9.4. Der Bruehe Kakadu ZpkIus
„Ob er wohl kommen wird?“ Die Herzensfrage
sehnsuchtsvollen Liebesbangens hatte am Mittwoch im
Burgtheater eine weniger lyrische als dramatische
Bedeutung angenommen. Die jüngste Theaterstreitfrage
drängte sich hinein, die des Antoren=Hervorrufes. Wird
Arthur Schnitzler kommen, wenn er gerufen wird,
oder nicht? Nun, er ist gekommen, er hat sich nicht dem
Bund der „Unsichtbaren“ angeschlossen, und Julius.
Bauer obwohl er dem Manifest derselben seine Unter¬
schrift nicht verweigert hat, ist witzig objektiv genug ge¬
wesen, dem dreifach einaktigen Dichter folgende graziösen
Verse zu widmen:
„Soll sich ein braver Dichtersmann ##.
Vorm Publikum verneigen?
Wenn Einer zeigt, daß er was kann, %#,77.
Dann kann er sich auch zeigen.“
Damit ist die ganze Streitsache wohl ins Gleich¬
gewicht gebracht, und Alles wird werden, oder vielmehr
bleiben, wie wir es gleich gesagt haben. Es wird heraus¬
kommen, wer will — wenn er gerufen wird heißt das
selbstverständlich — und wer keine Lust dazu hat, wird
eben nicht kommen. Anläßlich der Diskussionen darüber
in den betreffenden Kreisen wurde übrigens dieser Tage
eine lustige Reminiszenz aus dem Burgtheater erzählt.
Was nämlich einmal vor Jahren einem Autor passirt ist,
der nicht kommen wollte. Es war bei der ersten Vor¬
stellung des vielgespielten Einakters „Wenu man
nicht tanzt“ von Schlesinger. Vor dem Beginn
hatte Anschütz, der die Regie führte, den Autor
gefragt, ob er für den Fall eines Hervorrufes gewillt sei,
dem Publikum persönlich zu danken, und die Antwort
war gewesen, Herr Anschütz möge die Freundlichkeit haben,
in diesem Falle vor das Publikum zu treten. Darauf war
der Regisseur nach der Coulisse links, der Autor nach der
Coulisse rechts gegangen, so daß Beide während des
Spieles sich nicht weiter miteinander verständigen konnten,
und die Vorstellung hatte ihren Lauf genommen. Das!
Stückchen gefiel und gegen Schluß kam Laube aus der
Loge herab in die Coulisse zum Verfasser, sehr zufrieden
über den günstigen Verlauf. Unter lebhaftem Beifall
senkte sich der Vorhang und Laube, ungeduldig darüber,
daß der in seinem ganzen Wesen ja pathetisch schwere
Anschütz nicht rasch genug den Vorhang aufziehen ließ,
gab selbst das Zeichen dazu, riß mit einem starken Ruck
dem Verfasser den Winterrock vom Leibe und stieß förmlich
den sich Sträubenden vorwärts, so daß der Kopf aus der
Coulisse heraus in demselben Augenblick sichtbar wurde, in
welchem von der anderen Seite Herr Anschütz gravitätisch
auf die Bühne herausgeschritten kam, um in der nachdrucks¬
vollen Wuchtigkeit seiner Rede „im Namen des Verfassers“.
den gebührenden Dank auszusprechen. Das Publikum
hatte indessen anstatt des Namens das, allerdings rasch
wieder verschwindende Gesicht des Verfassers mit schallen¬
dem Gelächter begrüßt. Nun sollte zu dem Gesicht durch¬
aus auch der übrige Körper hinaus, und drei= und vier¬
mal wiederholte sich der Hervorruf zu diesem Zwecke. Aber
der Antor hatte genug an der kurzen komischen Situation
und keine Lust, ein Da capo zu bieten, Herr Anschütz
erschien immer wieder allein. Ein Beweis, daß man mit
dem Erscheinen so vorsichtig sein muß, wie mit dem Nicht¬
erscheinen.
box 15/5
Theater, Kunst, Musik und Literarne.
Wien, 2. März 1899.
