II, Theaterstücke 9, (Der grüne Kakadu. Drei Einakter, 3), Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt, Seite 415

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9 4. Der-Ernene Kakadu—Zukius
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Nr. 65
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Kinderlose Ehen.
(„Paracelsus“ Schauspiel in einem Akt; „Die Gefährtin“, Schau¬
spiel in einem Akt; „Der grüne Kakadu“, Groteske in einem Akt:
alle Drei von Arthur Schnitzler.
Zum erstenmale aufgeführt im
k. k. Hofburgtheater am 1. März 1899.)
GS##n den Siebziger= und Achtzigerjahren des scheidenden Jahr¬
hunderts, als die französische Sittenkomödie die Wiener
Bühnen unumschränkt beherrschte und man von Henrik
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Ibsen nur ganz wenig, von den anderen Modernen noch
gar nichts wußte, sind die Einakter aus der Mode gekommen.
Zwar umfaßte das Repertoire des Hofburgtheaters eine ganze
Reihe discretester und vornehmster einaktiger Lustspiele — man
erinnere sich an „Eine Partie Piquet“, „Eine Tasse Thee“, „Ein
Tiger“ „Wenn man nicht tanzt", „Die Gustel von Blasewitz“,
„Der Hofball“ u. v. A. —
zwar hatte bereits Goethe in seinem
Kleingemälde „Die Geschwister“ den Weg gewiesen, auch Ernstes
in kleinerem Rahmen zu behandeln, zwar gehörten einige Partien
aus diesen kleineren Dramen zu den Glanzrollen der ersten Sterne
unserer Hofbühne — dies Alles schien das Publikum zu vergessen, #
denn es lüstete ihm nach fünf und vieraktigen Sensationen ohne 1
Gehalt, ohne feine Pointirung. Erst die Moderne hat den Ein¬
akter wieder populär und interessant gemacht, besonders, seit
Hermann Sudermann vier solche dramatische Kleinigkeiten unter
dem Titel „Morituri“ zu einem Theaterabende verknüpft hat.
So erfreuen uns nun wieder die kurzen Stücke, in denen
der Geist und Witz des Autors condensirt erscheinen. Vor wenigen
Wochen erst hat man sich in Sigmund Schlesinger's „Der
„Scheidungsschmaus“, in diesem Cabinetstück feinster Humoristik,
köstlich amüsirt, und nun ist der Begabteste unter unseren Modernen,
Arthur=Schnitzler — wir bekennen es offen, daß wir ihn für viel
bedeutender als Hermann Bahr halten, seit Mittwoch ganz gewiß
mit zwei historisch eostümirten und einem modernen Einakter
gekommen. Eine hocherfreuliche, innere Wandlung, ein Läuterungs¬
proceß ist mit Schnitzler vorgegangen, seit er, vor wenigen Monaten
erst, das letzte abendfüllende Stuck ii seinen ungeglaubten An¬
griffen auf die gute Sitte und ein einaktiges Lustspiel, in dem
eine leichtfertige Ballerine ihre Freunde mit Obersschaum bespritzt,
schrieb. Der Antorist zum — Dichter geworden. Schnitzler,
der immer Details meisterhaft geschaut und geschildert, der stets
ein großes dramatisches Talent gezeigt hat, ist tiefer, ernsthafter,
allmenschlicher geworden. Er hat seine Kunst losgerungen vom
Milien der Cocotten= und Grisettenauartiere, in die er seine Zu¬
seher mit Vorliebe führte, er hat sich zu Höherem, nicht nur in
höhere Kreise, sondern auch zu höheren psychischen Aufgaben
emporgeschwungen.
„Kinderlose Ehen“ könnte man die drei Mittwoch im Hof¬
burgtheater mit wohlverdientem Erfolge gegebenen Einakter „Para¬
celsus“, „Die Gefährtin“ und „Der grüne Kakadu“
gemeinsam betiteln. Denn in allen drei Drama=Kleinigkeiten erzählt
helente
vonjener
der Dichter vom Undefriedigtsein kinderleser
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