können.
einer Ferienreise zurückkehrenden jungen Manne erfährt er, daß
Mun aber: lt ihm der Assistent mit, daß er sich kürzlich verlobt hat.
dieser schon seit Jahren verlobt sei und daß ihn also nicht die
Liebe zu der nun Verstorbenen getrieben habe. Er weist ihm die
Der Profenor ist entrüstet. „Also nicht Deine Geliebte, nur Deine
Thür, und jetzt entdeckt eine Freundin seiner Frau ihm, daß diese
Dirne hast Du aus ihr gemacht?" Er jagt ihn hinaus. Er
mit der Verlobung einverstanden war und daher nicht nur ihrer
glaubt die Frau an diesem Betrüger gerächt zu haben. Da
Schuld wegen, sondern auch in ihrer Gesinnung des Gatten
sagt ihm ihre vertraute Freundin, daß die Frau von der
unwerth gewesen sei. Alle diese rein innerlichen Vorgänge hat
Verlobung ihres Galans gewußt hat. Ihr war bas so recht.
der Dichter mit großer Feinheit und Wahrheit knapp und spannen
geschildert, so daß das heitle und gefährliche Thema in der von ihm
Der Professor stürzt aus den Höhen seiner Auffassung tief hinab:“
gewünschten Stimmung sich sicher entwickelte. Die Darstellung durch
einmal, zweimal. Daß diese Leute diese Dinge so leicht nehmen, hat:
„ die Herren Sonnenthal und Zeska und Fräulein Bleibtreu
Für
er doch nicht geahnt. Die kleine Geschichte ist voll von der Grau¬“
10 war meisterhaft. Beifall und Oppesition, zumeist aber Ver- usive
samkeit der Thatsachen. Sie hat die Zuschauer stark gepackt. Allerdings gus
20 wunderung und Befremden erregte das dritte Stück: der von der ##o.
albar
50 Berliner Zeusur verbotene „Grüne Kakadu“. Wir befinden voraus
war Herr Sonnenthal als Professor vorzüglich. Auch Herr Zeska den
100 uns am Tage der Erstürmung der Bastille in einer Pariser Spe¬
in der schwierigen Rolle des Assistenten. Fräulein Bleibtreu als
lunke, wo die verlotterte vornehme Welt sich an den Späßen st im
Vertraute sei nicht vergessen. Das dritte Stück: „Der grüne
einer seltsamen Komödiantenbande ergötzt, die unter großem es den
Kakadu“ kennzeichnen wir am kürzesten, wenn wir es einen „Bajazzo“
#honn Zulauf in der Maske von Verbrechern allerlei Schnick¬ u,
ohne Leoncavallo'sche Musik nennen. Oder einen anderen „Tabarin“.
vonn schnack treibt. Der Hauptspieler, der einen Mörder aus
Eifersucht darstellt, macht aus dem Scherz Ernst und
Eine Variante des Themas von der gespielten Eifersucht, die zur blutigen
streckt seinen Gegner zu Boden. Das Episodenbeswerk,
Wahrheit wird. Bei Schnitzler spielt die Sache in der Spelunke „zum
das neben dieser an „Bajazzo" und „Tabarin“ erinnernden
grünen Kakadu“, an dem Tage, da die Pariser die Bastille stürmen.
Handlung üppig und breit wechert, bringt einzelne ebenso kühne
Der Komödiant, der den verführerischen Herzog ersticht, ist eine
wie treffende Zuge aus jener wildbewegten Sturmzeit. Leider ist
Meisterrolle Sonnenthals. Vielleicht hat Schnitzler das Stück
aber das ganze Bild fahrig und unsicher durchgeführt, zahlreiche
Wiederholungen ermüden, und eine Unmenge lediglich grotesker
nur geschrieben, um ihm diese dankbare Szene zu machen. Als
Einfälle lähmt schließlich die dramatische Wirkung, so daß endlich
Rahmen dazu dient ein Zeitbild von jenem tin de siecle, aus dem
auch der politische Rummel keinen anderen Eindruck macht als
eine blasirte Marquise (Frau Mitterwurzer) besonders hervor¬
den eines geschickt inszeuirten Theaterlärms. Die Darstellung
ragt. Die Sache kommt aber trotz guter Einzelheiten nicht recht in
stand auch in diesem Stück zumeist auf vornehmer Höhe.
Zug, erst die große Sonnenthal=Szene lohnt das Spiel. Diese aber
reichlich