Hofburgtheater. Wenn ein begabter Schriftsteller allzu
geistreich sein und durch besondere Tries verblüffen will,
dann passirt es ihm leicht, daß er sein Ziel verfehlt und
Vielen unverständlich wird. Diese Lehre kann Herr Arthur
Schnitzler aus der Aufnahme ziehen, die gestern seine
Einakter=Trilogie im Hofburgtheater erfahren hat. Es scheinen
ihm offenbar Sudermann's „Morituri“ als Beispiel
vorgeschwebt zu haben, jene Serie von kleinen Stücken, die
durch einen einheitlichen Grundgedanken zusammenhängen.
Die Schnitzler'schen Einakter durchzieht jedoch eine schwer
verständliche Grundidee, die niemals klor hervortritt. Viel¬
leicht ist es der Gedanke, daß im menschlichen Leben aus
dem Spiel der Phantasie oft bare Wirklichkeit werden könne,
wenn ein Zufall als Motor mitspielt und daß dann jäh¬
lings ein erträumtes Glück zerschellt. Natürlich wird dies,
wie es bei den „Modernen“ Dogma ist, an drei Ehebruchs¬
Themen demonstrirt, die also als das einzige einheitliche
Band der drei Stücke Schnitzler's erscheinen. In dem ersten
Einakter: Paracelsus“ spielt dieser berühmte Wunder¬
arzt die Rolle eines Hypnotiseurs, von der der gelehrte, in
mystischen Künsten allerdings geübte Bombastus wohl keine
Ahnung gehabt haben dürfte. Sein Medium ist die junge
Frau eines wackeren Waffenschmiedes zu Basel, die von
Paracelsus einst geliebt worden war. Er suggerirt ihr einen
Ehebruch mit einem hübschen Junker, den sie zwar nicht
begangen hat, aber von demselben nicht weit entfernt
war. Der Gatte ist verzweifelt und beschwört den Schwarz¬
künstler, den Zauber, der die Frau umfangen hält, zu
lösen. Dies geschieht, doch gebietet Paracelsus der Schönen,
jetzt nur die Wahrheit zu sprechen und nun entdeckt sie
Für 50 Zeit ihm, daß auch sie ihn seinerzeit geliebt, diese Leidenschaft llusive
aber überwunden habe. Ihr Gatte könne fortan, wenn Porto.
100
er sie treu bewachen wolle — was wohl sehr nothwendig fahlbar
Voraus
200
erscheint — auf ihre Standhaftigkeit rechnen. Ist in „Para¬
500
celsus“ der Ehebruch nur ein siktiver, so besteht er in „Die
ist da¬
„ 1000
Gefährtin“ umso gründlicher. Ein in Jahren vorgerückter
Im 6
Professor hat soeben seine junge Frau, die ein Herzschlag ilnes den
Abonnement
getödtet hat, zur letzten Ruhe bestattet. Doch ist sein Schmerz irn.
kein tiefer, denn es war ihm kein Geheimniß geblieben, daß
Abonnenten
die Dahingegangene ihn mit seinem ersten Assistenten be¬
trogen hat. Er sand dies bei dem großen Unterschiede der
Jahre, der ihn von seiner Gattin trennte, begreiflich und
würde dem Bunde der Liebenden kein Hinderniß bereitet
haben, wenn sie offen vor ihn hingetreten wären. Er will
auch nach dem Tode der schuldigen Frav dem Assistenten
gegenüber keine Erwähnung von der Sache thun; als ihm
der junge Arzt jedoch erzählt, daß er bereits seit zwei
Jahren mit einer Anderen verlobt sei, da braust er auf
und weist dem Libertin, der die Dahingeschiedene nur zur
„Dirne“ gemacht habe, die Thüre. Doch erfährt er jetzt,
daß sein Weib um die Verlobung ihres Galans längst ge¬
wußt und dennoch das Verhältniß mit diesem aufrecht erhalten
habe. Da fühlt der Professor auch den letzten Faden, der ihn
mit der Unwürdigen verbunden hat, gerissen und er tritt ruhigen
Gemüthes eine längere Erholungreise an. Das Problem ist, wie
man sieht, scharfauf die Spitze gestellt und neigt dem Lächerlichen
zu, doch ist gerade dieses Stück am besten gearbeitet und
enthält manche feinen, dem Leben entnommenen Züge. Den
dritten Einakter „Der grüne Kakadu“ nennt Schnitzler
