II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 392

9.4. Der gruche Kakadu ZukIns
Wien, 2. März.
Wochen
(Burgtheater.) Gestern wurden drei Einacter von
ie ohne
Arthur Schnitzler zum erstenmale aufgeführt, welche den
Beginn einer neuen Entwicklungsperiode des Dichters anzu¬
erhältniß
kündigen scheinen. Den größten Erfolg hatte „Die Gefährtin“.
Straßen¬
mit Sonnenthal in der Hauptrolle. Auch „Paracelsus“
st. Von
gefiel, doch wurde die gute Stimmung durch die Unsicherheit
che Ant¬
der Darsteller beinträchtig. „Der grüne Kakadu“ wäre gleich¬
rlangen.
falls beinahe an der schauspielerischen und scenischen Unzu¬
oth. Die
länglichkeit gescheitert. Allein die eigenthümliche Kraft dieses
nnen —
Stückes setzte sich selbst durch und es gab einen schönen
ädchen,
Erfolg, um welchen Frau Mitterwurzer und Herr
Harimann sich sehr verdient machten. Wir kommen
jedene,
morgen ausführlich auf diesen überaus interessanten Abens
ie alte
zurück.
3 ver¬
f. s.
In der Hofoper werden demnächst die neuengagitten
in 17
. Herren Preuß (Tenor Buffo) und Hensel (lynischer Tenor),

——
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führen, nachdem sie hier eingeleitet worden sind. Von
dieser Absicht hat es sein Abkommen und es wurde be¬
schlossen, in Wien weiter zu verhandeln. In Vertretung
der Deutschen Bank ist Dr. Siemens hier eingetroffen, die
Delegirten der Pariser Finanzinstitute werden heute hier
erwartet. Bulgarien hat in den letzten Jahren, insbesonderes
in der Periode von 1888 bis 1892, vorwiegend zu Eisen¬
bahnbauten und Hafenanlagen große Anlehen kontrahirt,
von denen gegenwärtig noch 155 Millionen Franks sechs¬
perzentige Titres im Umlaufe sich befinden. Das Ministe¬
rium Steilow hat zudem den Plan gefaßt, für die bul¬
garische Strecke der Orientbabnen Konkurrenzlinien herzu¬
stellen und zu diesem Zwecke ein Anlehen von 290 Millionens
Franks zu kontrabiren. Man hatte kaum mit dem Baus
begonnen, als sich die Gesellschaft der Orientbahnens
bereit erklärte, ihre zu konkurrenzirenden Linien vorbehalt¬
lich der Genehmigung der Pforte an Bulgarien abzu¬
treten. Zur Beschaffung der Mittel, zur Beseitigung der
schwebenden Schuld und zur Schaffung von Kassebeständen
sollte eben das erwähnte fünfperzentige Anlehen dienen,
und um die Pille ein wenig zu versüßen, wurde in das
Programm die Konversion der sechsperzentigen Titres mit
ausgenommen.
Das Ministerium Stoilow siel über seine Finanz¬
projekte und damit war dem Nachfolger Grecow der Wegie
halb und halb vorgezeichnet. Der Gedanke, die in Bul¬
garien gelegenen Linien der Orientbahnen zu erwerben,
werde aufgegeben, von den Konkurrenzbahnen jedoch werden
beibehalten: 1. Sofia=Schumla, welche Linie nahezu voll¬
endet ist; 2. Rustschuk=Tirnova; 3. die Hafenanlagen von
Varna und Burgas.
Es handelt sich sonach in den Konferenzen, welches
heute ihren Anfang nehmen werden, um zwei für Bül¬
garien äußerst wichtige Dinge. In erster Reihe steht die
absolut nothwendige Sanirung der bulgarischen Finanz¬
lage, die Fundirung der schwebenden Schuld, die Kon¬
version der sechsperzentigen Schuld. In zweiter Reihe steht
dann die Eisenbahnfrage, die Durchführung der reduzirten
Bahnprojekte oder der nochmalige Versuch, die bulgarischen
Linien der Orientbahnen zu erwerben. Diese Aufgaben be¬
schäftigen zwei verschiedene Bankgruppen,
die des Wiener Bankverein, welche die Inter¬
essen der Orientbahnen vertritt, und die der Länder¬
[bank, welche mit ihren Konsorten die Sanirung der
Finanzen anbahnen will. Es sind äußerst interessante An¬
gelegenheiten, und man darf der Weiterentwicklung der
Dinge mit großem Interesse entgegensehen. Das Resultats
der Wiener Verhandlungen wird für die nächstc Zukunft
Bulgariens von enormer Wichtigkeit sein.
Brüssel, 3. März. (Privattelegramm desk
„Wiener Tagblatt“.) Die Börse eröffnete heute
bei stillem Geschäfte zu ungefähr gestrigen Schlußkursen,
nur Türken=Lose waren begehrt und lebhaft umgesetzt, da
die gestrigen Pariser Käufe heute Fortsetzung fanden.
Spanische Werthe stagnirten vollkommen. Türkische Werthe
recht gut behauptet. Italiener schwächten sich auf heimische"
Abgaben mäßig ab. Rio Tinto anfangs ziemlich fest, er¬
niedrigten schließlich auf rückgängigen Kupferpreis in
London ihr Kursniveau um zehn Franks. Schluß all¬
gemein matt.
Uhr 20 Minuten: Spauier