eine „Groteske“. Er hat recht, die Geschichte ist wirklich
grotesk. In der Schenke „zum grünen Kakadu“ in Paris
verkehrt am Vorabende der Erstürmung der Bastille eine
wunderliche Gesellschaft, Schmierenkomödianten führen dort
mit anderem Gesindel allerlei tolles Zeug auf und die
Zuschauer rekrutiren sich aus einem degenerirten Theile der
hohen Aristokratie. Ein leichtlebiger Herzog knüpft Beziehungen
zu einer hübschen Schauspielerin an, deren Gatte davon
keine Ahnung hat. Wie im „Bajazzo“ oder im „Tabarin“
spielt der betrogene Gatte und Komödiant vor seinems
Publikum zuerst eine Eifersuchtsszene, die dann, als
er die Wahrheit erfährt, zur Thatsache wird. Nur
ersticht er im „grünen Kakadu“ nicht sein Weib, sondern
den Herzog und soll verhaftet werden, als die Kunde ein¬
trifft, doß die Bastille erstürmt sei, worauf die Revolution
mit allen Schrecken losbricht. Das Spiel zwischen Täuschung
und Wirklichkeit wird in dem Schnitzler'schen Einakter ermü¬
dend breit gesponnen, immerhin übt die entscheidende Szene
ihre dramatische Wirkung aus. Der Antor wurde nach dem
zweiten und dritten Stücke wiederholt gerufen, nach dem
ersten dankte für ihn der Regisseur Herr Hartmann. In
„Paracelsus“ waren Frau Schratt und die Herren
Robert und Krastel, in „Die Gefährtin“ Frl. Bleib¬
treu und die Herren Sonnenthal und Zeska her¬
vorragend beschäftigt. Im „grünen Kakadu“ wimmelt es
von agirenden Personen. Sonnenthal als betrogener
Gatte war gut, nur in der Erscheinung zu alt. Sonst sind
noch die Damen Mitterwurzer und Witt und die
Herren Zeska, Reimers und Römpler zu neunen.
aue
Alpha.
„Ob er wohl kommen wird?“ Die Herzensfrage
sehnsuchtsvollen Liebesbangens hatte am Mittwoch im
Burgtheater eine weniger lyrische als dramatische
Bedeutung angenommen. Die jüngste Theaterstreitfrage
drängte sich hinein, die des Antoren=Hervorrufes. Wird
Arthur Schnitzler kommen, wenn er gerufen wird,
oder nicht? Nun, er ist gekommen, er hat sich nicht dem
Bund der „Unsichtbaren“ angeschlossen, und Julius.
Bauer obwohl er dem Manifest derselben seine Unter¬
schrift nicht verweigert hat, ist witzig objektiv genug ge¬
wesen, dem dreifach einaktigen Dichter folgende graziösen
Verse zu widmen:
„Soll sich ein braver Dichtersmann ##.
Vorm Publikum verneigen?
Wenn Einer zeigt, daß er was kann, %#,77.
Dann kann er sich auch zeigen.“
Damit ist die ganze Streitsache wohl ins Gleich¬
gewicht gebracht, und Alles wird werden, oder vielmehr
bleiben, wie wir es gleich gesagt haben. Es wird heraus¬
kommen, wer will — wenn er gerufen wird heißt das
selbstverständlich — und wer keine Lust dazu hat, wird
eben nicht kommen. Anläßlich der Diskussionen darüber
in den betreffenden Kreisen wurde übrigens dieser Tage
eine lustige Reminiszenz aus dem Burgtheater erzählt.
Was nämlich einmal vor Jahren einem Autor passirt ist,
der nicht kommen wollte. Es war bei der ersten Vor¬
stellung des vielgespielten Einakters „Wenu man
nicht tanzt“ von Schlesinger. Vor dem Beginn
hatte Anschütz, der die Regie führte, den Autor
gefragt, ob er für den Fall eines Hervorrufes gewillt sei,
dem Publikum persönlich zu danken, und die Antwort
war gewesen, Herr Anschütz möge die Freundlichkeit haben,
in diesem Falle vor das Publikum zu treten. Darauf war
der Regisseur nach der Coulisse links, der Autor nach der
Coulisse rechts gegangen, so daß Beide während des
Spieles sich nicht weiter miteinander verständigen konnten,
und die Vorstellung hatte ihren Lauf genommen. Das!
Stückchen gefiel und gegen Schluß kam Laube aus der
Loge herab in die Coulisse zum Verfasser, sehr zufrieden
über den günstigen Verlauf. Unter lebhaftem Beifall
senkte sich der Vorhang und Laube, ungeduldig darüber,
daß der in seinem ganzen Wesen ja pathetisch schwere
Anschütz nicht rasch genug den Vorhang aufziehen ließ,
gab selbst das Zeichen dazu, riß mit einem starken Ruck
dem Verfasser den Winterrock vom Leibe und stieß förmlich
den sich Sträubenden vorwärts, so daß der Kopf aus der
Coulisse heraus in demselben Augenblick sichtbar wurde, in
welchem von der anderen Seite Herr Anschütz gravitätisch
auf die Bühne herausgeschritten kam, um in der nachdrucks¬
vollen Wuchtigkeit seiner Rede „im Namen des Verfassers“.
den gebührenden Dank auszusprechen. Das Publikum
hatte indessen anstatt des Namens das, allerdings rasch
wieder verschwindende Gesicht des Verfassers mit schallen¬
dem Gelächter begrüßt. Nun sollte zu dem Gesicht durch¬
aus auch der übrige Körper hinaus, und drei= und vier¬
mal wiederholte sich der Hervorruf zu diesem Zwecke. Aber
der Antor hatte genug an der kurzen komischen Situation
und keine Lust, ein Da capo zu bieten, Herr Anschütz
erschien immer wieder allein. Ein Beweis, daß man mit
dem Erscheinen so vorsichtig sein muß, wie mit dem Nicht¬
erscheinen.
box 15/5
Theater, Kunst, Musik und Literarne.
Wien, 2. März 1899.
Hofburgtheater. Wenn ein begabter Schriftsteller allzu
geistreich sein und durch besondere Tries verblüffen will,
dann passirt es ihm leicht, daß er sein Ziel verfehlt und
Vielen unverständlich wird. Diese Lehre kann Herr Arthur
Schnitzler aus der Aufnahme ziehen, die gestern seine
Einakter=Trilogie im Hofburgtheater erfahren hat. Es scheinen
ihm offenbar Sudermann's „Morituri“ als Beispiel
vorgeschwebt zu haben, jene Serie von kleinen Stücken, die
durch einen einheitlichen Grundgedanken zusammenhängen.
Die Schnitzler'schen Einakter durchzieht jedoch eine schwer
verständliche Grundidee, die niemals klor hervortritt. Viel¬
leicht ist es der Gedanke, daß im menschlichen Leben aus
dem Spiel der Phantasie oft bare Wirklichkeit werden könne,
wenn ein Zufall als Motor mitspielt und daß dann jäh¬
lings ein erträumtes Glück zerschellt. Natürlich wird dies,
wie es bei den „Modernen“ Dogma ist, an drei Ehebruchs¬
Themen demonstrirt, die also als das einzige einheitliche
Band der drei Stücke Schnitzler's erscheinen. In dem ersten
Einakter: Paracelsus“ spielt dieser berühmte Wunder¬
arzt die Rolle eines Hypnotiseurs, von der der gelehrte, in
mystischen Künsten allerdings geübte Bombastus wohl keine
Ahnung gehabt haben dürfte. Sein Medium ist die junge
Frau eines wackeren Waffenschmiedes zu Basel, die von
Paracelsus einst geliebt worden war. Er suggerirt ihr einen
Ehebruch mit einem hübschen Junker, den sie zwar nicht
begangen hat, aber von demselben nicht weit entfernt
war. Der Gatte ist verzweifelt und beschwört den Schwarz¬
künstler, den Zauber, der die Frau umfangen hält, zu
lösen. Dies geschieht, doch gebietet Paracelsus der Schönen,
jetzt nur die Wahrheit zu sprechen und nun entdeckt sie
Für 50 Zeit ihm, daß auch sie ihn seinerzeit geliebt, diese Leidenschaft llusive
aber überwunden habe. Ihr Gatte könne fortan, wenn Porto.
100
er sie treu bewachen wolle — was wohl sehr nothwendig fahlbar
Voraus
200
erscheint — auf ihre Standhaftigkeit rechnen. Ist in „Para¬
500
celsus“ der Ehebruch nur ein siktiver, so besteht er in „Die
ist da¬
„ 1000
Gefährtin“ umso gründlicher. Ein in Jahren vorgerückter
Im 6
Professor hat soeben seine junge Frau, die ein Herzschlag ilnes den
Abonnement
getödtet hat, zur letzten Ruhe bestattet. Doch ist sein Schmerz irn.
kein tiefer, denn es war ihm kein Geheimniß geblieben, daß
Abonnenten
die Dahingegangene ihn mit seinem ersten Assistenten be¬
trogen hat. Er sand dies bei dem großen Unterschiede der
Jahre, der ihn von seiner Gattin trennte, begreiflich und
würde dem Bunde der Liebenden kein Hinderniß bereitet
haben, wenn sie offen vor ihn hingetreten wären. Er will
auch nach dem Tode der schuldigen Frav dem Assistenten
gegenüber keine Erwähnung von der Sache thun; als ihm
der junge Arzt jedoch erzählt, daß er bereits seit zwei
Jahren mit einer Anderen verlobt sei, da braust er auf
und weist dem Libertin, der die Dahingeschiedene nur zur
„Dirne“ gemacht habe, die Thüre. Doch erfährt er jetzt,
daß sein Weib um die Verlobung ihres Galans längst ge¬
wußt und dennoch das Verhältniß mit diesem aufrecht erhalten
habe. Da fühlt der Professor auch den letzten Faden, der ihn
mit der Unwürdigen verbunden hat, gerissen und er tritt ruhigen
Gemüthes eine längere Erholungreise an. Das Problem ist, wie
man sieht, scharfauf die Spitze gestellt und neigt dem Lächerlichen
zu, doch ist gerade dieses Stück am besten gearbeitet und
enthält manche feinen, dem Leben entnommenen Züge. Den
dritten Einakter „Der grüne Kakadu“ nennt Schnitzler
eine „Groteske“. Er hat recht, die Geschichte ist wirklich
grotesk. In der Schenke „zum grünen Kakadu“ in Paris
verkehrt am Vorabende der Erstürmung der Bastille eine
wunderliche Gesellschaft, Schmierenkomödianten führen dort
mit anderem Gesindel allerlei tolles Zeug auf und die
Zuschauer rekrutiren sich aus einem degenerirten Theile der
hohen Aristokratie. Ein leichtlebiger Herzog knüpft Beziehungen
zu einer hübschen Schauspielerin an, deren Gatte davon
keine Ahnung hat. Wie im „Bajazzo“ oder im „Tabarin“
spielt der betrogene Gatte und Komödiant vor seinems
Publikum zuerst eine Eifersuchtsszene, die dann, als
er die Wahrheit erfährt, zur Thatsache wird. Nur
ersticht er im „grünen Kakadu“ nicht sein Weib, sondern
den Herzog und soll verhaftet werden, als die Kunde ein¬
trifft, doß die Bastille erstürmt sei, worauf die Revolution
mit allen Schrecken losbricht. Das Spiel zwischen Täuschung
und Wirklichkeit wird in dem Schnitzler'schen Einakter ermü¬
dend breit gesponnen, immerhin übt die entscheidende Szene
ihre dramatische Wirkung aus. Der Antor wurde nach dem
zweiten und dritten Stücke wiederholt gerufen, nach dem
ersten dankte für ihn der Regisseur Herr Hartmann. In
„Paracelsus“ waren Frau Schratt und die Herren
Robert und Krastel, in „Die Gefährtin“ Frl. Bleib¬
treu und die Herren Sonnenthal und Zeska her¬
vorragend beschäftigt. Im „grünen Kakadu“ wimmelt es
von agirenden Personen. Sonnenthal als betrogener
Gatte war gut, nur in der Erscheinung zu alt. Sonst sind
noch die Damen Mitterwurzer und Witt und die
Herren Zeska, Reimers und Römpler zu neunen.
aue
Alpha.